Bundesliga: Elf des Spieltags:Wenn der Vulkan explodiert

Louis van Gaal bringt die Gladbacher Wände zum Wackeln, Tim Wiese schämt sich beim Bremer Debakel und zwei Hamburger streiten sich um den Titel des Super-Papas.

Die Elf des Spieltags.

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Bundesliga: Elf des Spieltags:Mladen Petric

Hamburg SV's Petric smiles as his daughter gestures as they sit on pitch celebrating their victory after German Bundesliga first division soccer match against TSG Hoffenheim in Hamburg

Quelle: REUTERS

Erst brodelt Louis van Gaal, dann rastet der Niederländer aus. Dortmund hat eine brandgefährliche Bank, Mladen Petric wird für den Super-Papa nominiert.

Vielleicht hat Mladen Petric seinem Trainer Armin Veh am Samstagnachmittag den Job gerettet. Vielleicht auch den HSV vor tiefgründigen Diskussionen bewahrt, wie man denn schon wieder ins Tabellen-Mittelmaß geraten konnte. Ganz sicher hat Petric aber für die rührendste Szene des gesamten Spieltags gesorgt: Der HSV hatte gegen 1899 Hoffenheim gewonnen, Petric das entscheidende Tor zum 2:1 geköpft - und der Kroate entführte seine kleine Tochter. Mitten auf den Platz, zum Spielen auf dem Rasen. Da saßen sie nun - Papa Petric und die kleine Melina - blickten umher, wunderten sich über die Sprechchöre der Fans. Ob man sich ähnliche Bilder wohl auch bei Thorsten Frings vorstellen könnte?

Texte: Carsten Eberts

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Bundesliga: Elf des Spieltags:Gerald Asamoah

FC Schalke 04 v FC St. Pauli - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Nein, Gerald Asamoah spielte nicht. Er hatte sich ja vorsorglich Sperren lassen, mit wilder Foulerei und noch wilderem Gepöbel, damit er ja nicht mit seinem neuen Klub FC St. Pauli bei seiner großen Liebe Schalke 04 antreten darf. Wie gut für ihn, denn die Ovationen seiner alten Fans aus Schalke wären womöglich etwas weniger herzlich ausgefallen, hätte der frühere Nationalspieler tatsächlich auf Schalke gegen Schalke antreten müssen. Mit deutlich feuchten Augen stand Asamoah nun vor Spielbeginn auf dem Rasen, seine beiden Töchter im Arm, ein blau-weißer Blumenstrauß in der Hand - und ging sogar noch eine Ehrenrunde. Und die Frage ist nun: Asamoah oder Petric - wer ist nun der Super-Papa des Wochenendes? 

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Bundesliga: Elf des Spieltags:Jakub Blaszczykowski

Hannover 96 - Borussia Dortmund

Quelle: dpa

Es gibt sicherlich Spieler, die den Dortmunder Aufstieg zum Meisterschaftsfavoriten noch eindeutiger verkörpern als Jakub Blaszczykowski. Beim 4:0 in Hannover musste Blaszczykowski selbst 75 Minuten lang von der Bank aus zusehen - und hatte offenbar Zeit, sich einiges vorzunehmen: Blaszczykowski wurde schließlich eingewechselt, bereitete sechs Minuten später das 3:0 durch Lewandowski großartig vor, versenkte in der Nachspielzeit den letzten Dortmunder Konter zum 4:0. Wer Meister werden will, braucht auch eine starke Bank - das wissen die arg dezimierten Bayern ganz genau.

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Bundesliga: Elf des Spieltags:Tim Wiese

VfB Stuttgart v SV Werder Bremen - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Sein Trainer Thomas Schaaf sagte nach dem 0:6 in Stuttgart zynisch: "Wir waren ein guter Sparringspartner. Solche Gegner lädt man im Boxen ein, wenn man fit werden will." Sparringspartner? Für Tim Wiese gibt es sicher kaum eine schlimmere Bezeichnung. Er hat einen Elfmeter pariert und einmal per Weltklasse-Parade gegen Gentner gehalten. Dennoch musste er später ins Mikrofon sagen: "Ich schäme mich für uns, jeder sollte sich schämen."

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Bundesliga: Elf des Spieltags:Louis van Gaal

Louis van Gaal

Quelle: AP

Minuten nach dem Spiel saß Louis van Gaal immer noch ganz alleine auf der Bayern-Bank, dann ging er in die Kabine - und explodierte. Die Wände sollen gewackelt haben, berichteten Augenzeugen. Man habe van Gaal bei seinem emotionalen Vulkanausbruch bis weit vor die Kabine brüllen hören, sagten gar die Ohrenzeugen. Wie auch immer: Louis van Gaal war mächtig sauer. "Ich war ein bisschen böse auf meine Spieler", bekannte der Trainer des FC Bayern - ein Satz, der vor Untertreibung nur so strotzte. Er hatte seine Spieler gewarnt, dass Borussia Mönchengladbach nach desolater erster Hälfte womöglich etwas engagierter aus der Pause kommen würde. Und trotzdem konnte Gladbach das Spiel innerhalb von vier Minuten von 1:2 auf 3:2 drehen. Als die Bayern das Spiel dann jedoch wieder an sich rissen und durch Philipp Lahm noch zum Ausgleich kamen, wären van Gaal "fast die Tränen gekommen". Es sind durchaus emotionale Zeiten dieser Tage beim FC Bayern.

