BundesligaStuttgart sieht Rot, Götze staubt ab

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Frankfurts goldener Torschütze: Mario Götze.
Frankfurts goldener Torschütze: Mario Götze. (Foto: Heiko Becker/Reuters)

Eintracht Frankfurt klettert auf Platz drei in der Tabelle, der VfB rutscht weiter ab. Werder Bremen jubelt in Kiel. Das Wichtigste zum Spieltag.

Von Jonas Beckenkamp, Gerald Kleffmann, Carsten Scheele

Eintracht Frankfurt – VfB Stuttgart 1:0 (0:0), Tor: 1:0 Götze (70.)

Der VfB stand unter Druck, der Meisterschafts-Zweite der Vorsaison lag vorab als Zehnter mit nur 37 Punkten hinter den eigenen Erwartungen zurück. Daher überraschte es nicht, wie offensiv und engagiert die Schwaben in die Auswärtspartie starteten. Jamie Leweling, Enzo Millot und Chris Führich kamen zu ersten Chancen. Die spektakulärste Szene der ersten Halbzeit endete doppelt unglücklich für die Eintracht. Bei einem sehenswerten Konter über rechts hätte Ansgar Knauff, der schon am VfB-Torwart Alexander Nübel vorbei war, den Ball nur hoch einschieben müssen. Doch Stuttgarts Maximilian Mittelstädt rauschte grätschend heran und verhinderte, dass der Ball die Torlinie überquerte. Knauff verdrehte sich bei dem Manöver tragischerweise das Bein und musste kurz darauf ausgewechselt werden.

In der zweiten Halbzeit änderte sich der Charakter der Partie, die Eintracht drehte auf. Hugo Ekitiké vergab zwei gute Chancen binnen einer Minute, seine zweite landete am Pfosten. Eine massive Schwächung erlitten die Stuttgarter nach knapp einer Stunde, als sich Ameen Al-Dakhil eine Notbremse zuschulden kommen ließ und die rote Karte erhielt. Die Eintracht nutzte den Vorteil prompt aus. Hugo Larsson schlenzte aufs Tor, Nübel lenkte den Ball noch an den Pfosten, den Abpraller staubte Mario Götze ab. Stuttgart bäumte sich kurz auf, aber blieb erfolglos.

FC Bayern München – FC St. Pauli 3:2 (1:1), Tore: 1:0 Kane (17.), 1:1 Saad (27.), 2:1 Sané (53.), 3:1 Sané (71.), 3:2 Ritzka (90.+3)

Warum Leroy Sané noch keinen neuen Vertrag des FC Bayern für die kommende Spielzeit vorliegen hat? Nun ja, hätte er ein paar mehr solcher Spiele absolviert wie beim 3:2 gegen den FC St. Pauli, gäbe es diese Diskussion aktuell vermutlich nicht.

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Für ein paar Minuten mussten die Bayern leicht zittern am Samstagnachmittag gegen den Aufsteiger. Es war die Phase, als St. Pauli erst die Latte traf, durch Elias Saad dann zum verdienten Ausgleich kam – Harry Kane hatte die Münchner zuvor in Führung gebracht. Doch dann kam Sané: Bei zwei Kontersituationen preschte er kraftstrotzend Richtung Hamburger Tor, einmal legte er sich selbst den Ball mit der Brust vor, einmal wurde er von Kane hervorragend freigespielt. Am Ende beider Szenen lag der Ball jeweils im Tor. Und Sané hatte ein paar Argumente mehr für eine baldige Vertragsverlängerung gesammelt.

Zur Geschichte des Spiels gehörte auch noch, dass sich in Hiroki Ito der nächste Abwehrspieler verletzt auswechseln ließ (Ito hielt sich den Fuß). Und die überlegenen Münchner so in Unterzahl tatsächlich noch den Anschlusstreffer hinnehmen mussten.

Borussia Mönchengladbach – RB Leipzig 1:0 (0:0), Tor: 1:0 Pléa (56.)

Die beiden Mannschaften, die um einen Tabellenplatz kämpfen, der zur Teilnahme an der Champions League berechtigt, hätten an diesem Samstag zunächst keine Strafräume benötigt. Die meisten Szenen spielten sich zwischen den 16-Meter-Linien ab, oft sogar nur in den Mittelfeldregionen des Platzes. Gladbach hatte sieben Torschüsse bis zur Pause, Leipzig sechs, was aufregender klingt, als es war. Die Partie war, positiv formuliert, ein authentisches 0:0-Spiel und verdiente keinen Treffer.

Doch im Fußball geht es nicht immer um Gerechtigkeit, und so war es Gladbach, das es tatsächlich schaffte, den Ball im gegnerischen Gehäuse unterzubringen. Leipzigs Torwart Maarten Vandevoordt ließ die Kugel nach einem Kopfball von Ko Itakura derart unglücklich abprallen, dass Alassane Pléa nur noch den Kopf hinhalten und einnicken musste. Die Borussia kam noch zu drei Pfostentreffern (zweimal Pléa und Nico Elvedi), weshalb der Sieg Gladbachs dann wirklich verdient war.

