FC Bayern gegen VfL Wolfsburg:Ein deutliches Signal vor dem Spitzenspiel

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Trifft Klara Bühl, passend zu ihrer Vertragsverlängerung in dieser Woche, im Topspiel gegen den VfL Wolfsburg? (Foto: Annegret Hilse/Reuters)

Der FC Bayern verlängert mit Nationalspielerin Klara Bühl. Damit unterstreicht der Meister vor dem Duell mit Wolfsburg seine Ambitionen – und profitiert von einem vor Jahren geschmiedeten Plan.

Von Anna Dreher

Manchmal, da gehen Wünsche in Erfüllung, auch die von Bundestrainern. Christian Wück hatte sich in letzter Zeit offenbar den Fußballgöttern zugewandt und seine Gedanken zur Sicherheit auch jenem Magazin mitgeteilt, das für manche Leser den Status einer heiligen Schrift hat. „Natürlich wollen wir unsere Top-Spielerinnen in Deutschland behalten“, sagte Wück vor ein paar Wochen dem Kicker, und er hatte dabei nicht nur, aber vor allem eine Fußballerin im Sinn: Klara Bühl. Er kenne niemanden, der so beidfüßig spielen könne: „Diese Qualität besitzen nur sehr, sehr wenige. Deswegen wäre es so schade, wenn sie ins Ausland gehen würde.“

Vielleicht hat der Bundestrainer dies der Gelobten auch persönlich gesagt, seit Dienstag jedenfalls steht offiziell fest, dass die Abkürzung FCB bei Bühl auch nach dieser Saison für den FC Bayern steht – und nicht für den FC Barcelona. Der Champions-League-Sieger soll großes Interesse an der 24-Jährigen gehabt haben. Und man kann davon ausgehen, dass nicht nur die Katalanen um die zweimaligen Weltfußballerinnen Aitana Bonmatí und Alexia Putellas mit einem verlockenden Angebot um sie geworben haben. Doch am Ende entschied Bühl sich für jenen Klub, zu dem sie im Sommer 2020 vom SC Freiburg gekommen ist und für den die flinke Flügelspielerin seither 39 Tore und 62 Vorlagen in 145 Einsätzen geliefert hat.

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Es war eine Entscheidung, die nicht allein rational getroffen wurde. „Mein Gefühl sagt mir, dass wir hier noch einiges bewegen können. Sowohl meine persönliche Entwicklung als auch die der Mannschaft ist noch lange nicht abgeschlossen“, sagte Bühl laut Mitteilung. „Am Ende soll man auf sein Bauchgefühl vertrauen.“ Der Umzug nach Barcelona hätte ihr einen größeren Batzen aufs Konto gebracht. Aber es ging eben um mehr. Der FC Bayern hat am Ende auch von einem Nebeneffekt jenes Plans profitiert, dessen Entstehung mit der Anfangszeit von Bühl zusammenfällt: verstärkt deutsche Nationalspielerinnen zu verpflichten. Dabei sind auf dem Rasen Freundschaften gewachsen, die manche Entscheidung beeinflusst haben. „Wir sind nicht nur Mitspielerinnen, sondern auch Freundinnen“, sagte Bühl. „Und gemeinsam haben wir große Ziele.“

Wolfsburg mag an Strahlkraft eingebüßt haben und aktuell nur Tabellendritter sein. Aber die Meisterschaft ist spannend

Der FC Bayern, das ist kein Geheimnis, strebt bei den Frauen eine umfangreiche Titelsammlung wie jene der Kollegen von der Säbener Straße an und möchte die lange vom VfL Wolfsburg belegte Vormachtstellung übernehmen. Verändert hat sich das Kräfteverhältnis in den vergangenen Jahren ohnehin schon. Auch dafür steht Bühls Vertragsverlängerung um zwei Jahre in der Woche des Bundesliga-Spitzenspiels an diesem Freitag (16.55 Uhr, ZDF) und vor dem Pokalhalbfinale gegen Hoffenheim (22. März) sowie dem Champions-League-Viertelfinale gegen Olympique Lyon (18./26. März). Ihre Unterschrift sendet ein Signal an die Konkurrenz. Abgesetzt auf der gleichen Frequenz wie etwa die Verpflichtungen von Pernille Harder, Magdalena Eriksson, Georgia Stanway und Lena Oberdorf – sowie die Vertragsverlängerung mit DFB-Kapitänin Giulia Gwinn vergangenen Sommer: International begehrte Spielerinnen? Die gibt’s hier!

