Bundesliga: Elf des Spieltags:"Er ist die Ikone"

Ironische Worte und ein Zehn-Punkte-Robben in München, wunderbare Gefühle bei Michael Ballack und ein Torwart, der sich auf dem Spielfeld den Ringfinger einrenken lässt.

Die Elf des Spieltags

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Champions League - CFR Cluj - FC Bayern München

Quelle: Peter Kneffel/dpa

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Ironische Worte und ein Zehn-Punkte-Robben in München, wunderbare Gefühle bei Michael Ballack und ein Torwart, der sich auf dem Spielfeld den Ringfinger einrenken lässt. Die Elf des Spieltags

Uli Hoeneß

Bisweilen ist es in diesem weichgespülten Fußball-Geschäft einfach schön, wenn einer einfach das sagt, was er denkt. Weil es beim FC Bayern unter anderem einen stolzen Präsident und einen stolzen Trainer gibt, ist der Verein trotz Fernglas-Entfernung auf Platz eins immer noch der schönste Unterhaltungs-Stadl der Republik. Diesmal verursachte Präsident Uli Hoeneß ein bisschen Wirbel, weil er in einem SZ-Interview diverse sportliche Defizite der Bayern in dieser Saison als schwer erklärbar bezeichnet und klar gefordert hatte, man müsse jetzt, da das Verletzungspech der Vorrunde als Alibi entfalle, einen Champions-League-Platz sichern - sollte dieses Minimalziel in Gefahr sein, werde es ungemütlich, auch für den Trainer. Jawollja! Selbst, wenn die Bayern-Spieler gegen Kaiserslautern einen 10:1-Sieg erspielt hätten, die Hoeneß-Worte hätten ihn überstrahlt.

Und mit seiner Antwort sicherte sich der Trainer Louis van Gaal sogleich einen Stammplatz in der Elf des Spieltags:

Text: Thomas Hummel

Louis van Gaal

Quelle: AP

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Louis van Gaal

"Er ist der Präsident, er darf das machen. Wir haben in Cluj vereinbart, dass wir alles intern besprechen. Aber er ist unser Präsident. Er ist die Ikone - und ich kann dieser Ikone nicht widersprechen. Er darf das sagen, aber ob es die Wahrheit ist, ist etwas anderes." Louis van Gaal, die Trainer-Ikone, darf einer Präsidenten-Ikone nicht widersprechen? Die Ironie in van Gaals Worten war nicht zu überhören. Das Winzige, was einen ärgeren Zusammenstoß der beiden stolzen Männer verhindert, ist sportlicher Erfolg des FC Bayern. Womit Planstelle drei in der Elf des Spieltags ebenfalls besetzt ist.

FC Bayern Muenchen - 1. FC Kaiserslautern

Quelle: dapd

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Arjen Robben

Im WM-Finale hätte er beinahe die Spanier besiegt, danach saß er monatelang auf der Tribüne und ackerte im Kraftraum. Jetzt ist Arjen Robben zurück und bringt Glücksmomente ins bayerische Quergeschiebe. Das 1:0 erzielte der Niederländer selbst, das 2:0 bereitete er wunderbar vor. Sein Sportdirektor Christian Nerlinger attestierte ihm eine "Weltklasseleistung", sein Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge rechnete vor, mit Robben hätte der FC Bayern in der Hinrunde "zehn Punkte mehr" geholt. Das größte Kompliment vergab allerdings Kaiserslauterns Torwart Tobias Sippel: Er wurde gefragt, ob die Bayern auch ohne Robben gewonnen hätten, klare Antwort: "Nö!"

