Bundesliga:Götzes Rückkehr zum BVB steht bevor

Mario Götze

Als "falsche Neun" sieht man Mario Götze in Dortmund nicht, eher als Zehner, als zentralen Spielmacher.

(Foto: dpa)

Der Transfer von Mario Götze zum BVB steht kurz vor der Verkündung - die Ablöse soll sich bei 23 Millionen Euro einpendeln.

Von Freddie Röckenhaus, Dortmund

Die Rückkehr von Mario Götze zu Borussia Dortmund ist hinter den Kulissen offenbar beschlossene Sache. Der WM-Held aus dem Finale von Rio 2014 soll, wie nun verlautet, für geschätzte 23 Millionen Euro Ablöse vom FC Bayern zurückkehren. Prinzipiell soll Einigkeit über den Wechsel herrschen, sowohl zwischen den Klubs als auch zwischen Dortmund und Götze. Mit einer offiziellen Bekanntgabe ist schon am Donnerstag zu rechnen. Am Rande des Testspiels gegen Manchester City sagte Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge: "Ich glaube, dass wir morgen den gordischen Knoten durchschlagen werden können."

Ungeklärt sind offenbar nur Details, unter anderem, ob Götze, dessen Vertrag in München eigentlich bis 2017 läuft, noch eine Art Abfindung für sein letztes Vertragsjahr zusteht. Bei den Bayern soll der 24-Jährige geschätzte zwölf Millionen Euro im Jahr verdienen, sein künftiges Gehalt in Dortmund soll dagegen eher bei acht Millionen liegen.

Die Borussia hatte lange gewartet

Damit läge Götze beim BVB wohl in der gleichen Gehaltskategorie wie sein guter Freund, der Nationalspieler Marco Reus. Beide waren lange Zeit bei der selben Beraterfirma (Sportstotal), sodass in Fragen solcher Zahlen eine gewisse Transparenz herrschen dürfte. Götze lässt sich inzwischen von seinem Vater und in Rechts- und Vertragsfragen vom Münchner Anwalt Peter Duvinage vertreten.

Noch bis Dienstag schien sich der Einigungsprozess zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund länger hinzuziehen. Als eine Art Deadline wurde offenbar von beiden Seiten der 1. August empfunden, an dem auch die Urlaube jener Nationalspieler enden, die lange im EM-Turnier dabei waren. Nachdem Karl-Heinz Rummenigge am Samstag in einem Interview erneut bekräftigt hatte, dass er Götze dringend zum sofortigen Klubwechsel raten würde, scheint Bewegung in die Sache gekommen zu sein. Den Bayern war es offenbar wichtig, möglichst flott zu einem Abschluss zu kommen und das Kapitel Götze abzuschließen. Das Thema hatte sich mit viel Taktik und Diplomatie seit Mai hingezogen.

Die Borussia hatte lange gewartet, ob ihr einstiges Wunderkind sich würde entschließen können, das Münchner Abenteuer zu beenden. Kurz vor der EM hatte Götze die Bayern mit der Absichtserklärung überrascht, dort unter dem neuen Trainer Carlo Ancelotti noch mal angreifen zu wollen. Dem hatte Rummenigge schnell widersprochen. Auch die Hoffnung, sich mit Unterstützung von Bundestrainer Joachim Löw bei der EM ins Schaufenster für noch größere Klubs zu stellen, erfüllte sich nicht. Götze kam - nach einer enttäuschenden und von einer langen Verletzungspause überschatteten Bundesliga-Saison - zuletzt auch bei Löw nicht über den Status des Ergänzungsspielers hinaus.

Das hat Götzes Optionen bei den ganz großen Adressen verschlechtert. Ihm haftet ohnehin der Makel an, dass er es bei Pep Guardiola, also einem der höchst angesehenen Trainer, in drei Bayern-Jahren "nie geschafft hatte, Stammspieler zu werden", wie Rummenigge es ausdrückte. Was eigentlich der tiefere Grund für die Ablehnung und die Eile der Bayern ist, bleibt unklar. Götzes statistische Leistungsdaten unterscheiden sich nicht sonderlich, wenn man seine Dortmunder mit seiner Münchner Zeit vergleicht.