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Bundesliga: Elf des Spieltags:Bastian Schweinsteiger

Bastian Schweinsteiger

Quelle: AP

Selten hat ein Elfmeterschütze den Torhüter so schön verladen, wie es Bastian Schweinsteiger mit Gladbachs Keeper Christofer Heimeroth anstellte. Heimeroth flog nach links, Schweinsteiger schoss nach rechts, Ertrag brachte das trotzdem nicht. Denn Schweinsteiger, der nur drei Minuten zuvor noch mit der Hacke zum 2:1 getroffen hatte, setzte seinen Schuss in der 43. Minute nur an den Pfosten - und die Bayern führten zur Halbzeit lediglich 2:1. Kurz zuvor hatte Schweinsteiger schon die Latte getroffen. Der Rest ist schnell erzählt: Gladbach drehte das Spiel, Bayern schaffte gerade noch das 3:3, Trainer van Gaal flippte aus. Und Schweinsteiger? Der sagte mal wieder: nichts.

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Bundesliga: Elf des Spieltags:Sidney Sam

Bayer 05 Leverkusen - 1. FC Kaiserslautern

Quelle: dpa

Es ist noch gar nicht lange her, da trug Sidney Sam noch das Trikot des 1. FC Kaiserslautern. In dieser Zeit spielte er so gut, dass sie ihn am liebsten gar nicht mehr gehen lassen wollten. In einer einzigen Saison schoss Sam zehn Tore und gab sieben Vorlagen, hatte damit riesengroßen Anteil am Aufstieg der Lauterer in die erste Liga. Nun spielt Sam bei Bayer Leverkusen - und wie soll es anders sein: Natürlich ist es Sam, der beim 3:1 gegen Kaiserslautern mit zwei sehenswerten Fernschüssen zum 1:1 und 3:1 traf. Doch Sam ist ein gut erzogener Junge: verhaltener Jubel, nur ein schüchternes Grinsen. So behält man sich auch seine alten Freunde.

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Bundesliga: Elf des Spieltags:Raúl

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Quelle: AFP

Nein, man müsse sich keinerlei Gedanken um seine Nase machen. "Ich glaube schon, dass ich noch einen Torriecher habe", sagte der Spanier Raúl nach seinen zwei Treffern am Freitagabend gegen St. Pauli, die seinem FC Schalke tatsächlich den ersten Heimsieg der Saison bescherten. Wie schön, dass Felix Magath dieses Ereignis irgendwie auch für sich reklamieren kann, denn man weiß ja: Bei Schalke ist die Stimmung nur gut, wenn Magath recht hat. Gegen St. Pauli hatte Magath Raúl erstmals in die Sturmspitze gestellt - nicht zurückgezogen irgendwo dahinter, wie in den vergangenen Spielen. Und siehe da: Raúl schoss zwei Tore. Und Magath sagte tatsächlich: "Raúl braucht von mir keine Tipps und Hinweise." Wer's glaubt.

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Bundesliga: Elf des Spieltags:Christoph Metzelder

FC Schalke 04 - FC St. Pauli

Quelle: dapd

Was das Schönste an seinem 30. Geburtstag gewesen sei, wurde Christoph Metzelder nach dem 3:0 gegen den FC St. Pauli gefragt. Dass seinen Schalkern an just diesem Tag der erste Heimsieg der Saison gelungen ist? Dass Metzelders Abwehr tatsächlich zu null gespielt hat? Metzelder verneinte. "Das Schönste daran ist, dass ich jetzt ein alter Spieler bin und mir auch mal einen halben Tag freinehmen kann." Denn bei Schalke, so sagt Trainer Felix Magath, haben alle Spieler über 30 das Privileg, ab und zu mal eine Trainingseinheit ausfallen lassen zu dürfen. Noch einer, der über 30 ist, ist der Spanier Raúl. Zu dessen Fähigkeit, Kritik an sich abprallen zu lassen, hat Metzelder eine ganz eigene Theorie: "Er hat die Diskussion gar nicht so mitbekommen, weil er nicht liest. Und wenn, dann hätte er sowieso nichts verstanden."

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Bundesliga: Elf des Spieltags:Christian Heidel

FSV Mainz 05 v 1. FC Koeln - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Vielleicht hatte der Mainzer Manager Christian Heidel einfach zu viel Zeit, sich auf diesen Moment vorzubereiten. "Wir müssen weg - zur Krisensitzung", sagte Heidel durchaus schlagfertig nach der 0:1-Niederlage des Tabellenzweiten in Freiburg. Postwendend stellte Heidel klar, dass seine Mainzer gar nicht gedenken, sich eine Krise einreden zu lassen: "Wenn man mit sieben Siegen in die Saison startet, ist es klar, dass irgendwann ein Knick kommt." Auch zum Elfmeter von Papiss Cissé, der für Freiburg zum Sieg traf, hatte Heidel seine eigene Meinung: "50 Prozent geben den Elfmeter, 50 Prozent nicht - und 100 Prozent haben recht."

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Bundesliga: Elf des Spieltags:Theofanis Gekas

Eintracht Frankfurt - VfL Wolfsburg

Quelle: dapd

Sie haben natürlich nachgerechnet, die Statistiker, ob der neue Spitzname von Theofanis Gekas tatsächlich seine Rechtfertigung hat. "Gerd Gekas" nennen sie ihn neuerdings, weil er derzeit in bester Strafraumstürmer-Manier trifft, wie er will, und auch annähernd so wuchtige Oberschenkel besitzt wie der echte Gerd, der Müller aus München. Das Ergebnis: Eigentlich ist Gekas noch kein echter Gerd, höchstens ein halber, denn seine elf Saisontore aus elf Spielen toppt Müller noch mit Leichtigkeit: Der schaffte in der Saison 1968/69 15 Tore im gleichen Zeitraum. Trotzdem beeindruckend: Gegen Wolfsburg gelang Gekas bereits sein fünfter Doppelpack der Saison.

© sueddeutsche.de/ebc/hum
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