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Quelle: AFP

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Sven Ulreich

Von Platz eins will in München ja nun niemand mehr sprechen. Doch sollte sich dank Robben doch noch einmal eine unwiderstehliche Serie der Münchner entwickeln und der Abstand zu Borussia Dortmund schrumpfen, dann müssen die Bayern auch einen kleinen Gedanken nach Stuttgart schicken: zu Sven Ulreich (oranges Trikot). Der Torhüter des VfB verhinderte am Samstag mehrmals das 2:0 der Dortmunder und damit die Entscheidung. Lewandowski? Sahin? Barrios? Keiner brachte mehr den Ball an Ulreich vorbei. Am Ende gelang seinem Kollegen Pogrebniak noch ein Schuss in den Winkel und die Borussia ging nach dem 1:1 mit hängenden Köpfen vom Platz. Und Vorsicht: Die Bayern mit Robben sind nur noch 14 Punkte weg!

Borussia Mönchengladbach - Bayer Leverkusen

Quelle: dpa

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Michael Ballack

Auch Michael Ballack ist ja ein Rückkehrer wie Arjen Robben. Drei Partien hatte er gemacht, nachdem er sich von Kevin-Prince Boatengs Tritt erholt hatte nach der WM. Dann trat ihn der Hannoveraner Sergio Pinto und wieder ging es ab zum Arzt und dann in die Reha. Jetzt wähnt er sich wieder fit - doch Trainer Jupp Heynckes ließ ihn sitzen, auf der Bank. Dort, wo Michael Ballack dem eigenen Empfinden nach noch nie gesessen hatte. Nach 56 Minuten gegen Borussia Mönchengladbach durfte der 34-Jährige endlich wieder auf den Platz. Und es fiel auf: Gang und Laufstil sind immer noch intakt, immer noch aufrecht und ein wenig royal. Er passte sogleich klug zu seinen Mitspielern und reihte sich ein in das technisch anspruchsvolle Leverkusener Spiel. Und während Robben mindestens zum Messias hochgejubelt wurde, blieb Ballack immerhin ein wenig Freude: "Das war ein wunderbares Gefühl, wieder auf dem Platz zu stehen."

1. FSV Mainz 05 - VfL Wolfsburg

Quelle: dapd

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Arne Friedrich

Der nächste Rückkehrer: Arne Friedrich ist mit Sicherheit der allürenfreiste Spieler in der Fußballwelt. Nach einer "Titarne-WM" als einer der besten Innenverteidiger der Welt in Südafrika, verschwand der 31-Jährige: Bandscheibenvorfall. Jetzt erzählte er im Aktuellen Sportstudio, dass er nach der Operation sechs Wochen lang "90 Prozent des Tages liegen" musste. Wie er das ausgehalten hat? "Ich hab ein bisschen Italienisch gelernt." Oha! Will Friedrich weg? Nach Turin, nach Mailand? Nein, nein, Wolfsburg sei schon okay: "Man kann da ein paar nette Tage und Abende verbringen. Es ist nicht so schlimm, wie alle immer sagen." Arne Friedrich ist viel zu wohl erzogen für das Business Fußball. Und fast unbemerkt hat er in den beiden Spielen gegen Bayern und Mainz allen Gegenspielern den Ball abgenommen. Sogar Arjen Robben.

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Quelle: AFP

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Raúl

Real Madrid ist ja gerade auf Stürmersuche und es ist schon sehr verwunderlich, warum sie nicht bei Schalke 04 vorstellig werden. Da stürmt immerhin wie in Hamburg einer ihrer früheren Stürmer, sogar ihr Rekord-Stürmer, und der trifft inzwischen auch für seinen neuen Verein. Zehn Treffer hat der 33-Jährige Raúl schon für Schalke 04 erzielt, am Samstag den einzigen beim 1:0 in Hannover. Vielleicht halten ihn die Spanier ja nun tatsächlich für zu alt? Sein aktueller Trainer Felix Magath wiegelt ab. "Eigentlich ist er ja auch noch ein junger Hüpfer. In seinem Alter würde ich zwei Spiele an einem Tag machen." Hoffentlich hat das Real Madrid nicht gehört.

