Hertha BSC:"Da muss der Verein mal die Klappe halten"

Hertha BSC: "Wir sind klar in der Birne": Hertha-Manager Fredi Bobic wehrt sich gegen den Vorwurf der Blauäugigkeit.

"Wir sind klar in der Birne": Hertha-Manager Fredi Bobic wehrt sich gegen den Vorwurf der Blauäugigkeit.

(Foto: Christof Koepsel/Getty Images)

Durch den dramatischen Fehlstart nach der Winterpause ist die Stimmung bei Hertha BSC schlecht. Manager Fredi Bobic wehrt sich gegen den Vorwurf der Blauäugigkeit - und beklagt undichte Stellen im Klub.

Von Javier Cáceres, Berlin

Die Gesichter der Verantwortlichen von Hertha BSC trugen auch am Montag noch Züge, die keine Fragen mehr offenließen. Was ja, angesichts des ziemlich dramatischen Fehlstarts vom Samstag beim VfL Bochum, keine sonderlich große Überraschung war.

Mit 1:3 hatten die Berliner verloren, damit mehr oder minder die Plätze mit den Bochumern getauscht: Hertha rutschte vom 15. auf den vorletzten Platz, Bochum sprang von 17 auf 14. Der Nichtabstieg sei ein "Fernziel", so formulierte das Trainer Sandro Schwarz am Montag und wählte das Wort wohl auch eingedenk des anstehenden Programms, das es allein in dieser eiskalten englischen Woche für Hertha in sich hat, obschon zwei Heimspiele anstehen. Am Dienstag gastiert der VfL Wolfsburg, der sich gerade mit einem 6:0 gegen den SC Freiburg warm geschossen hat, am Samstag schaut der Nachbar 1. FC Union im Olympiastadion vorbei - zu einem mit Emotionen stets überladenen Stadtduell.

Wer am Montag die Fachpresse studierte, auch die örtliche, der konnte zwischen den Zeilen den latenten Vorwurf der Blauäugigkeit herauslesen - und dagegen wehrten sich Schwarz und Manager Fredi Bobic vehement. Im Hertha-Generalhauptquartier habe nie jemand irgendetwas rosiger gemalt, als es ist, sagte Bobic mit großer Bestimmtheit; dementsprechend müsse sich auch niemand Sorgen machen, "dass wir strahlend dem Abstieg entgegengehen", versicherte der Manager: "Wir sind klar in der Birne."

"Wir wissen, in welcher Situation, in welcher Tabellenregion wir sind", sagt Trainer Schwarz

Trainer Schwarz wiederum berichtete, dass die Verfehlungen vom Samstag intern sehr ausgiebig thematisiert worden seien; die auch von ihm öffentlich geäußerte, deutliche Kritik ("zu wenig Intensität", "zu wenig Aggressivität", "nicht unser Anspruch") habe eine umfassende Selbstkritik der Mannschaft zum Echo gehabt. Auch er versicherte, dass es der Mannschaft nicht an Orientierung mangele: "Wir wissen, in welcher Situation, in welcher Tabellenregion wir sind." Gleichwohl müsse die Mannschaft mit Zuversicht an die Aufgabe gegen Wolfsburg herangehen. Das wird schwer genug: Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt werden sich allenfalls 30 000 Zuschauer ins Olympiastadion begeben wollen. Immerhin: Dodi Lukebakio kehrt ins Team zurück und verkörpert die Hoffnungen der Hertha auf so etwas wie spielerische Verbesserung.

Verärgert zeigte sich Manager Bobic über die anschwellenden Spekulationen um den Einstieg von "777 Partners" bei der Hertha. Das Private-Equity-Unternehmen aus den USA hat öffentlich Interesse an einer Übernahme der Anteile an der Hertha-Profiabteilung gezeigt, die Lars Windhorst gehören. Am Montag berichtete der Kicker, die Gespräche stünden "vor dem Abschluss". Zwar sei "die Überzeugung groß, dass man weit ist in den Gesprächen", meinte Bobic, nur: "Kurz vor dem Abschluss? Glaube ich nicht."

Vergrätzt war Bobic aber vor allem darüber, dass es ein paar undichte Stellen gebe. Es sei "dämlich", dass Informationen aus dem Inneren des Klubs an die Öffentlichkeit gestreut würden. "Da muss der Verein mal die Klappe halten", forderte Bobic, ohne Details zu nennen. Angeblich will 777 Partners - das im europäischen Fußball auch in Spanien beim FC Sevilla, in Italien beim FC Genua, in Frankreich bei Red Star Paris, in Belgien (Standard Lüttich), Brasilien (Vasco da Gama) und Australien (Melbourne Victory) tätig ist - die Anteile von Windhorst für rund 200 Millionen Euro übernehmen.

Die Bild-Zeitung berichtete dieser Tage von einer möglichen Kapitalerhöhung von rund 100 Millionen Euro, mit der aber nur Löcher gestopft werden sollen. Hertha hat in den vergangenen drei Jahren Verluste von rund 210 Millionen Euro angehäuft. Sollte neues Geld fließen, würde es also nicht in den Kader gesteckt werden können, "das ist sicher", sagte Bobic und versuchte, das Personal stark zu reden: "Wir glauben an die Truppe, die wir haben. Wir haben es oft genug bewiesen, dass wir es schaffen können."

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