Gerüche im FußballDrama aus der Flasche

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Bekanntes Stadion-Aroma: Pyrotechnik-Rauch, wie hier im Kaiserslauterner Fanblock.
Bekanntes Stadion-Aroma: Pyrotechnik-Rauch, wie hier im Kaiserslauterner Fanblock. (Foto: Sebastian Gollnow/dpa)

Der Linienrichter Christian Gittelmann hat ein Parfum entwickelt, das an Stadionatmosphäre erinnern soll. Über den Duft von Fußball.

Glosse von Ulrich Hartmann

Bliebe noch die eine Frage: Wie riecht eigentlich Fußball? Gemeint ist nicht der Kunststoffball aus Polyurethan, nicht das frisch gemähte Gras, nicht der Schweiß und nicht der Geruch der Fritteusen, der durchs Stadion zieht. Auf die abstrakte Frage, wie Fußball riecht, gibt es jetzt den Versuch einer Antwort – aber Achtung, die ist komplex mit den Ingredienzien Pampelmuse, Citrus, rosa Pfeffer, Guajakholz, Lorbeer, Zeder, Jasmin, Patschuli, Amber, Ingwer, Sandelholz und Weihrauch. 50 Milliliter flüssiger Fußballgeruch zum Zerstäuben sind jetzt in einem Flacon für 34,95 Euro erhältlich.

Rekonstruiert, emotionalisiert und im Labor komponiert hat den Duft „Grassroots“ der Linienrichter Christian Gittelmann. Der 42 Jahre alte Pfälzer hat ein Faible für Fußball und Düfte. Er hat quer durch alle möglichen Ligen und Wettbewerbe bislang gut 450 Mal als Schiedsrichter-Assistent an der Seitenlinie gestanden und weiß nicht nur, wie Fußball riecht, sondern kennt sogar die olfaktorischen Noten von Dramatik und Sensation.

Ein zweites Parfüm, das Gittelmann „den ungeahnten Wendungen, der Brisanz und der Leidenschaft“ des Fußballs widmet, heißt „Gamechanger“. Es beinhaltet Zitrone, Tangerine, Kardamom, Grapefruit, Heliotrop, Patschuli, Kaschmir, Guajakholz, Orangenblüte, Vetiver, Amber und Tonkabohne – die 50 Milliliter gibt es hier für 69,95 Euro.

Dies sind nun edle, stilisierte Düfte. Jahrelange Stadiongänger allerdings haben eher die anrüchigen Aromen des Fußballs in der Nase, jene, die man auf der Tribüne inhaliert: Bier im Haar, Zigarettenqualm, Senf auf Baumwolle, Angstschweiß vom Nebenmann und der Muff seines seit 1973 nicht mehr gewaschenen Glückstrikots – oder schlimm auch: der giftig-scharfe Pyrorauch, der aus dem Block der Ultras herüberweht.

Ja, der Fußball kann einem auch ganz schön stinken. Tröstlich ist, dass es Gittelmanns Düfte auch als „Taschensprayer“ gibt. Mit zehn Millilitern für 17,95 Euro kann man die beißende Wirklichkeit in eine sportlich-frische Wolke hüllen. Aber bitte nicht alle auf einmal!

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