Süddeutsche Zeitung

Bundesliga:Hertha meldet sich zurück, Werder stolpert wieder

Nach dem peinlichen Pokalaus gewinnen die Berliner in Bremen. Stuttgart verpasst gegen Freiburg ein spektakuläres Comeback, Bielefeld punktet bei Frankfurt. Die Spiele in der Zusammenfassung.

Von Tim Brack und Christopher Gerards

Werder Bremen - Hertha BSC 1:4 (0:2), Tore: 0:1 Pekarik (42.), 0:2 Lukébakio (45.+2), 0:3 Cunha (62.), 1:3 Selke (69.), 1:4 Cordoba (90.)

Die Saison hatte für Hertha BSC denkbar schlecht begonnen, mit einem Pokalaus gegen Braunschweig. In Bremen lief es umso besser für die Berliner. Das Spiel war fast in der Halbzeit, als es aufregend wurde. Da nämlich flankte Maximilian Mittelstädt flach in den Bremer Strafraum, wo zunächst zwei Hertha-Kollegen nicht an den Ball kamen - bis Peter Pekarik hineingrätschte und traf. Fast hätte Pekarik dann noch einen Elfmeter rausgeholt nach einem Foul von Marco Friedl; das Schiedsrichter-Team entschied sich aber um und gab Hertha BSC stattdessen einen Freistoß. Jubeln durften die Berliner trotzdem nochmal: Im Mittelfeld eroberten sie den Ball, Vladimir Darida schickte Dodi Lukébakio steil, und der traf wuchtig ins linke Eck. Das alles gab's in fünf Minuten. Nach der Pause erhöhte Matheus Cunha dann mit einem Flachschuss, dessen Haltbarkeit sich auch daran zeigte, dass Jiri Pavlenka noch an ihn herankam. Davie Selke - wohlgemerkt gegen seinen Ex-Klub - verkürzte per Kopf dann nochmal. Es änderte nichts mehr daran, dass Werder - dem Abstieg im Sommer nur sehr knapp entkommen - mit einer Niederlage in die Saison startete. Zumal dem eingewechselten Hertha-Zugang Cordoba noch der vierte Berliner Treffer gelang.

VfB Stuttgart - SC Freiburg 2:3 (0:2), Tore: 0:1 Petersen (8.), 0:2 Sallai (26.), 0:3 Grifo (48.), 1:3 Kalajdzic (71.), 2:3 Wamangituka (82.)

Der VfB ist also wieder in der ersten Liga. Und Trainer Pellegrino Matarazzo sagte vor dem Spiel bei Sky, dass er seinem Team "auf jeden Fall eine Überraschung" zutraue. "Aber wir müssen erst einmal schauen, dass wir Leistung auf den Platz bringen." Überraschend war dann aber eher, wie hoch Freiburg zunächst führte. Schon in der achten Minute traf Nils Petersen per Kopf, geflankt hatte Roland Sallai. Beide waren dann auch beim 2:0 entscheidend beteiligt: Zunächst hatte sich Petersen an einem Tor des Samstags versucht, seinen Abschluss mit Hacke parierte Gregor Kobel aber noch - ehe Sallai abstaubte. Nach der Pause machte Vincenzo Grifo es dann deutlich, ehe Sasa Kalajdzic ins Spiel kam und kurz darauf per Lupfer das 1:3 erzielte. Und dann: Wurde es nochmal spannend, denn Silas Wamangituka verkürzte auf 2:3. Das 3:3 schaffte der VfB dann aber nicht mehr.

1. FC Köln - TSG 1899 Hoffenheim 2:3 (1:2), Tore: 0:1 Kramaric (3.), 1:1 Andersson (22.), 1:2 Kramaric (45.+3), 2:2 Drexler (86.), Kramaric (90.+3)

