Bundesliga: Elf des Tages:Oscar-Gewinner und Mini-Messi

Zé Roberto fühlt sich wie ein Oscar-Sieger, Jefferson Farfán schafft ein seltenes Kunststück und Mario Götze gelingt ein Lionel-Messi-Dribbling.

J. Beckenkamp und J. Schmieder

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Mario Goetze

Quelle: AP

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Mario Götze bescherte der Bundesliga an diesem Spieltag einen Hauch von Lionel Messi. Was der Dortmunder Hochgeschwindigkeitsdribbler gegen Hannover 96 ablieferte, erinnerte stark an Barcelonas argentinischen Wuselkönig. Erst spielte der 18-Jährige gleich drei Hannoveraner aus und erzielte mit einem energischen Stechschritt das umjubelte 1:1 für den BVB, dann malte er Lucas Barrios einen solch zauberhaften Zuckerpass in den Lauf, dass dieser quasi gezwungen war, Götzes Kunstwerk mit dem Tor zum 3:1 zu veredeln. Einziger Unterschied zu Messi: Während der Weltfußballer nach seinen Treffern gerne seine Mutter grüßt, trug Götze unter seinem Trikot eine Hommage an seinen scheidenden Teamkollegen Dede - dem hatte er vermutlich als Kind noch in der Kurve zugejubelt.

Texte: Jonas Beckenkamp und Jürgen Schmieder

Hamburger SV v 1. FC Koeln - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Michael Oenning hatte eine ganz eigene Erklärung für das trostlose 0:0 zwischen der TSG Hoffenheim und dem Hamburger SV und für die noch trostlosere Leistung seiner Elf. "Wir haben bei vier Grad trainiert und hier hatte es 28 Grad", sagte der Trainer des HSV am Samstagabend. Vielleicht sollte sich Oenning eine Umschulung zum Footballtrainer überlegen. In den Vereinigten Staaten haben Profivereine üblicherweise Trainingshallen, in denen Temperatur, Windverhältnisse und Regen eingestellt werden können, um sich optimal auf ein Auswärtsspiel vorbereiten zu können. Obwohl: Was hätte Oenning dann zur Vorstellung seiner Elf sagen sollen außer: Wir haben bei 28 Grad trainiert und hier hatte es 28 Grad - und wir waren trotzdem grottenschlecht.

Wolfgang Holzhaeuser

Quelle: AP

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Apropos Kunst: Bayer Leverkusens Klubchef Wolfgang Holzhäuser freute sich so sehr über den biederen 1:0-Auswärtssieg seines Teams in Kaiserslautern, dass er ins Schwärmen geriet: "Das Ergebnis ist für uns wie gemalt," erklärte der sonst eher sachliche Geschäftsmann angesichts jetzt sechs Punkten Vorsprung auf den dritten Platz. Stimmungsmäßig ist in Leverkusen also trotz des feststehenden Abgangs von Trainer Jupp Heynckes schon längst Sommer. Man stelle sich vor, was bei Bayer los wäre, wenn man tatsächlich mal wieder um die Meisterschaft spielen würde? Womöglich wären dann alle Angestellten des Werksklubs dauerjeck.

FC St. Pauli - FC Schalke 04

Quelle: dpa

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Jefferson Farfán ist bei Schalke 04 ja für einiges verantwortlich. Er schießt wichtige Tore, er bereitet zahlreiche Treffer vor, hin und wieder kommt er zu spät aus dem Urlaub oder verkündet seinen Abschied zum Saisonende, um eine Woche später zu erklären, wie sehr er Schalke liebe. Am Freitagabend allerdings gelang Farfán ein Kunststück, auf das nur weniger Fußballer weltweit verweisen können. Er schaffte es, dass zwei gegnerische Spieler wegen ihm vom Platz gestellt wurden. Jan-Philipp Kalla und Fin Bartels konnten den flinken Peruaner nur mit feldverweistauglichen Fouls stoppen. Ach ja: Farfán bereitete auch noch beide Treffer seiner Mannschaft vor.

FC St. Pauli - FC Schalke 04 0:2

Quelle: dpa

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Als Linienrichter Thorsten Schiffner (re.) kurz vor Schluss des Spiels St. Pauli gegen Schalke zu Boden ging, blieb Spielleiter Deniz Aytekin (li.) gar nichts anderes übrig, als die Partie abzubrechen. Ein voller Bierbecher hatte den Mann mit der Fahne am Hinterkopf getroffen und er sank benommen danieder. Zwar konnte Schiffner bald wieder aufstehen, doch auch wenn es bereits die 88. Spielminute eines vermutlich ohnehin entschiedenen Matches war - an eine Fortsetzung war nicht mehr zu denken. Was, wenn die Zuschauer als nächstes Böller oder Leuchtraketen geworfen hätten? Den FC St. Pauli erwartet nun eine empfindliche Geldstrafe und ein Geisterspiel - und das alles nur wegen eines "Vollhonks" (Pauli-Trainer Holger Stanislawaski), der zu genau gezielt hatte.

Werder Bremen - VfB Stuttgart

Quelle: dapd

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Wer am Samstag das Spiel zwischen Werder Bremen und dem VfB Stuttgart im Liveticker verfolgte, der konnte etwa 30 Minuten lang den Eindruck gewinnen, dass Torsten Frings der schlechteste Bundesliga-Profi aller Zeiten sein könnte. "Noch ein Fehlpass von Frings" war da zu lesen oder "wieder schlampig von Frings" oder "Frings verliert einen Zweikampf". Dann jedoch kullerte der Ball zu Frings, der prügelte dagegen - und weil das Spielgerät auf Umwegen ins Tor gelangte, änderten sich die Liveticker-Einträge über Frings. "Wie immer der Leitwolf der Bremer" war danach zu lesen und am Ende stand da gar: "Fehlerfreie Partie des Werder-Kapitäns". So einfach ist Fußball manchmal.

