Lewandowski beim FC Bayern:Auf Gerd Müllers Spuren

Bayern München - 1. FC Köln

Die Bayern in bester Laune.

(Foto: dpa)
  • Zwei Treffer gegen Köln: Robert Lewandowski baut seine herausragende Torquote für die Bayern weiter aus.
  • Gegen Köln überlässt er Philippe Coutinho sogar einen Elfmeter.
  • Hier geht es zur Einzelkritik des FC Bayern.

Aus dem Stadion von Maik Rosner

Ein Lächeln huschte über Robert Lewandowskis Gesicht, als er auf Gerd Müllers Rekord angesprochen wurde, auf die sagenhaften 40 Bundesligatore aus der Saison 1971/72. Die Frage, ob er, der aktuelle Mittelstürmer, den ehemaligen in dieser Spielzeit überbieten könne, schmeichelte ihn. Doch Lewandowski wiegelte ähnlich schnell ab wie er zu Beginn der beiden Halbzeiten seine Ligatore acht und neun im fünften Spiel erzielt hatte. "Nein, das ist noch zu früh", sagte Lewandowski zum Quervergleich mit Müller und fügte zu seinem Lauf später hinzu: "Das freut mich sehr, aber ich freue mich noch mehr, dass wir gut gespielt haben."

Vielleicht kann er selbst noch nicht ganz glauben, wie gut es gerade für ihn läuft - und erst recht nicht, dass es in dieser Schlagzahl weitergehen könnte. Abgesehen vom Supercup hat der 31 Jahre alte Angreifer bisher in jedem Pflichtspiel getroffen. In der Liga kommt er nun auf einen Schnitt von 1,8 Toren pro Spiel, womit er hochgerechnet am Saisonende 61 Tore angehäuft hätte (und Müller locker überbieten würde).

Mit seinen bisher neun Ligatoren hat er allein bereits mehr auf dem Konto als 13 Mannschaften der Bundesliga bis zum Samstagabend. Und einen Rekord, der sogar noch länger zurückliegt als Müllers 40 Saisontore, hat Lewandowski schon am Samstag eingestellt: Neun Tore an den ersten fünf Spieltagen gelangen Peter Meyer in der Saison 1967/68 für Borussia Mönchengladbach.

"Für ihn war es auch wichtig, das erste Tor zu schießen"

Es ist angesichts von Lewandowskis nun 202 Toren in 250 Pflichtspielen keine ganz neue Erkenntnis, dass der polnische Nationalstürmer auf eine außergewöhnliche Quote kommt. Neu aber sind die Dimensionen, in die er gerade vorstößt - und dass er es sich dabei sogar leisten kann, nach seinen beiden Toren gegen Köln (3./48.) generös dem neuen Kollegen Philippe Coutinho den Foulelfmeter zum 3:0 (62.) und nebenbei auch die Ausführung der Freistöße zu überlassen. "Für ihn war es auch wichtig, das erste Tor zu schießen", sagte Lewandowski über den Brasilianer, der mit seinem gestärkten Selbstvertrauen später noch Ivan Perisic das 4:0 auflegte (73.). Lewandowski hatte sich da schon vom Platz verabschiedet und nach seiner Auswechselung beim Gang zur Bank viel Beifall des Publikums in Empfang genommen.

Lewandowskis überragende Form nach seiner vorzeitigen Vertragsverlängerung um zwei Jahre bis 2023 lenkt den Blick allerdings auch auf die ebenfalls nicht ganz unbekannte Abhängigkeit der Bayern von ihm. In dieser Saison ist diese sogar noch ein bisschen größer: Für elf der insgesamt 18 Pflichtspieltore der Mannschaft von Trainer Niko Kovac war Lewandowski zuständig. Sollte er einmal längere Zeit ausfallen, wäre das wohl kaum anderweitig aufzufangen, zumal ein echter Ersatz für ihn im Kader fehlt. Derzeit trägt er jedenfalls in hohem Maße dazu bei, dass die Münchner nicht nur zunehmend besser in Schwung kommen, sondern auch den dazu passenden Ertrag erzielen. "7:0 Mittwoch und heute, damit kann man zufrieden sein", bilanzierte Kovac in seiner Addition der jüngsten beiden Partien in der Champions League und Bundesliga.

Ein bisschen erinnerte der Auftritt am Samstag durchaus an jenen vom Mittwoch gegen Roter Stern Belgrad (3:0), und wer es kritisch sehen wollte, konnte dazu durchaus Anlass finden. Erneut bestimmten die Bayern umgehend das Geschehen und gingen diesmal rasch in Führung. Nach einem Antritt und durchgesteckten Kurzpass von Joshua Kimmich, der nach seinem jüngsten Einsatz als Rechtsverteidiger wieder auf die Sechs zurückgekehrt war, schob Lewandowski bereits nach 136 Sekunden zum 1:0 ein.

Der Trend stimmt, sagt Lewandowski

Auch danach blieben die Münchner spielbestimmend, doch wie schon gegen Belgrad verpassten sie es, zügig eine Vorentscheidung herbeizuführen. Coutinhos direkter Freistoß vom linken Strafraumeck prallte vom Pfosten ab, danach vergaben die Bayern bis zur Pause noch ein halbes Dutzend Gelegenheiten. Flüssig und dank Coutinhos Ideen auch variantenreich kombinierten sie, doch nur Lewandowski hatte vorerst vollendet.

Und ebenfalls wie Belgrad konnte sich Köln deshalb mehrfach dem Ausgleich annähern, wobei Jhon Cordoba diesem bei zwei Versuchen am nächsten kam, das Tor aber jeweils verfehlte. "Es kann noch nicht alles funktionieren", sagte Torwart Manuel Neuer zu den versiegten Torchancen seiner neu formierten Kollegen, "wir sind auf einem guten Weg. Das ist auch für uns ein Prozess. Wir müssen daran arbeiten, dass die Automatismen besser und besser werden."

Zu Beginn der zweiten Halbzeit holte Lewandowski nach, was die Kollegen versäumt hatten. Diesmal vergingen 152 Sekunden nach dem Wiederanpfiff bis er Kimmichs Eckball einköpfelte. Und nachdem Coutinho per Elfmeter sein erstes Tor für den FC Bayern zum 3:0 erzielt hatte und die Kölner nach Kingsley Ehizibues Platzverweis wegen der vorherigen Notbremse (59.) nur noch zu zehnt waren, bestand vorerst keine Gefahr, wie 2017 und 2018 in eine Wiesnkrisn zu schlittern. Durch Perisics 4:0 bekam das Spiel zum Auftakt des Oktoberfestes für Kölns Torwart Horn sogar Züge von "Hau' den Timo". Gegen den Aufsteiger, merkte Neuer an, seien die kleinen Defizite nicht ins Gewicht gefallen. "Es ist halt die Frage, gegen welche Gegner das nicht reicht", sagte er.

Doch der Trend stimme, befand auch Lewandowski: "Jede Woche, jedes Spiel sieht man, dass wir besser und mit noch mehr Automatismen zusammenspielen." Zumindest ihn besorgt es dabei offenbar kaum, dass die Abhängigkeit von seinen Toren bisher sogar noch zugenommen hat. Gerd Müllers Fabelrekord könnte so vielleicht tatsächlich in Reichweite kommen.

Zur SZ-Startseite
Bayern Muenchen v Crvena Zvezda: Group B - UEFA Champions League

Torwartdebatte
:Mondays for Manu

Ab sofort wird die Münchner und süddeutsche Presse dem Torwart des FC Bayerns die angemessene Unterstützung zukommen lassen - hier der Aufruf.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: