Bundesliga:Schlechte Nachrichten für das Start-up der Liga

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Timo Werner und RB Leipzig haben erstmals etwas zu verlieren. (Foto: AFP)

Der BVB und die Bayern haben die Jagd auf Tabellenführer Leipzig eröffnet. Was Hansi Flick in München geweckt hat, ist kaum noch zu verteidigen.

Kommentar von Klaus Hoeltzenbein

Wer den Schaden hat ... - dem fällt die Trainingswoche auf die Füße. Am Samstagnachmittag sah sich Trainer Nagelsmann zur Philippika gegen die eigene Mannschaft gezwungen. Er brandmarkte öffentlich fehlende Intensität auf dem Übungsplatz, besonders am vorigen Mittwoch muss in Leipzig gewaltig was schiefgelaufen sein, beim Kick elf gegen elf, schon da habe er gemerkt, "dass wir noch weit davon weg sind, eine Spitzenmannschaft zu sein".

Am Samstagabend dann, im ZDF-Sportstudio, wenige Stunden nach diesem verflixten 0:2 bei Eintracht Frankfurt, referierte der Spieler Halstenberg ebenfalls über diese seltsame Trainingswoche, nur mit anderem Ansatz. Auch in die Geheimnisse der Schlaftherapie seien die Sachsen eingeweiht worden, eine Methode, mit der sogar ein gewisser Cristiano Ronaldo seinen nun schon 34-jährigen Hochleistungskörper frisch hält. Siebeneinhalb Stunden in der Nacht, so war zu erfahren, sind leistungsfördernd, empfohlen werde alternativ eine Schlummerei im Salami-Takt: Fünf Mal je anderthalb Stunden seien ebenfalls in Ordnung. Geht einem das nicht auf den Wecker?

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An der Bundesliga-Spitze geht es erfreulich eng zu. Die Wahrscheinlichkeit, dass der FC Bayern wieder Meister wird, ist aber deutlich gestiegen.

Kommentar von Benedikt Warmbrunn

RB Leipzig ist das Start-up der Liga. Vor zehn Jahren erst gegründet, im Schnelldurchlauf aufgestiegen, immer für eine Idee gut - und aktuell weiterhin einen Punkt vor dem FC Bayern. Doch bisweilen gerät die beste Innovation außer Kontrolle. Und könnte es nicht sein, dass ...? Im Leipziger Schlaflabor eingepennt? In Frankfurt nicht wieder aufgewacht?

Eine faire Prozessführung würde jetzt darauf verweisen, dass RB Leipzig mit Anpfiff hellwach wirkte, jedoch torlos blieb, und erst nach der Pause wegdämmerte. Gegenfrage: Ist es etwa fair, wenn Julian Nagelsmann seine Immer-noch-Tabellenführer derart in den Senkel stellt?

Flick weckt Bayerns Vertrauen in die eigenen Urkräfte

Ob Brandrede oder Tiefenentspannung, alles dient demselben Zweck. Nämlich ab sofort alle Sensoren auf Alarm zu stellen, alle Energiequellen maximal zu speisen, obwohl noch 15 Runden zu spielen sind. Erstmals in seiner kurzen Historie hat RB Leipzig etwas zu verlieren. Denn wer als Herbstmeister in die Winterpause geht, der will sich nicht niederwalzen lassen von den keimenden Kräften der Restauration. Deren Signale sind gesetzt: Dortmund 10! Bayern 9! Mit 5:3 und 5:1 katapultierte sich Borussia unter Aktivierung des Erling-Haaland-Impulses (fünf Treffer des Norwegers in erst 61 Einsatzminuten) aus dem Winterschlaf. Die Münchner wiederum verzichteten beim 4:0 in Berlin und 5:0 gegen Schalke sogar auf jedes Gegentor.

Besorgniserregende Nachrichten für alle, die sich nach Abwechslung sehnen. Aber markante Botschaften für jene, die am Comeback des Dualismus aus prähistorischer Zeit arbeiten: 2011 und 2012 verhalf Trainer Jürgen Klopp den Dortmundern zu zwei Meisterschaften, ehe der FC Bayern seine unheimliche Serie startete. Diese Serie wird wohl, sollte sie nicht nach sieben Titeln enden, bis in alle Ewigkeit verlängert.

Nur nicht durchschlafen!, möchte man den Nagelsmännern zurufen. In der Aufwachphase hilft vielleicht die Erinnerung daran, dass der FC Bayern im November in Frankfurt sogar mit 1:5 verlor. Schweres Pflaster halt, dort am Main. Bei Lichte besehen ist das jedoch kein gar so toller Trost. Zwar musste Trainer Kovac gehen, doch Hansi Flick übernahm. Ein ruhiger Zeitgenosse, der es trotzdem versteht, beim Rekordmeister das Vertrauen in die eigenen Urkräfte zu wecken. Was daraus folgt, ist kaum noch zu verteidigen.

© SZ vom 27.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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