FC Bayern Muenchen v Borussia M'gladbach - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Bayern-Präsident Uli Hoeneß bekam während des Spiels gegen Gladbach die volle Ladung Fanprotest zu spüren, wie es in dieser Saison immer häufiger in der Liga zu beobachten ist. Vieles deutet daraufhin, dass die Anhänger bei aller Kommerzialisierung des Fußballs mehr demokratisches Mitspracherecht erwarten. So startete die Münchner Südkurve bereits vor einigen Wochen eine Art "Fan-Demo" während des Pokalspiels gegen Schalke, als es vornehmlich darum ging, ihre Abneigung gegen Manuel Neuer zu demonstrieren. An diesem Spieltag setzte sich dieser Protest fort - und er wurde sogar noch um ein Thema erweitert: Hoeneß' Hilfe für den bankrotten Lokalrivalen 1860 München. "Blaue Schweine schlachtet man und rettet sie nicht! Und Du willst Metzger sein, Uli?" stand da auf einem riesigen Plakat - harte Worte gegen einen gelernten Fleischfabrikanten, der den FC Bayern als sein Lebensprojekt betrachtet.

TSG 1899 Hoffenheim  - Hamburger SV

Quelle: dpa

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Es war kein besonders gutes Spiel zwischen der TSG Hoffenheim und dem HSV - genau genommen war es sogar ein ziemlich mieser Kick, der mit dem Langeweile-Ergebnis von 0:0 endete. Und doch hatte Hamburgs Zé Roberto hinterher Grund zur Freude. "Dieser Rekord ist ein Traum. Das ist so, als würde man einen Oscar gewinnen", sagte der Brasilianer. Nach seinem 331. Bundesligaspiel ist der Mittelfeldspieler mit der putzigen Frisur jetzt der Ausländer mit den meisten Einsätzen in der Eliteliga. Er löste an der Spitze den Bosnier Sergej Barbarez (330 Partien) ab. Würde man es nicht genauer wissen, könnte man glatt annehmen, der wackere Zé wäre auch schon in den achtziger Jahren mit dabei gewesen - mit Afro und Schlabbershirt auf vergilbten Mannschaftsfotos. Tatsächlich debütierte er aber erst 1998 - damals noch für Bayer Leverkusen.

Eintracht Frankfurt's new head coach Daum gestures during German Bundesliga soccer match against VfL Wolfsburg in Wolfsburg

Quelle: REUTERS

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Wenn Christoph Daum ein neues Amt antritt, dann gehört er am nächsten Wochenende per Definition in die "Elf des Spieltags". Wenn er dann auch noch mit daumesken Maßnahmen glänzt, dann gehört er erst recht in die "Elf des Spieltags". So organisierte er zuerst einmal einen Jubel-Animateur, dann führte er den Neun-Stunden-Tag ein - und schließlich packte er auch noch den Medizinball (fünf Kilo) und die Langhantel (50 Kilo) aus. Deshalb war natürlich klar, dass Eintracht Frankfurt den Klassenerhalt schaffen wird und auch das erste Spiel gegen Wolfsburg locker gewinnen würde. Wie? Frankfurt spielte nur Unentschieden und war dabei hoffnungslos unterlegen? Egal! Christoph Daum gehört in die "Elf des Spieltags".

Bayern Munich's Ottl poses during official team photo session in Munich

Quelle: REUTERS

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Müsste man einen Akteur benennen, der stellvertretend für diesen Spieltag steht, dann wäre das Andreas Ottl, denn irgendwie war dieser Spieltag unspektakulär und unauffällig - und doch war es schön, dass es ihn gegeben hat. Und so wurde Ottl an diesem Spieltag eingewechselt, in den 18 Minuten gelang ihm keine Aktion, an die man sich in, sagen wir, einem Tag noch erinnern würde. Aber irgendwie ist es beruhigend, dass es so einen wie Ottl gibt in der Bundesliga und beim FC Bayern.

Borussia Dortmund - Hannover 96

Quelle: dapd

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Mirko Slomka gehört zu jenem Typ Trainer, wie es ihn noch vor zehn Jahren nicht in der Bundesliga gegeben hätte: Besonnen, fachlich kompetent und absolut medientauglich. Er ist einer, der nicht krampfhaft nach Worten ringt oder cholerisch die Außenlinie Richtung Eckfahne hinuntertigert wie einst Werner "Beinhart" Lorant. Seine Mannschaft von Hannover 96 spielt eine bemerkenswert gute Saison - und so besaß Slomka nach dem 1:4 beim BVB die nötige Klasse, um folgenden Satz zu sagen: "Wir haben zu leichte Fehler gemacht. Kloppo, ich muss dir zum Titel gratulieren - deine Mannschaft hat Klasse und ihr könnt zu Recht feiern." Das saß. Nur Jürgen Klopp war "not amused". Er mühte sich, die Glückwünsche nicht zu früh anzunehmen und entgegnete: "Diese Glückwünsche kommen hundertprozentig zu früh. Ich kann nicht unsere nächsten sechs Gegner ignorieren." Dabei hatte Slomka doch eigentlich Recht.

© sueddeutsche.de/jbe/jüsc
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