Bundesliga: FC Bayern - FC St. Pauli:"Mein Herz schlägt rot!"

Der eigentliche Höhepunkt für den FC Bayern war nicht das 3:0 gegen St. Pauli oder der schöne Treffer von Hamit Altintop, sondern die Vertragsverlängerung von Bastian Schweinsteiger bis 2016.

Albert Linner

Um 17.25 Uhr wurde es richtig laut in der Münchner Arena - so laut, wie es in den zwei Stunden zuvor nicht geworden war, obwohl der FC Bayern doch drei Tore gegen den FC St. Pauli erzielt hatte. Die Fans bejubelten auch nicht das 3:0 gegen die Hamburger, sie freuten sich über Bastian Schweinstiger. Der hatte sich das Mikrofon geschnappt und die Zuschauer höchstselbst über die Verlängerung seines Vertrages bis zum Jahr 2016 informiert. "Mein Herz schlägt rot, es ist für beide Seiten die beste Entscheidung", sagte Schweinsteiger danach. "Ich glaube, dass wir mit diesem Trainer auch international noch viel erreichen können."

FC Bayern Muenchen - FC St. Pauli

Jubel über das 1:0, später verkündete er noch die Verlängerung seines Vertrages: Bastian Schweinsteiger.

(Foto: dapd)

Ein Sieg gegen St. Pauli, das ist für die Münchner ja quasi ein Selbstverständnis. Die Ausgangslage vor dem Spiel war jedoch noch einmal verschärft. "Wir sind zum Siegen verdammt", hatte Sportdirektor Christian Nerlinger die Situation nach dem 0:2 beim FC Schalke 04 beschrieben. Und zwar nicht, um die vagen Meisterschaftshoffnungen am Leben zu erhalten, sondern um den Rückstand auf die Champions-League-Plätze nicht zu groß werden zu lassen. "Hannover, Leverkusen, Mainz, das ist noch in unserer Reichweite", waren die bescheidenen Töne, die Trainer Louis Van Gaal anschlug.

Ausgerechnet der in den letzten Wochen herausragende Mario Gomez fehlte grippekrank. "Es ist schade, weil Gomez in einer sehr guten Verfassung war", bedauerte van Gaal den Ausfall seines Torschützen vom Dienst. Für Gomez beorderte er Thomas Müller ins Sturmzentrum, Hamit Altintop rückte dafür auf Müllers rechte Seite.

Die Hamburger dachten zunächst gar nicht daran, als Aufbaugegner für den FC Bayern zu dienen. Stattdessen attackierten sie früh und spielten frech nach vorne. Folgerichtig hatte St. Paulis Fin Bartels dann auch die erste gute Chance des Spiels, brachte den Ball aber nicht auf das Tor von Hans-Jörg Butt, der wieder für Thomas Kraft seinen angestammten Platz zwischen den Pfosten einnahm.

Die Bayern sahen sich das Treiben der Hamburger eine Viertelstunde lang verdutzt an und antworteten dann relativ humorlos. Hamit Altintop wurde von Bastian Schweinsteiger freigespielt und nagelte den Ball trocken aus rund 20 Metern in den Winkel (16. Minute).

Schweinsteiger verlängert

Doch so schön der Führungstreffer auch war, großen Auftrieb gab er dem Spiel des Rekordmeisters nicht. Auch weil St. Pauli weiterhin ordentlich dagegen hielt. St. Pauli war dem Ausgleich durch Gelegenheiten von Marius Ebbers näher als der FC Bayern dem zweiten Tor. Einzig Toni Kroos hätte nach Vorlage von Altintop auf 2:0 erhöhen können, was St. Paulis Torhüter Thomas Kessler zu verhindern wusste. Die Bayern kontrollierten zwar das Spiel, von der von van Gaal so geschätzten absoluten Dominanz war allerdings nicht viel zu sehen. Aber: Die Münchner zeichneten sich durch Effektivität aus und führten zur Halbzeit nicht unverdient.

FC Bayern Muenchen - FC St. Pauli

Waren für zwei der drei Bayern-Tore verantwortlich: Altintop und Ribery.

(Foto: dapd)

Diese Führung wackelte bereits kurz nach der Halbzeit kurzzeitig bedenklich. St. Paulis unglücklicher Stürmer Ebbers schaffte es in der 49. Minute jedoch, aus drei Metern Diego Contento auf der Torlinie anzuschießen. In der Folge wollte sich der FC Bayern seine Führung verdienen und spielte plötzlich zielstrebiger nach vorne. Aushilfs-Sturmspitze Müller hatte das 2:0 mehrmals auf dem Fuß, scheiterte jedoch an Kessler und dem rechten Außenpfosten.

Müller war es auch, der an der vorentscheidenden Spielszene direkt beteiligt war. Von Kroos wunderschön freigespielt, drang er in den Strafraum ein und wurde freistehend vor dem Tor von Kessler gefoult (68.). Die logische Konsequenz: Platzverweis für St. Paulis Torwart, Elfmeter für München. Philipp Lahm trat zum fälligen Strafstoß an und verwandelte wie schon zuletzt souverän - das war die Entscheidung.

Von Franck Ribery war lange wenig zu sehen. Im Vorfeld des Spiels hatte der Franzose noch mehr Freiheiten für sich gefordert, was Van Gaal barsch zurückwies: "Dann muss er Tennis spielen." Ribéry versuchte es dennoch mit Fußball und zeigte in der 79. Minute, dass das auch die richtige Entscheidung war. Er flitzte der kompletten Hamburger Abwehr davon, umkurvte auch noch den eingewechselten Mathias Hain und schob locker zum dritten Münchner Tor ein.

Die Bayern hatten danach genug und ließen es beim am Ende kaum gefährdeten 3:0-Heimsieg bewenden, auch wenn St. Pauli zu Spielschluss hin in Unterzahl zunehmend die Kräfte verließen.

Der Sieg gegen den FC St. Pauli brachte die dringend benötigten und geforderten drei Punkte, zumal mit Leverkusen auch der wohl härteste Konkurrent um den zweiten Platz, beim Hamburger SV ebenfalls dreifach punktete. Der eigentliche Höhepunkt des Nachmittags folgte dann natürlich erst nach dem Schlusspfiff. "Es waren harte Verhandlungen", sagte Präsident Uli Hoeneß über den neuen Vertrag. "Es ging ja nicht um Walnüsse, sondern um harte Euros."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: