4:3 gegen den VfL Wolfsburg:Leverkusen zelebriert wieder die Kunst des späten Treffers

Lesezeit: 2 Min.

Wenn’s mal wieder länger dauert: Victor Boniface setzt die Leverkusener Tradition später Tore fort – und trifft in der Nachspielzeit zum 4:3. (Foto: Federico Gambarini/dpa)

Nach einer vogelwilden ersten Hälfte läuft der Meister einer Wolfsburger Führung hinterher und Entscheidungen von Trainer Alonso werfen Fragen auf. Doch dann drehen Piero Hincapié und Victor Boniface die Partie.

Von Ulrich Hartmann

Er hat schon wieder die Hosen heruntergelassen: In der dritten Minute der Nachspielzeit hat Victor Boniface für Bayer Leverkusen den umjubelten 4:3 (2:3)-Siegtreffer gegen den VfL Wolfsburg erzielt und mit Verweis auf einen nigerianischen TikToker im Torjubel aufs Neue seine Shorts heruntergezogen. Das Regelwerk erlaubt ihm das und in Leverkusen sehen sie des Stürmers Hosen auf halb Acht vermutlich sogar ganz gern, denn sie sind ja gleichbedeutend mit Erfolg.

Nach dem erst im Elfmeterschießen gewonnenen Supercup gegen den VfB Stuttgart (2:2 nach Verlängerung) und einer 2:3-Niederlage am zweiten Spieltag gegen RB Leipzig gewannen die Leverkusener im dritten Anlauf erstmals in dieser Saison ein Heimspiel. Gegen hartnäckige Wolfsburger hatte der amtierende Double-Sieger zur Pause noch 2:3 zurückgelegen. Durch den Sieg gastieren die Leverkusener nächsten Samstagabend mit drei Punkten Rückstand beim Tabellenführer Bayern München.

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Als „Riesenweckruf“ bezeichnete bei Dazn der Spielmacher Granit Xhaka trotz des Sieges die Partie. „Wir können nicht zufrieden sein“, schimpfte er, „wir dürfen nicht so naiv verteidigen, und wenn wir eine Spitzenmannschaft sein wollen, dann dürfen wir in einer Halbzeit nicht drei Gegentore zulassen.“

Drei Tage nach dem 4:0-Champions-League-Sieg in Rotterdam hatte der Trainer Xabi Alonso fünf Spieler aus der Startelf genommen, darunter die Torjäger Boniface und Jeremie Frimpong sowie den Mittelfeldstabilisator Robert Andrich. „Wir brauchen alle Spieler“, hatte Alonso argumentiert. Doch in einer vogelwilden ersten Halbzeit warf die massive Rotation ebenso Fragen auf wie die überraschende anfängliche Umstellung auf eine Viererabwehrkette.

In den entscheidenden letzten Minuten spielt Wolfsburg nur noch zu zehnt

Zunächst hatte Bayers Startelf-Debütant Nordi Mukiele per Eigentor die Wolfsburger 1:0-Führung erzielt (5. Minute), dann drehten Florian Wirtz (14.) und Jonathan Tah (32.) zwischenzeitlich das Ergebnis auf 2:1 zugunsten der Leverkusener, ehe Sebastiaan Bornauw (37.) und Mattias Svanberg (45+1.) zur Wolfsburger 3:2-Pausenführung trafen. Schon Mitte der ersten Halbzeit war Leverkusen von der Vierer- wieder zur üblichen Dreierkette zurückgekehrt.

Zur zweiten Hälfte kamen Piero Hincapié und Frimpong ins Spiel. Aber nicht der sonst so torgefährliche Frimpong, sondern der Abwehrmann Hincapié erzielte in der 49. Minute per Kopf den 3:3-Ausgleich. Die Leverkusener, die das Spiel fortan besser kontrollierten, wirkten nun geordneter und ausbalancierter. In der 68. Minute kehrte Boniface für den glücklosen Patrik Schick zurück auf den Platz, doch es sollte bis in die Nachspielzeit hinein dauern, ehe die Rheinländer wieder ihre Kunst des späten Treffers zelebrierten. Noch in der ersten Minute der Nachspielzeit hatte Xhaka nur den Pfosten getroffen. In den entscheidenden letzten Minuten spielte Wolfsburg nur noch zu zehnt, weil Yannick Gerhardt in der 88. Minute für einen Tritt auf Frimpongs Knöchel die rote Karte gesehen hatte.

Durch den Sieg können die Leverkusener am kommenden Samstag nach Punkten zum FC Bayern aufschließen. Auswärts hat der Meister bislang alle vier Pflichtspiele gewonnen: 3:2 in Gladbach, 1:0 in Jena (Pokal), 4:1 in Hoffenheim und 4:0 in Rotterdam.

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