Bundesliga:Das sind die Hingucker in der neuen Saison

Borussia Dortmund mit Axel Witsel, das mögliche Ende von "Robbery" beim FC Bayern und der überarbeitete Videobeweis: Wo es sich in der neuen Bundesliga-Saison lohnt, genauer hinzuschauen. Ein Überblick.

Von Leon Wohlleben

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Borussia Dortmund

Greuther Fuerth v Borussia Dortmund - DFB Cup

Quelle: Bongarts/Getty Images

Worum geht's? Borussia Dortmund zeichnete sich in den vergangenen Jahren durch seine Vorliebe an jungen Spielern aus. Die Verpflichtungen von Marvin Hitz, 30, Thomas Delaney, 26, und Axel Witsel, 29, haben in dieser Hinsicht eine Trendwende eingeleitet und lassen erkennen, dass Dortmund wieder oben mitspielen möchte. Auch wenn man nach nur einem Pflichtspiel im Pokal noch keine großen Erkenntnisse ableiten kann, haben zumindest die erfahrenen Delaney und Witsel dem BVB beim knappen Sieg in Fürth Glück (2:1 nach Verlängerung) gebracht.

In welchen Zustand befindet sich Dortmund? Nach einer wechselhaften und wackeligen Saison ist Dortmund auf der Suche nach größerer Stabilität. Neu-Trainer Lucien Favre scheint dafür der ideale Mann zu sein, weil er bekannt für seinen Perfektionismus und seine Liebe zur Detailarbeit ist. Dass sich die Probleme der vergangenen Saison nicht über Nacht beheben lassen, weiß auch Favre: "So schnell geht das nicht. Lassen Sie uns bitte Zeit!" Ob die erfolgsverwöhnten Fans auch so geduldig sind, wird sich in den nächsten Wochen zeigen.

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Bayer Leverkusen

Bayer 04 Leverkusen v Eintracht Frankfurt - Bundesliga; Kevin Volland und Julian Brand beim Jubel

Quelle: Bongarts/Getty Images

Worum geht's? Paulinho ist ein in Deutschland nicht allzu bekannter brasilianischer Junge von 18 Jahren, der Bayer Leverkusen diesen Sommer immerhin 18,5 Millionen Euro an Ablösesumme wert war. Dieses Preisschild lässt erahnen, wie sehr die Leverkusener von ihrer Investition überzeugt sind. Viele seiner neuen Mitspieler sind kaum älter als er: Jonathan Tah, 22, Julian Brandt, 21, Kai Havertz, 19. Anders als Paulinho sind sie alle bereits Stammspieler im Team der Leverkusener. Die Liste der etablierten Jungspieler lässt sich bei Bayer noch weiterführen. Aber auch Stützen älterer Jahrgänge wie die Bender-Zwillinge oder Kevin Volland und Lucas Alario halten das Team zusammen.

Warum ist mit Leverkusen zu rechnen? Mit Bernd Leno als einzigem Weggang, der Teil der Startelf war, hat Manager Jonas Boldt mit Lukas Hradecky einen ähnlich starken Ersatz gefunden. Zudem kam noch Mitchell Weiser aus Berlin, Leon Bailey hat seinen Vertrag verlängert. Kurzum: Das Potenzial, das im Team von Heiko Herrlich steckt, ist riesengroß, auch wenn Benjamin Henrichs den Kader noch verlassen könnte. Die Mannschaft ist eingespielt und ein Jahr älter und reifer. Die Qualifikation für die Champions League ist durchaus drin, wenn es ihr gelingt, ihren aufregenden Fußball über einen längeren Zeitraum hinweg zu spielen.

