Bundesliga-Elf des Spieltags:Peng nach 508 Minuten

Nicolai Müller erlöst den HSV mit dem ersten Saisontreffer und ist trotzdem kein Sieger. Stefan Kutschke ist fairer als Weltmeister Kramer und Arjen Robben hat eine Verschwörungstheorie. Die Elf des Spieltags.

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Jürgen Klopp

Borussia Dortmund's coach Klopp reacts following defeat to Schalke 04 in their German first division Bundesliga soccer match in Gelsenkirchen

Quelle: REUTERS

So eine Derbyniederlage ist nie eine schöne Angelegenheit, vor allem dann nicht, wenn es sich um das emotional aufgeladene Nachbarschaftsduell im Ruhrpott handelt. 1:2 verlor Borussia Dortmund beim FC Schalke 04, weshalb nicht nur Dortmunds Fans und Spieler unglücklich waren, sondern allen voran: Trainer Jürgen Klopp. "Wir fahren jetzt nach Hause - und haben einen scheiß Abend", sagte er nach dem Spiel und fand damit wieder einmal die einfachen Worte, um alles Wesentliche in einem Satz zusammenzufassen. Das Schöne an Borussia Dortmund: Wenn es sportlich nicht rund läuft, gibt es wenigstens diesen unterhaltsamen Coach. Am Mittwoch wird Jürgen Klopp vor dem Champions-League-Spiel bei RSC Anderlecht wieder die richtigen Worte finden müssen. Es könnte ja zur Abwechslung ein geiler Abend für die Borussia werden.

(fued)

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Adrián Ramos

Borussia Dortmund's coach Klopp comforts Ramos following their defeat to Schalke 04 in their German first division Bundesliga soccer match in Gelsenkirchen

Quelle: REUTERS

Die Aufgabe für Adrián Ramos war klar: Hauptsache weg mit dem Ball. 23 Minuten waren gespielt, da stand Ramos im eigenen Strafraum neben dem Pfosten, Kollege Weidenfeller hatte gerade einen Schuss von Schalkes Huntelaar pariert und dann landete der Ball also vor seinen Füßen. Doch der Kolumbianer ist ja eigentlich Stürmer und so kam er ein wenig durcheinander: Er spielte den Ball nicht aus der Gefahrenzone, sondern lenkte ihn wieder direkt ins Zentrum und lieferte damit die Vorlage zum 2:0 durch Choupo-Moting. "Adrian hat da irgendeine Unruhe verspürt. Er will den Ball weit wegschlagen, trifft ihn aber anscheinend nicht richtig", kommentierte später Jürgen Klopp. Immerhin: Ramos gelang später noch eine Vorlage zum Anschlusstreffer der Dortmunder. Ohne seinen Patzer wäre das der Ausgleich und noch einen Punkt wert gewesen.

(ska)

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Xabi Alonso

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Quelle: AFP

Erinnert sich noch jemand an den FC Bayern ohne Xabi Alonso? Angeblich kam der Spanier erst vor einem Monat nach München - wie aber ist es dann möglich, dass er, im September 2014, das Gesicht seiner Mannschaft ist? 206 Mal berührte Alonso beim 2:0-Erfolg des FC Bayern in Köln den Ball. Bundesliga-Rekord, logisch. "200 Ballkontakte! Dafür brauche ich eine ganze Saison", scherzte Teamkollege Thomas Müller nach dem Spiel. Womöglich hat Alonso mit seinem Trainer und Landsmann Pep Guardiola vor fünf Wochen eine geheime Vertragsklausel ausgehandelt, die dem 32-Jährigen zugesteht, dass jeder Spielzug über ihn eröffnet werden muss. Damit niemand skeptisch wird, bleibt Alonso in der Öffentlichkeit bescheiden. Zu seinen 206 Ballkontakten sagte er nach dem Spiel: "Ich habe nicht mitgezählt, aber das ist sehr schön."

