Bundesliga: Elf des Tages:Juchhu, Kung-fu!

Ein Frankfurter Bubi schockt die großen Bayern. Stuttgarts Cacau springt gerade noch vom OP-Tisch. Und in Wolfsburg wird Felix Magath mit einem Kung-fu-Tritt gedankt - wie das Fußball-Wochenende wirklich war:

des Spieltags

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(Foto: dapd)

Wolfsburgs Ashkan Dejagah dankt Felix Magath mit einem Kung-Fu-Tritt, ein Frankfurter Bubi schockt die großen Bayern, Stuttgarts Cacau springt gerade noch einmal vom OP-Tisch. Die Elf des Spieltags. Borussia Dortmund absoliverte am Samstag ein Auswärtsspiel. Das muss einmal gesagt werden, denn zu sehen war es nicht. 25.000 Dortmunder Fans begleiteten ihre Mannschaft nach Mönchengladbach, um dort womöglich die Meisterschaft zu bejubeln. Wie eine massive Wand in Biene-Maja-Farben standen sie da - jubeln durften sie jedoch nicht. Wegen des Leverkusener Sieges war früh klar, dass es mit dem Titel noch nichts werden würde. Und dann kassierte der BVB eine 0:1-Pleite gegen die um den Klassenerhalt kämpfenden Gladbacher. Aber es soll trotzdem ein schöner Ausflug gewesen sein. Texte: Michael König und Jonas Beckenkamp

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(Foto: dapd)

Er soll kein ganz einfacher Typ sein, dieser Mohamadou Idrissou (im Bild). Beim SC Freiburg teilte er in der Vorsaison seinen Teamkameraden mit, er habe keine Lust mehr, "mit euch Absteigern zu spielen, ich spiele nächstes Jahr Champions League". Es kam dann doch etwas anders, Idrissou wechselte schließlich zu Borussia Mönchengladbach. Dort legte er sich bald mit dem Trainer an und wurde kurzzeitig aus dem Kader gestrichen. Beim Wiedersehen mit dem SC Freiburg skandierten die Fans der Breisgauer: "Idrissou spielt Champions League auf Playstation 3, die ganze Nacht, von 12 bis 8". Zu der Häme kommt die Tabellensituation: Freiburg belegt Platz acht, Gladbach ist akut abstiegsgefährdet. Immerhin traf Idrissou am Samstag zum 1:0-Endstand, er war der Held des Tages. Der Gegner hieß Borussia Dortmund  - und der wird in der kommenden Saison in der Champions League spielen.

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(Foto: dapd)

Vielleicht wendet sich auf Schalke in dieser Achterbahn-Saison am Ende doch noch alles zum Guten. Neben Rudi Assauers vollzogener Hochzeit mit seiner Britta (man ehelichte sich anlässlich der Schalker Gründung im Jahr 1904 am 19.04.) und den positiv verlaufenden Vertragsgesprächen mit Raùl (der Spanier will womöglich bis 2013 bleiben) zeichnete sich auch in der Causa Manuel Neuer (im Bild) eine  Annäherung ab. Dass er den Verein verlassen wird, steht mittlerweile fest, die Frage bleibt: Wann? Im Spiel gegen Lautern blieb die Kollektiv-Schmähung wegen seines offenkundig bevorstehenden Wechsels nach München aus, dafür gab es Applaus und nette Abschiedsszenen zwischen Deutschlands Nummer eins und seinen Fans. Sollte Schalke das Champions-League-Finale erreichen oder den Pokal gewinnen, dürften sich ohnehin alle wieder lieb haben.

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Ausgerechnet auswärts! Mit der einst uneinnehmbaren Festung Betzenberg ist es in Kaiserslautern seit einiger Zeit nicht mehr allzu weit her, lediglich Platz 15 belegen die Pfälzer auch in der Heimtabelle dieser Saison. Umso besser läuft es dagegen in fremden Stadien - das zeigte sich auch gegen Schalke wieder. Der 1:0-Sieg bescherte dem FCK eine weitgehend sorgenfreie Restsaison, doch als es für Vorstandschef Stefan Kuntz (im Bild) darauf ankam, nach passabler Leistung fern der Heimat auch mal einen guten Auftritt zuhause zu versprechen, hielt sich der geborene Realist zurück: "Bei Versprechen bin ich vorsichtig. Das hat einmal geklappt - bei meiner Heirat." Na immerhin.

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Was hat Srdjan Lakic (im Bild) nicht schon erdulden müssen in dieser Saison: Die eigenen Fans buhten den Stürmer des 1. FC Kaiserslautern aus, nachdem er frühzeitig signalisierte, er werde in der kommenden Saison für Wolfsburg spielen und sich sogar im VfL-Trikot ablichten ließ. Daraufhin traf Lakic das Tor nicht mehr - und Lautern geriet sehr akut in Abstiegsgefahr. Die ist nun so gut wie gebannt, weil Lakic, ausgerechnet Lakic, am Samstag den 1:0-Siegtreffer gegen Schalke erzielte. Aber ein echtes Happyend zeichnet sich für den Kroaten noch nicht ab, weil Wolfsburg weiterhin um den Klassenerhalt bangen muss. Wechselt Lakic letztlich zu einem Zweitligisten? Oder verliert der Vertrag in diesem Fall seine Gültigkeit und Lakic bleibt doch ein Lauterer? Der Stürmer ließ diese Frage bislang unbeantwortet, sagte jedoch, die junge Mannschaft des FCK habe auch ohne ihn eine Zukunft. "Es kommt nicht auf einen Spieler an." So klingt wohl eine charmante Absage.

