Bayern wird Meister:Auch die Radkappe geht nach München

Bayern wird Meister: Fünfte Meisterschaft insgesamt: Die Spielerinnen des FC Bayern

Fünfte Meisterschaft insgesamt: Die Spielerinnen des FC Bayern

(Foto: Johannes Simon/Getty Images)

Auf der Tribüne klatscht das Männerteam Beifall und steht auf dem Rasen Spalier: Die Fußballerinnen des FC Bayern sichern sich mit einem 11:1 gegen Potsdam souverän den Meistertitel. Es ist aber auch ein Tag der Abschiede.

Von Christoph Leischwitz, München

Das Campus-Stadion des FC Bayern liegt ja von Köln aus gesehen ideal, um auf dem Weg zum Marienplatz gleich noch eine Schale einzupacken - eine, die der Meisterschale für die Männer ähnlich sieht, allerdings eher wie eine Radkappe daherkommt als wie eine Salatschüssel. Sie funkelte in der Sonne, als Kapitänin Lina Magull sie in die Höhe reckte, die Männer hatten ein Spalier geformt hin zur Bühne, sie hatten auch ihre Schale mitgebracht und zuvor auf der Haupttribüne kleine, weiße Fähnchen geschwenkt, auf denen "grow together" - gemeinsam wachsen - stand. So stellt man sich das in München vor, wie Dinge zusammenwachsen: zwei Schalen in einem Stadion, zwei Meistertitel an einem Wochenende.

Die Stimmung nach dem gnadenlos souveränen 11:1 der Frauen gegen Turbine Potsdam war zwar nicht 11:1-like, dafür war dieser Sieg zu erwartbar, der nötig war um Verfolger VfL Wolfsburg auf Distanz zu halten. Doch der Sieg schien die Stimmung im Verein trotzdem zu heben. Während man bei den Männern das Gefühl hatte, dass sie mit und trotz ihrer Schale irgendwie auch im Salat sitzen, rollte die Bundesligasaison der Frauen beständig dahin. Alle Heimspiele wurden gewonnen, zuletzt blieb die Mannschaft 16 Ligaspiele in Serie ungeschlagen.

"Ich bin sehr glücklich und auch ein bisschen erleichtert", sagte ein stark nach Weißbier riechender Trainer Alexander Straus nach dem Spiel - für den 47-jährigen Norweger war es das erste Jahr in München gewesen, doch er formulierte prompt schon einige Bayern-typische Aussagen. "Wir werden nächstes Jahr besser sein. Und wir würden das hier gerne wiederholen", sagte er grinsend.

Trotz Topdefensive verlässt eine Abwehrstütze der Bayern den Verein

Zu Beginn hatte es so gewirkt, als würden die Männer am Sonntagmittag den Frauen ein wenig die Show stehlen. Gerade, als die Spielerinnen zum letzten Saisonspiel aufs Feld kamen, traf der Meister-Tross aus Köln ein, inklusive der verbliebenen Chef-Etage um Präsident Herbert Hainer. Sie nahmen gerade Platz, als unten auf dem Rasen Laura Benkarth, Ivana Rudelić, Saki Kumagai und Emelyne Laurent verabschiedet wurden - Letzteres interessierte die zahlreichen Fotografen und die umliegenden Zuschauer kaum.

Die Japanerin Kumagai war mit den Worten verabschiedet worden, dass sie eine Abwehrstütze gewesen sei, aber durchaus auch torgefährlich. Passenderweise erzielte ausgerechnet sie nach vier Minuten die Führung und nahm den letzten Rest Spannung aus der Meisterfrage. Tatsächlich war die 32-Jährige ein wichtiger Faktor in der Mannschaft des neuen Trainers Alexander Straus: ganze acht Gegentore hat die Mannschaft in 22 Ligaspielen kassiert. Nach den vielen Toren zollten die Männer aber Respekt, klatschten artig Applaus, während die Frauen tanzend von Tribüne zu Tribüne zogen, Leroy Sané und einige andere schossen noch Fußbälle ins Publikum.

Mit dem 1. FFC Turbine Potsdam verabschiedet sich ein Dino aus der Bundesliga

Viel Bedeutsames blieb angesichts des Meister-Doubles der Bayern auf der Strecke. So war es auch der letzte große Arbeitstag für Karin Danner. Sie war 28 Jahre lang in leitender Position tätig, es ist legitim zu sagen, dass die 64-Jährige den deutschen Frauenfußball ein Stückweit mit aufgebaut hat. Und dann war da natürlich noch der Gegner Turbine Potsdam, der Dino, der sich nun verabschiedete, wenn auch nicht komplett sang- und klanglos: ein einsamer Trommler im blauen Trikot und eine Handvoll Brandenburger Fans waren übrig, als jene Mannschaft den Abstieg antrat, die seit 1979 Spitzenfußball bot, als die DDR die "Bestenermittlung im Frauenfußball" startete.

Bayern wird Meister: Die Männer stehen Spalier vor der Siegerehrung.

Die Männer stehen Spalier vor der Siegerehrung.

(Foto: Johannes Simon/Getty Images)

Mittlerweile wurde der Verein Opfer der rasanten Entwicklung: Während die Bayern, der VfL Wolfsburg oder auch der 1. FFC Frankfurt (die mit der Eintracht fusionierten) auf der Infrastruktur der männlichen Profis aufbauen, bestand in Brandenburg diese Möglichkeit nicht. Einen kleinen Trost gab es für die Gäste-Spielerinnen noch, die die Siegerehrung geduldig über sich ergehen ließen: Auf dem Weg in die Kabine stand Manuel Neuer, der sich mit ihnen fotografieren ließ, ein Strahlen huschte über ihre Gesichter.

"Wir haben einkalkuliert, dass es keine leichte Saison wird - neuer Trainer, neue Spielidee", sagte auf Bayernseite die sportliche Leiterin und Nachfolgerin von Danner, Bianca Rech. Sie kündigte für die kommenden Tage weitere Verpflichtungen an, der Kader soll tiefer werden, wie man so sagt. Das wurde auch schon für den Männerkader angekündigt, allerdings in einem viel ernsteren Ton.

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