Hoffenheim hatte sich am Sonntag gegen Chemnitz ja noch in die zweite Pokalrunde gezittert, diesmal ging es gleich gut los für das Team von Sebastian Hoeneß. Ausgangspunkt war ein Geschenk von Jonas Hector, dessen Rückpass auf Torwart Timo Horn zu kurz geriet. Andrej Kramaric schnappte sich ihn und traf zur Führung. Die Kölner antworteten in Person ihres Zugangs von Union Berlin, Sebastian Andersson, der einen Kopfball nach Flanke des 18-jährigen Jan Thielmann aufs kurze Ecke setzte. Doch die TSG ging schließlich mit einem 2:1 in die Pause: Denn nach einem Zweikampf zwischen Rafael Czichos und Christoph Baumgartner ließ der Schiedsrichter zunächst weiterspielen, schaute sich die Situation schließlich aber nochmal an und gab Elfmeter. Kramaric trat an - und durfte sich über seinen Doppelpack freuen. Die Schlussphase hatte es dann nochmal in sich. Erst durfte der FC jubeln: Andersson köpfte nach einem Freistoß zunächst an den Pfosten, schließlich drückte Dominick Drexler den Ball ins Tor. Doch die TSG hat eben einen Angreifer, auf den sie sich verlassen kann: Kramaric traf mal wieder und hat nun so viele Tore wie Serge Gnabry. Zuschauer gab es übrigens doch nicht bei dem Spiel, wegen gestiegener Infektionszahlen in Köln.

Eintracht Frankfurt - Arminia Bielefeld 1:1 (0:0), Tore: 0:1 Soukou (51.), 1:1 Silva (62.)

4137 Tage musste Arminia Bielefeld warten auf die Rückkehr in die Bundesliga. Als der Klub aus Ostwestfalen zuletzt in der höchsten deutschen Liga kickte, war US-Präsident Barack Obama gerade frisch im Amt, und der VfL Wolfsburg hatte auf dem Weg zur Meisterschaft den FC Bayern mit 5:1 gedemütigt. "Endlich ist wieder Leben in der Bude", sagte der Frankfurter Stadionsprecher, meinte damit aber nicht die Gäste aus Bielefeld, sondern die 6500 Zuschauer, die ins Stadion durften. Die sahen eine intensiv geführte Partie, in der der Aufsteiger versuchte, sich spielerisch zu behaupten. Das gelang gegen die bissige Eintracht nur selten. Die Frankfurter kombinierten sich selbst die größeren Chancen heraus. Doch Versuche von Danny da Costa per Volley-Schuss und Andre Silva per Hacke fanden nicht den Weg ins Tor. Die Arminia, die nach einem abgefälschten Eckball zwar den Pfosten traf, sonst aber weitestgehend harmlos war, bestrafte die Nachlässigkeiten. Nach der Halbzeit traf Cebio Soukou nach feinem Steckpass von Sergio Cordova (51.). Andre Silva konterte für die Eintracht mit einem Kopfball elf Minuten später. Dem Ansturm der Frankfurter hielt der Aufsteiger in der Folge stand. Das Remis ist ein gelungenes Comeback für Bielefeld. Die Ansprüche der Eintracht sind höher.

Union Berlin - FC Augsburg 1:3 (0:1), Tore: 0:1 Vargas (40.), 1:1 Bülter (75.), 1:2 Gregoritsch (82.), 1:3 Hahn (89.)

In die Alte Försterei von Union Berlin strömten am Samstagnachmittag 5000 Fußball-Fans. Einige von ihnen hatten nicht nur gute Laune im Gepäck, sondern auch Kritik. Auf einem Transparent über die Länge der gesamten Gegengeraden prangerten die Berliner Ultras das Verhalten der Deutschen Fußball Liga und des Deutschen Fußball-Bundes an: "Gelder streichen bei Fanprojekten und kleinen Vereinen, das soll es gewesen sein? Wir haben es nicht vergessen, Reformen waren Euer Versprechen!" Die Berliner Fans gelten als besonders kritisch gegenüber den beiden Institutionen.

Auf dem Platz, wo es Union Berlin mit der Institution FC Augsburg zu tun hatte, war keine Aufbruchsstimmung zu spüren. Es passierte wenig und der Anschein verstärkte sich, dass es ein typisches Auftaktspiel wird, bei dem noch nicht alles klappen will. Exemplarisch: Berlins Routinier Christian Gentner verletzte sich bei einem Klärungsversuch und musste ausgewechselt werden. Erst ein Antritt von Augsburgs Raphael Framberger und ein wuchtiges Kopfballtor des 1,74 Meter großen Ruben Vargas brachten etwas Bewegung in die Partie (40.). Union rührte sich dann, wenn auch behäbig. Die Einwechslung von Cedric Teuchert und Max Kruse hatte den größten Effekt, kurz danach erzielte Marius Bülter den Ausgleich (75.). Aber der Offensiv-Schub machte nicht die Schwächen in der Abwehr wett. Michael Gregoritsch köpfelte nur sieben Minuten später das 2:1 für Augsburg. André Hahn gelang sogar noch das 3:1. Die Union-Fans dürften sich ihre Rückkehr anders vorgestellt haben.

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