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Da standen und lagen sie, die mächtigen Bayern, als der Ball in der 54. Minute das Netz ihres eigenen Tores berührte und Frankfurt ausgiebig jubelte. Was war passiert? Ein blonder Bubi, den wohl nicht einmal die Eintracht-Einpeitscher auf der Rechnung hatten, hatte den Ball aus dem Zentrum des Sechzehners ins Tor geschossen: Sebastian Rode (oben), Verteidiger und Vertreter des verletzten Maik Franz. In seinem neunten Bundesligaspiel brachte der 20-Jährige die Frankfurter in Führung. Dabei blieb es zwar nicht, aber im Vergleich zu der restlichen Frankfurter Offensive (Fenin, Altintop) war Rodes Leistung auf jeden Fall herausragend. Die Saisonausbeute besagter Stürmer: null Tore.

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(Foto: dapd)

Es gibt in der Bundesliga immer wieder pädagogisch wertvolle Szenen - sie verdeutlichen dem Fan, wie schwierig das Toreschießen doch ist. Frankfurts Theofanis Gekas (im Bild), eigentlich ein Könner dieser Disziplin, brachte es gegen die Bayern in der 82. Minute fertig, den Ball aus zwei Metern nicht ins leere Münchner Tor zu bugsieren. Besonders bitter wurde der Fauxpas deshalb, weil die an diesem Tag schwachen Bayern letztlich doch noch den Ausgleich schafften - und es damit dabei bleibt: Nur wenn Gekas trifft, hat die Eintracht eine Chance zu gewinnen. Das weiß auch sein neuer Trainer Christoph Daum, der zumindest seinen Humor nicht verloren hatte: "Ich habe Gekas vor dem Spiel gesagt, wenn du eine Chance auslässt, ist das nicht so schlimm. Das hat er dann auch getan."

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Es gibt Sätze, die unterstreichen in ihrer Einfachheit den Charakter des Fußballspiels auf eindrucksvolle Weise: "Ein Torjäger muss Tore machen, wenn er die Chance hat", sagte Werder-Kapitän Torsten Frings über Claudio Pizarros zwei Treffer in der Partie beim FC St. Pauli. Dem ist nicht zu widersprechen, und doch ist der Peruaner (rechts im Bild) gleichzeitig das beste Beispiel dafür, dass Fußball doch nicht so einfach ist. Erst sechsmal hatte Pizarro bis dahin in dieser Saison getroffen - für den mit 141 Torerfolgen mittlerweile besten ausländischen Goalgetter der Liga-Geschichte eine eher magere Ausbeute. Die Tore Nummer sieben und acht freilich hatten befreiende Wirkung, für Claudio Pizarros Psyche und für Werder Bremen im Abstiegskampf. Da wird auch Torsten Frings zustimmen.

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(Foto: dpa)

Ein beinahe identisches Schicksal erfuhr an diesem Spieltag Stuttgarts früherer Nationalspieler Cacau (links). Auch er verbrachte bislang keine allzu glückliche Spielzeit, war zuletzt öfter verletzt und hatte seit quälenden zwölf Spielen nicht mehr getroffen. Wie gut, dass da der HSV ins Ländle kam. So fand sich Cacau gleich zweimal völlig frei vor dem gegnerischen Gehäuse und durfte seine strapazierte Seele auf die wohl wirksamste Weise kurieren: mit zwei siegbringenden Toren. Auch von seinen Adduktorenproblemen war da nichts mehr zu sehen - dabei erklärte sein Trainer Bruno Labbadia im Anschluss: "Es war an der Grenze, er lag fast schon auf dem OP-Tisch." Erstaunlich, was Erfolgserlebnisse manchmal bewirken können.

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(Foto: dpa)

Es gibt bei YouTube beeindruckende Aufnahmen von Mario Mandzukic (im Bild). Er trifft aus allen Lagen, volley, mit dem Kopf, mit dem Fuß, es ist eine echte Schau. Das müssen sich auch die Verantwortlichen beim VfL Wolfsburg gedacht haben, als sie Mandzukic im Juli 2010 als Ersatz für den zu Manchester City abgewanderten Top-Stürmer Edin Dzeko vorstellten. Zum Leidwesen der Wolfsburger konnte der Kroate jedoch lange nicht die Leistungen anknüpfen, die er im Trikot von Dinamo Zagreb geboten hatte, und wurde zu einer tragischen Figur: 17 Einsätze, null Tore, das war seine Bilanz am 26. Spieltag. Seitdem hat Mandzukic bei jedem Einsatz getroffen, am Sonntag gegen Köln sogar doppelt. Den Vergleich mit seinem Vorgänger muss er nun nicht mehr scheuen. Edin Dzekos Bilanz bei Manchester City in der Premier League: neun Einsätze, null Tore.

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(Foto: dpa)

Die vermeintlich "magischen" Fähigkeiten des Wolfsburger Trainers Felix Magath sind zuletzt belächelt worden. Er hatte seiner Mannschaft einen Laktattest verordnet und sie dann in ein Kurztrainingslager gesteckt, dessen Ort lange geheim gehalten worden war. Trotzdem kam Wolfsburg im Abstiegskampf nicht über Unentschieden hinaus. Das änderte sich am Sonntag, als Köln in der Autostadt zu Gast war - und mit 1:4 abgebügelt wurde. Magath hatte seinen Spielern in der Woche zuvor überraschend frei gegeben, er setzte in seiner Startaufstellung auf den Doppeltorschützen Manduzkic im Sturm. Und er wechselte in der 34. Minute - scheinbar ohne Not - Ashkan Dejagah für Cicero ein. Der ehemalige deutsche Nationalspieler belebte daraufhin nicht nur das Flügelspiel, er steuerte auch zwei Tore zum befreienden Sieg bei. Zur Freude trat er in Kung-Fu-Manier die Eckfahne um. Und Magath? Der lächelte.

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