Bundesliga: Elf des Spieltags:Mit schönen Grüßen an Mill und Breitner

Jupp Heynckes widerlegt alle Gerüchte, Mönchengladbachs Dante lässt die Haare dran, und Bayern-Stürmer Miroslav Klose untertrifft den früheren Dortmunder Angreifer Frank Mill.

Die Elf des Spieltags.

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FC Bayern Muenchen v VfB Stuttgart - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Jupp Heynckes widerlegt alle Gerüchte, Mönchengladbachs Dante lässt die Haare vorerst dran, und Miroslav Klose untertrifft den früheren Dortmunder Angreifer Frank Mill. Die Elf des Spieltags.

Es hat aus Bayern-Sicht in dieser Saison viele böse Überraschungen gegeben. Eine der wenigen guten heißt Andries Jonker. Als der Niederländer den Posten des Cheftrainers übernahm, wurde das von vielen als Versuch des Vereins interpretiert, die Überbleibsel der Ära van Gaal bis zum Saisonende zusammenzuhalten. Es habe zu dem bisherigen Assistenten schlichtweg keine Alternative gegeben, hieß es. Tatsächlich hat der Niederländer den Bayern eine ganze Menge Geld eingebracht. Er holte 13 von 15 möglichen Punkten und führte das Team auf Platz drei, der zur Teilnahme an der Champions-League-Qualifikation berechtigt. "Er hat einen super Job gemacht", lobte Bayern-Präsident Uli Hoeneß den künftigen Bayern-II-Trainer. Jonker hingegen bewies, dass er die Mia-san-mia-Attitüde vollständig verinnerlicht hat: "Wir haben nichts gewonnen, wir haben nur das Mindestziel erreicht. Das ist kein Grund, groß zu feiern."

Texte: Michael König und Johannes Aumüller

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Quelle: AFP

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Der arme Frank Mill. Es ist fast 25 Jahre her, dass der damalige Dortmunder Profi im Spiel gegen Bayern München allein vor dem Tor mit einem Schuss am Pfosten scheiterte. Aus drei Metern, unbedrängt. Die Sache wird ihn bis zum Ende seines Lebens verfolgen, und das liegt auch an Miroslav Klose. Der Bayern-Stürmer hat am Samstag beim 2:1 gegen Stuttgart dafür gesorgt, dass Mills Patzer wieder in aller Munde ist. Bei Klose waren es allerdings keine drei Meter, sondern eher einer. Und er traf auch nicht den Pfosten, sondern leitete den Ball über das Tor. Aus einem Meter! Eine unfassbare Szene, symptomatisch für Kloses Entwicklung vom Torjäger zum Bankdrücker. Er wird Bayern wohl verlassen, einen neuen Klub hat er noch nicht. Gerüchten zufolge hat Borussia Dortmund Interesse. Frank Mill lässt schön grüßen.

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Quelle: AFP

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Generationen von Sportreportern haben sich darum bemüht, die martialische Sprache im Fußball ... äh ... auszumerzen. Ohne Erfolg: Der beste Torschütze einer Saison bekommt von einem Fachmagazin noch immer eine Kanone überreicht. Bayern-Stürmer Mario Gomez darf so eine Trophäe nun sein Eigen nennen, er schoss in der abgelaufenen Saison 28 Tore. Der Freiburger Demba Papiss Cissé schaffte nur 22. Ein "Kindheitstraum" gehe da in Erfüllung, sagte Gomez, dessen Leistung umso eindrucksvoller ist, weil ihn Bayern-Trainer Louis van Gaal lange auf der Bank hatte schmoren lassen. Van Gaal ist inzwischen entlassen, Gomez ist im Sturm gesetzt. "Wenn er richtig fit ist, kann er weit über 30 Tore schießen", sagte Bayern-Präsident Uli Hoeneß im Hinblick auf die neue Saison. Das würde wohl für eine weitere Kanone reichen - es sei denn, die Pazifisten unter den Sportjournalisten haben sich bis dahin durchgesetzt.

