Bundesliga:Leipzig antwortet Bayern

Bundesliga: Konrad Laimer (inkognito) erhält die Glückwünsche seiner Leipziger Mitspieler nach seinem schönen Tor.

Konrad Laimer (inkognito) erhält die Glückwünsche seiner Leipziger Mitspieler nach seinem schönen Tor.

(Foto: AFP)

Von Tim Brack

RB Leipzig - 1. FC Köln 4:1 (3:1): 1:0 Werner (22.), 2:0 Forsberg (Elfmeter/31.), 3:0 Laimer (37.), 3:1 Czichos (39.), 4:1 Forsberg (79.)

Die Ultras begleiteten den 1. FC Köln nicht zur Auswärtsfahrt. Das hatte weniger mit der Ernennung von Markus Gisdol zum neuen Cheftrainer oder der Mannschaft an sich zu tun, sondern mit dem Gegner. RasenBallsport Leipzig steht in den Augen der eingefleischtesten Kölner Anhänger für den Kommerz im Fußball - dagegen wollten sie ein Zeichen setzen.

Sie werden vermutlich ein wenig froh gewesen sein, dass sie sich nicht im Stadion anschauen mussten, wie ihre Mannschaft 1:4 verlor im ersten Spiel unter Gisdol, der ja mit dem Renommee nach Köln gekommen ist, 2017 den Hamburger SV vor dem Abstieg bewahrt zu haben. Von einer Aufbruchstimmung war bei der Niederlage in Leipzig aber nicht unbedingt viel zu merken. In der 22. Minute nutzte Christopher Nkunku einen Fehler des Kölner Regionalhelden Jonas Hector. Der Linksverteidiger verlor an der Seitenlinie den Ball, Nkunku übernahm dankend, flankte in die Mitte, wo Timo Werner wie ein Stürmer verwandelt, er in der Liga zuvor schon elf Tore gemacht hatte.

Beim zweiten Treffer war wieder Nkunku involviert. Diesmal war er im Strafraum zu schnell für Kingsley Ehizibue, der in ungestüm foulte. Emil Forsberg verwandelte den Elfmeter stramm (31.). Beschwingt von den beiden Toren und dem allgemeinen Spielwitz, der durch die Leipziger Mannschaft floss, machte Konrad Laimer nur sechs Minuten das 3:0. Es war das schönste Tor dieses Abends. Der Österreich ließ mit einem eleganten Haken den Kölner Verteidiger Birger Verstraete ins Leere grätschen und schoss den Ball anschließend in den Winkel. Zu diesem Zeitpunkt hatte es nicht den Anschein, dass Köln jemals ein Tor schießen könnte, doch Rafel Czichos traf per Kopf nach einer Ecke (39.).

Nach der Pause hatten die Leipziger vermehrt Konzentrationsschwächen, stockten aber weiterhin ihre Schuss- und Eckenstatistiken auf. Nkunku per Drehschuss (50.) und aus der Distanz (51.) sowie Sabitzer (63.) und Werner (67.) aus zentraler Position verschwendeten aber die besten Chancen. Bei Köln kam in dieser Phase etwas Hoffnung auf, auch weil durchaus kämpferische Qualitäten und Mut warzunehmen waren. Doch Emil Forsberg präsentierte sich zielsicherer als seine Mitspieler. Der Schwede schlenzte einen Freistoß aus rund 20 Metern mit maximaler Präzäsion in den Winkel (79.).

Insgesamt war es einseitiges Spiel, nach dem RB Leipzig den FC Bayern wieder von Platz zwei verdrängt hat. Gisdol darf froh sein, dass das Kölner Torverhältnis nicht weiter ins Negative rutschte. Hoffnung besteht aber auch nach der Niederlage für Köln - mit dem HSV holte Gisdol seinerzeit nur einen Punkt aus den ersten fünf Partien und schaffte dennoch den Klassenverbleib. Die kommenden Spiele gegen Augsburg und bei Union werden aussagekräftiger sein.

Fortuna Düsseldorf - FC Bayern 0:4 (0:3): 0:1 Pavard (11.), 0:2 Tolisso (27.), 0:3 Gnabry (34.), 0:4 Coutinho (70.)

Bayerns aktueller Chef Hansi Flick hatte vor dem Spiel preisgegeben, dass ihm die Musik der Düsseldorfer Band Die Toten Hosen nicht unbedingt zusagt. Die Fortuna versuchte ihm, die Musiker trotzdem näherzubringen: Einmal durch die Kleidung, sie spielten in Sondertrikots, dann mit ihrem Auftritt. Vor dem Düsseldorfer Straftraum ging es zeitweise so betriebsam zu wie vor der Bühne eines Tote-Hosen-Konzerts.

