Bundesliga: FC Bayern - HSV:Arena in Oranje

Niederländischer Heimatabend: Die HSV-Profis Mathijsen und Elia treffen auf die FCB-Troika Robben, van Bommel und van Gaal. Der Bayern-Trainer hat die Bundesliga inzwischen zu schätzen gelernt.

Andreas Burkert

München hat den Viktualienmarkt, das schöne Glockenbachviertel und die tollen Autobahnen nach Italien, das weiß die ganze Welt, doch ein bislang unbekanntes Paradies des Millionendorfes ist erst jetzt bekannt geworden. Es findet sich im Stadtteil Bogenhausen, dort lebt Louis van Gaal, der Trainer des FC Bayern, und sein Wohnzimmer ist ein traumhafter Ort.

Zumindest hat van Gaal am Freitag von seinem großen Glück berichtet, wie er dort am Abend zuvor die deutsch-niederländischen Duelle in der Europa League am Fernseher verfolgte und sich zwischendurch immer wieder per Fernbedienung durch die Stadien des Kontinents zappte. Proteste vernahm er keine, "meine Frau kuckt mit", erzählte van Gaal stolz, und die Gattin habe auch überhaupt nichts gegen das ständig wechselnde Fachprogramm einzuwenden. Was für ein Glückspilz.

Holländische Fußballparty

Sein besonderes Interesse für die Partien der Bremer gegen Enschede und der Hamburger in Eindhoven lag allerdings auf der Hand, die Eheleute van Gaal stammen aus Holland, und am Sonntag (17.30 Uhr) steht ja so etwas wie eine holländische Fußballparty an, wenn die Bayern den HSV empfangen; vermutlich werden die Teams diesmal nicht im Bus, sondern in Wohnwagen zur Arena gefahren, die nicht fcbayernrot illuminiert sein wird, sondern ganz bestimmt orangefarben: Van Gaal, Assistent Andries Jonker und zwei Betreuer, Mark van Bommel und Arjen Robben treffen zwar nicht auf ihre Hamburger Landsleute Ruud van Nistelrooy und Romeo Castelen - beide verletzt -, doch Joris Mathijsen und Eljero Elia vertreten Oranje, und oben schaut Bondscoach Bert van Marwijk zu, van Bommels Schwiegervater. "Schön" findet van Gaal den Heimatabend.

Dass die Bundesliga neuerdings niederländisch spricht, sei allerdings "ein bisschen Zufall", glaubt van Gaal. An der Wertschätzung der Landsleute für den Sport hier liege das weniger, "Holland unterschätzt die Bundesliga", sagt der 58-Jährige und räumt ein: "Als ich in Holland oder Spanien trainiert habe, habe ich auch so gedacht." Die Nistelrooys würden nun "auch wegen der WM" im Nachbarland anheuern, "weil Spieler spielen müssen", und außerdem wegen ihm, van Gaal, das versteht sich ja von selbst: "Auch weil ich jetzt hier bin."

Holland gewinnt also auf jeden Fall, wenn die Bayern an ihrem 110. Klubgeburtstag auf die zuletzt geschonte Flügelzange Ribéry/Robben zurückgreifen, während es Abwehrchef van Buyten nach einer Wadenverletzung kaum in die Startelf schaffen dürfte. Mit einem Erfolg könne der HSV noch einmal oben angreifen, warnt van Gaal, dessen Team seit 16 Spielen unbesiegt ist - seit dem 0:1 im September in Hamburg.

Seitdem hat sich viel geändert in München und der Liga, wo van Gaal als erster Holländer die Meisterschaft gewinnen will. Davon hat sicher auch Willem Hesselink geträumt, der erste Trainer der Bayern. Hesselink trainierte laut Vereinschronik von 1903 bis 1908 in München. Er stammte aus Arnheim in den Niederlanden.

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