Bundesliga-Elf des Spieltags:Irrer Fehlschuss nach 92 Minuten

Der Dortmunder Sebastian Kehl vergibt in der Nachspielzeit freistehend die Chance auf den Sieg, Arjen Robben räumt für ein eigenes Tor sogar Franck Ribéry aus dem Weg und Nationaltorhüter René Adler erlebt ein sagenhaft miserables Spiel in Hannover.

Die Elf des Bundesliga-Spieltags

Bundesliga-Elf des Spieltags

Amin Younes

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Erst kürzlich wurde René Adler zum Nationaltorhüter befördert - gegen Hannover ist er allerdings an ganzen vier Gegentreffern mitschuld. Sebastian Kehl verblüfft mit einem irren Fehlschuss und Arjen Robben räumt für ein eigenes Tor sogar Franck Ribéry aus dem Weg. Die Elf des Bundesliga-Spieltags. Amin Younes: Gestatten, Amin Younes (rechts im Bild). Gut möglich, dass nicht jeder BVB-Spieler den Namen des Deutsch-Libanesen kannte. Woher auch? Der 19-Jährige aus der eigenen Jugendakademie war recht unauffällig in den Kader von Borussia Mönchengladbach gerutscht, hatte erst zwei Bundesligaspiele absolviert, dabei nicht sonderlich auf sich aufmerksam gemacht. Das änderte sich ausgerechnet im Duell gegen den deutschen Meister: Gegen den BVB hatte Younes schon zu Beginn der zweiten Halbzeit eine gute Chance, in der 67. Minute machte er es noch besser und erzielte - wenn auch abgefälscht - seinen ersten Bundesligatreffer. Anschließend erklärte er kühl: "Nervös war ich schon. Aber man hat in der Bundesliga nicht viel Zeit, um sich einzugewöhnen." Und seines Namen kennt nun auch beim BVB jeder. (ebc)

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Sebastian Kehl

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(Foto: REUTERS)

Sebastian Kehl: Niemand würde behaupten, dass Sebastian Kehl zu den größten Vollstreckern der Bundesliga gehört. Warum, das zeigte er beim 1:1 gegen Mönchengladbach: Es lief die zweite Minute der Nachspielzeit, als Kehl plötzlich frei zum Schuss kam. Wir präzisieren: völlig frei. Und auch nicht irgendwo, sondern am Fünfmeterraum. Sein Teamkollege Robert Lewandowski hätte den Ball vehement in die Maschen gedroschen, Mario Götze hätte sogar noch Zeit gehabt, ein kleines Kunststückchen einzustreuen. Kehl jedoch schaffte es, den Ball geradewegs über den Winkel zu jagen. Später gestand er angemessen geschockt: "Das ist ganz bitter. Ich hätte das Spiel in der 92. Minute entscheiden müssen." Damit sind es nicht mehr 15, sondern bereits 17 Punkte Rückstand auf den FC Bayern. Ach, auch schon egal. (ebc)

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Andreas Müller

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(Foto: dpa)

Andreas Müller: Verunsichert und unglücklich schlurften die Profis von 1899 Hoffenheim über den Rasen. 1:2 hatte das Team im Abstiegsgipfel beim FC Augsburg verloren, mancher Spieler schaute so traurig drein, dass man ihn am liebsten in den Arm nehmen, den Kopf tätscheln und zuflüstern wollte, dass alles wieder gut wird. Andreas Müller, der Manager, verfolgte eine ganz eigene Taktik: Er tätschelte ebenfalls, jedoch nicht mit der Hand, sondern mit dem Vorschlaghammer. "Die Qualität ist da. Aber woran ich große Zweifel habe, ist der Charakter der Mannschaft", sagte Müller im "Doppelpass": "Das ist brutal. Wie sich die Mannschaft in unserer Situation präsentiert hat, war eine Katastrophe." Interessanter psychologischer Ansatz. (ebc)

