Bundesliga: Elf des Spieltags:Helden in Baumwollunterhosen

Arjen Robben bestreitet das Wochenende in schickem Beinkleid, Ivica Olic könnte sich selbst steil schicken und Kevin Kuranyi kämpft gegen den Status "Held in Strumpfhosen". Die sueddeutsche.de-Elf-des-Tages.

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Arjen Robben bestreitet das Wochenende in schickem Beinkleid, Ivica Olic könnte sich selbst steil schicken und Kevin Kuranyi kämpft gegen den Status Held in Strumpfhosen. Die sueddeutsche.de-Elf-des Tages.

Ob Bayern-Trainer Louis van Gaal in Bremen Skiunterwäsche oder Stützstrümpfe unter seiner Anzughose trug, ist nicht überliefert, aber auch er reiht sich mit seinem unfreiwilligen "Diver" vor dem heranstürmenden Arjen Robben nahtlos in die Helden-Galerie dieses Spieltags ein. Heldenhaft deswegen, weil der wackere Wahl-Münchner im Moment seines Hinwurfs durchaus damit rechnen musste, unter einer tonnenschweren Spielertraube begraben zu werden. Doch diese Befürchtungen erfüllten sich nicht: Robben näherte sich seinem darniederliegenden Chef am Ende behutsam wie ein Tierschützer einem strampelden Käfer.

Foto: AP Texte: Jonas Beckenkamp

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Keine Frage, Arjen Robben war an diesem Spieltag der wohl landesweit schnellste Mann in Baumwollunterhosen - und zwar als er nach seinem Freistoß-Kunststück zum 3:2 über den halben Platz zu seinem Trainer Louis van Gaal rannte. Der demonstrative Jubelspurt hatte einen Grund: Nach mäßigem Erfolg bei Holger Badstubers Freistößen in der ersten Halbzeit hatte van Gaal Flügelflitzer Robben zum Standardstrategen bestimmt - ein Schachzug, der sich auszahlte. Robben glänzte fortan nicht nur mit schickem Beinkleid und technischer Klasse, sondern auch mit zielgenauen Freistößen. Sein bester Versuch flog und flog und flog - und landete in der 78. Minute im Kreuzeck über dem verdutzten Tim Wiese.

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Neben Robbens Baumwollunterhose und dem zu Boden gegangenen van Gaal gab es in der Klasse-Partie Bremen gegen Bayern eine weitere Hingucker-Szene. Nein, gemeint ist nicht Ivica Olics (re.) siebter Saisontreffer zum zwischenzeitlichen 2:1 für den Rekordmeister, sondern eine eher unscheinbare Aktion des Kroaten gegen Ende der ersten Halbzeit: Traktorlunge Olic legte sich den Ball selbst in den freien Raum vor und sprintete dem Leder mit voller Leidenschaft hinterher. Was bei jedem anderen Spieler nach Hilflosigkeit aussehen würde, schien bei Olic sogar Sinn zu machen - auch wenn er den Ball nicht mehr erreichte. Olic ist wohl der einzige Bundesliga-Akteur, der so laufstark ist, dass er sich selbst steil schicken kann. Heldenhaft!

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Seien wir doch mal ehrlich: Vom schönen Finnland wissen wir eigentlich nicht viel, außer vielleicht, dass es dort bizarre Wettbewerbe wie Gummistiefel -und Handyweitwurf gibt und die Menschen vermutlich wirklich so reserviert sind wie die traurigen Helden in Kaurismäki-Kinofilmen. Und bestimmt gibt es auch Menschen, die glauben, dass Finnen wegen der Kälte ohnehin mit langen Unterhosen an den Beinen geboren werden. Nicht so der Leverkusener Sami Hyypiä. Der Defensiv-Altmeister aus Suomi tat sich zwar bisher als Ruhepol in der Bayer-Abwehr hervor, doch er scheint auch mit seiner offenen Art im Team sehr gut anzukommen. Und statt langer Unterhosen trägt Hyypiä seit dem Spiel in Hoffenheim sogar einen neuen Titel: Bundesliga-Torschütze, es war sein erstes Tor in Liga eins.

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Der VfL Bochum sorgte im kleinen Revierderby gegen Schalke nach zwischenzeitlichem 0:2-Rückstand für einen Paukenschlag: Maßgeblichen Anteil am ziemlich erstaunlichen Comeback der Herrlich-Elf zum 2:2-Endstand hatte der Iraner Vahid Hashemian (Mitte). In der 72. Minute eingewechselt, verwandelte der Stürmer erst eine Ecke von Maric zum 1:2, um dann kurz vor Schluss als vorbereitender Dribbel-Derwisch per Flanke den umjubelten Ausgleich durch Sestak einzuleiten.

