Bundesliga: Elf des Spieltags:Spitzbuben und Dauermalocher

Der Herbstmeister veräppelt alle und lässt sogar seine Abwehrspieler stürmen, Raul Bobadilla hinterlässt Grüße an der Kabinentür, auch der Schalker Innenpfosten hat einen großen Auftritt. Die Elf des Spieltags.

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1. FC Nuernberg - Borussia Dortmund

Quelle: dapd

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Der Herbstmeister veräppelt alle und lässt sogar seine Abwehrspieler stürmen, Raul Bobadilla hinterlässt Grüße an der Kabinentür, auch der Schalker Innenpfosten hat einen großen Auftritt. Die Elf des Spieltags.

Von allem Lob, das derzeit recht ungefiltert auf Tabellenführer und Herbstmeister Borussia Dortmund einprasselt, trifft das meiste die Offensive: Lukas Barrios - jahaa, Robert Lewandowski - mhm, und natürlich: Shinji Kagawa, die Entdeckung der Saison. Gegen Nürnberg war es jedoch ein anderer, der Borussia Dortmund in Führung brachte: Ganz weit weg standen Kagawa, Lewandowski und all die anderen, als sich Mats Hummels bei einem Freistoß spitzbübisch in den Rücken von Nürnbergs Verteidiger Andreas Wolf stahl und unbehindert einköpfte. Das reichte, auch wenn mit Robert Lewandowski anschließend auch noch ein Stürmer traf. Dortmund hat nun 17 Punkte Vorsprung auf den FC Bayern. Und Hummels wird bei der kommenden Länderspielnominierung von Bundestrainer Joachim Löw nicht leer ausgehen.

Texte: Jonas Beckenkamp und Carsten Eberts

Robert Lewandowski, Dominic Maroh

Quelle: AP

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Ob die Bundesliga-Verteidiger jetzt das große Zittern kriegen? Bisher hatte Dortmunds Robert Lewandowski vornehmlich nach Einwechslungen getroffen und sich damit das weitläufig bekannte, floskelhafte Attribut "Edeljoker" verdient. Vier stolze Treffer hatte der Pole in dieser Spielzeit vor der Partie in Nürnberg erzielt - und das ausschließlich als Kurzarbeiter. Wegen des Ausfalls von Lucas Barrios durfte der Nationalspieler dann in der Europa League gegen Lwiw erstmals von Beginn an ran und traf prompt auch in seiner Rolle als Vollzeitkraft. Doch dem nicht genug: Seine beeindruckende Bilanz toppte Lewandowski nun gegen den "Club" mit seinem fünften Saisontreffer - wieder hatte er von Beginn an auf dem Platz gestanden. Dortmunds Sturmhoffnung trifft also nicht nur als Einwechselspieler, sondern auch, wenn er in der ersten Elf steht. Wundern dürfte man sich über zitternde Gegenspieler wohl nicht mehr.

FC Schalke 04 v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Die Suche nach dem Mann des Spieltags verhält sich manchmal ganz einfach: Zumal, wenn sich einer mit derartiger Vehemenz aufdrängt wie Manuel Neuer. Erst hielt er seine Schalker gegen den FC Bayern mit seinen Paraden alleine im Spiel, als die Bayern müde waren, leitete er mit einem gigantischen Abschlag weit in die gegnerische Hälfte auch noch den Führungstreffer seines Teams ein. Anschließend nahm die ultimative Lobhudelei natürlich ihren Lauf: Christoph Metzelder bedankte sich, Trainer Felix Magath auch, Franz Beckenbauer ernannte ihn ein weiteres Mal zum "besten Torhüter der Welt". Deutscher Meister wird der FC Bayern nun wohl nicht mehr - daran hatte Neuer großen Anteil. Ob er im Sommer wohl trotzdem den Verein wechselt?