Die Bayern-Profis zeigten sich von der gut organisierten Defensive wenig beeindruckt und spielten wieder zu ihrem ganz eigenen Rhythmus. Schon nach elf Minuten gelang die Führung. Es war so ein Tor, bei dem es mindestens 15 Wiederholungen braucht, um zu sagen, wer es geschossen hat. Thomas Müller führte eine Ecke kurz aus, Joshua Kimmich flankte hinein. Und - darauf schienen sich am Ende alle geeinigt zu haben - Benjamin Pavard touchierte den Ball ins Tor.

Philippe Coutinho, der erstmals unter Flick in der Startelf stand und über die linke Seite angriff, verpasste das 2:0 knapp eine Vietelstunde später. In der 27. Minute fiel dann aber schon der zweite Münchner Treffer. Flicks Konzept, nach vorne zu verteidigen, machte sich bei einem Abstoß bezahlt. Düsseldorfs Schlussmann Zack Steffen spielte dem heraneilenden Müller in die Füße, über Gnabry sollte der Ball zurück zu Müller wandern, der aber verpasste. Doch dahinter eilte Corentin Tolisso herbei und verwandelte direkt ins Tor. Zehn Minuten vor der Pause erzielte Serge Gnabry das 3:0. Wieder war Müller involviert, eine abgeblockte Pavard-Flanke landete irgendwie vor seinen Füßen, er spitzelte zu Gnabry, der aus kurzer Distanz nur noch einschieben musste.

Zu diesem Zeitpunkt schien das Spiel schon entschieden zu sein. Und die Fortuna? Wurde ein-, zweimal im Ansatz gefährlich (meistens durch Rouwen Hennings). Doch wirkliche Gefahr spürte Manuel Neuer nicht. Das änderte sich zwar nach der Halbzeit ein wenig, doch die Tore schoss weiterhin der FC Bayern. Das 4:0 besorgte Coutinho aus kürzester Distanz. Die Münchner scheinen ihren Groove unter Flick endgültig wiedergefunden zu haben. Durch die Niederlage der Gladbacher in Berlin sind sie nur noch einen Punkt vom Tabellenführer entfernt.

Union Berlin - Borussia Mönchengladbach 2:0 (1:0): 1:0 Ujah (15.), 2:0 Andersson (90.+1)

Gladbach startete zum fünften Mal in Serie als Tabellenführer in einen Spieltag, das hatte der Klub in den vergangenen 40 Jahren insgesamt geschafft. Doch das Selbstverständnis der Fohlen zerbröselte ein bisschen, als der Berliner Stürmer Anthony Ujah nach 15 Minuten zum 1:0 für Union per Kopf traf. Das Tor folgte einem Konzept, das noch öfter zu sehen sein sollte: kompakt stehen, Ball erobern, langer Ball. Gladbach war sichtlich erschüttert und brachte mehr als 20 Minuten keinen Torschuss mehr zustande. In der 38. Minute kam Alasane Pléa zwar in einer Eins-gegen-eins-Situation gegen Union-Schlussmann Gikiewicz noch fast zum Ausgleich, doch der Torhüter hielt.

Die Gladbacher Offensive klickte auch in der Folge nie so richtig, was auch daran lag, dass die Berliner das machten, was sie sehr, sehr gut können: tapfer verteidigen. Das taten sie bis zum Schluss und trafen sogar noch einmal: Andersson köpfelte in der Nachspielzeit das 2:0. Es ist eine der größeren Überraschungen des bisherigen Spieltags. Das Team von Marco Rose spürt den FC Bayern jetzt dicht hinter sich.

Eintracht Frankfurt - VfL Wolfsburg 0:2 (0:1): 0:1 Weghorst (19.), 0:2 Joao Victor (65.)

Sky-Kommentator Holger Pfandt hatte die Länderspielwoche noch in den Knochen. Sprach von einem Ösi-Duell zwischen Adi Hütter (Trainer Eintracht Frankfurt) und Oliver Glasner (Trainer VfL Wolfsburg). Auch auf den Stümer-Vergleich zwischen Bas Dost und Wout Weghorst ("Das Duell der langen niederländischen Latten") war er gespannt.