(fued)

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Stefan Kutschke

Paderborn's Kutschke challenges Borussia Moenchengladbach's Xhaka during their German first division Bundesliga soccer match in Paderborn,

Quelle: REUTERS

Es muss nicht immer ein spektakuläres Tor aus 83 Metern sein, um sich als Paderborner Spieler aus der Anonymität ins Rampenlicht zu spielen. Manchmal genügt auch einfach Ehrlichkeit. Nach Moritz Stoppelkamp lernte Fußball-Deutschland auf diese Weise den Namen von Stefan Kutschke kennen. Der 25-Jährige schlurfte am Samstagnachmittag zu Schiedsrichter Marco Fritz, er bat ihn, die Gelbe Karte für Christoph Kramer doch bitteschön zurückzunehmen. Sie sei eine Fehlentscheidung. Der Nationalspieler habe ihn nicht gefoult, nicht einmal berührt, wie es zunächst aussah. "Ich bin einfach nur ausgerutscht". Das teilte Kutschke Fritz mit. Der nahm daraufhin die gelbe Karte zurück. Der Stürmer des Aufsteigers wollte kein Aufhebens um seine Entscheidung machen, für ihn existiert Fair Play nicht nur auf den schönen, bunten Plakaten, er lebt es. "Das ist doch selbstverständlich", sagte er noch. Kutschke sollte mal bei Kramer nachfragen, der hinterher bekannte, "dass ich das umgekehrt nicht getan hätte." Schade eigentlich. Als Vorbild taugt Kutschke mehr als der Weltmeister Kramer.

(schma)

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SC Paderborn

SC Paderborn  -  Borrussia Mönchengladbach

Quelle: dpa

Der SC Paderborn ist das 53. Fußball-Team, das es in die Bundesliga geschafft hat, und als jüngstes Mitglied in diesem erlesenen Kreis sind Anfängerfehler noch verzeihlich. Zum Beispiel: Man sollte nicht aufs Münchner Oktoberfest gehen, wenn drei Tage später ein Spiel gegen Borussia Mönchengladbach ansteht. Die Paderborner Kicker taten es am Mittwoch einen Tag nach dem Auswärtsspiel beim FC Bayern trotzdem, schlugen dabei nicht über die Stränge, verloren aber am Samstag gegen Gladbach 1:2. Ob der Wiesn-Besuch doch ausschlaggebend für die Niederlage war, bleibt ungeklärt. Die Paderborner haben sich jedoch nach sechs Spieltagen, abgesehen von ein paar Anfängerfehlern, wenig vorzuwerfen: Sie befinden sich auf Platz neun in der Tabelle, so weit vorne ist nicht einmal Borussia Dortmund.

(fued)

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David Alaba

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Quelle: AFP

Dass David Alaba der schlitzohrigste Spieler beim FC Bayern ist, weiß man spätestens seit seinem Rüffel für den österreichischen Verbandspräsidenten auf einer Pressekonferenz. Seinen jüngsten Streich erlaubte sich der Österreicher beim Auswärtsspiel in Köln, als ein Querpass von Mario Götze vors Tor kam, den Alaba hinter Kölns Daniel Halfar erreichen und über die Linie drücken wollte. Ihm fiel dann aber offensichtlich ein, dass er einfach weiterlaufen und Halfar daran hindern könnte, abzubremsen. Also stolperte der Kölner den Ball ins eigene Tor, weil Alaba ihn, nun ja, von hinten anschob. Es war das 2:0 für den FC Bayern und Alaba, das Schlitzohr, ließ sich feiern wie ein echter Torjäger.

(fued)

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Arjen Robben

1. FC Koeln v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Imagepflege ist eine Sache, die aktiv betrieben werden muss. Von Arjen Robben hatte man in der Vergangenheit nur Anständiges vernommen, es war für ihn also wieder an der Zeit, den Titel der "beleidigten Leberwurst" nicht gänzlich zu verlieren. Im Spiel gegen den 1. FC Köln wurde der Niederländer nach vier Minuten von Daniel Halfar im Strafraum zu Fall gebracht, doch der Elfmeter-Pfiff blieb aus. Warum, weiß Robben ganz genau: "Bei der WM habe ich einen Fehler gemacht. Den habe ich zugegeben. Jetzt sieht es danach aus, dass ich dafür bestraft werde", sagte er anschließend am Sky-Mikrofon und ergänzte: "Das wird wahrscheinlich noch öfter so sein in dieser Saison". So eine Verschwörungstheorie ist schon etwas Feines, wenn es sonst nichts gibt, worüber man sich aufregen kann.