FC Schalke 04 - FC Bayern Muenchen

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Ihren Buhmann hatten die Schalker Fans schnell ausgemacht. Nun gut, Mark van Bommel ist ein Spieler, der in fast jeder Partie polarisiert. Diesmal müsste er eigentlich froh gewesen sein, nach seiner Länderspiel-Verletzung endlich mal wieder von Beginn an auflaufen zu dürfen. Wie froh van Bommel war, merkte vor allem Lukas Schmitz: In der 41. Minute sprang der Niederländer dem Schalker Nachwuchsmann mit dem Ellenbogen voran ins Gesicht - eine Aktion, die van Bommel nur mit sehr gutem Willen als unbeabsichtigt ausgelegt werden konnte. Schiedsrichter Gagelmann war ein Mann mit unglaublich viel gutem Willen - und pfiff nicht mal ein Foul. Van Bommel spürte fortan bei jeder Aktion den Schalker Unmut - und ging in der zweiten Hälfte mit unter.

FC Schalke 04 - FC Bayern München

Quelle: dpa

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Der eigentliche Garant des Schalker Sieges war sowieso ein anderer: der Innenpfosten des Schalker Tores. Während die Aluminiumstange in der ersten Halbzeit einem Schweinsteiger-Schuss im Weg stand, schluckte sie nach Wiederanpfiff geradezu provokant wohlwollend die Schüsse der Schalker. Jurados Versuch beim 1:0 hätte gut und gerne auch als Kopie von "Kubas" Slapstickeinlage in der Vorwoche enden können, klatschte dann aber um Haaresbreite ins Netz und Höwedes wird in seinem ganzen Leben wohl nicht mehr so viel Glück haben, dass er erst an den Pfosten köpft und der Ball dann quer über die Torlinie tänzelt, um erneut auf seinem Fuß zu landen.

Borussia Moenchengladbach - Hannover 96

Quelle: dapd

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Zur Erinnerung: Es gab eine Zeit, in der Spieler wie Mike Hanke in der Nationalelf standen. Oder auch Akteure wie Ingo Hertzsch (heute Viertligaspieler bei RB Leipzig) und Frank Fahrenhorst (heute tragende Säule bei Schalke II). Das mag man nun bedauerlich oder gar kultig finden, doch wie sich neuerlich an dem Beispiel Hanke zeigt, bietet die Bundesliga immer wieder die Möglichkeit für eine Auferstehung von den längst Abgeschriebenen. Bei Hannover 96 ist Hanke immer noch kein Stammspieler, doch in seinen 86 Einsatzminuten als Einswechselspieler gelangen dem 27-Jährigen in dieser Saison immerhin drei Treffer. Zwar dürfte Hanke deswegen nicht gleich wieder am Nationalteam schnuppern, aber als Motivationshilfe für all die Fahrenhorsts, Paul Freiers und Marco Engelhardts des deutschen Fußballs könnte Hanke durchaus herhalten. An Selbstvertrauen mangelte es ihm ohnehin noch nie: "Die ganze Bundesliga ist hinter mir her, Bayern München, alle. Ich kann mich kaum retten vor Angeboten. Von daher muss ich mich irgendwann mal entscheiden," sagte Hanke nach seinem erneuten Streich an diesem Spieltag.

Borussia Moenchengladbach - Hannover 96

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Das Schöne an der Bundesliga ist auch, dass nicht überall blitzgescheite Typen herumlaufen. Bei manchen setzt das Gehirn einfach mal aus, dann denken sie nicht nach, lassen die Sicherungen in ihrem Kopf Sicherungen sein. So geschehen beim Gladbacher Raul Bobadilla (links im Bild): Erst trat er Hannovers Pinto nach einem Scharmützel in den Hintern und sah folglich Rot, dann malträtierte er im Kabinengang eine Glastür, die ab sofort ein Fußabdruck Bobadillas mit Grasresten ziert. Sein Trainer Michael Frontzeck klagte: "Ich weiß auch, was auf dem Platz alles passieren kann. Aber diese Situation kann ich nicht nachvollziehen. Gerade weil er eigentlich einen guten Hebel für das Spiel gefunden hatte." Gut möglich, dass die Gladbacher Verantwortlichen auch einen guten Hebel für Bobadillas Portemonnaie finden.