Bei den Wolfsburgern waren keinerlei Länderspielpausen-Symptome zu erkennen. Die Abstinenz von der Bundesliga schien dem VfL eher gutgetan zu haben, vor der Pause hatte die Elf von Glasner ja oft noch streckenweise Gruselfußball gezeigt, davon war gegen die Eintracht nicht mehr viel zu sehen. Stürmer Weghorst belohnte die Änderung des spielerischen Gemütszustands. Hielt wie ein geborener Angreifer es eben tut seinen Kopf in ein Schüsschen von Maxi Arnold, der Ball landete im Tor (19.). Frankfurts Schlussmann Felix Wiedwald, der erstmals seit zweieinhalb Jahren wieder in einem Bundesliga-Tor stand, hatte keine Chance.

Die Frankfurter stemmten sich gegen den Rückstand, gingen aber nur in Sachen Manpower in Führung. Denn kurz vor dem Pausenpfiff sah Wolfsburgs Marcel Tisserand Gelb-Rot, nachdem sein Ellenbogen im Gesicht von Gonçalo Paciência gelandet war. Nach dem Wiederanpfiff spielten die Frankfurter mit viel Schwung, doch das feine Hackentor von Bas Dost zählte nicht, weil er im Abseits stand. In der 65. Minute gelang dann vielmehr den Wolfsburgern das 2:0. Wiedwald, der offenbar etwas eingerostet war, spielte Joao Victor in die Füße, der nur noch einschieben musst. Davon erholte sich Frankfurt nicht mehr - auch weil Wolfsburg sich die Unterzahl kaum anmerken ließ.

Bayer Leverkusen - SC Freiburg 1:1 (1:1): 0:1 Höler (5.), 1:1 Diaby (36.)

In Leverkusen war zunächst das Spiel der Standards zusehen. Das war aber keinesfalls dröge, weil Freiburgs Torwart Mark Flekken schon nach drei Minuten dafür sorgte, dass die Zuschauer das besondere Prickeln eines indirekten Freistoßes im Strafraum erleben durften. Flekken war bei einem Abstoß ausgerutscht und hatte den Ball zwei Mal gespielt. Den Freistoß führte Karim Demirbay aus, doch sein Schuss wurde noch von Lucas Höler an die Latte abgefälscht. Dass der Freiburger Stürmer nicht nur im eigenen Strafraum richtig stehen kann, bewies er in der fünften Spielminute: Nach einer Ecke köpfelte er das 1:0. Leverkusen reagierte mit teilweise wütenden Angriffen, sieben Torschüsse standen nach nicht einmal 25 Minuten zu Buche.

Erst in der 36. Minute belohnten sich die Leverkusener für die Mühen: Moussa Diaby schoss in seinem ersten Startelfeinsatz das 1:1 aus der Distanz. Auch sonst war der Franzose, der im Sommer von Paris Saint-Germain gekommen war, sehr auffällig. Freiburg taumelte danach Richtung Pausenpfiff. Auch in der zweiten Hälfte spielten fast nur noch die Leverkusener, sammelten insgesamt 27 (!) Torschüsse im Spiel - doch aus dem Chancenüberfluss in der zweiten Hälfte machten sie keinen Treffer mehr. Kevin Volland (50.), Diaby (68.) und Karim Bellarabi (87.) vergaben die besten Gelegenheiten.

Werder Bremen - FC Schalke 04 1:2 (0:1) : 0:1 Harit (43.), 0:2 Raman (53.), 1:2 Osako (80.)

Lange duellierten sich Bremen und Schalke auf einem Niveau, ein intensives Schauspiel. Doch davon hatte Bremen zuletzt ja viele, nur mit dem Gewinnen klappte es nicht so, wie man sich das im Umfeld vorstellt. Und auch dieses Mal gelangen den Gegnern die besten Aktionen. Mit etwas Glück ging Schalke durch ein Tor von Amine Harit in Führung. Der Mittelfeldspieler wollte mit einer Flanke für Gefahr sorgen, doch der Ball segelte ohne Berührung ins Tor. Nach der Halbzeit war dann wieder Schalke wacher. Benito Raman eroberte nach einem Patzer von Sebastian Langkamp an der Außenlinie den Ball, zog in die Mitte und schoss das 2:0 (53.). Werder versuchte viel, prallte aber immer wieder an Schalkes Defensive ab. Der Anschlusstreffer von Yuya Osako in der 80. Minute kam dann zu spät. Schalke mischt weiter oben in der Tabelle mit (22 Punkte), Bremen muss nach dem achten Spiel in Folge ohne Sieg und nur elf Punkten dagegen immer mehr nach unten schauen.

Zitat des Tages: "Sie haben das gut pariert", sagte der Sky-Interviewer, nachdem Bayerns Sportdirektor Hasan Salihamidzic trotz diverser Fragen erfolgreich nichts Neues zur Trainersuche beim FC Bayern gesagt hatte.

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