FC Bayern in der Einzelkritik:Neuer rutscht ein Eckball von der Hand

Der Torhüter macht den entscheidenden Fehler. Leon Goretzka spielt "out of position". Und Renato Sanches zeigt Siebenmeilen-Läufe, die ihn bis zum Stammspieler tragen könnten. Der FC Bayern in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Jonas Beckenkamp

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Manuel Neuer

Bayern München - FC Augsburg

Quelle: dpa

Der ideale Türsteher vorm Schottenhamel-Zelt, wenn's mal wieder recht zugeht. Riesenkerl, gut mit den Fäusten und unbestechlich - würde seine Prinzipien allerhöchstens für ein paar Kumpels aus Gelsenkirchen-Buer über den Haufen werfen. Erlebte ungewohnt viele Rückpässe (verdaddelte fast einen) und in den ersten 20 Minuten eine gespenstische Stille hinter seinem Tor (so lange dauerte der Fan-Protest). Musste eigentlich nichts halten und doch immer auf der Hut sein, weil der Andrang einfach nicht aufhören wollte. Fror ein bisschen - und schwupps, rutschte ihm vor dem 1:1 ein Eckball von der Hand. Hätte er doch die Fäuste verwendet.

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Joshua Kimmich

Bayern München - FC Augsburg

Quelle: dpa

Altersbedingt eher einer fürs Party-Programm. Hacker-Zelt oder Schützenbräu zu fortgeschrittener Stunde, so was halt. Hatte gut zu tun gegen das Pressing-Geschwader der Augsburger, das ihm bei jedem Ballkontakt auf die Pelle rückte. Wollte so gerne gepflegt hinten raus spielen, aber es war überall gesteckt voll wie am Italiener-Wochenende. Leistete sich den einen oder anderen Fehlpass, was aber auch daran lag, dass die Anspielstationen dicht waren wie die Münchner U-Bahn in diesen Tagen.

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Mats Hummels

Bundesliga - Bayern Munich v FC Augsburg

Quelle: REUTERS

Verlor einst eine Wiesn-Wette und musste seinen Kopf in einen Topf voll Herbstglitzer stecken. Bierfarbenes Haar sozusagen, ist zum Glück Geschichte. Musste häufig den Rückwärtsgang einlegen, weil dauernd Stau herrschte im Aufbau. Tauchte plötzlich als Linksaußen auf, als wolle er zu später Stunde vorne drin noch einen Tisch ergattern. Klärte elegant ein paar Bälle, verwaltete hinten größtenteils den Laden und verlor diesmal keine Wette. Konnte das 1:1 trotzdem nicht verhindern.

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Niklas Süle

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Quelle: AP

Turmhohes Fahrgeschäft wie etwa der "Freefall" und als solches in seiner eigenen Liga unterwegs. Lieferte sich mit dem ebenso baumlangen Caiuby ein Duell der Riesenräder, das er in der Luft dominierte, am Boden aber nicht. War irgendwann froh, dass er sich statt mit Caiuby mit dem eher trägen Gregoritsch duellieren durfte. Beim Augsburger Ausgleich mittendrin im Kuddelmuddel, aber nicht als klärende Kraft. Hat für den Wiesnbesuch des FC Bayern immerhin bewiesen, dass er nicht auf der Bierbank stehen muss, um herauszuragen.

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Leon Goretzka

Bayern München - FC Augsburg

Quelle: dpa

Als Linksverteidiger in etwa so ein Exot wie ein Ecuadorianer bei der Fischer-Vroni, was direkt zu zwei FCA-Anstürmen über seine Seite führte. Schrie bei einem Zusammenprall mit André Hahn so laut auf, dass man es ob der Stille bis nach Quito hören konnte. Sah dafür Gelb und wirkte wie einer, der gehörig "out of position" spielen muss. Beendete den ersten und möglicherweise letzten Einsatz seines Lebens als Linksverteidiger zur Halbzeit in der Kabine, für ihn kam mit Alaba ein Mann vom Fach.

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Javi Martínez

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Quelle: AFP

Eher so der Typ "Despacito", aber das spielen sie heutzutage ja auch in der Humptata-Version auf der Wiesn. Als Baske ohnehin mit allen Volksfestwassern gewaschen, dort findet schließlich die Stierjagd von Pamplona statt. Jagte zunächst selbst ein wenig hinterher beim Versuch, diese nervigen Augsburger einzubremsen. Wurde dann selbst zum Stier und trommelte mit einem Lauf durchs Mittelfeld. Von wegen "despacito" (gemächlich). Gewann wie schon zuletzt an Seriosität, als das Spiel so dahinlief, und war irgendwann wieder oberster Blaskapellmeister in der Mitte - nur nicht beim 1:1.

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Thomas Müller

FC Bayern Muenchen v FC Augsburg - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Grölt als Urbayer wohl insbesondere bei "Skandal im Sperrbezirk" von der Spider Murphy Gang mit, was irgendwie oldschool ist. Gilt ja selbst als Fußballer, den es eigentlich gar nicht mehr gibt, mit seinen dünnen Haxen und dem drahtigen Bergsteigerkörper. Traf früh den Pfosten, knirschte sich hinein in den Augsburger Sperrbezirk und suchte seine Wege wie Wiesn-Verirrte das Herzkasperlzelt. Fand allzu oft nur das Gedränge und kapitulierte schließlich wie ein Wiesn-Touri, der es sich mit der Kellnerin verscherzt hat. Schimpfte über das 1:1, als sei die Wiesn nach drei Tagen schon wieder geschlossen.

