Bundesliga:Diaby läuft Slalom in Berlin

1. FC Union Berlin - Bayer Leverkusen

Kaum zu stoppen: Moussa Diaby (Mitte) gegen Union Berlin.

(Foto: Andreas Gora/dpa)

Doch das Tor des Leverkuseners ist beim 1:1 gegen Union zu wenig. Wolfsburg wechselt richtig und siegt. Hoffenheim fertigt Augsburg ab. Das Wichtigste zum 1. Spieltag.

Von Tim Brack, Johannes Kirchmeier, Barbara Klimke und Milan Pavlovic

Union Berlin - Bayer 04 Leverkusen 1:1 (1:1), Tore: 1:0 Taiwo Awoniyi (7.), 1:1 Moussa Diaby (12.)

In seiner ersten Bundesliga-Saison galt Union Berlin vor zwei Jahren als Abstiegskandidat Nummer eins - rettete sich aber früh und souverän. In seiner zweiten Bundesliga-Saison galt Union Berlin als Abstiegskandidat Nummer eins, landete aber auf den internationalen Plätzen. In seiner dritten Bundesliga-Saison gilt Union Berlin als Kandidat fürs sichere Mittelfeld ... Aber so spielten die Berliner beim 1:1 gegen Bayer 04 Leverkusen bei Freibadwetter nur selten.

Für Leverkusens neuen Trainer, den Schweizer Gerardo Seoane, war die Partie dagegen ein solider Bundesliga-Einstand, der verheißungsvoll begann: Nach nur 65 Sekunden prüfte Schick mit einem Distanzschuss den Berliner Keeper Luthe, bald danach bekam der tschechische Nationalstürmer eine Kopfballchance (10.), doch sein Abschluss war zu ungenau. Wie es besser geht, demonstrierten zwischendrin die ansonsten erstaunlich passiven Unioner: Max Kruse schickte einen Steilpass exakt zwischen die Leverkusener Verteidiger, und da Frimpong und Kossounou am eigenen Strafraum Awoniyi gewähren ließen, sorgte dieser mit einem satten Abschluss für das 1:0. Dieses hatte allerdings nur kurz Bestand. Dann gelang Demirbay ein Ballgewinn an der Mittellinie, es folgte ein Slalomlauf von Diaby, den der Franzose mit einem platzierten Linksschuss zum 1:1 veredelte.

Bundesliga: Umjubelter erster Torschütze des Samstagnachmittags: der Berliner Taiwo Awoniyi (vorne).

Umjubelter erster Torschütze des Samstagnachmittags: der Berliner Taiwo Awoniyi (vorne).

(Foto: John Macdougall/AFP)

Anschließend zeigten sich die Fans auf den Rängen aufgeweckter als die Teams, von denen wiederum Leverkusen agiler wirkte. Union wirkte seltsam verkrampft, vielleicht fehlte als Antreiber Robert Andrich, der kurzfristig fehlte, weil er offenbar vor einem Wechsel steht - zu Leverkusen. In der zweiten Hälfte ließen beide Mannschaften keine großen Chancen mehr zu. Trotzdem wirkten die Fans glücklich, dass sie den Nachmittag nicht im Freibad, sondern im Stadion verbracht hatten.

FC Augsburg - TSG Hoffenheim 0:4 (0:1), Tore: 0:1 Jacob Bruun Larsen (37.), 0:2 Adamyan (79.), 0:3 Georginio Rutter (88.), 0:4 Sebastian Rudy (90.+5)

Eine bessere Spielkultur, mehr Spaß für die Fans haben sie sich beim FC Augsburg, zuletzt als "graue Maus" der Liga verschrien, erhofft. Dafür sollte nun unter anderem der einst beim FC Bayern ausgebildete, defensive Mittelfeldspieler und U21-Europameister Niklas Dorsch sorgen. Doch nach Spieltag eins lässt sich festhalten: Viel verändert hat sich noch nicht beim Team von Trainer Markus Weinzierl, es bleibt sogar ein äußerst bitteres 0:4 am Ende des Spieltags. Und ein krasser Fehlstart aus Augsburger Sicht.

Für die bessere Spielkultur, für den Spaß bei den Zuschauern sorgte am Samstag die TSG Hoffenheim, für die ein anderer ehemaliger Münchner debütierte: Dorschs Pendant Angelo Stiller. Die Tore des Tages fielen allein auf Hoffenheimer Seite. Jacob Bruun Larsen, Sargis Adamyan, Georginio Rutter und Sebastian Rudy waren erfolgreich. Larsen traf nach einer langen Flanke von Andrej Kramaric freistehend vom zweiten Pfosten aus zur Führung (37.), Adamyan nach einer brillanten Kombination zum 2:0 (79.). Das französische Sturmtalent Rutter erzielte, nachdem er FCA-Torwart Rafal Gikiewicz umspielt hatte, kurz vor dem Ende das 3:0 (88.) und bereitete dann das Tor zum Endstand von Rudy vor (90.+5).

VfL Wolfsburg - VfL Bochum 1:0 (1:0), Tor: 1:0 Wout Weghorst (22.); rote Karte: Robert Tesche (Bochum) wegen Handspiels (4.); Besonderes Vorkommnis: Manuel Riemann (Bochum) hält Handelfmeter nach Videobeweis von Weghorst (5.)

