Bundesliga:Hahn sprengt die Ketten

Am Abend kämpfen Bremen und Stuttgart noch um den Klassenerhalt. Doch dank André Hahn, Mats Hummels und Sandro Wagner stehen sie schon fest: die Schmerzbefreiten des Bundesliga-Spieltags.

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Sandro Wagner

SV Darmstadt 98 - Eintracht Frankfurt

Quelle: dpa

Sandro Wagner hat manchmal etwas von einem Krieger, der sich immun gegen Schmerzen in jeden Kampf wirft. So auch, als er mehr Gehalt für Profi-Fußballer forderte. Dem Stürmer von Darmstadt 98 muss bewusst gewesen sein, dass die Öffentlichkeit ihn dafür geißeln würde. Egal, Wagner forderte furchtlos. Das Hessen-Derby gegen Eintracht Frankfurt kam für ihn gerade recht. Beim Stand von 1:0 hatte der 28-Jährige die Chance, den Frankfurtern per Strafstoß vorzeitig die Hoffnungen zu nehmen (Frankfurts Vorstandschef Heribert Bruchhagen: "Mir hätte jede Fantasie gefehlt, wie wir das noch drehen wollen, wenn er das 2:0 gemacht hätte").

Doch den Elfmeter schoss Wagner, wie ein Krieger, der die falschen Waffen eingepackt hat. Er brachte ein Messer zu einer Schießerei, schoss mit Wattebäuschen auf Spatzen, sein Kullerbällchen landete in den Armen von Frankfurts Torhüter Lukas Hradecky. Dieser vergebene Strafstoß dürfte sogar Wagner wehgetan haben, Darmstadt verlor 1:2.

(tbr)

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Tobias Werner

FC Augsburg - 1. FC Köln

Quelle: Stefan Puchner/dpa

Die blutigste Szene des Spieltags trug sich in Augsburg zu: Der Kölner Spieler Matthias Lehmann sprang ungestüm in die Luft und streckte dabei sein rechtes Bein von sich. Er traf die Stirn von Tobias Werner, der zu Boden sank und stark blutete. Lehmann sah Gelb-Rot und entschuldigte sich hinterher. Der tapfere Werner auf der anderen Seite ließ sich einen Turban um die Glatze wickeln, spielte nach einer kurzen Unterbrechung weiter und wurde aber bald ausgewechselt. Der Kampf stand bei diesem Bundesliga-Leckerbissen im Mittelpunkt: Das Spiel endete 0:0.

(fued)

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Jérôme Boateng

Bayern München - Bor. Mönchengladbach

Quelle: dpa

Beim FC Bayern entwich wohl einigen ein "Gott sei Dank", als Jérôme Boateng nach seinem Muskelbündelriss gegen Gladbach wieder auf den Platz spazierte. Ein schmerzbefreiter Boateng ist scheinbar der einzige Heilsbringer, der den FC Bayern von seinen Abwehr-Schmerzen befreien kann. Im Hinspiel der Champions League gegen Atlético Madrid hatten seine Vertreter ja zuletzt nur gezeigt, wie gut sie Spalier stehen können.

Mit solchen Situationen soll jetzt nach fast vier Monaten Schluss sein - so lange mussten die Münchner auf ihren Weltklasse-Verteidiger und seine lasergenauen Pässe verzichten. Bei den Bayern hoffen alle auf einen Einsatz Boatengs im Rückspiel gegen Atlético. Das ist gar nicht mal so unwahrscheinlich. Schließlich wollte Bayern-Trainer Pep Guardiola dem Rückkehrer gegen Gladbach nur "wenige Minuten" geben. Aber Boateng stand in der Startelf, am Ende wurden es 68 Minuten. Er selbst sagt: "Wenn der Trainer mich spielen lässt, werde ich bereit sein und alles geben - notfalls auch 120 Minuten."

(tbr)

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Mats Hummels

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Quelle: AP

Dem Torwartphilosophen Oliver Kahn ist die Weisheit zu verdanken, dass Fußballspieler Eier brauchen. Mats Hummels hat sich den Kahn'schen Aphorismus am Wochenende zu Herzen genommen und schmerzbefreit auf ein paar Störenfriede reagiert. Erstens hat er die schimpfenden und pfeifenden Zuschauer zurechtgewiesen, die ihm den Wechselwunsch von Dortmund zum FC Bayern übelnehmen: "Das waren nicht die Fans. Es waren nur 300, die mich schon vorher nicht unbedingt geliebt haben." Viel mutiger war aber zweitens die Watschn, die er FC-Bayern-Guru Uli Hoeneß mitgab, weil der zuvor angedeutet hatte, Hummels habe sich in München angeboten: "Ich habe mich nirgendwo angeboten. Das ist der größte Humbug, den ich je gehört habe. Das habe ich nicht nötig." Das muss man sich seinem potenziellen neuen Chef erst mal zu sagen trauen.

(fued)

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André Hahn

FC Bayern Muenchen v Borussia Moenchengladbach - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Ein halbes Jahr war André Hahn weg vom Geschehen, ein demoliertes Schienbein hatte ihn zum Zuschauen gezwungen. Das 1:1 beim FC Bayern mit Borussia Mönchengladbach am Samstag war zwar schon das sechste Spiel seit seiner Rückkehr aus dem Krankenstand, aber jetzt wissen es wirklich alle: Hahn ist wieder da. Er schoss den Ausgleich, versaute den Münchnern die Meisterfeier und sorgte außerdem dafür, dass die beachtliche Gladbacher Bilanz gegen den Rekordmeister (seit zwei Jahren ungeschlagen) weiter hält. Jetzt geht es für Gladbach nochmal um die Champions League. Hahn wird der Borussia im Saisonendspurt gut tun. In den vergangenen sechs Partien hat er dreimal getroffen.

(fued)

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VfL Wolfsburg

Borussia Dortmund v VfL Wolfsburg - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Nackenschläge sind eine schmerzhafte Angelegenheit, und manchmal lassen sie einen verzweifeln. Gleich zwei davon erlebte der VfL Wolfsburg gegen Borussia Dortmund in Form der frühen Gegentreffer (7./9. Minute) beim 1:5. Solch erschütternde Ereignisse wegzustecken, dazu sind die Wolfsburger mit fortschreitender Saison immer weniger in der Lage. Für Trainer Dieter Hecking eine erschütternde Erkenntnis: "Die beiden frühen Gegentore waren Nackenschläge, und leider sind wir im Moment nicht in der Verfassung, in einer solchen Situation die richtige Antwort zu geben." Die richtigen Antworten fehlen schon länger, seit sieben Partien sind die Wolfsburger ohne Sieg. Vielleicht härten wiederkehrende Nackenschläge aber auch ab. Das zumindest wäre den Wolfsburger Spielern zu wünschen. So würden sie die wöchentliche Scham schmerzfreier ertragen.

(tbr)

© SZ.de/fued/tbr/sekr
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