3:2 gegen Augsburg:Bayerns wacklige Generalprobe für Liverpool

FC Augsburg - Bayern München

Defensiv sehr gefordern, vorne mit einem hübschen Treffer: David Alaba (rechts).

(Foto: dpa)

Von Maik Rosner, Augsburg

Die erste Handlung, die Niko Kovac nach David Alabas 3:2 vornahm, war der Griff zum Taschentuch, um sich die Nase zu putzen. Das Schnäuzen des Trainers unmittelbar nach der ersten Führung seiner Mannschaft fügte sich in jenes Bild, das der FC Bayern am Freitagabend in der letzten Prüfung vor dem Achtelfinal-Hinspiel der Champions League beim FC Liverpool hinterlassen hatte.

Zwei Mal waren die Münchner beim FC Augsburg in Rückstand geraten, durch Leon Goretzkas Eigentor (nach 13 Sekunden - ein Münchner Minusrekord) und Dong-Won Ji (23.). Zwei Mal hatte Kingsley Coman ausgeglichen (17./45.+3), doch am insgesamt nicht gerade bestärkenden Eindruck vor dem Treffen mit Liverpool änderte auch Alabas Tor zum 3:2 (2:2)-Endstand nichts (53.).

Zu instabil wirkte der Vortrag der Bayern auch diesmal, die sich zwar darüber freuen konnten, den Rückstand auf Tabellenführer Dortmund zumindest vorübergehend auf zwei Punkte reduziert zu haben - aber am Ende humpelte Coman angeschlagen vom Feld, das Sprunggelenk schmerzte.

Ein maximal missglückter Einstieg

"Laut der Ärzte sieht es im Moment nicht so gut aus", sagte Kovac später. Vor dem Spiel war Kovac vor allem damit beschäftigt gewesen, seiner Belegschaft die Agenda in Erinnerung zu rufen. "Liverpool kommt erst nach Augsburg, das möchte ich nochmal apostrophieren", hatte der Trainer des FC Bayern zehn Tage vor der Dienstreise an die Anfield Road gesagt. Je näher diese rückte, umso mehr kam auch Kovac nicht umhin, die beiden Abendspiele in Verbindung zu setzen. Wichtig sei der Auftritt in Augsburg für die Atmosphäre, in der man in Liverpool antreten werde, hatte er befunden, das Spiel in Augsburg "gibt uns die Richtung vor".

Sie sah eher beängstigend aus. 13 Sekunden hatte es nur gedauert, bis die Gedankenstütze des Trainers in Vergessenheit geraten war und der abstiegsgefährdete FCA den großen Nachbarn dessen chronischer Defensivschwäche überführte. Vom Anstoß weg lief die Kombination ohne Fremdeinwirkung der Bayern, und als Stafylidis in die Schnittstelle auf Philipp Max passte, war dieser Joshua Kimmich schon weit enteilt. Max legte zurück, Goretzka lenkte den Ball versehentlich ins eigene Tor. Manuel Neuer gab auf Eurosport zu: "Wir wollten gut verteidigen, das haben wir nicht geschafft. Liverpool ist eine offensivstarke Elf. Da müssen wir besser stehen."

Es war ein maximal missglückter Einstieg in die letzte Versuchsanordnung vor dem großen Kräftemessen in Europa. Äußerst überraschend war das auch deshalb, weil Augsburg in Stürmer Alfred Finnbogason, Kapitän Daniel Baier und Innenverteidiger Jeffrey Gouweleeuw die komplette Stammachse fehlte. Und überraschend war die Sorglosigkeit der Münchner, da Kovac einen Sieg ohne Gegentor in Auftrag gegeben hatte. Auch im sechsten Versuch des Jahres wurde daraus nichts.

Im Angriff nur mäßig furchteinflößend

Dass dieser Plan so schnell hinfällig war, konnte jedoch nicht Neuers Verletzung am rechten Daumen angelastet werden. Nun musste er seine lädierte Hand für den ersten Arbeitsnachweis dafür einsetzen, um den Ball aus seinem Tor zu holen. Schonung des Personals ließ sich auch sonst nicht erkennen. Vielmehr handelte es sich bei der Startelf wohl um jene, die in Liverpool beginnen dürfte. Wie Jérôme Boateng, Javier Martínez und der in Liverpool gesperrte Thomas Müller zählte nun auch Franck Ribéry nicht zu dieser, nachdem er gerade seiner Hoffnung Ausdruck verliehen hatte, vielleicht doch noch ein Profi-Jahr beim FC Bayern im Sommer dranhängen zu dürfen.

Von der Bank aus sah er bald immerhin, wie sein Nachfolger Coman von der linken Seite einlief und Kimmichs Flanke volley zum 1:1 ins Tor schob. Doch kurz darauf havarierte die Münchner Defensive ein zweites Mal nach ähnlichem Muster wie beim ersten Gegentor. Diesmal war es Ji, der eine Flanke von Max mit einem wuchtigen Linksschuss verwertete. An Neuers Daumen lag auch das schon zehnte Gegentor in 2019 nicht, sondern eher an jenem altbekannten unkoordinierten Abwehrverhalten.

Hinzu kam nun der Eindruck, dass die Münchner Offensivbemühungen nur mäßig furchteinflößend daherkamen, trotz der großen Feldüberlegenheit und Lewandowskis Lattenkopfball (34.). Zum Ausgleich kamen die Bayern dennoch vor der Pause, als Coman erneut traf, diesmal per Beinschuss gegen Torwart Gregor Kobel.

Was folgte, war eine zweite Halbzeit, die Alaba mit seinem Linksschuss zum 3:2 eröffnete. Weitere Chancen durch Lewandowski, Comans Lattenkopfball (71.) und Goretzka ließen die Münchner ungenutzt. Zwischendurch konnte auch Neuer die Belastbarkeit seines Daumens überprüfen, als er Jis Distanzschuss im Stile eines Volleyballers ins Toraus baggerte. Es war eine wacklige Generalprobe. An deren Ende der beste Spieler von Platz humpelte.

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