Bundesliga: Hannover - Schalke:Vorlage für den FC Bayern

Schalke 04 verliert aufgrund spielerischer Mängel und zweier Torwartfehler in Hannover und liefert dem FC Bayern eine Steilvorlage für das Topspiel in Leverkusen.

Jürgen Schmieder

Es gibt eine Fußballweisheit, die besagt, dass man aufs Tor schießen müsse, um eines zu erzielen. Es ist eine schöne und einfache Regel - die an diesem Samstag jedoch widerlegt wurde. 17 Minuten lang nämlich hatten weder die Spieler von Hannover 96 noch jene von Schalke 04 einen Torschuss abgegeben, dennoch führte der Gastgeber mit 1:0. Nach einem langen Ball in den Strafraum wollte Manuel Schmiedebach zurücklegen auf einen Kollegen. Der Ball prallte jedoch ans Knie des Schalker Verteidigers Heiko Westermann und kullerte von dort an Manuel Neuer vorbei ins Schalker Tor.

Weil beide Mannschaften im weiteren Verlauf doch häufiger schossen und auch Tore erzielten, endete diese Partie 4:2 (2:0). Schalke 04 bleibt deshalb hinter dem FC Bayern auf Platz zwei - Hannover rückt aufgrund der Niederlage von Freiburg in Bremen auf den 16. Platz vor.

Das Meisterschaftsduell mit dem FC Bayern scheint wie schon in der Vorsaison an Schalkes Trainer Felix Magath abzutropfen wie an einer Teflon-Pfanne. Zu den Sprüchen von Bayern-Präsident Uli Hoeneß etwa, Schalke habe nach der Niederlage einen "psychischen Knacks", sagte er trocken: "Habe ich nicht mitbekommen." Und auf die Frage nach einer möglichen Tabellenführung antwortete er: "Wir wollen unser Spiel gewinnen - was am Ende des Spieltages dabei herauskommt, ist mir völlig egal." Verzichten musste Magath auf den gesperrten Marcelo Bordon, dazu agierte im Sturm zunächst Junmin Hao statt Edu.

"Zu Beginn des Spiels haben wir einen Punkt, den wollen wir festhalten - und wenn zwei mehr rausspringen, dann freuen wir uns auch", übte sich Hannovers Trainer Mirko Slomka in fußballerischer Arithmetik. Er musste auf fünf verletzte Spieler - darunter Innenverteidiger Leon Andreasen - und den gesperrten Jiri Staijner verzichten. Aus dieser Not heraus versuchte sich Slomka mit einer offensiven Ausrichtung und schickte mit Elson, Didier Ya Konan und Arouna Koné drei Stürmer aufs Feld.

17 Minuten lang erinnerte das Spiel verdächtig an den Nichtangriffspakt von Gijon zwischen Deutschland und Österreich bei der WM 1982, dann fiel jener kuriose Treffer für Hannover, der diese Partie öffnen sollte. Zum einen agierte Schalke nun ein wenig offensiver, wobei wie schon beim Spiel gegen den FC Bayern deutlich wurde, dass kreative Spielgestaltung nicht zu den Stärken von Magaths Mannschaft gehört. Der typische Schalker Spielzug - langer Abwurf, langer Ball auf Kevin Kuranyi, Torschuss - sorgte eher für Langeweile als für Torgefahr.

Hannover 96 dagegen wurde durch den Treffer ermutigt, weitere schnelle Angriffe einzuleiten. Einer dieser Konter führte in der 30. Minute zum 2:0. Schmiedebach spielte einen langen Ball auf Ya Konan, der das Spielgerät schön stoppte und durch die Beine von Manuel Neuer schob - wobei der Schalker Torhüter die Frage beantworten muss, was genau er 20 Meter vor seinem Gehäuse suchte. "Er hat wohl nicht damit gerechnet, dass Konan den Ball so gut verarbeitet", sagte Hannovers Manager Jörg Schmadtke in der Halbzeit. "Ein Torwart muss mitspielen und da gibt es Fehlentscheidungen."

Felix Magath reagierte auf den Zwischenstand und die Leistung seiner Elf sogleich, er nahm noch vor der Halbzeitpause den defensiven Joel Matip vom Feld und ersetzte ihn durch den Stürmer Edu. Die Reaktion der Schalker auf den Tausch? Keine. Weiter gab es hohe Bälle in die Richtung des Strafraum, weiter gab es kaum Torgelegenheiten.

Offener Schlagabtausch

Es brauchte einen zweiten Tausch von Magath, um dieses Spiel zu drehen. Rafinha, wegen einer Erkältung zunächst auf der Bank, kam nach der Pause und sorgte nach wenigen Sekunden gleich für eine Überraschung, weil er den Ball flach auf Kuranyi spielte. Der leitete weiter auf Edu - und schon stand es nur noch 1:2. Nur fünf Minuten später fiel der Ausgleich durch einen von Ivan Rakitic verwandelten Elfmeter. Florian Fromlowitz hatte einen schönen Kopfball von Kuranyi nur abprallen lassen, Jefferson Farfan war herbeigeeilt und von Mario Eggimann zu Fall gebracht worden.

Aus einem Spiel, das mit einem Nichtangriffspakt begonnen hatte, wurde nun ein offener Schlagabtausch mit Torgelegenheiten für beide Mannschaften. Kevin Kuranyi (56./71.) scheiterte ebenso wie auf der anderen Seite Koné (59.), Elson (63.) und Ya Konan (69.). Es blieb Hanno Balitsch - vor zwei Wochen aufgrund seiner gelb-roten Karte noch der Sündenbock - vorbehalten, diese Partie letztlich entscheidend zu prägen. Nach einem schönen Konter drosch er den Ball aus 16 Metern ins linke obere Eck. Und weil sich Neuer einen zweiten übermotivierten Ausflug leistete, durfte Ya Konan noch das 4:2 erzielen.

Was dieses Ergebnis nun für den Kampf um die Deutsche Meisterschaft bedeutet und ob Schalke nach nun zwei Niederlagen in Folge den von Hoeneß prognostizierten psychischen Knacks bekommt, wird erst die Partie zwischen Bayer Leverkusen und dem FC Bayern am Abend zeigen. Aber das ist Felix Magath ja ohnehin egal.

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