Holstein Kiel – Werder Bremen 0:3 (0:1), Tore: 0:1 Ducksch (25.), 0:2 Agu (59.), 0:3 Grüll (90.+4)

Fraglich, wer in Kiel an diesem Frühlingsnachmittag tiefer stand: die norddeutsche Sonne oder die Kieler Spielvereinigung Holstein von 1900? Gegen akut drängende Bremer hatte es der Tabellenletzte jedenfalls schwer. Ständig drohte Gefahr – und dann auch noch durch alte Bekannte. An der Seitenlinie war in Werder-Trainer Ole Werner ein Mann zu Gast, der mit den Kielern mal die Bayern im Pokal besiegt hatte. Und in Marvin Ducksch stürmte bei den Gästen einer, der als Kieler sogar mal Torschützenkönig in der zweiten Liga war. Und genau dieser Ducksch drosch dann einen Freistoß aus seitlicher Position so vehement unter die Latte des Holstein-Kastens, dass selbst die Sonne anerkennend nickte.

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Kiels Trainer Marcel Rapp sah sich dagegen zu einem radikalen Eingriff genötigt: Er wechselte noch vor der Halbzeit in der 35. Minute gleich drei (!) Spieler auf einmal aus. Rekord! So früh wurden in der Geschichte der Bundesliga noch nie drei Spieler ausgewechselt. Half aber nichts, denn die Bremer hatten offenbar einen Tag der Traumtore im Sinn. Der nächste Kunstschütze hieß Felix Agu, der das 2:0 mit einem Rechtsschuss ins Kreuzeck besorgte. Insgesamt eine klare Geschichte, es fiel schließlich noch das 3:0 nach einem Konter durch Marco Grüll. Aus Bremer Sicht eine deutliche Steigerung nach einer phasenweise verzwickten Rückrunde. Und die Kieler? Hatten an diesem Spieltag wenigstens das beste Wetter dieses Bundesligasamstags.

VfL Wolfsburg – 1. FC Heidenheim 0:1 (0:1), Tor: 0:1 Pieringer (16., Foulelfmeter)

Der Arbeitstag von Marvin Pieringer hatte zwei besondere Fügungen für den Heidenheimer Stürmer parat: erst eine schmerzvolle, dann eine befreiende – und das binnen weniger Minuten. Nach einem Zusammenprall mit dem Wolfsburger Sebastiaan Bornauw lag der 25-Jährige zeitweise auf dem Boden und musste an der Augenbraue genäht werden. Eine blutige Sache, aber für einen wie Pieringer kein Hindernis. Das zeigte sich kurz darauf, als er putzmunter in den VfL-Sechzehner stürmte und von Joakim Maehle gefällt wurde. Den Elfmeter verwertete Pieringer höchstselbst an diesem mutmachenden Nachmittag für die Schwaben.

Mut und Unerschütterlichkeit brauchen sie nämlich beim FCH, damit Platz 15 in der Tabelle weiter in Sicht bleibt. Mit letzterer Eigenschaft ist zumindest Trainer Frank Schmidt ausreichend ausgestattet, er absolvierte an diesem Tag sein 700. Pflichtspiel auf der Heidenheimer Bank. Und das Jubiläum ging gut, denn auch wenn Wolfsburg es mit Ballbesitz und vielen Kombinationen versuchte, war den Heidenheimern diesmal nicht beizukommen. Eine finale Fügung, mit der auch Marvin Pieringer wohl glänzend leben kann – trotz Veilchen.

1899 Hoffenheim – FC Augsburg 1:1 (0:0), Tore: 0:1 Essende (46.), 1:1 Kramaric (71., Handelfmeter)

Hoffenheims Trainer Christian Ilzer sagte vorab, das Duell mit dem FCA sei das erste von acht Endspielen bis zum Saisonende, und so startete die TSG zunächst engagiert. Der Gastgeber presste hoch und machte Druck. Doch Augsburg stand betonsicher und bewies, warum das Team seit 614 Minuten kein Gegentor kassiert hatte; der Stuttgarter Deniz Undav war Anfang Februar der letzte, der Torwart Finn Dahmen beim 1:0-Sieg des VfB bezwungen hatte. TSG-Mittelfeldspieler Bazoumana Touré war zwar an diesem Samstag einem Treffer nahe, doch sein Kopfball landete am Pfosten (25.).

Augsburgs Samuel Essende gab dann prompt den Spielverderber aus Sicht der TSG und beendete die Torlosigkeit direkt nach Anpfiff der zweiten Halbzeit. Sein Volleyschuss aus 13 Metern schlug im rechten Eck ein. Die bemühte TSG-Elf konnte zwar nicht aus dem freien Spiel heraus reüssieren, doch nach einem Handspiel von Jeffrey Gouweleeuw verwandelte immerhin Andrej Kramaric den Elfmeter. Dahmens Serie war damit nach 685 Minuten beendet.

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