Bundesliga:Es geht noch schlimmer beim 1. FC Köln

Borussia Dortmund v 1. FC Koeln - Bundesliga

Es läuft wirklich nicht gut für die Spieler des 1. FC Köln.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Von Philipp Selldorf, Köln

Nach der Niederlage auf dem Spielfeld hat sich der 1. FC Köln am Dienstag auch der Niederlage auf dem Rechtsweg gefügt. Den angekündigten Einspruch gegen die Wertung des 0:5 bei Borussia Dortmund hat der Klub mangels Erfolgschancen fallen gelassen. Gespräche mit dem DFB, mit Experten sowie ein Studium des Regelwerks führten zu der Erkenntnis, dass man zwar mit gutem Recht gegen die Entscheidung von Schiedsrichter Patrick Ittrich und den Einsatz des Video-Assistenten beim umstrittenen Tor zum 0:2 vorgehen könnte, dass ein Antrag auf Spielwiederholung aber an den Statuten des DFB scheitern würde.

Diese verlangen vom Kläger - hier: dem 1. FC Köln - den Beweis, dass der Regelverstoß des Schiedsrichters ursächlich für den Spielausgang war. Was im Prinzip (und wohl nicht ohne Absicht des Gesetzgebers DFB) ein Ding der juristischen Unmöglichkeit ist. In der vorliegenden Sache hätte der 0:5-Endstand die Kölner ihrer Argumente beraubt - selbst wenn sie weiterhin überzeugt sind, dass jenes irreguläre 0:2 den Knockout brachte. Man halte es für "dringend geboten, dass im Sinne der gesamten Liga Rechtssicherheit in den strittigen Punkten geschaffen" werde, mahnte der Verein den Verband.

Nur mit Watzke hat keiner telefoniert

Die von BVB-Chef Hans-Joachim Watzke geäußerten Vorwürfe des unsportlichen Verhaltens hält man beim FC nach wie vor für deplatziert. Doch hat man sich andererseits längst darum bemüht, den Unfrieden in den diplomatischen Beziehungen auszuräumen. FC-Manager Jörg Schmadtke, Protagonist der Proteste am Sonntag, hat ein paar Mal mit seinem Kollegen Michael Zorc geredet und außerdem das Gespräch mit dem Schiedsrichter-Chef Lutz-Michael Fröhlich gesucht, bloß mit Watzke hat keiner telefoniert.

Damit soll der Fall Dortmund für die Kölner erledigt sein, denn die sportlichen Sorgen liegen dem Klub in Wahrheit näher als die Bürgerpflicht, seinen Teil zum Gelingen des Projektes Videobeweis beizutragen.

Vier Ligaspiele ohne Punkte, Tabellenplatz 18, eine Niederlage zum Start im Europacup und hämische Gesänge der eigenen Fans in Dortmund stellen nur ein paar der aktuellen Probleme dar. Es geht noch schlimmer: Am Tag, als die Funktionäre noch über Verfassungsfragen berieten, wurde Nationalspieler Jonas Hector infolge seines Syndesmosebandrisses am rechten Sprunggelenk operiert. Wie lang der 27-Jährige fehlen wird, dazu gibt es keine seriösen Prognosen, aber der Trainer, Peter Stöger, macht ein skeptisches Gesicht, wenn er über den Patienten spricht. Mit zwei Monaten Abwesenheit werde es wohl nicht getan sein, fürchtet er.

Vor allem Alleinunterhalter Modeste wird vermisst

Peter Stögers FC ohne Jonas Hector, das ist kaum vorstellbar. Seit der Österreicher vor vier Jahren sein gutes Werk begonnen hat, versäumte Hector lediglich eins von 34 Zweitligaspielen und fünf von 106 Erstligaspielen. Hector schien all die Jahre zu den unverletzlichen Superhelden aus dem Marvel-Comic zu gehören. Auch der Bundestrainer Jogi Löw hat davon profitiert. 35 Länderspiele hat Hector seit dem Debüt im November 2014 bestritten, so viele wie kein Zweiter beim DFB. Wenn andere müde waren: Der Linksverteidiger Hector war es nicht. Wenn andere in Testspielen geschont wurden: Hector war zur Stelle.

Wenn andere Sommerurlaub machten: Hector half, den Confed Cup zu gewinnen. Nun also hat es auch ihn erwischt, im ersten Europacup-Spiel seines Lebens am vorigen Donnerstag, als ihn Arsenals kolumbianischer Torwart Ospina elfmeterreif foulte, was aus Sicht des FC ein doppeltes Unglück darstellt: Erstens blieb der Elfmeterpfiff aus, weil es zuvor ein Abseits gegeben hatte, zweitens hatte der Tritt des Torwarts schwere Folgen für das Opfer. "Jonas kennt das gar nicht, verletzt zu sein", stellt Stöger fest, "aber ich glaube, dass er damit ganz gut umgehen kann."

"Wir werden das erste Mal in dieser Saison anschreiben"

Aber ob der FC gut damit umgehen kann, auf Hector verzichten zu müssen? "Logischerweise verändert das meine Überlegungen, Jonas ist immer ein wichtiger Faktor", gibt Stöger zu, obwohl er es nicht mag, einzelne Spieler zulasten des Ganzen hervorzuheben. Die unangenehme Wahrheit ist aber die, dass im allenthalben für bedeutungsschwer gehaltenen Spiel gegen Eintracht Frankfurt am Mittwoch außer Hector auch noch ein anderer Unersetzlicher fehlt, der Torjäger Anthony Modeste nämlich, der bekanntlich in China unterwegs ist.

Inzwischen ist der Trennungsschmerz in Köln doch sehr groß geworden, was weniger am durchaus akzeptierten Nachfolger Jhon Cordoba liegt als an einer bedrückenden Erkenntnis: Während Modeste ein begnadeter Alleinunterhalter war, ist der fünf Jahre jüngere Cordoba dringend auf die Mitspieler angewiesen. Abgesehen davon, dass er als Torjäger noch in der Ausbildung steckt. Stöger forciert trotzdem die Zuversicht: "Wir gehen davon aus, dass wir das erste Mal in dieser Saison anschreiben werden", sagt er und meint die Tabelle, nicht die Kneipe an der Ecke.

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