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Robbery

Ribéry und Robben

Quelle: dpa

Worum geht's? Arjen Robben und Frank Ribéry sind in Deutschland wohl das bekannteste Bundesliga-Duo. Seit Jahren beackern sie gemeinsam die beiden Außenbahnen - und wollen einfach nicht aufhören, obwohl sie fast schon im biblischen Aktivenalter angekommen sind: Robben ist 34, Ribéry sogar ein Jahr älter. Der Grund: Sie halten sich für unersetzlich. Und wenn sie gerade nicht verletzt sind, halten auch die Bayern-Bosse sie für unersetzlich.

Wer könnte sie ablösen? Gestandene Spieler wie Xherdan Shaqiri und Douglas Costa haben bereits versucht, dieses Erbe anzutreten - und sind grandios gescheitert. Kingsley Coman traut man es noch am ehsten zu. Und dank Zugang Serge Gnabry gibt es noch einen Zweiten im Team mit den speziellen Anforderungen und Fertigkeiten eines Tempodribblers. Der hochgelobte Alphonso Davies, der im Winter aus Vancouver nach München wechselt, dürfte angesichts seines Alters, 18, noch nicht mit diesen Hoffnungen belastet werden. Aber vielleicht verlängert der FC Bayern nach der Saison ja sowieso wieder die Verträge mit Robbery in der beliebten Salamitaktik um ein weiteres Jahr.

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Die Abstiegskandidaten

Fortuna Düsseldorf - 1. FC Nürnberg

Quelle: Marius Becker/dpa

Worum geht's? Wer es sich einfach machen will, benennt für diese Saison Fortuna Düsseldorf und den 1. FC Nürnberg. Die beiden Aufsteiger haben unter den Bundeslisten am wenigsten in neue Spieler investiert. Gerade die Nürnberger waren auf dem Spielermarkt sparsam unterwegs. Für eine halbe Million Euro holten sie Torhüter Christian Marthenia aus Hamburg, ansonsten kamen nur Leih- und ablösefreie Spieler dazu.

Warum lohnt es sich, die beiden Vereine zu beobachten? Siege, aber auch Unentschieden gegen große Klubs wie Schalke, Dortmund oder den FC Bayern können schlagartig eine Euphorie in den vergleichsweise kleinen Vereinen auslösen. So eine Dynamik ist in der Lage, auch Nürnberg oder Düsseldorf durch die Saison zu tragen, sodass sie am Ende durchaus Plätze oberhalb der Abstiegszone erreichen können.

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Die aufregendsten Vertragsverlängerungen

Ante Rebic

Quelle: dpa

Worum geht's? In den vergangenen Wochen wurde einige Vertragsverlängerungen zelebriert und von den Fans gefeiert, als ob die Klubs Lionel Messi verpflichtet hätten. Pokalheld Ante Rebic (im Bild) unterschrieb zum Beispiel bis 2022 bei der Frankfurter Eintracht. Jiri Pavlenka bis 2021 bei Werder Bremen, Andrej Kramaric bis 2022 bei der TSG Hoffenheim. Leon Baileys neuer Vertrag läuft gleich mal bis 2023.

Aber wie lange bleiben die Spieler wirklich? Es ist klar, dass diese Verträge in den seltensten Fällen voll erfüllt werden. Die Hoffnungen, dass solche Spieler bei ihren Klubs beenden, sind so aussichtsreich wie ein Titelrennen zwischen dem FC Bayern und dem FC Augsburg. Bald werden schon wieder die nächsten Transfergerüchte durch die Gazetten gejagt. Doch mit solchen langfristigen Verträgen lässt es sich wesentlich angenehmer verhandeln. Ein Rebic-Weggang beispielsweise dürfte den Frankfurtern ein Vielfaches von dem einbringen, was sie vor der Verlängerung hätten erhalten können. Spannend wird es zu beobachten sein, ob die Leistungsträger ihr Niveau halten und so interessant bleiben.