VfB Stuttgart - TSG 1899 Hoffenheim

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Der Platzverweis gegen Hoffenheims Verteidiger Isaac Vorsah gegen Stuttgart dürfte für viele so wenig verständlich gewesen sein wie ein Wikileaks-Dokument auf Ostaramäisch. Der Ghanaer hatte in einem Laufduell mit VfB-Profi Christian Gentner abseits des Balles mit den Armen um sich gerudert und dabei vermutlich unabsichtlich seinen Gegner getroffen - trotzdem wertete der wenig überzeugende Schiedsrichter Jochen Drees Vorsahs etwas unbeholfene Aktion als Tätlichkeit. Hoffenheims Coach Ralf Rangnick war not amused und nahm seinen Abwehrmann nach dem Spiel in Schutz: "Wenn man Isaac kennt, weiß man, dass er nicht 'mal eine Fliege totklatschen kann." Das ist zwar nicht zu beweisen - eine andere Statistik aber schon: Im Laufe seiner bisher 74 Ligaspiele musste Vorsah noch nicht einmal eine Gelbsperre absitzen.

VfL Wolfsburg - Werder Bremen

Quelle: dpa

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Edin Dzeko, sonst ein freundlicher junger Mann, verschwand wort- und grußlos in die Katakomben des Wolfsburger Stadions. Was war passiert? Zunächst hatte der Bosnier etwas unglücklich an einem Spiel teilgenommen, das in etwa so viel Niveau besaß, wie die Musikauswahl eines Jahrmarkt-DJs. Wolfsburg gegen Bremen, das war an diesem Spieltag der Langweiler schlechthin, eine Partie die wahrlich keine Tore verdient hatte. Spektakel boten lediglich die beiden verschossenen Elfmeter von Werders Torsten Frings und eben Dzeko. Obwohl ursprünglich Diego gegen seine alten Weggefährten von der Weser schießen wollte, hatte sich Dzeko den Ball geschnappt und weit drüber getreten. Zehn Minuten nach seinem Fehlschuss nahm VfL-Trainer Steve McClaren den 24-Jährigen vom Platz - und der stiefelte wütend und ohne Handschlag davon. "Das passierte in einem Moment, als der Spieler sehr enttäuscht war", sagte McClaren, "darüber sprechen wir später." Vielleicht besteht bei Frings ja auch noch Redebedarf.

FC St. Pauli - 1. FC Kaiserslautern

Quelle: dpa

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Christian Tiffert ist mittlerweile ständiger Gast in der Elf des Spieltags von sueddeutsche.de. Zumeist, weil er bei Aufsteiger Kaiserslautern formidable Leistungen vollbringt, das Spiel lenkt und Pässe schlägt, die man ihm bis vor kurzem nicht zugetraut hätte. Diesmal verhält es sich anders: Beim Auswärtsspiel beim FC St. Pauli spielte er wieder passabel, doch unterlief ihm unglücklicherweise der fehlerhafte Kopfball zum Eigentor, das die Partie entschied. Das zweite Pech folgte nach dem Spiel: Da stand Tiffert bei einem TV-Interview, ein St.-Pauli-Chaot nahm Maß - und zack! - setzte einen Schneeball mitten in Tifferts Gesicht. Der Lauterer blieb äußerlich ruhig, beantwortete ruhig weiter die Fragen, sagte noch: "Wenn es den Fans denn Spaß macht." Für den 16-jährigen Pauli-Fan war es erst mal der letzte Spaß: Sein Klub will ihm nun die Dauerkarte entziehen.

Bayer Leverkusen - 1. FC Koeln

Quelle: dapd

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Offiziell hießen die Kontrahenten im verschneiten rheinischen Derby Bayer Leverkusen und 1. FC Köln, doch wer Lukas Podolski in diesem Spiel durch die eiskalte Arena flitzen und rackern sah, der war geneigt zu glauben, hier nehme es der Nationalstürmer im Alleingang mit der Bayer-Elf auf. Allen Minusgraden und Abstiegssorgen zum Trotz schien Podolski derart im Derbyfieber, dass er zum mit Abstand besten Mann auf dem Platz avancierte. Über 90 Minuten malochte er wie ein Minenarbeiter, bereitete beide Kölner Tore filigran vor und brachte die Bayer-Abwehr mit seiner Dynamik immer wieder in die Bredouille. Nur mit dem Sieg klappte es im Leverkusener Schneetreiben nicht.

© sueddeutsche.de/ebc/jbe
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