Der "Hubschrauber", so der Spitzname Hashemians, rotierte damit das Tabellenbild ordentlich durcheinander, denn mit einem Sieg wäre Schalke zumindest für eine Nacht wieder Klassenprimus gewesen. "Hat Trainer mir gesagt - hat passiert!", sagte Hashemian - sein Trainer Heiko Herrlich hatte ihm eine Vorlage und ein Tor vorhergesagt. Zusätzlichen Heldenbonus gibt es für Hashemian außerdem, weil er als wärmeverwöhnter Iraner ohne längere Beinbekleidung auflief. Und Handschuhe haben schon so manch andere Helden getragen.

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Bochums Stürmer Stanislav Sestak steht nun schon zum zweiten Mal in Folge in der Elf des Tages. Sein Helden-Verdienst ist diesmal genauso offensichtlich wie in der Woche zuvor: Der Slowake trifft nämlich wieder das Tor - und zwar zum zweiten Mal hintereinander. Nach einer langen, unheldenhaften Durststrecke war der 27-Jährige mit seinem 2:2-Ausgleich gegen Schalke einmal mehr der Garant für einen Bochumer Punktgewinn und dürfte somit bald zum persönlichen Heiko-Herrlich-Held werden.

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Kevin Kuranyis Tor zum 2:0 in Bochum war nicht irgendeines. Mit seinem zehnten Saisontreffer gelang dem Ex-Nationalspieler ein statistischer Meilenstein: Es ist die achte Saison des Schalkers in Folge mit mindestens zehn Torerfolgen. Wer die Konstanz Kuranyis als Maßstab nimmt, könnte sogar soweit gehen, den 27-Jährigen als besten Bundesligastürmer der vergangenen Jahre zu bezeichnen. Doch irgendwie besitzt der Ex-Stuttgarter bisher eher den Status eines Helden in Strumpfhosen, nachdem er zu Beginn seiner Schalker Zeit sogar von eigenen Fans nicht für voll genommen wurde. Vielleicht liegt es aber auch an seinen weniger glorreichen Auftritten als Halbzeit-Abgänger beim DFB oder als nuschelnder Nutella-Boy.

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Das Berliner Olympiastadion glich bei der Partie Hertha BSC gegen Gladbach einer Gefriertruhe. Bei Temperaturen von minus zwölf Grad war der Berliner Torhüter Jaroslav Drobny einer der Wenigen, der auf Betriebstemperatur kam. Erst wehrte er den Elfmeter des Borussen Juan Arango ab und dann warf er sich auch noch mit ganzer Körperlänge in den Nachschuss des Venezolaners. Auf diese Weise sicherte der tschechische Tormann den Berlinern nicht nur einen wichtigen Punkt im Abstiegskampf, sondern demonstrierte ganz nebenbei auch Nehmerqualitäten im Kampf gegen die Kälte: Drobny spielte nämlich als einer der wenigen Torhüter dieses Spieltages in kurzen Hosen.

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Beim FSV Mainz machten in dieser Spielzeit bereits einige bis dato wenig beachtete Spieler auf sich aufmerksam: Erst startete der österreichische Neuzugang Andreas Ivanschitz furios in die Saison, dann entwickelte sich der eigentliche Abwehrspieler Tim Hoogland zum Torschützen vom Dienst und jetzt entschied der 20-jährige André Schürrle schon zum zweiten Mal eine Partie. Und wie: Sein technisch sehr anspruchsvoller Treffer nach einem Slalomlauf zum 1:0 gegen Hannover war eine wahre Heldentat auf Höchstniveau.

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Dass der Nürnberger Christian Eigler einmal Bestandteil der Elf des Tages sein würde, war nach dem bisherigen Saisonverlauf nicht unbedingt anzunehmen. Gegen Frankfurt erzielte der gebürtige Franke erst sein zweites Saisontor - und das, obwohl er in seinen 16 Einsätzen reichlich Gelegenheit für mehr gehäbt hätte. Nach seinem engagierten Auftritt als Einwechselspieler vergangene Woche gegen Schalke durfte Eigler gegen Frankfurt also wieder ran und erlöste den Club mit seinem 1:0 von einer längeren Torflaute. Auf Held-des-Tages-Kurs liegend musste er kurz darauf aber mit ansehen, wie die Eintracht den Ausgleich erzielte.

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Und zum Schluss nochmal zur Gala nach Bremen: Mario Gomez hat in den beiden vergangenen Bundesligapartien derart viele Torchancen ausgelassen, dass der Eindruck naheliegt, er würde sich wieder auf Hinrunden- beziehungsweise Euro-2008-Niveau bewegen. Dass dieser Eindruck nicht stimmt, zeigt aber das Auftreten des Nationalspielers. Gomez spielt mit breiter Brust und ohne lange Baumwollunterhosen, er arbeitet für die Mannschaft, strahlt Gefahr aus und will unbedingt Tore schießen. Sein großer Eifer, zum Helden zu werden, mündet leider mitunter in einer alten Stürmerkrankheit: den Eigensinn vor dem Tor. Dabei opfern sich wahre Helden doch selbstlos auf.

Foto: Getty

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