Süddeutsche Zeitung

Gladbach in der Bundesliga:Aus 40 Metern ins fast leere Tor

  • Borussia Mönchengladbach besiegt Mainz, weil Alassane Pléa doppelt trifft und Florian Neuhaus kurz vor Schluss noch ein Traumtor gelingt.
  • Am nächsten Spieltag kommt es nun zum Duell mit Tabellenführer Leipzig.
  • Hier geht es zur Tabelle der Bundesliga.

Von Ulrich Hartmann, Mönchengladbach

"Die Marktlage bleibt dauerhaft angespannt", stand am Samstag ein bisschen bedrohlich im Stadionmagazin von Borussia Mönchengladbach. Das dürfte die Fans beunruhigt haben, allerdings ging es hier nur um die Erhöhung der Bratwurstpreise angesichts des teuren Schweinefleischs. Die Lage für die Borussia hat sich nach zuvor fünf Pflichtspielen mit nur einem einzigen Sieg hingegen wieder aufgehellt.

Obwohl der Gast FSV Mainz früh mit 1:0 in Führung gegangen war, gewannen die Gladbacher ihr achtes Bundesliga-Heimspiel nacheinander mit 3:1 (1:1) und durften sich dafür vor allem bei ihrem französischen Stürmer Alassane Pléa bedanken, der das Spiel in der 24. Minute sowie eine Viertelstunde vor Schluss mit zwei Treffern drehte. In der 88. Minute sorgte Florian Neuhaus mit einem Fernschuss aus 40 Metern ins fast leere Mainzer Tor noch für ein besonderes Schmankerl. Da zahlen die Fans doch gerne 20 Cent mehr für die Bratwurst. Sie kostet nun 3,20 Euro.

Bis auf zwei Punkte sind die Gladbacher damit wieder an den Tabellenführer Leipzig herangerückt und haben am kommenden Samstagabend die Gelegenheit, die Leipziger mit einem Sieg dortselbst zu überholen. "Da freuen wir uns drauf", sagte der Kapitän Lars Stindl, der nach den drei Punkten gegen Mainz vor allem darüber sprach, wie schwer dieser gefallen ist. "Hart erkämpft, nach hinten raus aber verdient", sagte er. Zum vierten Mal schon in dieser Saison haben die Gladbacher einen Rückstand gedreht und noch gewonnen. Das spricht für Kondition und Moral.

Gladbach benötigt einen hohen Ball für den ersten Treffer

"Die Jungs haben wieder gesehen, dass es sich lohnt zu investieren", sagte der zufriedene Trainer Marco Rose. "Der Sieg war schwierig nach einem frühen Nackenschlag, aber wir haben gut reagiert und haben uns wenig bis gar nichts anmerken lassen." Der Erfolg sei nach einer "sehr ordentlichen Leistung" verdient. Der Mainzer Sportdirektor Rouven Schröder fand: "Hier war mehr drin." Man werde aber nichts schön reden. Mainz bleibt in Abstiegsgefahr.

Rose hatte sich gewünscht, dass seine Spieler "mit einem Lächeln" aufs Feld gehen, aber allzu lange kann man so ein Lächeln im Profifußball natürlich nicht halten - ganz allgemein, weil alles recht anstrengend ist, und im Besonderen, weil die Mainzer in der zwölften Minute mit 1:0 in Führung gingen. Moussa Niakhaté hatte in einem engen und zerfahrenen Spiel die gute Idee, mal einen langen hohen Ball Richtung Tor zu schlagen, aber er hat kaum ahnen können, dass sein Kollege Robin Quaison diesen Ball so perfekt mitnehmen und aus vollem Lauf unter die Latte des Gladbacher Tores würde dreschen können.

Weil sich rein spielerisch weiterhin eher wenig Chancen ergaben, benötigten auch die Gladbacher solch einen hohen Ball zu ihrem Ausgleich. In diesem Fall war es ein Freistoß, den Oscar Wendt in der 24. Minute mit seinem linken Fuß von rechts vor das Tor zirkelte, und zwar so nahe ans gegnerische Gehäuse heran, dass die Mainzer Spieler irgendwie nicht mehr mitgingen. So kam dort aus kürzester Distanz der Stürmer Pléa zum Abschluss und egalisierte den Spielstand. Dass das 1:1 zur Pause Bestand hatte, lag auch daran, dass Gladbachs Marcus Thuram nach einer halben Stunde eine Pléa-Flanke nur an die Latte verlängert hatte.

Alassane Pléa zeigte eine koordinative Meisterleistung

Nach der Pause war Gladbach die dominantere Mannschaft, aber sie tat sich im letzten Drittel des Feldes weiterhin schwer. Erst eine Viertelstunde vor Schluss fand der Ball ins Mainzer Tor, und wieder war es Pléa - mit einer koordinativen Meisterleistung: Er holte nämlich nach einer hohen Flanke von Patrick Herrmann aus vollem Lauf mit dem rechten Fuß zum Schuss aus, schob den Ball dann aber mit dem Innenrist des vermeintlichen Standbeins über die Linie.

In der Schlussphase drückten die gut organisierten Mainzer mit schnellen Vorstößen auf den Ausgleich, scheiterten aber am Torwart Yann Sommer, der zwei Mal überragend parierte. Auf der Gegenseite kam der Torwart Robin Zentner in der 88. Minute weit aus seinem Tor heraus, um per Kopf gegen Breel Embolo zu klären, doch der Abpraller landete bei Neuhaus, der aus 40 Metern traf, obwohl Zentner bereits wieder in sein Tor zurückeilte. "Der Ball hat sich noch weggedreht, deshalb hat er ihn nicht mehr bekommen", erklärte Neuhaus und fügte symptomatisch für die Gladbacher Marktlage hinzu: "Da bin ich froh."

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SZ vom 26.01.2020/ebc
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