(ska)

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Entschleunigung

1. FSV Mainz 05 - TSG 1899 Hoffenheim

Quelle: dpa

Hochmodern war das, was die TSG Hoffenheim und der FSV Mainz am Freitagabend veranstalteten. Entschleunigung heißt ja ein Lebensprinzip, das sich zunehmender Beliebtheit in der Gesellschaft erfreut - und entschleunigen konnte man in diesen 90 Minuten zwischen 20.30 Uhr und 22.00 Uhr wunderbar. "Die Höhepunkte kann man in 30 Sekunden zusammenschneiden", meinte Mainz-Kapitän Niko Bungert später. Es wären wohl eher 20 geworden, die Partie ging 0:0 aus und war von derartiger Ereignislosigkeit geprägt, dass der Zuschauer endlich mal die Gelegenheit bekam, sich Gedanken über die wichtigen Dinge im Leben zu machen. Wer demnächst seinen Job wechseln, ins Kloster gehen oder ein Kind adoptieren will: Erleuchtungsmomente aus der Partie samt Erlebnisberichten bitte an sport-online@sueddeutsche.de.

(ska)

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Daniel Schwaab

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Quelle: AFP

Es ist nicht so, dass Daniel Schwaab aus dem südbadischen Waldkirch dieses Gefühl nicht gekannt hätte. Dieses Gefühl, nach einem Tor von seinen Mitspielern gefeiert zu werden. Auch der 26-jährige Verteidiger ist schon mal gefeiert worden. Nicht nur als F-Jugendlicher, auch als Berufskicker. Das liegt aber lange zurück. In der Saison 2008/09 gelangen ihm fünf Tore in 33 Spielen für den SC Freiburg in der zweiten Liga. Nur eine Klasse höher wollte es nie klappen, er war beim Feiern immer Zuschauer, nie Protagonist. Bis zum Samstagnachmittag. In seinem 134. Erstligaspiel konnte er nun diesen Makel endlich beseitigen, als er zum 1:0 für den VfB Stuttgart traf. Es war ein wichtiges Tor, es bescherte seinem Klub den ersten Saisonsieg. Niemand von den noch aktiven Spielern musste länger auf seinen ersten Treffer in der Beletage des Fußballs warten als Daniel Schwaab. Er versprach, dass er auf sein zweites Tor nicht mehr so lange warten möchte. "Ich habe Spaß daran gefunden", sagte er: "Es ist ein unglaublich schönes Gefühl."

(schma)

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Ricardo Rodriguez

VfL Wolfsburg v Werder Bremen - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Welchen Außenverteidiger würde Joachim Löw einbürgern lassen, wenn er die Chance hätte? Würde er sich David Alaba vom FC Bayern schnappen? Oder vielleicht doch Ricardo Rodriguez vom VfL Wolfsburg? Der Schweizer ist nach dem sechsten Spieltag und seinem Treffer zum 1:0 gegen Werder Bremen jedenfalls der torgefährlichste Verteidiger der Bundesliga. Drei Treffer hat Rodriguez erzielt, in der Defensive macht er eine gute Figur. Und für seinen Coach Dieter Hecking steht ohnehin fest: "Richie ist für mich der beste Linksverteidiger der Liga." Joachim Löw würde sich wohl auch für Rodriguez entscheiden. Bei ihm muss er wenigstens keinen Schabernack fürchten (siehe David Alaba).

(fued)

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Nicolai Müller

Hamburger SV - Eintracht Frankfurt

Quelle: dpa

Bei allem, was beim Hamburger SV derzeit schief läuft, hat sich eine Sache am sechsten Spieltag bezahlt gemacht: Die Verpflichtung von Nicolai Müller vom FSV Mainz 05. Wer weiß, wie lange der sogenannte Bundesliga-Dino sonst auf seinen ersten Saisontreffer hätte warten müssen? Der junge Müller machte der Misere jedenfalls ein Ende, als er beim Spiel gegen Eintracht Frankfurt in der 58. Minute den Ball zum 1:1 ins gegnerische Tor stupste. Es hätte laut "Peng!" machen können in der Arena, denn nach 508 torlosen Minuten war der Hamburger Torknoten geplatzt. Ob sich die lange Wartezeit für die HSV-Fans gelohnt hat? Nun ja, in 536 Minuten hätten sie auch die Herr-der-Ringe-Trilogie geschafft. Andererseits: Hamburg bietet dieser Tage genügend Drama und Unterhaltung. Das Spiel gegen Frankfurt ging am Ende mit 1:2 verloren.

(fued)

© Süddeutsche.de/fued/ska/fued/ska/rus
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