Süddeutsche Zeitung

Bundesliga:Zehn Bayern zerlegen Stuttgart, Dortmund strauchelt in Köln

Die Münchner gewinnen zu Hause mit 4:0, Dortmund rettet in letzter Minute einen Punkt. Frankfurt besiegt Union Berlin, Bremen verliert daheim gegen Wolfsburg.

Von Thomas Gröbner, Martin Schneider und Vivien Timmler

FC Bayern - VfB Stuttgart 4:0 (4:0), Tore: 1:0 Lewandowski (17.), 2:0 Gnabry (22.), 3:0 Lewandowski (23.), 4:0 Lewandowski (39.)

Was soll man zum FC Bayern im Allgemeinen und zu Robert Lewandowski im Speziellen noch sagen? Eigentlich, so dachte man, müsste nach einer roten Karte für Alphonso Davies nach nur zwölf Minuten doch ein interessantes Spiel folgen. Schiedsrichter Daniel Schlager zeigte dem Kanadier nach einem Foul an Endo zunächst Gelb, doch nachdem er auf dem Bildschirm am Spielfeldrand sah, dass Davies den Japaner mit offener Sohle voll am Knöchel erwischte, wechselte er zu Rot.

Also: Fast 80 Minuten Unterzahl gegen eine Mannschaft, die den Münchnern schon im Hinspiel große Probleme bereitet hatte. Das wird doch ... nichts da. Es folgten die wahrscheinlich besten 15 Bundesligaminuten des FC Bayern in jüngster Vergangenheit. Das 1:0 erzielte - natürlich - Robert Lewandowski. Eine scharfe Hereingabe von Serge Gnabry hämmerte er per Ausfallschritt (ja, das geht) ins kurze Eck. Vier Minuten später: Perfekte Kombination über Thomas Müller (der mittlerweile Sechser spielte) und Leroy Sané zu Gnabry - 2:0. Eine Minute später: Maßflanke von Müller (der natürlich überall rumlief und nicht nur auf der Sechserposition) auf Lewandowski, der in schulbuchhafter Kopfballhaltung versenkte. Immerhin bis zur 39. Minute dauerte es, bis er seinen Unterzahl-Hattrick vervollständigte. Diesmal hatte Sané per Dribbling assistiert.

Ein paar Minuten hatte der VfB gedacht, dass da was gehen könnte in München, versuchte mutig zu sein, erreichte 52 Prozent Ballbesitz nach Halbzeit eins - und wurden von zehn Bayern und einem zunehmend unglaublich werdenden Lewandowski aus der Arena gepustet. Der Pole steht nun bei 35 Toren. Noch fünf bis Gerd Müller. "Als neutraler Zuschauer macht das Spaß, ihm zuzugucken. Mir macht es also keinen Spaß", sagte Stuttgarts Vorstand Thomas Hitzlsperger in der Halbzeit bei Sky. Lewandowskis Leistung bewertete er als "irgendwas über Weltklasse".

1. FC Köln - Borussia Dortmund 2:2 (1:1), Tore: 1:0 Haaland (3.), 1:1 Duda (35., Handelfmeter nach Videobeweis), 2:1 Jakobs (65.), 2:2 Haaland (90.)

Sie hatten sich viel vorgenommen, die Dortmunder, wollten alles besser machen als im Hinspiel, als der 1. FC Köln ihnen im eigenen Stadion eine bittere 1:2-Niederlage zufügte. Am Ende hätte trotzdem um ein Haar das gleiche Ergebnis gestanden wie damals Ende November - wäre da nicht dieser eine Norweger.

Aber der Reihe nach. Viel Zeit, in die Partie zu kommen, ließen die Dortmunder den Kölnern zunächst nicht. Nach zweieinhalb Minuten stürmte Erling Haaland das erste Mal in den Strafraum, ließ Verteidiger Jorge Meré maximal unglücklich aussehen und traf prompt zum 1:0. Anschließend ruhten sich die Dortmunder auf ihrer Führung aus und überließen dem FC große (für den Geschmack von Edin Terzic zu große) Räume. Doch die Hausherren konnten aus eigener Kraft nicht viel daraus machen. Erst nachdem der 17-jährige Jude Bellingham nachgeholfen und einen Ball der Kölner im Strafraum mit der Schulter abgewehrt hatte, traf Duda per Handelfmeter zum mittlerweile verdienten Ausgleich (35.). Eine Reaktion der Dortmunder blieb aus, sie wirkten unkonzentriert und nachlässig, es spielten fast nur noch die Kölner.