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50+1-Debatte

Martin Kind

Quelle: dpa

Worum geht's? Stößt man bei Martin Kind das Thema 50+1 an, antwortet er mit Untergangszenarien. "Der immer schneller rasende Fußball-Zug rauscht an Deutschland vorbei, die großen Pokale werden woanders in den Himmel gereckt. Ich fürchte, dass es noch schlimmer wird", hat der Klubchef von Hannover 96 der Bild-Zeitung erklärt. Die 50+1-Regel, die besagt, dass ein Investor maximal die Hälfte eines Vereines halten darf, wird in Deutschland vielerorts geschätzt. Sie sei das Markenzeichen der Bundesliga, wodurch die Bindung zwischen Fans und dem Verein erhalten bleibt.

Was passiert in den kommenden Monaten in Sachen 50+1? Nachdem Kind von der Deutschen Fußball Liga die Absage bekommen hatte, die Mehrheitsrechte von Hannover 96 als langjähriger Investor zu bekommen (so wie es Dietmar Hopp in Hoffenheim hat), geht der Streit nun vor Gericht weiter. Die erste Klage vor dem ständigen Schiedsgericht für Vereine und Kapitalgesellschaften der Lizenzligen ist bereits eingereicht. Eine weitere soll beim Landgericht Frankfurt folgen - eventuell mit weitreichenden Folgen. "Ich wollte es nicht Richtern überlassen, wie sich ein Markt der Zukunft darstellen soll. Jetzt wird die Klage eingereicht und sie könnte mit dem Ergebnis enden, dass 50+1 nicht mehr bestätigt wird", sagte Kind. "Dann werden sich die Spielregeln im deutschen Markt deutlich verändern."

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Der Videobeweis

Pk DFB und DFL zu Video Assist

Quelle: dpa

Worum geht's? Der Videobeweis rief in seiner Premierensaison ein gemischtes Echo hervor. Der Schiedsrichter-Chef des DFB, Lutz Michael Fröhlich, attestierte im Gespräch mit dem Kicker, dass der Videobeweis 80 Prozent der falschen Entscheidungen der Bundesligaschiedsrichter verhindert hätte. Ausschweifend diskutiert wurde er trotzdem.

Wo konnte nachgebessert werden? Schuld daran war unter anderem die fehlende "kalibrierte Abseitslinie", mit der sich eindeutig Abseitsstellungen nachweisen lassen. Im Fernsehen kommt sie seit Jahren zum Einsatz, nur im "Kölner Keller", wo die Videoschiedsrichter über das Geschehen wachen, wollte man sich auf diese Technik nicht verlassen. Es fehle unter anderem die Bestätigung durch die Fifa, argumentierte DFL-Direktor Ansgar Schwenken Anfang des Jahres. Erst zur WM in Russland ließ sich die Fifa vom zuständigen Hawk-Eye-System überzeugen und für diese Saison bekam auch die Bundesliga den Segen für den Einsatz der kalibrierten Abseitslinien (siehe Foto). Es wird spannend, ob diese digitale Linie das Standing des Videobeweises hierzulande verbessern wird.

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Videobeweis

Quelle: dpa

Was ändert sich sonst noch? Die DFL hat sich entschieden, mehr Einblicke zu liefern, wenn der Videoschiedsrichter sich meldet. Mit den Worten "Situation", "Überprüfung" und "Entscheidung" soll das Stadionpublikum aufgeklärt werden, welche Phase des Videobeweises gerade läuft. Bisher bekamen die Zuschauer gar keine Auskunft. Die entscheidende Szene selbst, die der Schiedsrichter noch einmal begutachtet, bekommen die Zuschauer allerdings nicht zu sehen.

Ebenfalls: Die Fernsehzuschauer, die sich ohnehin schon die Szenen in allen möglichen Wiederholungen anschauen konnten, erhalten noch eine weitere Zusatzinfo auf dem Bildschirm. Während der Überprüfung wird ihnen in einer Grafik mitgeteilt, wieso die jeweilige Situation strittig ist. Dieses Detail gab es schon bei der Übertragung der WM in Russland.

© SZ.de/ lwo/schma/dd
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