FC Bayern München:Mit neuer Entschlossenheit

FC Bayern München: Ein Tor im Hinspiel, eines im Rückspiel: Klara Bühl (links, mit Ashley Lawrence) war als einzige Münchnerin in der Champions League gegen Paris Saint-Germain erfolgreich mit ihren Abschlüssen. Zum Einzug ins Halbfinale reichte es dennoch nicht.

Ein Tor im Hinspiel, eines im Rückspiel: Klara Bühl (links, mit Ashley Lawrence) war als einzige Münchnerin in der Champions League gegen Paris Saint-Germain erfolgreich mit ihren Abschlüssen. Zum Einzug ins Halbfinale reichte es dennoch nicht.

(Foto: Michaela Merk/Imago)

Klara Bühl und Sydney Lohmann bilden die nächste Generation beim FC Bayern. In der Champions League zählten sie zu den Auffälligsten - nun rücken sie im Spitzenspiel der Frauen-Bundesliga gegen Wolfsburg in den Fokus.

Von Anna Dreher

Wenn auch dieser Schuss reingegangen wäre, es wäre keine Frage gewesen, wen die Fußballerinnen des FC Bayern München zur Heldin des Abends gekürt hätten. Aber der Ball zischte rechts am Tor vorbei. Ausgerechnet. Im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League am Mittwochabend lief die 87. Minute, es stand 2:1 für die Bayern, und dieses eine Tor hätte ihnen gegen Paris Saint-Germain den Halbfinaleinzug gebracht. Das war Klara Bühl natürlich klar. In ihrem Blick lag so viel Entsetzen, dass ihr Gesichtsausdruck problemlos mit dem Gemälde "Der Schrei" des norwegischen Künstlers Edvard Munch mithalten konnte.

Abgesehen von ihrer eindrücklichen Mimik zeigte sich - wie auch in einigen anderen Szenen - vor allem eines: Bühl ist längst zu einer jener Spielerinnen geworden, die beim FC Bayern unbestritten zu den wichtigsten zählen. Als sie zur Saison 2020/2021 vom SC Freiburg nach München wechselte, war schon bekannt, wie schnell ihr Antritt und wie gefährlich ihre Abschlüsse sind. Damals aber tauchte in fast jeder Beschreibung der inzwischen 21-Jährigen noch das Attribut "unbekümmert" auf. Als Kompliment gemeint für ihre befreite Art, Fußball zu spielen - dafür, dass sie früh eine erstaunliche Routine und auch Spielwitz zeigte. Vor allem bei der Weltmeisterschaft 2019 fiel das auf. Aber diesem Image haftete eben auch an, noch nicht lange bei den Großen dabei zu sein. Nun trifft eine weitere Beschreibung zu: Entschlossenheit.

Am Sonntag gegen Wolfsburg steht ein "Endspiel" an, findet Bayerns Trainer Jens Scheuer

Beim 1:2 im Hinspiel gegen Paris in der Allianz Arena vor 13 000 Zuschauern hatte Bühl mit einem späten Tor bereits für eine bessere Ausgangslage vor dem Wiedersehen gesorgt. Im Rückspiel war es ebenfalls Bühl zu verdanken, dass die Bayern noch an den Einzug ins Halbfinale glauben konnten. Zehn Minuten nach der Pause hatte sie energisch aus 20 Metern abgezogen, Lea Schüller fälschte den Ball zur 2:1-Führung ab. Und so war dieses Tor eine Co-Produktion zweier Spielerinnen, die für die nächste, hochveranlagte Generation stehen - wie auch Sydney Lohmann und Giulia Gwinn.

Überhaupt lieferte das Viertelfinale den Verantwortlichen des deutschen Meisters allerhand frisches Anschauungsmaterial. Nicht nur dafür, dass sie einen Kader kundig und stimmig zusammengestellt haben, der in den vergangenen zwei Partien gar den Corona-bedingten Ausfall von sieben Spielerinnen aufzufangen vermochte. Sondern auch als eine Art Beruhigungsmittel: Für die kommenden Jahre hat der Klub eine gute Basis. Was auch für die unmittelbare Zukunft relevant sein wird.

FC Bayern München: Enorm dynamisch: Sydney Lohmann (Mitte) hat ihre Münchner Mitspielerinnen gegen Paris Saint-Germain mit ihrer Präsenz auffällig mitgezogen.

Enorm dynamisch: Sydney Lohmann (Mitte) hat ihre Münchner Mitspielerinnen gegen Paris Saint-Germain mit ihrer Präsenz auffällig mitgezogen.

(Foto: Memmler/Eibner/Imago)

Am Sonntag (14 Uhr, BR und NDR) steht das Spitzenspiel der Bundesliga gegen den Dauerrivalen VfL Wolfsburg an, der einen zusätzlichen Selbstbewusstseins-Booster erhalten hat, weil er am Donnerstag gegen Arsenal London das Halbfinale erreichte. Die Bundesliga-Titelfavoriten trennt bei noch vier ausstehenden Partien nur ein Punkt. Sollte der aktuelle Tabellenführer Wolfsburg - wie bereits die erste Begegnung in dieser Saison (1:0) - gewinnen, dürfte die Meisterschaft entschieden sein. Erschwerend kommt für die Münchnerinnen hinzu, dass sich womöglich erst kurzfristig klärt, ob mit den Corona-Infizierten wieder geplant werden kann. "Das ist ein Endspiel", sagte Bayerns Trainer Jens Scheuer am Freitag. "Das kann man so betiteln und braucht da auch nicht drumherum zu reden."

Es trifft sich also gut, dass vor allem Bühl und Lohmann - die dem Team nach einer Hüft-Operation im Oktober über Monate fehlte - zuletzt mit viel Offensivdrang aufgefallen sind. "Das sind herausragende Spielerinnen, die die neue Generation beim FC Bayern prägen können", sagte Scheuer. "Solche Spielerinnen braucht man auf diesem hohen Niveau. Durchs Kollektiv kann man auf der Ebene, auf der wir konkurrieren, viel erreichen - aber man braucht individuelle Qualität." Es sei wichtig, "Unterschiedsspielerinnen" in den eigenen Reihen zu haben, "und ich bin froh, dass ich die beiden trainieren darf".

Vergangene Woche brachte Lohmann nach ihrer Einwechslung im Hinspiel der Königsklasse eine derartige Dynamik auf den Platz, dass die 21-Jährige damit die ganze Mannschaft mitzog. Zwei ihrer Schüsse trafen Aluminium, auch sie war nah dran, den Abend zu retten. Bühl machte in beiden Partien gegen PSG und überhaupt schon die gesamte Saison mit Zuspielen, Läufen und Torschüssen enorm viel Wirbel. Lohmann und Bühl wirkten jüngst, als könnten sie problemlos über sich hinauswachsen, wenn es erforderlich ist. Auf nicht weniger wird es auch am Sonntag ankommen.

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