1. Bundesliga:Friedrichs Glücksschuss

Ein Glücksschuss von Manuel Friedrich aus 40 Metern hat entscheidet das Topspiel des Wochenendes entschieden. Damit bescherte er Leverkusen eine "perfekte Woche", während sich Schalke auf unangenehme Diskussionen gefasst machen muss.

Kajo Fritz, Leverkusen

"Zuerst wollte ich flanken, habe aus dem Augenwinkel aber gesehen, dass Neuer ein bisschen weit vorm Tor steht", beschreibt der Held vor der Kamera, "dann habe ich kurz mein Fußgelenk umgestellt und ihn ´reingehauen." Sagte es und ging zum nächsten Mikrophonknubbel: "Die Flanke ist mir total abgerutscht."

1. Bundesliga: Torschütze Manuel Friedrich

Torschütze Manuel Friedrich

(Foto: Foto: dpa)

Manuel Friedrich ist ein witziger Mensch, man darf annehmen, dass Version eins seiner Torschussgeschichte diesem Charakterzug geschuldet ist, bei Version zwei wollte der Leverkusener Verteidiger sich den zeitintensiven Witz sparen und endlich unter die Dusche.

Er war der gefragteste Mann des Tages. Friedrich hatte das Spitzenspiel des 21. Spieltags mit einem nicht geplanten samstäglichen Sonntagsschuss aus 40 Metern entschieden, Leverkusen nach dem Weiterkommen im Uefa-Cup am Donnerstag eine "perfekte Woche" (Bayer-Sportdirektor Rudi Völler) beschert und Schalke in die Depression gestürzt.

Da darf man sich schon einmal einen kleinen Spaß erlauben. "Wenn man aus dieser Distanz den Ball in den Winkel haut, kann man alles sagen", bestärkte Trainer Michael Skibbe, der das Grinsen in seinem Gesicht als Zeichen der neuen Leverkusener Leichtigkeit dauergeparkt hatte.

Leverkusen ist spätestens jetzt in die Phalanx der Champions-League-Plätze gekommen, und so langsam glauben sie selber daran, dass diese Saison ihre Saison werden könnte.

Spiel gegen Istanbul war die "Reifeprüfung"

"Donnerstag gegen Istanbul war die Reifeprüfung", sagte der in Gelsenkirchen geborene Skibbe, "heute gab es ein zusätzliches Sahnehäubchen." Zumindest vorübergehend sind die Leverkusener auf einen Qualifikationsplatz um die Königsklasse und selbst der bescheidene Bayer-Trainer sieht mittlerweile die Fußball-Götter auf Seiten der Rheinländer - und so ganz geheuer ist ihm das noch nicht: "Steht man ein paar Plätze in der Tabelle weiter unten, geht der Schuss von Manuel drei Meter neben das Tor ins Aus. Und die Zuschauer pfeifen."

Hoch anzurechnen war seiner Mannschaft, dass sie es schaffte, nach der Pause ihr Phlegma abzulegen. Erst Sergej Barbarez (50.), neun Minuten später der starke Gonzalo Castro und der eingewechselte Paul Freier (80.) hatten gute Gelegenheiten, bei Schalke blieb allenfalls die Chance von Lewan Kobiaschwili (68.) in Erinnerung.

"Unser Spiel nach vorne muss man sehr kritisch beurteilen", sagte Schalkes Trainer Mirko Slomka. Gleich zwei Langzeit-Diskussionen werden nach der zweiten Bundesliga-Niederlage in Folge nun wieder lauter werden; gegen Ende des Spiels forderten die Schalker Fans "Slomka raus", und auch die Kritik an Torwart Manuel Neuer, der sich erneut ein, zwei Unsicherheiten leistete, wird nach dem Spiel in Leverkusen nicht enden - obwohl ihm der Gegentreffer nicht angelastet werden kann.

"Ich habe alles versucht", sagte Neuer, "das Tor nehme ich nicht auf meine Kappe. Ich glaube, Friedrich hat sich bei diesem abgerutschten Ball selbst erschrocken."

Das sah sein Trainer genauso. "Das ist ganz bitter", sagte Slomka, "unsere Defensive hat diese Niederlage nicht verdient." Slomka nahm seinen Sturm in die Kritik, der erschreckend wenig Verve entwickelte.

Gelb-rot Karte gegen Jermaine Jones

In der kommenden Woche gegen München müssen die Gelsenkirchener zusätzlich auf ihren guten Mittelfeldmann Jermaine Jones verzichten, der in der Nachspielzeit die Gelb-Rote Karte sah.

Anders die Gefühlslage der Leverkusener. "Das ist alles so wunderbar", sagte Simon Rolfes, "zwei tolle Siege innerhalb von zwei Tagen ist gut für Körper und Seele." Die gruselige Vorstellung der ersten Halbzeit war zu diesem Zeitpunkt schon lange vergessen, aber selten war die Freude auf ein Spitzenspiel so schnell verpufft.

Eine Torchance bot die Partie in der 10. Minute, nachdem Neuer den Schuss von Leverkusens Bernd Schneider nicht halten konnte und Mladen Krstajic knapp vor Barbarez rettete.

Ansonsten sorgte allenfalls eine Barbarez-Einlage 13 Minuten später für ein wenig Unterhaltung, der bei einer gestischen Meisterleistung stark an Louis de Funès erinnerte, dem der Wein nicht schmeckte.

Er wollte seinen Kollegen signalisieren, endlich aufzurücken - dies geschah nicht. Die internationalen Auftritte unter der Woche waren beiden Teams in dieser Phase stark anzumerken. "Zwei Spiele in 48 Stunden, das ist wirklich nicht in Ordnung, darüber muss noch zu reden sein", sagte Skibbe, der sich bei diesem Satz erstmals eine Grinspause auferlegte.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: