Bundesliga:Ein Sturm namens FC Bayern

Bayern München - Borussia Dortmund

Javi Martínez (r.) feiert sein Tor zum 3:0 mit Kingsley Coman.

(Foto: dpa)
  • Der FC Bayern gewinnt im Bundesliga-Spitzenspiel mit 5:0 gegen Borussia Dortmund.
  • Hummels, Martínez, Gnabry und zwei Mal Lewandowski erzielen die Tore.
  • Die Münchner sind nun auch wieder Tabellenführer.

Aus dem Stadion von Maik Rosner

Kurz vor der Halbzeit war plötzlich der Spielball abhanden gekommen, doch das eigentlich Erstaunliche war nun, dass die Dortmunder sich energisch darum bemühten, einen Ersatz zu erhalten, um ihren Anstoß ausführen zu können. Ein Gegentor hatten sie soeben hinnehmen müssen, und weil es bereits das vierte des Samstagabends war, hätte ihnen eigentlich längst die Lust auf dieses Topspiel beim FC Bayern vergangen sein müssen.

4:0 führte der Meister nach 43 Minuten durch die Tore von Mats Hummels (10.), Robert Lewandowski (17.), Javier Martínez (41.) und Serge Gnabry (43.). Aus Sicht des BVB war das noch ein eher glimpfliches Zwischenergebnis, weil die Münchner sie wie eine Naturgewalt durcheinander gewirbelt und dabei einige weitere Chancen vergeben hatten. Und obwohl zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal Halbzeitpause war, stand schon mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit fest, dass die Münchner sechs Spieltage vor dem Saisonende wieder die Tabellenführung übernehmen werden.

"Wir waren von der ersten Sekunde hellwach. Die erste Halbzeit war sicherlich unglaublich", sagte Thomas Müller. "Die erste Halbzeit war Adrenalin pur. Das war von A bis Zett ein super Spiel von uns. Ein Signal, das wir auch aussenden wiollten. Auf dieser Welle müssen wir weiterreiten."

Am Ende beließen es die Münchner in diesem erstaunlich einseitigen Vergleich der beiden Meisterschaftskandidaten bei einem 5:0 (4:0) gegen einen BVB, der dem energischen Angriffswirbel der Gastgeber in der furiosen ersten Halbzeit nicht gewachsen war und nun wieder einen Punkt hinter diesem auf Tabellenplatz zwei steht. "Das war eine Lehrstunde", sagte Lucien Favre bei Sky. "Titel? Wenn wir so spielen wie heute, wird es schwer." Lewandowski hatte kurz vor Schluss noch sein 21. Saisontor erzielt (89.).

Favre bringt Dahoud anstelle von Götze

Anders als es bei einem Dortmunder Sieg und dann fünf Punkten Vorsprung der Fall gewesen wäre, ist die Titelvergabe nun zwar weiterhin völlig offen. Doch nach den Eindrücken der Gala gegen den direkten Konkurrenten spricht jetzt deutlich mehr für den siebten Titelgewinn der Bayern in Serie als für den ersten des BVB seit 2012. Die Leistung sei "katastrophal" gewesen, sagte der Dortmunder Marco Reus. "Wir müssen das knallhart analysieren. Wir müssen die Fehler eiskalt ansprechen."

Zu den vielen Fragen, die das 100. Ligatreffen zwischen dem FC Bayern und Dortmund begleitet hatte, gehörte auch jene, ob die Münchner nach dem 1:1 in Freiburg und vor allem nach dem bemerkenswert wackeligen 5:4 im Pokalviertelfinale gegen den Zweitligisten Heidenheim ihrem Ruf gerecht werden, schnell wieder in die Spur zu finden, wenn es darauf ankommt.

Trainer Niko Kovac vertraute dabei auf Martínez als Sechser neben Thiago Alcántara sowie auf Thomas Müller im offensiven Mittelfeld, nicht aber auf Leon Goretzka und James Rodríguez, die beide zunächst auf der Bank saßen. Abgesehen von diesen Personalien begannen die Bayern erwartungsgemäß, also auch mit dem zuletzt angeschlagenen Torwart Manuel Neuer und mit Linksverteidiger David Alaba, der ebenfalls nach einer Blessur zurückkehrte.

Dortmunds Trainer Lucien Favre hatte sich nach dem Ausfall von Paco Alcácer für Kapitän Marco Reus als Sturmspitze entschieden und dahinter für Mahmoud Dahoud anstelle von Mario Götze, was wohl auf die Überlegungen zurückzuführen war, vor allem defensiv agieren zu wollen und die Konter mit etwas größerer Rasanz vortragen zu können.

Zagadou legt Lewandowskis 200. Tor auf

Die Bayern drängten umgehend auf die Führung. "Passivität ist nicht unser Ding", sagte Hummels. "Ich finde, wir sind am besten, wenn wir aktiv nach vorne spielen. Wir wollten auch gegen Liverpool schon anders agieren, haben das aber nicht so auf den Platz gebracht wie heute. Nach nicht einmal einer Minute kamen sie durch eben jenen Hummels nach Thiagos Eckball zu einer ersten Kopfballchance. Nicht einmal zwei Minuten dauerte es, bis die Bayern einen Foulelfmeter forderten, weil Lewandowski nach Müllers Zuspiel in einem Zweikampf mit Abdou Diallo im Strafraum zu Fall gekommen war. Und als die Borussia in der sechsten Minute erstmals schnell konterte und Dahoud nach einem Zuspiel von Reus den Außenpfosten traf, schien das Spiel auf ein wogendes Spektakel zuzusteuern, das mit Dortmunds 3:2-Sieg aus dem Hinspiel locker mithalten kann.

Dass es dazu nicht kam, lag an jenen beiden Toren, die die Münchner bald darauf erzielten. Zunächst traf Hummels nach Thiagos Eckball per Kopf zum 1:0 - ein Muster, das noch häufig zu bestaunen sein sollte. Sieben Minuten später erhöhte Lewandowski auf 2:0, womit ihm sein 200. Ligator gelang. Auch jetzt kam die Vorlage von einem Dortmunder, wenngleich ungewollt. Der mehrfach unsichere Innenverteidiger Dan-Axel Zagadou spielte einen Fehlpass im Aufbau genau zu Lewandowski, der antrat, Torwart Roman Bürki überlupfte und mit seinem selbst aufgelegten Seitfallzieher den Innenpfosten traf, von wo der Ball zum 2:0 ins Tor sprang.

Favre erlöste den völlig verunsicherten Zagadou

Die Dortmunder mussten schon jetzt langsam aufpassen, nicht ähnlich böse unter die Räder zu kommen wie vor einem Jahr, als der FC Bayern mit einem 6:0 über sie hinweggefegt war. Mit viel Wucht und Tordrang machten die Münchner jedenfalls weiter und kamen zu weiteren Großchanen durch Lewandowski und Müller. Immer wieder gefährlich wurde es bei den Eckbällen von Thiago und Joshua Kimmich.

Das 3:0 fiel aber im Anschluss an Thiagos gelupften Freistoß, den Müller volley aufs Tor brachte, ehe Martínez Sekunden später aus dem Hintergrund überlegt mit der Innenseite vollendete. Kurz darauf köpfelte Gnabry Müllers Flanke zum 4:0 ein, und weil danach doch noch ein Spielball aufgetrieben werden konnte, entgingen die Dortmunder der zweiten Halbzeit nicht.

Favre erlöste den völlig verunsicherten Zagadou und brachte Julian Weigl sowie wenig später Götze für Dahoud. Für Spannung sorgte das zwar nicht mehr, aber immerhin geriet die zweite Halbzeit aus Dortmunder Sicht etwas ausgeglichener. Allerdings lag auch das vor allem an den Bayern, die ihr Tempo deutlich drosselten und nur noch Lewandowskis zweites Tor des Abends herausspielten. Sie hatten ja schon vor der Pause gewusst, dass sie dieses Spiel klar gewinnen werden.

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