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Sascha Mölders

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(Foto: dpa)

Sascha Mölders: Verdrecktes Trikot: natürlich. Blutige Nase: auch egal. Augsburgs Sascha Mölders machte den bemitleidenswerten Hoffenheimern im Alleingang vor, wie Abstiegskampf geht. Nach einem üblen Zusammenprall ließ er sich lediglich ein Pflaster auf die Nase kleben, kämpfte weiter, sprang unerschrocken in die Kopfbälle, traf gar zum zwischenzeitlichen 2:0. Hoffenheims Trainer Marco Kurz klagte später: "Mölders hatte mehr Aktionen als meine drei Offensivspieler zusammen - das ist einfach sehr ernüchternd." Augsburgs Jan-Ingwer Callsen-Bracker hatte indes nur lobende Worte für seinen Teamkollegen übrig: "Seine Körpersprache war sensationell. Ich hab' ihn gefragt, was mit seiner Nase los ist. Er meinte nur, das interessiert ihn nicht." (ebc)

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Joel Matip

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(Foto: dpa)

Joel Matip: Joel Matip hatte die Pfiffe der Schalker Fans nicht vergessen. In den vergangenen Wochen, als es bei Schalke 04 ziemlich schlecht lief, hatte der Deutsch-Kameruner einige zu hören bekommen. Matip war als Buhmann ausgemacht worden, manch einer sprach ihm die Bundesligatauglichkeit ab. Und dann das: Beim 2:1 gegen Düsseldorf schoss der Abwehrspieler, der eigentlich Tore verhindern soll, beide Treffer. Jubilieren wollte Matip trotzdem nicht. "Pfiffe sind sehr hart, aber sie gehören dazu, dennoch wünsche ich sie niemandem", erinnerte sich Matip: "Es ist ja bei jedem so: Wenn es auf der Arbeit schlecht läuft, hat es Auswirkungen auf das Privatleben." Als Matips Lautsprecher fungierte stattdessen Teamkollege Jermaine Jones, der polterte: "Jetzt hat er den Leuten das Maul gestopft." Scheint gerade gut zu laufen zwischen Schalke 04 und seinen Fans. (ebc)

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Rafael van der Vaart

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Rafael van der Vaart: Viele Fußballer sind ein wenig abergläubisch. Auch Rafael van der Vaart. Er hatte im Pay-TV-Sender Sky mit Hilfe eines HSV-Pendels versucht, das Nordderby gegen Hannover 96 vorherzusagen. In einem Punkt behielt das fragwürdige Orakel jedenfalls recht: "Schieße ich gegen Hannover 96 wieder ein Tor?" fragte der Mittelfeldspieler mit seinem breiten holländischen Akzent. Das Pendel sagte ja, das Spiel bestätigte diese Annahme. Van der Vaart traf per Elfmeter zum 1:1-Ausgleich. Dass die Hamburger danach noch vier Tore kassieren, hätte wohl das beste Pendel der Welt nicht vorhergesagt. (mane)

Bundesliga-Elf des Spieltags

René Adler

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(Foto: dpa)

René Adler: Vor wenigen Wochen wurde René Adler zum Nationaltorhüter befördert. Die Berufung hatte er sich trefflich verdient, urteilten die Beobachter, weil Adler den Hamburger SV in dieser Saison schon aus vielen kniffligen Situationen befreite. Adler selbst wollte seine eigene Leistung nie überbewerten, auch deshalb dürfte er damit umgehen können, was er am Samstagnachmittag erlebte: 1:5 ist der HSV in Hannover untergegangen, bei nicht weniger als vier Treffern sah Adler ziemlich schlecht aus, verursachte gar einen Elfmeter. "Wie eine Jugendmannschaft" sei der HSV aufgetreten, polterte Trainer Thorsten Fink später. Auch Adler urteilte: "Kein Spieler hat seine Normalform erreicht. Auch ich war davon meilenweit entfernt." Der HSV hat nun die Gewissheit, was passieren kann, wenn nicht mal Adler Normalform erreicht. (ebc)