Manuel Neuer

Quelle: AP

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Manuel Neuer

Im Fall Manuel Neuer spielt Real Madrid ja keine Rolle. Man möchte fast sagen: Gott sei Dank. Was wäre da nur los an der Gerüchte-Front! Doch Real hat Iker Casillas und deshalb absehbar kein Torwartproblem. Sonst wäre spätestens am Sonntag ein Einschreiben eingegangen mit einem Angebot. Denn Manuel Neuer hielt in Hannover, wie, ja wie? Hannovers Sergio Pinto, dessen Schuss Neuer über die Latte lenkte, sagte nüchtern: "Von der Nummer eins in Deutschland muss man erwarten, dass er solche Bälle hält." Pintos Trainer und Neuers Entdecker aus alten Schalker Zeiten, Mirko Slomka, reagierte etwas euphorischer auf Neuers Leistung: "Das war Extraklasse. An Neuer haben wir uns die Zähne ausgebissen", sagte der 96-Trainer.

SC Freiburg v 1. FC Nuernberg - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Robin Dutt

Bislang ist Robin Dutt in der Liga bekannt als fachlich herausragender Trainer, der taktisch und mannschafts-psychologisch führend ist, aus den kleinen Möglichkeiten beim SC Freiburg relativ Großes macht. Und sich zudem in fast akademischer Weise ausdrückt. Letzteres wollte Nürnbergs Trainer Dieter Hecking nicht bestätigen. "Ich fand es nicht gut, dass Robin vor dem Spiel gesagt hat, wir müssen unbedingt gewinnen. Es ist nicht okay, dass er uns die Favoritenrolle so rüberschiebt", beschwerte sich Nürnbergs Trainer nach dem Spiel. Dutt konterte: "Ungewöhnliche Situationen erfordern eben ungewöhnliche Maßnahmen." Freiburg musste auf ein Dutzend verletzte oder kranke Profis verzichten. "Ich glaube nicht, dass das unter der Gürtellinie war. Solche Spielchen gehören dazu. Irgendwas muss man als Trainer ja auch tun. Ich wollte Druck von meiner Mannschaft nehmen", sagte Dutt. Freiburgs Trainer ist seit diesem Wochenende nicht mehr nur fachlich hoch kompetent, sondern zudem ein ausgebuffter Psycho-Scharmützel-Kämpfer.

1. FSV Mainz 05 - VfL Wolfsburg

Quelle: dpa

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Heinz Müller

Es heißt ja immer, dass Linksaußen und Torhüter in ihrer eigenen Normalität leben, die anderen Menschen unzugänglich ist. Vor allem Torhüter konfrontieren ihre Umwelt immer wieder mit erstaunlichen Details, diesmal der Mainzer Torwart Heinz Müller. Als ihm nach einer knappen halben Stunde gegen Wolfsburg der Mittelfinger ausgekugelt war, rannte der Mannschaftsarzt Klaus Gerlach heran: "Ich habe dem Doc gesagt, dass er ihn reinmachen soll." Gerlach renkte den Finger wieder ein, Müller verzog keine Miene. Der Torwart sah dann beim 0:1 nicht ganz glücklich aus, er suchte aber keine Entschuldigung: "Wenn ich rauskomme, muss ich den Ball haben. Das Gegentor geht auf meine Kappe." Torhüter sind halt harte Hunde.

Hamburger SV v Eintracht Frankfurt - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Mladen Petric

Zum Abschluss noch ein Rückkehrer: Mladen Petric kam zwei Monate nicht zum Einsatz, bei seinem ersten Spiel nach der Verletzungspause wegen einer Oberschenkelverletzung gelang ihm gleich das entscheidende 1:0 gegen Frankfurt. Dabei zeigte er erstaunliche Fähigkeiten, sein Torwart Frank Rost erzählte: "Mladen hat das Ding direkt nach der Massagebank reingehauen." Der Stürmer selbst verriet ein weiteres Erfolgsgeheimnis: "Ich habe das Näschen." Es war wohl ein Hinweis darauf, dass er künftig auch trotz Oberschenkelverletzung spielen will.

© sueddeutsche.de
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