Bundesliga: Elf des Spieltags:Provokateure unter sich

Thomas Müller bringt Mitspieler und Gegner in Rage, Srdjan Lakic seinen ganzen Verein. Wolfsburg kauft einen göttlichen Stürmer und Dortmunds Buben sind einfach nicht zu fassen.

Die Elf des Spieltags

Bundesliga: Elf des Spieltags

Sven Bender

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(Foto: dapd)

Thomas Müller bringt Mitspieler und Gegner in Rage, Srdjan Lakic seinen ganzen Verein. Wolfsburg kauft einen göttlichen Stürmer und Dortmunds Buben sind einfach nicht zu fassen. Die Elf des Spieltags Sven Bender Der TSV 1860 München hat den damals 20-Jährigen Sven Bender im Jahr 2009 zu Borussia Dortmund transferiert und dafür im Tausch den Rechtsverteidiger Antonio Rukavina genommen - Geld soll angeblich keins geflossen sein. Diese Geschichte muss in München heute sehr weh tun und eigentlich eine interne Anklage wegen Kapitalvernichtung nach sich ziehen. Denn während Rukavina unauffällig bei 1860 in der zweiten Liga kickt, ist Sven Bender ein wichtiger Teil der so großartigen Borussia, die immer noch den Rest der Bundesliga zu einem Häuflein chancenloser Mitspieler degradiert. Bender ist mit 21 Jahren auf dem Weg, zu einem der besten defensiven Mittelfeldspieler des Landes zu werden. In Wolfsburg zeigte er all seine Vorzüge: tolles Stellungsspiel, bissig im Zweikampf, handlungsschnell im Spielaufbau - und mit dem Gespür für den gut stehenden Mitspieler. Würde 1860 seinen Bender heute zurückholen wollen, würde der gesamte "Löwen"-Kader im Tausch nicht mehr ausreichen. Texte: Johannes Aumüller und Thomas Hummel

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Mario Götze

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(Foto: dapd)

Wie häufig wird Mario Götze wohl noch in seinem Leben in einer "Elf des Spieltags" auftauchen? Wenn der heute 18-Jährige wie einst Lothar Matthäus bis fast zu seinem 39. Geburtstag in der Bundesliga spielt, dann hätte Götze noch 728 Spieltage vor sich (vorausgesetzt er verletzt sich nie). Bestätigt Götze seine Ansätze, müsste er demnach ungefähr 728 Mal in der Elf des Spieltags auftauchen, denn keine Elf kann ernsthaft in Erwägung ziehen, ohne diesen kapitalen Burschen auflaufen zu wollen. Götze agiert mit 18 Jahren so geschickt, so schlau und mit derart schnellen Gedanken und Aktionen, dass eine wunderbare Karriere zwangsläufig scheint. Die Wolfsburger Defensive brachte Götze nie aus der Balance, konnte ihn nie richtig greifen. Und wenn, dann befreite sich Götze findig aus der Umklammerung und bereitete unter anderem die ersten beiden Dortmunder Tore vor.

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Thomas Müller

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(Foto: dapd)

Der Provokateur des Wochenendes. Spielte mal wieder so unverschämt gut, dass sich Bremens Torwart Tim Wiese kurz vor Schluss genötigt sah, dem Müller'schen Treiben derbe ein Ende zu setzen. Wiese haute den Münchner so fulminant um, dass man sich nicht gewundert hätte, wäre der dünne Müller einfach entzweigebrochen. Doch es wartete eine noch handfestere Zurechtweisung auf den aufmüpfigen Müller. Der hatte zuvor wild mit den Armen umhergewedelt, um seinen Mitspieler Arjen Robben darauf aufmerksam zu machen, dass er auch noch mitspiele. Thomas Müller hat ja die Angewohnheit, immer dort aufzutauchen, wo ihn niemand vermutet. Vielleicht war das diesmal das Problem Robbens. Müller beschwerte sich vehement, bis ihm Robben per rechter Gerade zum Schweigen brachte.