Viermal wechselte Wolfsburgs Trainer Mark van Bommel gegen Bochum und blieb damit im erlaubten Kontingent - nicht wie bei seinem Fauxpas im DFB-Pokal. Zum Bundesliga-Auftakt hatte alles seine Ordnung, zumindest auf Wolfsburger Seite. Nicht so in der Abwehr des Aufsteigers. Im Trommelfeuer der VfL-Angriffe zitterte das Gebilde früh bedenklich. Das Spiel hatte schon einen Lattentreffer durch Ridle Baku (1.) gesehen, als der Bochumer Robert Tesche einen Kopfball auf der Torlinie mit der Hand abwehrte (2.). Der Videoassistent funkte seine Bedenken. Die Folge: Rot und Elfmeter. Den schob Wolfsburgs Stürmer Wout Weghorst allerdings in die Arme von Manuel Riemann.

Der Bochumer Torhüter war wenig später machtlos, als Weghorst sich nach einem Einwurf gegen drei Verteidiger behauptete und aus der Entfernung platziert einschoss (22.). Anschließend hieß der Tagessieger im Dauerduell mit Weghorst aber immer Riemann. Dem Schlussmann schienen ob der vielen Paraden schon die Handschuhe zu glühen. So blieb es trotz großer Überlegenheit beim 1:0 für Wolfsburg. Auch in der Wechselbilanz gelang der Sieg: 4:3 für Wolfsburg.

Arminia Bielefeld - SC Freiburg 0:0

Dem Aktionismus der Liga setzt Trainer Christian Streich auch in seiner elften Freiburger Saison konfuzianischen Gleichmut entgegen. Ohne externe Verstärkung hat Freiburg die Saison in Angriff genommen; seine Wünsche seien nebensächlich, sagte Streich selbstlos, man werde schauen, "ob noch was Sinn" ergibt. Gegen Arminia Bielefeld funktionierte es auch mit Bescheidenheit und bewährtem Personal gut: Eine prächtige Chance hatte Keitel (17. Minute) zunächst nach einer Ecke auf dem Fuß; sein Volleyschuss zog allerdings am rechten Pfosten vorbei. Dann erwischte Höler im Strafraum eine Flanke von Grifo (38.), den Kopfball aus zwei Metern konnte Bielefelds Keeper Stefan Ortega jedoch entschärfen.

Bielefeld war gefordert nach der torlosen ersten Halbzeit, denn die Arminia hat im Gegensatz zu den genügsamen Freiburgern einen Großeinkauf hinter sich. Gleich sechs Zugänge saßen anfangs auf der Bank; der eingewechselte Robin Hack, früher Nürnberg, durfte dann neben dem ehemaligen Schalker Alessandro Schöpf und Bryan Lasme (FC Sochaux) debütieren. Ins Tor hat an diesem ersten Spieltag aber keiner getroffen. Auch ein letzter Bielefelder Freistoß verfehlte das Ziel - und Streichs Freiburger haben mit Sparsamkeit einen Punkt erobert.

VfB Stuttgart - SpVgg Greuther Fürth 5:1 (2:0), Tore: 1:0 Wataru Endo (30.), 2:0 Philipp Klement (36.), 3:0 Marc-Oliver Kempf (56.), 4:0 Hamadi Al Ghaddioui (61.), 5:0 Kempf (76.), 5:1 Jamie Leweling (90.+3)

Eine halbe Stunde gab der VfB Stuttgart dem Aufsteiger SpVgg Greuther Fürth, um in der ersten Fußball-Bundesliga anzukommen. Die Stuttgarter ließen es locker angehen, Fürth erhielt den notwendigen Platz, um sich den Ball in der Hitze Schwabens zuzuschieben. So ein wenig bekam man den Eindruck, dass der SpVgg-Coach Stefan Leitl vielleicht gar nicht so Unrecht hatte mit seiner Aussage: "Ich bin davon überzeugt, dass es am Ende für uns reichen kann, Platz 16 oder sogar 15 zu erreichen." Sein Team gilt schließlich als Abstiegskandidat Nummer eins.

Doch dann änderte sich die Herangehensweise des VfB schlagartig. Plötzlich orientierten sich die Gastgeber näher an den Gästen, der Platz schwand. Die Stuttgarter eroberten sich Ball um Ball, kamen flinker in den Strafraum - und zündeten ihr Torfeuerwerk, das sie mindestens für einige Stunden an die Tabellenspitze katapultiert - das 5:1 könnte aber auch nach dem Spieltag noch locker für Rang eins reichen.

Mit zwei fast baugleichen Toren ging der VfB noch in der ersten Halbzeit in Führung: Der Japaner Wataru Endo hob den Ball nach einem Steilpass aus spitzem Winkel über SpVgg-Torwart Sascha Burchert (30.), Philipp Klement traf nach einem Steilpass von U21-Nationalspieler Mateo Klimowicz ebenfalls aus spitzem Winkel - allerdings ins lange Eck (36.). In der zweiten Hälfte erhöhten Marc-Oliver Kempf (56./71.) und Hamadi Al Ghaddioui (61.) sogar noch auf 5:0. Kurz vor dem Ende erzielte Jamie Leweling dann zumindest noch den Fürther Ehrentreffer (90.+3). Einzige Sorgenfälle für VfB-Coach Pellegrino Matarazzo an diesem ersten Saisonnachmittag: Sein Mittelfeldspieler Atakan Karazor musste mit Kreislaufproblemen nach neun Minuten ausgewechselt werden. Und der eingewechselte Stürmer Mohamed Sankoh verletzte sich bei einem Zusammenprall mit Burchert schwer.

Zur SZ-Startseite
Borussia Monchengladbach v FC Bayern Munchen - Bundesliga

Gladbach gegen Bayern
:"Ich weiß nicht, Julian, wie's Dir geht, aber ..."

Nach dem Bundesligaauftakt zeigen sich die Gladbacher angesichts zweier Elfmeter-Entscheidungen zu ihren Ungunsten erstaunlich gelassen. Der FC Bayern gibt zu, im Glück gewesen zu sein - und fremdelt noch ein bisschen mit Nagelsmanns Spielsystem.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: