Eric Maxim Choupo-Moting schaute zur Seitenlinie und trabte los, seine Arbeit war getan, und dann sah man in der Arena in München ein Beispiel dafür, wie schwierig es sein kann, als Zugang des FC Bayern die Erwartungen zu erfüllen. Choupo-Moting, 31, hatte in seinem ersten Spiel zwei Tore geschossen und außerdem beim 3:0 im Pokal gegen den Fünftligisten 1. FC Düren einen Elfmeter rausgeholt. Für ihn kam nach 77 Minuten Jann-Fiete Arp.
Es ist gut eineinhalb Jahre her, dass der FC Bayern die Verpflichtung des Stürmers bekannt gab, des jüngsten Torschützen in der Bundesliga-Geschichte des Hamburger SV mit dem Ruf eines großen Talents. Bislang ist Arp, 20, allerdings in München nicht nachhaltig aufgefallen. Die Viertelstunde im Nachholspiel der ersten DFB-Pokalrunde war sein erster Einsatz für die Profis in einem Pflichtspiel. Ganz so schwer dürfte es den Zugängen der Bayern im Herbst 2020 nicht fallen.
Alle vier Neue, die Sportvorstand Hasan Salihamidzic kurz vor Ende der Transferperiode verpflichtet und unter der Woche in zwei Pressekonferenzen der Öffentlichkeit präsentiert hatte, kamen am Donnerstagabend zum Einsatz. So viele Spieler, dass selbst Trainer Hansi Flick nach der Partie kurz den Überblick verlor: "Wen haben wir noch?", fragte er, dabei hatte er schon alle aufgezählt: Choupo-Moting, Douglas Costa, Marc Roca und Bouna Sarr, zudem Alexander Nübel, der erstmals im Tor stand. Gute Ansätze habe er bei allen gesehen. Die Frage ist natürlich, was das nach den Eindrücken gegen einen Fünftligisten zu bedeuten hat - für eine Saison mit coronabedingt unvergleichlichen Strapazen.
Bouna Sarr ist der Namenlose unter den Zugängen
Zumindest, was Angreifer Choupo-Moting angeht, sind die Meinungen eindeutig: "Er passt gut in unsere Spielweise, da er technisch mit dem Ball sauber unterwegs ist", sagte Thomas Müller, was vielleicht noch etwas bedeutsamer war als die zwei Tore. Schließlich ist es Müller, der sogar Robert Lewandowski noch manchmal ermahnt, sich am Anlaufen der gegnerischen Verteidiger zu beteiligen.
Bei Choupo-Moting ist es neben seiner fußballerischen Klasse auch die bei Paris Saint-Germain erprobte Teamfähigkeit, die den FC Bayern darin bestärkt hat, den Stürmer als Ergänzung für Lewandowski unter Vertrag zu nehmen. In Paris kam er in einer Mannschaft der unterschiedlichsten Charaktere und Allüren angeblich mit jedem zurecht, in München ist noch nichts Gegenteiliges bekannt. "Ich fühle mich jetzt schon zu hundert Prozent Bayern München", sagte Choupo-Moting. "Man kann auch mit zwei Spitzen spielen", sagte Flick am Freitag in der Pressekonferenz vor dem Spiel bei Arminia Bielefeld am Samstag (18.30 Uhr), auch das war als Lob für den neuen Angreifer zu verstehen. Doch es könnten auch zwei andere Positionen sein, auf denen ähnlich dringend Ersatz gebraucht wird.
Bouna Sarr, als Ergänzung für Rechtsverteidiger Benjamin Pavard von Olympique Marseille geholt, ist der Namenlose unter den Münchner Zugängen, jedenfalls, was seine Bekanntheit in Deutschland angeht. Da Pavard nach einer Verletzung noch nicht in bester Verfassung ist, könnte es durchaus sein, dass Sarr demnächst noch ein paar weitere Gelegenheiten bekommt, sich dem Publikum vorzustellen. Gegen Düren deutete er an, was Sportchef Hasan Salihamidzic über ihn gesagt hatte: Dass er ein offensivstarker Außenverteidiger sei, ein anderer Spielertyp als der eher defensive Pavard; ein Spielertyp also wie Alphonso Davies auf der linken Seite.
Leroy Sané trainiert zumindest wieder
Sarr, 28, der noch nie in der Champions League gespielt hat und noch nie für Frankreichs Nationalelf, sah Anfang der Woche fast ein wenig schüchtern aus, als er in der Vorstellungsrunde neben Choupo-Moting saß. Er erklärte, dass ein Testspiel mit Marseille in München im Sommer der Schlüsselmoment für den Wechsel gewesen sei, den er als "perfektes Ding" für seine Karriere bezeichnete. Gegen Düren wirkte Sarr wie einer, der eine eher unverhoffte Chance auf jeden Fall nutzen möchte.
Beide Tore von Choupo-Moting bereitete er vor. Die zweite Position, für die es in den kommenden Wochen eine Ergänzung braucht, ist die eines Flügelangreifers. Leroy Sané trainiert nach einer Kapselverletzung am rechten Knie zwar wieder, doch Flick will noch keinen Zeitpunkt nennen, wann der Nationalspieler zurückkehren könnte. Der Auftakt in der Champions League gegen Atlético Madrid am Mittwoch könnte noch zu früh kommen. Der zur Leihe von Juventus Turin zurückgekehrte Douglas Costa dribbelte ein paar Mal schon wieder so wie früher, doch er sei "noch nicht bei 100 Prozent", sagte Flick. Und so könnte es auch noch ein anderer Angreifer sein, der ein paar mehr Spielminuten bekommt; einer, der gegen Düren sogar noch ein bisschen auffälliger die Gegner ausdribbelte als der Brasilianer.
"Auch unsere U23-Spieler bieten Optionen", diese Erkenntnis aus dem Pokalspiel betonte Hansi Flick am Freitag. Von allen Nachwuchsspielern am weitesten sei Jamal Musiala, 17, der am ersten Spieltag beim 8:0 gegen Schalke sein erstes Bundesligator geschossen hatte. "Ich bin niemand, der einen Spieler zu sehr lobt", sagte Flick, aber: "Ich glaube, es sieht jeder, dass er am Ball sehr gute Qualität hat."
Musiala sehe er gerade eher als Spieler im Kreis der ersten Mannschaft, betonte Flick. Wer stattdessen zur zweiten Mannschaft gehört, ist auch klar: "Sein Zuhause ist gerade die U23", sagte Hansi Flick über Jann-Fiete Arp.