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Arjen Robben

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(Foto: dapd)

Provoziere nie einen Holländer. Spätestens seit Frank Rijkaard 1990 müsste das eigentlich jeder deutsche Offensivspieler wissen. Doch während Rijkaard damals widerlich in die Völler'schen Locken spuckte, trug Arjen Robben seinen Kampf auf ehrliche Art und Weise aus: mit einer rechten Geraden Richtung Müllers Gurgel. "Ich hasse das, wenn Leute so die Hände hochreißen", sagte Robben zu Müllers Gesten auf dem Platz: "Das ist nicht respektvoll zum Kollegen. Und das müssen wir nicht mehr machen." Die holländische Streitkultur scheint übrigens mit der bayerischen kein Problem zu haben. Der im Münchner Stadtviertel Forstenried groß gewordene Sportdirektor Christian Nerlinger kommentierte: "Es ist gut, dass wir Emotionen auf dem Platz haben."

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Ryan Babel

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(Foto: dapd)

Ryan Babel kann nur froh sein, dass er nicht beim FC Bayern gelandet ist, sondern bei der TSG Hoffenheim - von Thomas Müller und Bastian Schweinsteiger wäre er an diesem Tag wohl erwürgt worden. Denn Babel ist wie Robben Holländer, Babel ist wie Robben Offensivspieler, aber Babel ist vor dem gegnerischen Tor so egoistisch, dass Arjen Robben im Vergleich wie der mustergültigste Mannschaftsspieler erscheint. Bei seiner Bundesliga-Premiere für die Kraichgauer spielte Babel zwar nicht schlecht, doch seine Mannschaft hätte locker zwei, drei Tore mehr schießen können, wenn er ein Auge für die Mitspieler hätte.

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Martin Harnik

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(Foto: dpa)

Es gab schon einige kuriose Fehlschüsse in dieser Fußballsaison, der Versuch des Dortmunders Jakub Blaszczykowski etwa ist immer noch ein Hit auf der Video-Plattform youtube. Dort wird nun auch der Österreicher Martin Harnik seine Freunde finden. Der Stürmer des VfB Stuttgart vermasselte eine Torchance, die an den Stammtischen zumeist jede "Oma" im Kasten unterbringt. Nach einem Fehler des Freiburger Torwarts Oliver Baumann rollte der Ball vor die Füße Harniks, der ihn nur noch in das leere Tor schubsen musste. Doch Harnik traf Frank-Mill-mäßig nur den Pfosten. Weil Stuttgart das Spiel 0:1 verlor, war Harnik ernsthaft enttäuscht über seine Leistung, und sein Trainer Bruno Labbadia fand Worte, bei denen man nicht wusste, ob er sich ärgerte oder sich über seinen Spieler lustig machte: "Das war eine richtig gute Chance, das hätte uns gutgetan. Er hat die Qualität, das Tor zu machen, deswegen tut das besonders weh." (Hier geht's zur Chance von Harnik bei youtube.)

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Jefferson Farfan

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(Foto: dpa)

Auf den ersten Blick ist man geneigt, Jefferson Farfan in die Liste all jener unverschämter Profis einzuordnen, die wie Demba Ba oder Edin Dzeko alles Menschenmögliche tun, um so schnell es geht von ihrem momentanen Arbeitgeber weg zu kommen. Doch damit wäre dem armen Jefferson Farfan Unrecht getan. Denn all seine Frechheiten, Verspätungen und unglücklichen Aussagen waren ja nur Kleinigkeiten: Dass Farfan nun wohl nach Wolfsburg wechselt, hängt mit seiner langen Verweildauer auf Schalke zusammen. Denn Farfan stand unverschämterweise schon im Schalker Profikader, als Felix Magath noch nicht Trainer war - und gegen diese Typen scheint Magath etwas zu haben, weshalb er die ganze Zeit mächtig umbaut. Nachdem diese Woche nun auch noch Jermaine Jones und Ivan Rakitic gingen, stehen im aktuellen Aufgebot nur drei Spieler, die bereits in der Vor-Magath-Zeit im Kader standen: Manuel Neuer, Benedikt Höwedes und Christian Pander. Aber bis am Montagabend das Transferfenster schließt, ist ja noch ein wenig Zeit ...

