FC Bayern in Bremen:Diesmal kein 3:3

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Thomas Müller freut sich nach seiner Vorlage zum 2:1 durch Serge Gnabry. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Der FC Bayern gewinnt in der Bundesliga 2:1 (1:1) bei Werder Bremen.
  • Bei einem mühevollen Auftritt seines Teams trifft Serge Gnabry doppelt. Das Bremer Tor gelingt Yuya Osako.
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Von Christopher Gerards

Der Blick in eine Münchner Zukunft, die dynamisch ist, raffiniert und womöglich sogar ein bisschen realistisch - dieser Blick begann mit einem Lupfer. Es lief die 20. Minute, Joshua Kimmich kam an den Ball, er entdeckte Serge Gnabry, also lupfte er hinter die überraschte Bremer Abwehr. Gnabry versuchte es mit einem Direktschuss, und nachdem dieser abgewehrt wurde, brachte er erneut einen Schuss an, der wurde nicht abgewehrt. Und schon führte der FC Bayern, durch ein Tor des 23 Jahre alten Serge Gnabry, vorbereitet vom 23 Jahre alten Joshua Kimmich. Es stand 1:0.

Der Blick in eine Münchner Gegenwart, die nicht immer dynamisch ist, häufig fehlerhaft und ziemlich realistisch - diesen Blick gab es allerdings zehn Minuten später. Diesmal lupfte Kimmich nicht, was daran lag, dass er verteidigen musste. Ungünstigerweise ließ er sich mit einer Körpertäuschung derart entscheidend austricksen, dass Max Kruse in den Münchner Strafraum flanken konnte, wo Yuya Osako ins Tor köpfelte. Geholfen hatte dabei außerdem und entscheidend der Bayern-Torwart Manuel Neuer, der aus irgendeinem Grund sein Tor verlassen hatte. Nach dem Spiel sagte er, es sei sein Plan gewesen, sich anköpfen zu lassen. Der Plan misslang und schon stand es 1:1.

Hübsche Angriffe vorne, leichte Fehler hinten: Zwischen diesen Extremen pendelt der FC Bayern in diesem Herbst. Und obwohl es jüngst einen "Schulterschluss zwischen Mannschaft und Trainer" (Uli Hoeneß) gegeben haben soll, zeigte dieses Spiel in Bremen deutlich: Alles ist beim FC Bayern noch lange nicht gut. Und so konnten sich die Bayern an diesem Samstag vor allem darüber freuen, dass sie nicht schon wieder eine Führung verspielt hatten (Düsseldorf!). Dass sie stattdessen 2:1 (1:1) in Bremen gewannen. Dass sie in der Bundesliga zumindest vorerst auf Platz drei geklettert sind.

Vor dem Spiel war die Frage: Wen würde Trainer Niko Kovac von Anfang an spielen lassen? Die Aufstellung der Münchner ist gerade ja ein großes Thema. Kovac hatte am Freitag angedeutet, dass er künftig weniger rotieren lässt. Er habe "ein Gerüst", in dem "der Großteil Fixstarter ist und der eine oder andere dementsprechend immer wieder reinkommt", so sagte er es auf der Pressekonferenz vor dem Spiel.

In Bremen sah das dann so aus, dass zehn von elf Spielern begannen, die schon beim 5:1 in der Champions League gegen Lissabon von Anfang an auf dem Platz standen. Einzige Ausnahme: der angeschlagene Arjen Robben, den der genesene Gnabry ersetzte. Dass überdies Thiago und Kingsley Coman nach längeren bis langen Verletzungspausen noch mal im Kader standen, dürfte Kovac ziemlich gefreut haben.

Gnabry hält sich beim Jubeln zurück

Die Fixstarter begannen dann in der Tat ziemlich fix, sie gewannen ihre Zweikämpfe, und sie erspielten sich Chancen. Da war die 7. Minute, als Robert Lewandowski nach einem Doppelpass mit Müller an Jiri Pavlenkas Oberarm scheiterte. Da war die 15. Minute, als Joshua Kimmich erst eine Körpertäuschung zeigte und dann mit links knapp am Tor vorbei zirkelte. Und da war die 20. Minute, als Franck Ribéry nach einem Dribbling im Strafraum fiel, aber feststellen musste, dass sich sein Wunsch nach einem Elfmeter nicht erfüllte. Schon bald interessierte das aber niemanden mehr, weil Kimmich auf Gnabry lupfte und dieser in letzter Instanz traf. Fast wirkt es, als wäre der FC Bayern schon ein bisschen abhängig geworden von ihm.

Für einen Moment sah es dann so aus, als würde der FC Bayern erneut ein Spiel kontrollieren, zum zweiten Mal in wenigen Tagen. Aber dieser Eindruck wurde sehr bald widerlegt. Zwar hatten die Münchner noch ein, zwei gute Chancen, durch Müller und Lewandowski. Doch näherten sich die Bremer dem Ausgleich, durch Distanzschüsse von Nuri Sahin und Serge Gebre Selassie (29.). Und schließlich traf Osako nach Kimmichs Fehler und Neuers Patzer.

Bei den Bayern musste kurz darauf Franck Ribéry angeschlagen vom Platz, Kingsley Coman ersetzte ihn am Tag seiner Rückkehr in den Kader. Und auf einmal standen - wirklich! - fünf Bayern-Spieler auf dem Platz, die nicht älter sind als 23. Wo Comans erste Dribblings noch zu verspielt waren, fand er in der zweiten Halbzeit den freistehenden Müller, der nur etwas zu unplatziert schoss, um das 2:1 zu erzielen. Das erledigte dann Gnabry. Müller durfte auf rechts dribbeln und flankte in die Mitte. Der Ball wurde abgefälscht, sprang ans Knie von Gnabry und von dort ins Tor (50.). Größeres Jubeln unterließ der frühere Bremer übrigens bei beiden Treffern.

Das Spiel bezog danach allein Spannung aus der Frage, ob die Münchner aus ihren Fehlern gegen Düsseldorf gelernt hatten. Zu dieser Spannung trugen sie selbst bei, indem sie hier und da wackelten. Beste Chance der Bremer: eine Schuss von Max Kruse, der nur knapp rechts am Tor vorbeiflog (77.) Aufgelegt hatte übrigens der frühere Mehrfach-Münchner Claudio Pizarro, der eine Minute vorher eingewechselt worden war. Den Bayern gelang es dann, geordnet dem Feierabend entgegen zu kicken, lediglich die gelb-rote Karte für Bremens Niklas Moisander (90.+3, nach Foul an Lewandowski) sorgte für mittelgroße Aufregung.

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