Das änderte sich auch in der zweiten Halbzeit nicht. Das Team von Trainer Markus Gisdol dominierte weiter die Partie, die Dortmunder wirkten zwar williger, aber ähnlich zerstreut wie in den ersten 45 Minuten. Köln merkte das, lauerte auf Konter - und versenkte einen solchen in der 65. Minute in Person von Ismail Jakobs im Tor, nachdem Thomas Meunier trotz Vorsprung kolossal daran gescheitert war, ihn aufzuhalten. Terzic wechselte Sekunden später und brachte Reinier für Reyna, was nichts änderte. Ein Kopfball an den Pfosten von Haaland (wem sonst) und ein Volleyschuss von Haaland (wem sonst) ließen die Kölner kurz aufschrecken, fast war ihnen der Sieg sicher - und dann traf dieser Norweger in der 90. Minute doch noch zum Ausgleich und schnappte ihnen zwei so bitter nötige Punkte weg.

Eintracht Frankfurt - Union Berlin 5:2 (4:2), Tore: 1:0 Silva (2.), 1:1 Kruse (7.), 2:1 Andrich (35., Eigentor), 3:1 Kostic (39.), 4:1 Silva (41.), 4:2 Kruse (45.+3), 5:2 Chandler (90.+2)

Wäre diese Partie ein Boxkampf, dann wäre es ab der ersten Minute eine wilde Prügelei ohne Deckung gewesen - und die Berliner wären binnen weniger Minuten angezählt worden. André Silva (2.) und Max Kruse (7.) hatten mit ihren Treffern eröffnet, als Union-Verteidiger Robert Andrich ein katastrophaler Rückpass ins eigene Tor unterlief: Schlussmann Andreas Luthe hatte sich neben dem Gehäuse postiert und musste hilflos zusehen, wie der Ball ins Tor hoppelte. Die Frankfurter setzten nach, Filip Kostic und wieder Silva nutzten die Berliner Verwirrung, um den Vorsprung weiter auszubauen. Dass Union sich wieder aufrappelte, dafür sorgte ein gewisser Max Kruse, der mit seinen Toren Nummer neun und zehn (im 14. Einsatz) den Glauben zurückbrachte für die zweite Hälfte.

Da blieb es dann - nimmt man die atemberaubende erste Hälfte zum Maßstab - verhältnismäßig ruhig. Union-Angreifer Pohjanpalo scheiterte nach Pass des überragenden Kruse an Eintracht-Keeper Trapp, auch der Kopfball von Endo rauschte vorbei. Union mühte sich, kam aber nicht mehr heran gegen die Frankfurter, die sich den Gegner vom Leib halten konnten. Den letzten Schlag setzt dann Frankfurts Abwehrspieler Timothy Chandler: Knoche vertändelt den Ball im eigenen Strafraum, Zuber legte quer, Chandler musste nur noch einschieben. Das endgültige K.O. für die Berliner in der Nachspielzeit.

Werder Bremen - VfL Wolfsburg 1:2 (1:2), Tore: 0:1 Sargent (8., Eigentor), 0:2 Weghorst (42.), 1:2 Möhwald (45.)

Dass es schwierig werden würde für die Bremer Angreifer, das war schon vor der Partie klar, schließlich ging es gegen die beste Abwehr der Bundesliga (nur 21 Gegentore). Werders Sargent traf trotzdem - er köpfte eine Freistoßflanke ins eigene Tor (8.). Wout Weghorst zeigte dann, warum er eigentlich ein Mann für Bondscoach Frank de Boer sein könnte: Nach einem Ballgewinn von Xaver Schlager gegen Kevin Möhwald verwandelte der Niederländer humorlos (42.): sein 17. Bundesliga-Treffer ist ein weiteres Bewerbungsschreiben für die Elftal. Wenigstens gelang es dem Bremer Kapitän Möhwald dann, seinen Fehler auszubügeln. Dazu musste aber der Zufall helfen: Der Ball sprang ihm nach einer Flanke vor die Füße, sein Anschlusstreffer kurz vor der Pause (45.) hielt die Spannung hoch an der Weser.

In der zweiten Hälfte blieben die beiden Teams auf Augenhöhe. Wolfsburg will sich ja die Chancen auf einen Platz in der Champions League sichern, Bremen sich von den Abstiegsplätzen fern halten. Allein: Den Bremern fehlten die Mittel. Werders Schlussmann Pavlenka musste einen Weghorst-Schuss parieren und zweimal gegen Mbabu retten. In der letzten Sekunde hatte dann noch der eingewechselte Bremer Davie Selke eine Chance - traf aber nur Wolfsburgs Schlussmann Koen Casteels.

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