Eher Zehner als falsche Neun

Als Münchens damaliger Sportchef Matthias Sammer vor drei Jahren die Ausstiegsklausel in Götzes Vertrag nutzte, um ihn von seinem Stammverein Dortmund für festgeschriebene 37 Millionen Euro loszueisen, hatte der damals 21-Jährige das Gefühl, dass ihm die Fußballwelt bald zu Füßen liegen werde. Trotz der hohen Ablöse wirkte der Transfer auf einige fast wie ein Schnäppchen. Götze selbst betonte, er gehe wegen der Aussicht auf die Zusammenarbeit mit Guardiola. Das war offenbar eine falsche Einschätzung.

Der Katalane wusste mit dem Dribbler selten etwas anzufangen. Was man in Dortmund schon ahnte: Bei allem Talent ist Mario Götze ein eher empfindsamer Typ, der Nestwärme und fast bedingungsloses Vertrauen braucht. In Dortmund sind sie der Ansicht, dass sein gewohntes Umfeld ihn zurück in die Spur bringen kann. Thomas Tuchel mag ein Jünger von Guardiola gewesen sein, aber der BVB-Trainer dürfte andere Ansichten über die Verwendbarkeit von Götze haben.

Findet Götze zur alten Unbeschwertheit zurück?

Als "falsche Neun" sieht man ihn in Dortmund nicht, eher als Zehner, als zentralen Spielmacher. Henrikh Mkhitaryan hatte Götze vor drei Jahren ersetzt. Jetzt, da der Armenier für rekordverdächtige 42 Millionen Euro zu Manchester United weiter gewandert ist, kann Götze seinen eigenen Nachfolger beerben. Mkhitaryan war die härtere und defensivstärkere Version, aber Götze ist unberechenbarer. Wenn er denn funktioniert.

Dortmunds Anhang ist zwiegespalten, was die Rückkehr angeht. Die Gruppe, die Götze weiterhin aggressiv zum Teufel wünscht und ihn als langjährigen Jugendspieler des BVB bei seinem Wechsel als "Verräter" und "Judas" beschimpfte, verschafft sich immer noch Gehör. Die Mehrheit der Fans dagegen hält Götze für eine sportliche Verstärkung, die man - ohne die spezielle Vergangenheit des Spielers - kaum nach Dortmund hätte holen können.

Immer vorausgesetzt, Götze findet an der Seite von Reus und mit vielen alten Kollegen (Nuri Sahin, Shinji Kagawa) wieder zur Unbeschwertheit von einst zurück. Götze wird allerdings um viele BVB-Fans werben müssen, weil er sie mit seinem damals als kaltschnäuzig wahrgenommenen Wechsel vor den Kopf gestoßen hat.

Ob sein anderer Nationalelf-Kumpel André Schürrle beim Neustart dabei sein wird, ist noch unklar. Der VfL Wolfsburg verhandelt noch immer über die Ablöse. Schürrle kam für angeblich 32 Millionen Euro vom FC Chelsea in die VW-Stadt. Eigentlich hatte man den Deal mit Tuchels Lieblingskandidaten Schürrle für einfacher als mit Götze gehalten. Nun scheint es umgekehrt zu kommen. Dortmund hat jedoch im offensiven Mittelfeld in Götze, Reus, Kagawa, Dembélé, Mor, Pulisic und Portugals Europameister Guerreiro ein großes Angebot an Kandidaten. Einen deutschen Nationalspieler wie Schürrle hätte der BVB aber schon noch gerne.

Vorerst geplatzt ist dagegen der Verkauf eines Verteidigers. Neven Subotic wird im Sommer nicht mehr nach England transferiert werden. Der 27-Jährige muss wegen einer Rippen-Operation voraussichtlich bis Jahresende aussetzen. Am serbischen Nationalspieler sollen mehrere Premier-League-Klubs interessiert gewesen sein.

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