Bundesliga: Hamburger SV:Gezockt und verloren

Der Hamburger SV muss für Transfers aus der Vergangenheit noch 20 Millionen Euro bezahlen. Pleite ist der HSV damit nicht, doch Trainer Armin Veh steht sportlich vor einer gewaltigen Aufgabe.

Christian Zaschke

In den vergangenen Jahren sagte Uli Hoeneß, der Präsident des FC Bayern, vor jeder Saison, diesmal fürchte er den Hamburger SV. Wenn diese Mannschaft ihr Können auch nur annähernd in Leistung umsetze, sei sie ein Kandidat für den Meistertitel. Doch die Mannschaft zeigt ihr wahres Können immer nur kurz, um dann rasch wieder in Apathie zu versinken.

1. FSV Mainz 05 - Hamburger SV

Muss sich neu erfinden: HSV-Trainer Armin Veh.

(Foto: dpa)

Zum Ende der Rückrunde rettete sie mit einem hingewürgten 2:1 bei Borussia Mönchengladbach dem Trainer Armin Veh den Job, der zur Mannschaft insofern passt, als er der spielerischen Apathie eine unendlich wirkende persönliche Melancholie hinzufügt. Nichts, so scheint es, kann diesen HSV noch beflügeln.

Es sei denn, dem Klub gelänge in kurzer Zeit ein großer Umbruch. Die Mannschaft ist, pauschal gesagt, zu alt. Dass Spieler wie Ruud van Nistelrooy, Zé Roberto und Frank Rost auch bei den Alten Herren mitkicken dürften, sieht man mittlerweile auf dem Platz. Vorstandsboss Bernd Hoffmann, der sich so gern ins Sportliche einmischt, und der unerfahrene Sportchef Bastian Reinhardt müssen diesen Umbruch irgendwie bewerkstelligen, und da passt es nicht gut ins Bild, was nun bekannt wurde: dass nämlich der HSV für Transfers aus der Vergangenheit in den kommenden Jahren noch 20 Millionen Euro zahlen muss.

Sich darüber aufzuregen, wäre naiv, Ratenzahlungen dieser Art sind mittlerweile im Fußball üblich. Allerdings war es lange Hoffmanns großes Plus, dass er dem Klub immer mindestens eine schwarze Null in der Bilanz beschert hatte. Zuletzt brauchte er dazu jedoch die Millionengaben des Investors Michael Kühne, und nun steht er vor dem Problem, eine neue Mannschaft erschaffen zu müssen, während er die alte, vorerst gescheiterte, noch abzahlt. Hoffmann hat gezockt, und er hat, wie es derzeit aussieht, verloren.

Das heißt nicht, dass der HSV pleite ist; wenn er die Verträge mit seinen Altmeistern nicht verlängert, spart er ein paar Millionen Euro, verkauft er zum Beispiel Eljero Elia, steht er finanziell wieder gut da. Doch was bedeutet die fehlgeschlagene Zockerei für die Zukunft des Klubs?

Es fehlt Geld, um sich mit namhaften Spielern zu verstärken. Das kann ein Problem werden, das kann aber auch die große Chance des Klubs sein. Teams wie Dortmund und Mainz haben vorgemacht, wie man mit jungen Spielern zum Erfolg kommt, und der HSV verfügt über Talente wie Heung-Min Son, 18, Tunay Torun, 20, Eric-Maxim Choupo-Moting, 21, Lenard Sowah, 18, oder Muhamed Besic, 18, um nur einige zu nennen.

Um aus solchen Spielern eine konkurrenzfähige Bundesliga-Mannschaft zu formen, braucht es neben Geduld einen Trainer, der Lehrer ist und begeistern kann. Als solcher müsste sich Armin Veh neu erfinden.

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