Bundesliga:Anzeichen einer Spitzenmannschaft

Bundesliga: Der "Didi-Man" des jüngsten Bundesligaspieltags, jedenfalls wenn es nach Didi Hamann geht, dem Spender des Preises.

Der "Didi-Man" des jüngsten Bundesligaspieltags, jedenfalls wenn es nach Didi Hamann geht, dem Spender des Preises.

(Foto: Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Der SC Freiburg gewinnt fröhlich weiter, Florian Kohfeldt feiert einen gelungenen Einstand und Thorgan Hazard ersetzt beim BVB Erling Haaland - zumindest ein bisschen. Das Wichtigste zum Spieltag.

Von Jonas Beckenkamp und Johannes Kirchmeier

1. FC Union Berlin - FC Bayern München 2:5 (1:3), Tore: 0:1 Robert Lewandowski (15., Handelfmeter), 0:2 Lewandowski (23.), 0:3 Leroy Sané (35.), 1:3 Niko Gießelmann (43.), 1:4 Kingsley Coman (61.), 2:4 Julian Ryerson (65.), 2:5 Thomas Müller (79.)

Es war viel um Botschaften gegangen beim FC Bayern an diesem Samstag, schließlich galt es, das 0:5-Pokaltrauma in Mönchengladbach irgendwie aus den Klamotten zu schütteln. "Die Kernbotschaft" sei, so sagte es Aushilfstrainer Dino Toppmöller, "dass wir als Gruppe eine Reaktion zeigen, dass jeder sieht: Wir sind Bayern München und uns haut sowas nicht um." Das Berliner Publikum erlebte folglich einen FC Bayern, der in einem wilden Spiel tatsächlich mit ein paar Statements sein Seelenheil aufpolierte. Zum Markenbotschafter avancierte vor allem Robert Lewandowski, der zunächst scheinbar alle Zweifel früh aus der Welt schoss.

Ein Handelfmeter und ein direkt verwandelter Freistoß aus 17 Metern (seine Saisontore elf und zwölf) sorgten für die Führung und falls jemand gedacht hatte, das Gladbach-Spiel würde in irgendeiner Form nachwirken, lautete die Münchner Antwort: So ein Paket Watschn gibt's bei uns wirklich nur alle 43 Jahre. Danach spielten die Bayern die Sache gekonnt herunter, Leroy Sané wirbelte und nutzte eine seiner vielen Chancen nach Flanke von Kingsley Coman zum 3:0. Thomas Müller sammelte munter Assists und erzielte ein Kontertor, während Coman selbst zwischenzeitlich auch noch eins drauflegte, als die Berliner nach der Pause kurz drängten.

So fielen selbst die Gegentreffer von Niko Gießelmann und Julian Ryerson zumindest unterm Strich nicht ins Gewicht, wenn man davon absieht, dass Josip Stanisic, Manuel Neuer und Niklas Süle dabei allesamt mit Wacklern auffielen. Es entwickelte sich ein unterhaltsamer Betriebsausflug des Rekordmeisters, weshalb auch Julian Nagelsmann in seinem Küchenbüro durchpusten konnte. Virusbedingt war der Bayern-Trainer ein letztes Mal zur Heimarbeit gezwungen, zum Glück bietet das World Wide Web ja die Möglichkeit zum heißen Draht. So bot sich die Gelegenheit zu beobachten, was ein Vollblutcoach macht, wenn er zwischen Brotzeitbrettl, Ipad und Biomüll ein Katastrophenspiel seiner Elf aufarbeiten muss: Auch er hatte nämlich ein paar dezente Küchenzurufe an die Alte Försterei versendet.

Dayot Upamecano? Bekam nach seinem melancholischen Herbstspaziergang in Gladbach eine Sitzgelegenheit auf der Bank (ehe er hereinkam und Müller mit einem Solo das 5:2 auflegte). Serge Gnabry und Benjamin Pavard? Beide überraschend ebenso draußen. Und auch für Marcel Sabitzer sieht Nagelsmann derzeit keinen Platz in der Startelf vor - den verletzten Leon Goretzka vertrat Corentin Tolisso. Der Franzose war einst fast 42 Millionen Euro teuer, viel Geld für einen, der sonst kaum eine Rolle spielt. Negativ wirkten sich diese Ansätze einer bayerischen B-Elf aber kaum aus, selbst den überforderten Rechtsverteidiger Stanisic schleppten die Bayern durch. Und so blieb die letzte Botschaft dieses Ausflugs in den Berliner Osten: Reaktion gelungen, absteigen wird der Meister nicht so schnell.

Borussia Dortmund - 1. FC Köln 2:0 (1:0), Tore: 1:0 Thorgan Hazard (40.), 2:0 Steffen Tigges (64.)

Die erste Dortmunder Nachricht an diesem Samstag war keine gute. "Das wird noch einige Wochen dauern", sagte der BVB- Sportdirektor Michael Zorc zu einer möglichen Rückkehr seines Ausnahmestürmers Erling Haaland, der wegen einer Hüftbeugerverletzung ausfällt. In diesem Jahr immerhin soll es noch so weit sein, vermutlich aber noch nicht beim Duell mit Tabellenführer FC Bayern am 4. Dezember. Der Ausfall des zweitbesten Bundesliga-Torschützen dieser Saison wiegt schwer bei den Borussen.