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Jupp Heynckes

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(Foto: dpa)

Jupp Heynckes: Bedurfte es noch einer Demonstration, dass Jupp Heynckes ein Trainer-Fuchs ist? Nicht wirklich. Der Bayern-Coach hat sie dennoch geliefert. In seinem 1000. Spiel als Trainer oder Spieler im Oberhaus beorderte Heynckes gleich sechs Bankdrücker in die Startelf. Überheblichkeit? Mitnichten. Am Mittwoch steht schließlich das Pokal-Viertelfinale gegen Borussia Dortmund an, und auch Spieler wie Mario Gomez und Arjen Robben müssen bei Laune gehalten werden. Dass Bayern trotz der veränderten Aufstellung in der Liga unantastbar ist, bekam ein anderer Jubilar zu spüren. Werder Bremens Coach Thomas Schaaf fuhr zu seinem insgesamt 750. Bundesliga-Spiel. Geschenke gab's keine, nur eingeschenkt. Gleich sechs Stück. (mane)

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Arjen Robben

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(Foto: REUTERS)

Arjen Robben: Franck Ribéry unterscheidet von Arjen Robben momentan vor allem eines: Der Franzose hat beim FC Bayern einen Stammplatz. Und als der Holländer gegen Bremen endlich einmal wieder in der Startelf stand, wollte er allen zeigen, dass er auch dorthin gehört. Und so lieferte sich Robben auf dem Rasen ein interessantes Duell mit Ribéry. Motto: Wer darf den Ball zum 1:0 über die Linie drücken? Ribéry schickte sich gerade an, die Flanke von Philipp Lahm per Volley ins Tor zu befördern, da rauschte Robben von hinten heran und stahl seinem Mannschaftskollegen in grober Weise die Show. So mancher Bayern-Fan dürfte sich kurz Sorgen um die körperliche Unversehrtheit Ribérys gemacht haben. Der ist im linken Mittelfeld nämlich unersetzbar. (mane)

Bundesliga-Elf des Spieltags

Szabolcs Huszti

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(Foto: dpa)

Szabolcs Huszti: Die Bundesliga ist ein schnelllebiges Geschäft, in dem jedes noch so schöne Tor, jeder noch so schlimme Patzer kaum den nächsten Spieltag überlebt, weil dann schon das nächste schöne Tor und der nächste schlimme Patzer folgen. Szabolcs Huszti dürfte in puncto Halbwertzeit länger im Gedächtnis des geneigten Fußballfans verbleiben. Nach 39 Minuten verwandelte der Ungar in Diensten von Hannover 96 einen Elfmeter zum 2:1 gegen Hamburg - allerdings etwas zu engagiert. Statt die Arme hochzureißen und branchenübliches Gebrüll loszuwerden, griff sich Huszti an den linken Oberschenkel und blieb mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Rasen liegen. Sich beim Elfmeterschießen einen Muskelfaserriss zuzuziehen, ist ein äußerst seltenes Relikt im schnelllebigen Geschäft der Bundesliga.  (ska)

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Gerhard Tremmel

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(Foto: AFP)

Gerhard Tremmel: Falsche Liga, schon klar, schließlich spielt der Torhüter Gerhard Tremmel seit einiger Zeit in der englischen Premier League. Tremmels schönen Erfolg wollen wir an dieser Stelle trotzdem würdigen: Der frühere Keeper von Hertha BSC Berlin und Energie Cottbus gewann mit Swansea City den englischen Ligapokal - mit einem 5:0 gegen den Viertligisten Bradford City. "Völlig egal, ob das jetzt gegen einen Viertligisten war", jubilierte Tremmel später, "das war auf jeden Fall der größte Moment in meiner Karriere." Gratulation! (ebc)

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