Bundesliga:Bayern stürzt heftig im Titelkampf

Bundesliga: Joshua Kimmich fliegt durch die Luft - und die Bayern aus dem Titelkampf?

Joshua Kimmich fliegt durch die Luft - und die Bayern aus dem Titelkampf?

(Foto: Matthias Hangst/Getty)

Die Münchner verlieren 1:3 gegen Leipzig - es droht eine titellose Saison. Union patzt im Rennen um die Champions League. Das Wichtigste zum Spieltag.

Von Tim Brack und Jonas Wengert

FC Bayern - RB Leipzig 1:3 (1:0), Tore: 1:0 Gnabry (25.), 1:1 Laimer (65.), 1:2 Nkunku (76./Strafstoß), 1:3 Szoboszlai (86./Strafstoß)

Neue Kleidung will man nicht gleich beschmutzen. Der FC Bayern, ausgestattet mit den Heim-Trikots der neuen Saison, wollte gegen RB Leipzig einen Punktverlust deswegen dringlichst vermeiden. Bloß nicht die neue Arbeitskluft mit dem Verbaseln der Meisterschaft einsauen! Doch die Münchner bekleckerten ihre weißen Shirts. Mit 1:3 verloren sie gegen Leipzig - und verpassten es, zum dritten Mal nacheinander gegen den Titelkonkurrenten Borussia Dortmund vorzulegen. Der BVB kann mit einem Sieg in Augsburg am Sonntag (17.30 Uhr) an Bayern vorbeiziehen. Den Münchnern droht eine titellose Saison.

Bayern-Trainer Thomas Tuchel hatte Thomas Müller und Leon Goretzka in seine erste Elf gestellt, für Leroy Sané war kein Platz. Er begründete das mit dem Sicherheitsbedürfnis im zentralen Mittelfeld gegen offensivstarke Leipziger. In beiden Personalentscheidungen durfte er sich zunächst bestätigt fühlen. Leipziger Torchancen waren in der Anfangsphase rar und Müller warf im Angriff den Schleudergang an. Der Angreifer hatte die erste große Chance, schoss aber RB-Torwart Balswich an. Dann leitete er das Tor von Serge Gnabry ein. Der formstärkste Torschütze der Bayern zog vom linken Strafraumeck nach innen und schoss aufs kurze Ecke. Und, wie das so ist im Fußball, prallte der Ball vom Innenpfosten ins Tor. Vor einem Monat wäre Gnabry der Ball wohl über den Schlappen gerutscht und im Seitenaus gelandet.

Musiala (Schuss ans Außennetz) und Coman (Kopfball übers Tor) vergaben dann aussichtsreiche Gelegenheiten. Doch auch Leipzig verschärfte nach einer halben Stunde die Prüfungen für Bayerns Defensivreihe, vor allem Dominik Szoboszlai war immer wieder aus der Distanz gefährlich. Es war ein höchst unterhaltsames Spiel zu diesem Zeitpunkt - das seinen Unterhaltungswert noch steigerte, als die Bayern in Halbzeit zwei nach einer eigenen Ecke ausgekontert wurden. Konrad Laimer schloss den Gegenangriff gegen eine bröckelnde Restabwehr ab.

Nun hatten die Münchner ein Weiter-immer-weiter-Spiel vor sich, die Meisterschaft war akut gefährdet. Wie würden sie reagieren? Klar war: Es musste ein Aufbäumen kommen, wütende Angriffe mussten auf Leipziger niederhageln, sollte diese Partie noch gewonnen werden. Kurz nach dem Gegentor gab es Elfmeter. Für Leipzig. Benjamin Pavard hatte Christopher Nkunku gefoult. Der RB-Stürmer verwandelte den Strafstoß selbst. Bayern hatte noch eine halbe Chance durch Tel, Nkunku eine Großchance, doch es brauchte einen Strafstoß nach einem Handspiel von Noussair Mazraoui, damit Szoboszlai das 3:1 erzielen konnte. Das Tor besiegelte den ersten Leipziger Sieg in München, der zudem RB die Qualifikation für die Champions League sicherte. (tbr)

Hertha BSC - VfL Bochum 1:1 (0:0), Tore: 1:0 Tousart (64.), 1:1 Schlotterbeck (90.+4.)

Bundesliga: Hände vors Gesicht: Weder Lucas Tousart (Mitte) noch seine Mitspieler Florian Niederlechner (links) und Márton Dárdai können den Abstieg der Hertha verhindern.