Aber glücklicherweise schwingt sich ein anderer Offensiver gerade zu einer brauchbaren Vertretung auf: Thorgan Hazard hatte als Joker schon unter der Woche zweimal getroffen beim 2:0 im zähen DFB-Pokalspiel gegen den Zweitliga-Letzten Ingolstadt. Nun durfte er von Beginn an mitspielen gegen Köln - und traf in Mittelstürmer-Manier nach einer Maßflanke von Jude Bellingham entscheidend per Kopf (40.). Aktuell gelingt dem Belgier also vieles, was er angeht. Das ist im Übrigen eine Fähigkeit, die man in Dortmund vor allem vom Norweger Haaland kennt. Der für Hazard eingewechselte Steffen Tigges erhöhte auf 2:0.

SC Freiburg - Greuther Fürth 3:1 (2:0), Tore: 1:0 Simon Asta (20., Eigentor), 2:0 Nicolas Höfler (39.), 2:1 Jamie Leweling (74.), 3:1 Vincenzo Grifo (79., Foulelfmeter)

Sechs Stammspieler waren ohnehin schon verletzt bei der SpVgg Greuther Fürth - und dann kam auch noch Corona: Fünf Kicker, hatten die Franken am Freitag berichtet, seien coronapositiv. Wie sehr diese Flut an Ausfällen den Tabellenletzten aber weiter schwächt, sollte sich dann jedoch am Samstag zeigen: Da war die Reisegruppe in den äußersten Südwesten Deutschlands auf 17 Fußballer geschrumpft. Diese 17 spielten beim SC Freiburg 20 Minuten lang ganz ordentlich mit, hatten im Anschluss daran aber gegen das in dieser Saison Anzeichen einer Spitzenteam zeigende Team von Trainer Christina Streich nicht den Hauch einer Chance.

Zu allem Überfluss durfte der SC auch noch durchaus vermeidbare Treffer erzielen: Ein Eigentor des in der Fürther Misere erstmals in die Startelf gerutschten Simon Asta brachte die Führung. Nach einem Eckball von Vincenzo Grifo erhöhte Nicolas Höfler auf 2:0 - denkbar ungünstig per Billardtor. SpVgg-Torwart Marius Funk boxte den Ball an den kurzen Pfosten, doch die Kugel kam in Bumerang-Manier zurück. Von Funk aus flog der Ball über die eigene Linie. Der Torhüter verschuldete auch den Elfmeter zum 1:3. Jamie Leweling durfte zwischendurch das Anschlusstor schießen, ansonsten war es eine fränkische Auswärtsfahrt zum Vergessen.

Bayer 04 Leverkusen - VfL Wolfsburg 0:2 (0:0), Tore: 0:1 Lukas Nmecha (48.), 0:2 Maximilian Arnold (51.)

Ein "Wir-Gefühl", das hat Florian Kohfeldt bereits auf der Busfahrt zum Spiel am Samstag erlebt, berichtete er mit einem Grinsen. Nach vier Jahren bei Werder Bremen ist Kohfeldt unter der Woche als neuer Trainer des VfL Wolfsburg in die Bundesliga zurückgekehrt. Mit der Umsetzung seines Vorsatzes, "mehr Distanz" als in Bremen zu wahren, als Coach "rationaler" zu werden, wie er vor der Partie bei Sky beschrieb, wird es aber so natürlich nicht leichter. Immerhin trug ihn das "Wir-Gefühl" zum ersten Sieg seit neun Bundesliga-Partien, 2:0 gewannen die Wolfsburger in Leverkusen. Die unrühmliche Serie brachte Kohfeldt vor seiner Demission im Mai in Bremen mit. Und auch der VfL, der mit Kohfeldts Vorgänger Mark van Bommel nie richtig warm wurde, profitierte am Samstag offensichtlich vom ansteckenden Motivator an der Seitenlinie.

In Wolfsburg ist ohnehin vieles anders für den 39-jährigen Kohfeldt: "Es war der Gedanke von mir, dass ich eine Mannschaft trainiere, unabhängig von der Liga und dem Land, wo es möglich ist, bei meiner Idee vom Fußball nicht zu viele Abstriche zu machen." In etwa so wie in Leverkusen muss das aussehen, er grinste, schrie und jubelte nach den äußerst flink vorgetragenen Angriffen, die auch zu den Treffern von Lukas Nmecha und Maximilian Arnold führten.

Arminia Bielefeld - FSV Mainz 05 1:2 (1:1), Tore: 0:1 Jae-sung Lee (25.), 1:1 Jacob Laursen (42.), 1:2 Jonathan Burkardt (69.)

Revanchezeit in Bielefeld: Die beiden Teams hatten sich unter der Woche ein packendes Pokalmatch geliefert mit Chancen en masse, 3:2 gewann Mainz daheim in der Verlängerung. Nun empfing Bielefeld den Gegner. Und der Sieger? War der gleiche. Diesmal gewannen die Mainzer 2:1. Wieder war einer der entscheidenden Spieler der Kapitän der deutschen U21-Nationalmannschaft und vermutlich sogar baldige Nationalspieler: Jonathan Burkardt, 21. In den vergangenen vier Partien traf der Angreifer fünfmal und legte zwei weitere Tore vor. Diesmal war er für den Endstand verantwortlich. Jae-Sung Lee hatte die Mainzer in Führung gebracht, Jacob Laursen glich nach einem ziemlichen Tohuwabohu im Mainzer Strafraum per 15-Meter-Schuss aus. Einen kurzen Arminen-Jubel-Moment gab es also, mit der Revanche für Bielefeld war's aber nix.

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