Borussia Dortmund - Eintracht Frankfurt

Quelle: dapd

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Diese Subotics, Benders und Götzes, sie hätten es sich wirklich gemütlich machen können. Niemand hätte etwas gesagt, wenn sie die Partie gegen Eintracht Frankfurt einfach so runtergespielt und vielleicht sogar verloren hätten. Der Anhang hätte trotzdem gejubelt, Dede vor Rührung geweint und Jürgen Klopp bei der Pressekonferenz eine ordentliche Bierdusche abbekommen. Doch stattdessen nutzten die Subotics, Benders und Götzes die letzte Gelegenheit der Saison, um zu zeigen, dass diese Dortmunder Mannschaft tatsächlich etwas Besonderes hat. Sie machten es sich alles andere als gemütlich, rannten und spielten, als könne Leverkusen sie doch noch überholen. Vor allem Mönchengladbach und Wolfsburg, die Frankfurter Konkurrenten im Abstiegskampf, dankten es den Borussen. Der Meister der Liga - ein Meister der Herzen und auch ein Meister des Fair Play.

Borussia Dortmund v Eintracht Frankfurt - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Vielleicht Schalke, wo sie nach dem wahrscheinlichen Abschied von Manuel Neuer einen neuen Schlussmann brauchen? Oder Hamburg, wo sie nach dem Karriereende von Frank Rost neu planen müssen? Die Verantwortlichen vieler Klubs dürften mit Interesse das Spiel Dortmund gegen Frankfurt verfolgt haben, in der es immerhin einem Eintracht-Spieler gelang, positiv aufzufallen: Torwart Ralf Fährmann. Der hielt und hielt, parierte einen Elfmeter von Lucas Barrios und dann auch noch einen Elfmeter von Dede, und wenn die Dortmunder noch einen dritten Strafstoß bekommen hätten, hätte Fährmann den sicher auch gehalten. Doch die Verantwortlichen in Schalke, Hamburg und anderswo sollten daran denken, dass Ralf Fährmann zuvor auch seinen Anteil am Frankfurter Absturz hatte - und er gemäß Kicker-Notendurchschnitt sogar hinter Oka Nikolov liegt.

Borussia Dortmund - Eintracht Frankfurt

Quelle: dpa

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Eine letzte unerwartete Handlung? Aber bitte. Eintracht Frankfurt liegt zurück, muss im Kampf um den Klassenerhalt unbedingt siegen - und was macht Trainer Christoph Daum? Er bringt nicht etwa einen erfahrenen Stürmer wie Ioannis Amanatidis, sondern einen Mittelfeldspieler namens Marcel Titsch-Rivero, dessen erster und bis dahin einziger Bundesliga-Einsatz aus dem Dezember 2009 datiert. Eigentlich war es ja nett gemeint von Daum, weil er neben Fährmann noch einem zweiten Frankfurter die Chance geben wollte, irgendwie aufzufallen. Titsch-Rivero tat das allerdings auf eine spezielle Art: Er sprintete sofort ungestüm in Richtung Ball, behinderte Dortmunds Marcel Schmelzer vor dem Tor und sah nach nur 43 Sekunden auf dem Spielfeld die rote Karte - der schnellste Platzverweis der Bundesliga-Geschichte. Einem Amanaditis wäre das nie passiert. So schnell kann der gar nicht mehr laufen.

Hamburger SV - Borussia Mönchengladbach

Quelle: dpa

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Das Kahlscheren des Kopfes hat ja mittlerweile seinen festen Platz im Ritenkatalog des Profisports. Deshalb gibt es nun alljährlich ein paar Akteure, die im Falle des Titels, des Klassenerhaltes oder des was auch immer zum Rasierapparat greifen - dieses Jahr Dortmunds Kevin Großkreutz. Auf Platz eins der Enthaarungs-Hitparade steht Handball-Bundestrainer Heiner Brand, der nach dem EM-Titel 2004 seinen gewaltigen Schnauzer einbüßte. Doch demnächst könnte Brand abgelöst werden: Der mit einer üppigen Mähne ausgestattete Gladbacher Dante hatte angekündigt, sich im Falle des Klassenerhaltes seiner Haarpracht zu entledigen. In die Relegation benötigt Dante die Locken, um im Kopfballspiel die entscheidenden Millimeter vorne zu sein. Sollten dann seine Haare fallen, dürfte ihm auf ewig ein Spitzenplatz sicher sein - denn zu Paul Breitners Glanz- und Titelzeiten hatte es den Kahlscher-Ritus leider noch nicht gegeben.