Auch das dürfte Bühls Entscheidung beeinflusst haben. Nicht nur gelten die Münchnerinnen als harmonische Einheit. Hier sind noch dazu herausragende Kickerinnen versammelt, Routiniers und Talente wie die Japanerin Momoko Tanikawa – und Alara Sehitler, 18, die am Mittwoch direkt das nächste Signal sendete. Auch die Mittelfeldspielerin bleibt, sie gilt als großes Versprechen für die Zukunft und soll mal eine wichtige Rolle spielen. Für den Moment ist vor allem Bühl ein Statement, von dem nicht nur der FC Bayern profitiert, sondern auch die Bundesliga, die in der jüngeren Vergangenheit mehr mit der globalen Entwicklung des Transfermarktes zu kämpfen hatte. „Das hat nicht nur mit der individuellen Entwicklung zu tun“, bestätigte Wück. „Es geht auch um den Standort Deutschland. Das macht die Liga für die Zuschauer attraktiv.“ Schon bei Lena Oberdorf war das der Fall.

Für welchen Klub sie als Nächstes spielt, ist noch nicht offiziell: Wolfsburgs Jule Brand. (Foto: Darius Simka/regios24/Imago)

Entsprechend groß wird das Bedauern sein, dass der VfL Wolfsburg in der Woche des Duells keine überraschende Wendung bei DFB-Spielerin Jule Brand vermelden konnte. Es bleibt dabei, dass die 22-Jährige den Verein im Sommer verlassen wird. Ähnlich wie bei Bühl dürften auch an Brands Tür viele große Klubs geklopft haben. Nach allem, was geraunt wird, bleibt sie kein Gesicht der Bundesliga, sondern soll zu Olympique Lyon wechseln, wo mit Dzsenifer Marozsan, Sara Däbritz und Laura Benkarth bereits drei Deutsche spielen. In Wolfsburg sah sie offenbar keine Entwicklungsmöglichkeiten mehr. Ebenfalls geht die frühere Nationaltorhüterin Merle Frohms. Außerdem wechselt Abwehrchefin Marina Hegering in den Trainerstab. Umso wichtiger waren die Verlängerungen von Alexandra Popp und Svenja Huth sowie die Verpflichtungen von Janina Minge und Torjägerin Lineth Beerensteyn.

Brand hätte dem VfL mit ihrer Unterschrift einen Boost verleihen können, so aber verstärkt sich der Eindruck, dass der zweimalige Champions-League-Sieger trotz Reputation und Erfolgsgeschichte im internationalen Wettbieten nicht mehr so leicht mithalten kann. Da hat es natürlich nicht gerade geholfen, dass die Wölfinnen Mitte Februar nach 52 Siegen und zehn Titeln in Serie im Viertelfinale des DFB-Pokals ausschieden – und also die vermeintlich garantierte Trophäe wegfällt. In der Champions League (19./27. März) wartet ausgerechnet der FC Barcelona. Was dagegen durchaus hilft: dass die Meisterschaft umkämpft ist.

Wolfsburg mag an Strahlkraft eingebüßt haben und aktuell nur Tabellendritter sein. Aber Eintracht Frankfurt – gegen die der VfL zuletzt 6:1 gewann – liegt mit 38 Punkten gleichauf und Titelverteidiger FC Bayern hat nur drei Zähler mehr. Die Begegnung zwischen den beiden Rivalen hat ohnehin bedingt Aussagekraft. Sie war oft entscheidend für den Verlauf des Titelkampfes, aber die Floskel der Tagesform greift hier so gut wie bei vielleicht keiner anderen Konstellation. „Natürlich weiß man auch, was das für Energie in Wolfsburg oft freisetzt, wenn sie wissen, sie müssen“, sagte Sydney Lohmann jetzt. VfL-Trainer Tommy Stroot sprach etwas geheimnisvoll von Qualitäten, „die wir für uns entdeckt haben und die wir einsetzen können“. Den Supercup Ende August gewann der FC Bayern, doch die Wolfsburgerinnen revanchierten sich im Oktober, indem sie den Münchnerinnen die bisher einzige Saisonniederlage zufügten – und damit eine Serie von 44 Siegen in der Liga beendeten. Damals verkürzten sie den Rückstand, nun könnten sie gleichziehen – und selbst ein Signal senden.

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