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Renato Sanches

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Quelle: AP

Als Portugiese könnte er auf dem Oktoberfest allenfalls beim Brasilianer-Schunkler "Ai Si Eu Ti Pego" mitträllern - oder beim Lambada (spielen's den noch?). Rannte gleich mal durch halb Augsburg durch und verfehlte das 1:0 nur knapp. Spielte dann "Ai Si Eu Ti Pego" (wenn ich dich kriege) mit Daniel Baier und sah nach einer Engtanzeinlage Gelb. Weihte den Augsburger standesgemäß in den Straßendialekt Lissabons ein. Auffälligster Münchner, weil er mit jeder Körperfaser wollte. Weil er wie schon gegen Benfica diese Siebenmeilen-Läufe zeigte, die ihn tatsächlich bis zum Stammspieler tragen könnten, wenn er so weitermacht.

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Arjen Robben

Bundesliga - Bayern Munich v FC Augsburg

Quelle: REUTERS

Wo er herkommt, trinkt man Grolsch oder Heineken. Mei, wenn's sein muss. Vom Alter her eigentlich einer für die "Oide Wiesn", aber sein Körper macht gottseidank noch jeden Looping mit. Hatte für Achterbahnfahrten aber keine Zeit, denn das hier war ja keine Gaudi, sondern ein verdammtes Bundesligaspiel. War vorne noch am agilsten, weil seine Dynamik immer wieder das Spiel beschleunigte. Vermisste aber jene Ballsicherheit bei den Kollegen, die er sonst gewohnt ist und ärgerte sich wie ein Stammtischler, der zu viel Heineken trinken muss.

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Serge Gnabry

FC Bayern Muenchen v FC Augsburg - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

In Stuttgart geboren und daher Cannstatter-Wasen-erprobt. Flitzte über links los, als ginge es um die Pole-Position beim Anstich. Verwurstelte sich aber zu oft, so dass viele Bälle von ihm verloren gingen. Zwang FCA-Keeper Luthe per Linksschuss zu einer Rettungstat, immerhin. Kam mit dem Willen zu mehr Präzision aus der Kabine und prompt fetzte er einem langen Ball nach, den er als Erster erreichte und zur Vorlage für Robbens 1:0 nutzte. Seine beste Aktion, dann war nach einem durchwachsenen Tag bei ihm Sperrstunde.

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Sandro Wagner

FC Bayern Muenchen v FC Augsburg - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Rauschte per Looping in die Startformation, nachdem er von Trainer Kovac einen Einsatz versprochen bekam wie viele Wiesn-Kinder Zuckerwatte und Papas Geldbeutel. In der sogenannten Ballverarbeitung nicht ganz so exquisit wie ein gewisser Lewandowski, den er ersetzte. Bekam vom Augsburger Framberger eine Chance aufgelegt - Freibier, wenn man so will, doch er ließ das Geschenk liegen. Unglücklicher Einsatz, den ein Fan aus dem Mittelblock lautstark so Richtung Trainer Kovac kommentierte: "Jetzt tu endlich an Lewandowski nei, kruzefix!"

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David Alaba

FC Bayern Muenchen v FC Augsburg - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Ist der Sohn eines Wiener DJs, weshalb er natürlich alle Wiesn-Hits im Blut hat, insbesondere "Fürstenfeld" und alles vom Fendrich. Kam in dieses Spiel wie ein Nachzügler bei der Betriebswiesn, aber dann stand es prompt 1:0. Hat in seinem Leben insofern vieles richtig gemacht, als dass er Linksverteidiger ist, und die gibt es im aktuellen Bayern-Kader nur einmal. Das mit Goretzka dürfte ja eher ein kleiner Schmäh von Kovac gewesen sein.

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Franck Ribéry

Bayern München - FC Augsburg

Quelle: dpa

Ungefähr das zweitälteste Fahrgeschäft der Bundesliga (nach einem gewissen Pizarro), aber natürlich nicht zu betagt für dieses Spiel, in dem Tempo und Gewitztheit gefragt waren. Rannte ein paar Mal an, stets mit dieser engen Ballführung, die in der Bundesliga nur er kann. Aber einen Ritt in der Wilden Maus wollte er sich dann doch nicht mehr antun. Kurz nach seiner Vorlage zu Müllers vermeintlichem 2:0 (wurde abgepfiffen), fiel der Ausgleich.

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Thiago

FILE PHOTO: Champions League Semi Final Second Leg - Real Madrid v Bayern Munich

Quelle: REUTERS

Kam für den Unglücksmann Wagner und hatte nach fünf Minuten mehr Pirouetten auf dem Konto als ein Autoscooter mit Drehwurm. Verpasste per Kopf das 2:1, ist aber auch nicht so groß wie Wagner. Konnte sich zum Ende noch seinen Lieblings-Wiesn-Hit auf Spanisch überlegen. Vielleicht "Sierra Madre"? "Guantanamera"? Irgendeinen Stimmungsaufheller jedenfalls.

(Archivbild)

© SZ.de/lwo
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