1899 Hoffenheim - VfL Wolfsburg

Quelle: dpa

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Anderswo wäre Felix Magath vermutlich längst Bundestrainer. Es ist sein Pech, dass hierzulande die Kommunikation zwischen Trainern und Spielern als hohes Gut betrachtet wird. Deutschland liebt Typen wie Joachim Löw oder Jürgen Klopp. Ein Schleifer wie Magath wird bestenfalls respektiert, dabei würde seine sportliche Bilanz eine Heldenverehrung rechtfertigen. Was Magath anpackt, gelingt. Vorausgesetzt, der gesamte Verein unterwirft sich seiner strengen Linie. In Schalke war das nicht möglich, in Wolfsburg sind Hauptsponsor und Anhang glücklich über den starken Mann, der ihnen die Last-Minute-Rettung gebracht hat. Magath darf das zum Anlass nehmen, seine Linie beizubehalten. Dass bewies die Affäre um Diego, der unerlaubt aus der Mannschaftssitzung geflohen war. Magath brummte ihm eine Geldstrafe und eine Abmahnung auf und sagte gegenüber der Presse: "Er hat keine Erklärung für sein Verhalten abgegeben. Ich habe aber auch keine eingefordert." Mit anderen Worten: Magath hat gar nicht mit Diego gesprochen. Der Erfolg gibt ihm recht - aber Bundestrainer wird er so höchstens in Puerto Rico.

Wolfsburg's Mandzukic celebrates a goal with Hasebe during their German Bundesliga first division soccer match against TSG Hoffenheim in Sinnsheim

Quelle: REUTERS

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Mit dem Attribut "Fehleinkauf" ist es so eine Sache. Wenn ein Stürmer in 17 Einsätzen kein einziges Tor erzielt, ist es naheliegend, ihn als Transferflop abzustempeln. Wenn er dann plötzlich andauernd trifft, acht Mal in sieben Spielen, dann ist so ein Urteil plötzlich peinlich. So erging es dem Wolfsburger Mario Mandzukic, der zu Saisonbeginn für sechs Millionen Euro aus Zagreb geholt wurde. Der erst überhaupt nicht zurecht kam, um dann unter Felix Magath aufzublühen. Auchgerechnet im finalen, alles entscheidenden Saisonspiel: Zwei der drei Tore in Hoffenheim gingen auf das Konto von Mandzukic, für den nun ein neues Attribut gefunden wurde: "Lebensversicherung".

SC Freiburg v Bayer Leverkusen - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Es war die Saison der lame ducks, also jener Trainer, die gewissermaßen auf Abruf arbeiteten, freiwillig oder unfreiwillig. Van Gaal sollte die Bayern bis zum Saisonende führen und wurde vorzeitig entlassen; Armin Veh wollte beim HSV nach der Saison abtreten und wurde geschasst; Felix Magath musste bei Schalke 04 später gehen als gedacht. Jeder Trend kennt aber auch ein Gegenbeispiel, und das ist in diesem Fall ein glänzendes: Jupp Heynckes hat Bayer 04 Leverkusen auf den zweiten Tabellenplatz geführt, obwohl er als neuer Trainer von Bayern München feststand. Und obwohl er seinem neuen Arbeitgeber damit die Qualifikationsrunde für die Champions League einbrockte. Im entscheidenden Spiel schlug Leverkusen den SC Freiburg 1:0 - und wer zuvor spekuliert hatte, der Heynckes könne ja womöglich das Ganze so deichseln, dass sein alter Klub verliert und sein neuer Klub eine bessere Startposition in der Champions League erreicht, der sah sich massiv getäuscht. So engagiert wie der Trainer ging kein anderer Leverkusener zu Werke.

Hannover 96 - 1. FC Nürnberg

Quelle: dpa

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Dieser Coup mit Markus Mendler war ja schon gelungen. Vor ein paar Wochen gegen den Hamburger SV hatte Nürnbergs Trainer Dieter Hecking von Beginn an völlig überraschend diesen jungen Markus Mendler, 18, gebracht - der dann prompt ein Tor einleitete. Doch nun gegen Hannover steigerte sich Hecking noch einmal selbst. Er brachte von Beginn an völlig überraschend den jungen Julian Wießmeier, ebenfalls 18 und noch ohne Wikipedia-Eintrag - und der schoss das Tor dann gleich selbst. Mendler und Wießmeier sind die Zuspitzungen einer jungen Nürnberger Elf, die in dieser Saison für viel Aufsehen sorgte. Aber wie viele Überraschungen muss Dieter Hecking in der kommenden Saison präsentieren, wenn der Club ohne die tragenden Säulen Gündogan, Ekici und Schieber auskommen muss?

© sueddeutsche.de/aum/mikö
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