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Srdjan Lakic

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Der Zorn auf Rafael van der Vaart war riesig. Da stand der Niederländer im Jahr 2007 noch beim Hamburger SV unter Vertrag und ließ sich dennoch mit einem Trikot des FC Valencia ablichten, weil er gerne zu dem spanischen Klub gewechselt wäre. Ein Unding und einer der Vorläufer dieser ganzen Bas, Dzekos und anderer Unbedingtwegwoller. Van der Vaarts Frau Sylvie versuchte kurz darauf, die Wogen zu glätten, als sie verkündete: "Ich musste leider zu dem Zeitpunkt arbeiten. Wenn ich dabei gewesen wäre, hätte ich dieses Foto verhindert. Das können Sie mir glauben." Nun hat sich auch Kaiserslauterns Torjäger Srdjan Lakic mit einem falschen Oberteil gezeigt. Er trug diese Woche schon mal das Trikot seines künftigen Arbeitgebers VfL Wolfsburg - obwohl er noch bis Sommer bei den Roten Teufeln bleibt. "Das ist eine Frechheit. Die Aktion ist unter der Gürtellinie. Dafür wird er zahlen", schimpfte FCK-Boss Stefan Kuntz. Auch von Wolfsburg sei das unsensibel gewesen. Noch wartet die Fußball-Welt auf das Statement von Lakics Frau Antonia, doch eines ist interessant: Lakics Sohn heißt ausgerechnet - Rafael.

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Dieudonné Mbokani

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(Foto: dpa)

In Wolfsburg haben sie schon reichlich gute Erfahrungen mit dem Göttlichen, schließlich war dort Felix Magath Trainer, bevor er professioneller Kaderumbauer wurde. Nun ist die Lage beim Werksklub derart trist, dass die Verantwortlichen wohl keine andere Lösung mehr sehen, als sich wieder um etwas mehr Göttliches zu kümmern. Und so präsentierten sie vergangene Woche einen gewissen Dieumerci Mbokani als Nachfolger für den zu Manchester City abgewanderten Edin Dzeko; den kannte bis dahin zwar nicht mal Felix Magath, aber immerhin bedeutete der Vorname "Gott sei Dank". Doch kurioserweise lief nun gegen Dortmund nicht Dieumerci Mbokani auf, sondern Dieudonné Mbokani, was wiederum nicht "Gott sei Dank", sondern "Von Gott gegeben" heißt. Des Rätsels Lösung für die Verwirrung: Dieumerci ist der Spitzname des kongolesischen Neu-Wolfsburgers - sowie der seines Sohnes.

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Markus Mendler

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(Foto: dapd)

Von Mainz' Trainer Thomas Tuchel ist bekannt, dass er zirka 25 Stunden pro Tag DVDs mit Partien des kommenden Gegners sichtet, um seinen Spielern einen guten Matchplan mit auf den Weg zu geben. Wer am Samstag Tuchels Nürnberger Kollegen Dieter Hecking zuhörte, dürfte hinterfragen, ob Tuchels akribisches Arbeiten eigentlich sinnvoll ist - oder ob nicht lange Ruhezeiten zu besseren Entscheidungen führen. Denn Hecking bekannte freimütig, wie er auf die Idee gekommen war, gegen den Hamburger SV ausgerechnet einen unbekannten 18-Jährigen namens Michael Mendler aufzubieten. "Das ist mir heute Morgen im Bett durch den Kopf geschossen. Manchmal hat man im Bett die besten Einfälle", sagte Hecking. Dieser Gedankenblitz im Ehebett hatten einen wichtigen Anteil am Sieg - denn Mendler überzeugte vollends. Es kann gut sein, dass die Trainer künftig etwas weniger akribisch arbeiten. Heckings Kontrahent vom Samstag, der Hamburger Armin Veh, bekannte jedenfalls: "Was sagt uns das? Ich sollte länger im Bett liegen bleiben."

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Charles Takyi

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(Foto: dapd)

Auf seiner Internet-Seite tänzelt und dribbelt sich Charles Takyi im feinen weißen Zwirn durchs Bild. Auf dem Platz muss er zwar wie alle seine Mitspieler das klassische Pauli-Braun anziehen - doch elegant wirkt Takyi auch in diesem Dress. Zumindest derzeit, nachdem er die meiste Zeit der Hinserie ziemlich unelegant auf der Ersatzbank der Hamburger verbringen musste. Doch seit Beginn der Rückrunde zählt "Sir Charles" wieder zur Stammmannschaft, und diese Entscheidung dankte er Trainer Holger Stanislawski beim 3:0 gegen Köln mit zwei Treffern. "Wir haben es ihm immer wieder vorgebetet, dass er auch mal zum Abschluss kommen soll", sagte Holger Stanislawski über seinen Mann des Tages, der sich gemeinhin eher als Vorlagengeber denn als Torjäger versteht.

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