Hände vors Gesicht: Weder Lucas Tousart (Mitte) noch seine Mitspieler Florian Niederlechner (links) und Márton Dárdai können den Abstieg der Hertha verhindern.

(Foto: Soeren Stache/dpa)

Siegen oder fliegen - so simpel war die Ausgangslage für die Hertha. Ohne drei Punkte gegen den VfL war der Berliner Abstieg besiegelt. Die erste gute Gelegenheit hatten die Gäste: Philipp Hofmann platzierte einen Kopfballaufsetzer nach fünf Minuten aber knapp neben das Tor. Dann arbeitete die Hertha am Führungstreffer - und das mit Erfolg, zumindest dachten das alle. Dodi Lukebakio hatte sich kurz nach der Mittellinie den Ball geschnappt, war auf Bochums Torwart Manuel Riemann zugestürmt und hatte den Ball souverän versenkt. Nur: Vor dem Ballgewinn hatte Berlins Stevan Jovetic zu stark an VfL-Verteidiger Ivan Ordets gezogen - Schiedsrichter Felix Brych sah sich die Videobilder an und nahm den Treffer zurück.

Eine Entscheidung, die Hertha zusetzte. Bochum erspielte sich mehrere gute Torgelegenheiten, ging aber fahrlässig mit den Chancen um. Einmal parierte Berlins Torwart Oliver Christensen stark. Torlos ging es in die Pause - zu wenig für die Hertha, um den Abstieg zu verhindern. Der zweite Durchgang startete angemessen hektisch - es ging hin und her. Nach einer guten Stunde dann der erlösende Treffer für die Hertha: Lucas Tousart köpfte entschlossen zur Führung. Es war der erste Treffer der Berliner in dieser Saison direkt nach einer Ecke - es gibt schlechtere Zeitpunkte. Zwar brauchte es eine Glanztat von Torwart Christensen, um nicht postwendend den Ausgleich zu kassieren. Im Anschluss spielte Hertha aber weiter engagiert nach vorne, ohne die Chancen konsequent zu nutzen.

Bochums Keven Schlotterbeck traf aus der Distanz nur den Pfosten, gleiches vollbrachte Chidera Ejuke auf der anderen Seite. Alles deutete auf einen knappen Sieg der Hertha hin. Doch dann zerstörte Bochums Schlotterbeck weit in der Nachspielzeit die Hoffnung auf eine mögliche Rettung am letzten Spieltag. Der Verteidiger stieg nach einer Ecke in die Luft und köpfte zum Ausgleich. Die Berliner kamen nicht mehr gefährlich vors Tor und steigen nach zehn Jahren aus der Bundesliga ab. (jowe)

Schalke 04 - Eintracht Frankfurt 2:2 (1:0), Tore: 1:0 Terodde (1.), 1:1 Kamada (21.), 1:2 Tuta (59.), 2:2 Polter (85.)

Bundesliga: Ausgleich kurz vor Schluss: Sebastian Polter (3. von rechts) trifft zum 2:2 für Schalke.

Ausgleich kurz vor Schluss: Sebastian Polter (3. von rechts) trifft zum 2:2 für Schalke.

(Foto: Thilo Schmuelgen/Reuters)

Auf Schalke fragten sich alle, die es mit Königsblau halten, wer eigentlich Tore schießen soll gegen Frankfurt? Sturmhoffnung Marius Bülter hatte sich in der Vorwoche ja die schmerzhafteste fünfte gelbe Karte der Saison abgeholt und fehlte in der Hochphase des Abstiegskampf gesperrt. Das Rätselraten beendete Simon Terodde schon nach wenigen Sekunden. Einen Freistoß köpfte er in feinster Bülter-Manier ins Tor.

Die Jubelschreie der Schalker Anhänger wurden aber bald durch Empörungsrufe abgelöst. Torhüter Alexander Schwolow hatte einen Ball von Daichi Kamada sträflich passieren lassen. Der Fehler war aber nicht der alleinige Grund für die Wut, sondern die Entscheidung von Schiedsrichter Daniel Schlager, der einen Zweikampf zwischen Christopher Lenz und dem Schalker Cedric Brunner vor dem Tor auch nach VAR-Intervention nicht als Foul wertete.

In der Folge zeigten die Schalker viel Kampfgeist, aber wenig Torgefahr. Die Frankfurter spielten reifer und trafen durch Tuta zum 2:1. Wieder fragte sich ganz Schalke: Wer soll hier eigentlich die Tore schießen? Schalke-Trainer Thomas Reis antwortete mit seinen Einwechslungen: Der neu ins Spiel gebrachte Stürmer Sebastian Polter traf nach einer Flanke des ebenfalls eingewechselten Tobias Mohr. Schalke nährte durch das Remis die Hoffnung. Am 34. Spieltag ist die Rettung weiterhin möglich. (tbr)

TSG Hoffenheim - Union Berlin 4:2 (2:1), Tore: 1:0 Bebou (23.), 2:0 Kramaric (36., Foulelfmeter), 2:1 Doekhi (45.+4.), 3:1 Kramaric (90.), 3:2 Laidouni (90.+5.), 4:2 Dabbur (90.+8.)

Bundesliga: Rettung kommt zu spät: Danilho Doekhi (vorne) und Frederik Rönnow können das 0:1 für Union nicht verhindern. Es sollte nicht das letzte Gegentor bleiben.

Rettung kommt zu spät: Danilho Doekhi (vorne) und Frederik Rönnow können das 0:1 für Union nicht verhindern. Es sollte nicht das letzte Gegentor bleiben.

(Foto: Matthias Koch/Imago)

Mit einem Sieg hätte sich Union schonmal Sightseeing-Tipps für Europas Metropolen anlesen können - die Champions League wäre fix gewesen. Allerdings torpedierte ein Köpenicker Verteidiger diese Pläne. Die Kopfballrückgabe von Diogo Leite zu seinem Torwart missglückte völlig, Ihlas Bebou sprintete dazwischen und traf zur Hoffenheimer Führung. Dann verursachte Leite einen Foulelfmeter - er hatte im Strafraum sowohl Ball als auch Gegenspieler getroffen. Trotzdem zeigte Schiedsrichter Dingert nach Videostudium auf den Punkt und Andrej Kramaric verwandelte. In der langen Nachspielzeit der ersten Hälfte (die Partie hatte kurz nach Beginn wegen Rauchbomben aus dem Publikum pausiert) verkürzte Danilho Doekhi per Kopfballtreffer nach einer Ecke.

Der zweite Durchgang verlief lange ruhig - und am Ende dafür umso wilder. Erst schob Kramaric nach schöner Vorarbeit aus kurzer Distanz zum 3:1 ein, dann nutzte der eingewechselte Assai Laidouni die Verwirrung im TSG-Strafraum zum erneuten Anschluss. Als Union alles nach vorne warf, vollendete Munas Dabbur einen Konter zum Endstand. Die Kraichgauer um Trainer Pellegrino Matarazzo sicherten mit dem Sieg nicht formaljuristisch, aber faktisch den Klassenverbleib. Besonders dürfte sich darüber Verteidiger Ozan Kabak freuen, er war in seiner Karriere bereits mit Stuttgart, Schalke und in England mit Norwich abgestiegen - mit der TSG geht es in der nächsten Saison in der Bundesliga weiter. (jowe)

Werder Bremen - 1. FC Köln 1:1 (0:1), Tore: 0:1 Tigges (36.), 1:1 Schmid (73.)

Bundesliga: Ohne Tor, aber wieder von Beginn an dabei: Werders Niclas Füllkrug (links) beim Unentschieden gegen Köln.

Ohne Tor, aber wieder von Beginn an dabei: Werders Niclas Füllkrug (links) beim Unentschieden gegen Köln.

(Foto: Oliver Hardt/Getty Images)

Die Bremer Fans jubelten gegen Köln schon, bevor überhaupt ein Tor gefallen war. Stürmer Niclas Füllkrug spielte erstmals seit Mitte April von Beginn an. Es war ein durchaus überraschender Zug von Werder-Trainer Ole Werner, den Rückkehrer direkt in die Startelf zu befördern. Aber womöglich sah er sich dazu gezwungen, weil Bremen zwar als Zwölfter in den Spieltag gestartet war, aber die Abstiegszone noch unangenehm nah war. Dass Füllkrug den Kölnern beim Toreschießen erst einmal den Vortritt lassen musste (Stefan Tigges traf per Kopf), durfte ihm nicht angelastet werden, sondern lag an der allgemeinen Bremer Harmlosigkeit. Bezeichnend: Nach schicker Hacken-Vorarbeit von Füllkrug scheiterte Jens Stage frei aus zehn Metern am Torwart. Besser machte es wenig später Romano Schmid, der zum 1:1 traf. Es war der verdiente Ausgleich, der alle Abstiegssorgen offiziell eliminierte. Bremen bleibt in der Liga. (tbr)

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