Bundesliga-Elf des Spieltags
Mike Hanke
Naldo und Jan Schlaudraff liefern sich den Haudrauf-Wettkampf des Wochenendes, Mike Hanke verliert beim Schnick, Schnack, Schnuck, Dortmunds Trainer Jürgen Klopp stellt gegen Schalke nur BVB-Fans auf. Und der Mainzer Andreas Ivanschitz legt die Defensivschwächen des FC Bayern offen. Die Elf des Spieltags. Nein, für Mike Hanke (oben im Bild) verlief am Freitagabend nicht alles nach Wunsch. Kurz vor Schluss, als Borussia Mönchengladbach einen Freistoß zugesprochen bekam, wollte Hanke eigentlich schießen. Er trabte zum Ball, verständigte sich mittels dubioser Handzeichen kurz mit seinem Kollegen Marco Reus (unten im Bild), mit dem Ergebnis: Hanke durfte doch nicht schießen. "Wir haben Schnick, Schnack, Schnuck gespielt, wer den Freistoß schießt", erklärte Hanke später, was dann doch dafür spricht, dass seine Laune bestens war. Und dass an diesem Abend sehr vieles gut für ihn lief: Hanke hatte seit Urzeiten mal wieder getroffen, sogar doppelt, schoss die Borussia damit für einige Stunden an die Tabellenspitze. Seine kleine Niederlage im Schnick, Schnack, Schnuck konnte Hanke deshalb trefflichst verschmerzen. Texte: Carsten Eberts und Thomas Hummel
Bundesliga-Elf des Spieltags
Eren Derdiyok
Für Robin Dutt ist Eren Derdiyok offenbar ein schwieriger Fall. Der Trainer von Bayer Leverkusen bevorzugt die mannschaftsdienlichen, die opferbereiten, die laufstarken Spieler. Der Schweizer Stürmer sitzt deshalb zumeist auf der Ersatzbank, weil er leicht selbstverliebt Fußball spielt und nicht immer viel läuft. Doch Derdiyok liefert nun Gegenargumente. En masse. Sein Fallrückziehertor zuletzt gegen Wolfsburg verdeutlichte sein Artisten-Talent, am Mittwoch traf Derdiyok gegen den großen FC Chelsea und nun dreimal gegen Hertha BSC. Alle hätten nun gerne gewusst, wie sich der 23-Jährige nun fühle, in dieser Phase des persönlichen Aufschwungs. Doch Derdiyok verweigerte jedes Wort, das Reporter-Kamerateam des Sportstudios lief ihm sogar bis zum Mannschaftsbus hinterher. Aber: nichts. Es ist eben nicht immer einfach mit Eren Derdiyok.
Bundesliga-Elf des Spieltags
Kevin Großkreutz
Nur zwei Minuten durfte Kevin Großkreutz am Samstag im Derby mitspielen. Nur zwei Minuten! Dabei kennt die ganze Fußballwelt die Aversion des Dortmunder Jungen gegen den FC Schalke 04. In einem Fragebogen vervollständigte er einmal den Satz: Wenn mein Sohn Schalke-Fan wird, dann ... Großkreutz: "... kommt er ins Heim". Warum nur lässt Jürgen Klopp seinen Ex-Südtribünen-Stammgast Großkreutz ausgerechnet gegen Schalke 88 Minuten auf der Bank? "BVB-Fan zu sein, kann kein Grund für eine Aufstellung sein. BVB-Fans sind wir alle", sagte Klopp. Wie zum Beweis stiegen alle Dortmunder Profis nach dem 2:0 gegen Schalke auf den Zaun vor die Südtribüne zum Feiern. Ganz vorne mit dabei: Kevin Großkreutz.
Bundesliga-Elf des Spieltags
Moritz Leitner
Ein BVB-Fan ist nun also auch Moritz Leitner. Kein Wunder, denn der 18-Jährige findet derzeit in Dortmund sein frühes Glück. Trainer Jürgen Klopp lässt den sehr veranlagten Mittelfeldspieler immer häufiger in der Zentrale agieren. Leitner ist einer dieser Tänzer auf dem Platz, die Ball und Körper selbst in Höchstgeschwindigkeit noch kontrollieren. Nach der Verletzung von Sven Bender gehört Leitner nun praktisch zur Stammelf. Schalke bekam diesen Leitner nie zu fassen. Dabei ist er ohnehin Nachfolger von Sven Bender - als Löwen-Schnäppchen. Bender kam ja 2009 im Tausch gegen einen gewissen Antonio Rukavina von 1860 München, worüber sie in Dortmund heute noch lachen. Im vergangenen Winter bezahlte die Borussia nun 800.000 Euro an die "Löwen" für Leitner. Auch das sorgt zunehmend für Amüsement.
Bundesliga-Elf des Spieltags
Lars Unnerstall
Für alle Schalker war das 0:2 gegen Borussia Dortmund ein fürchterliches Erlebnis, natürlich auch für Lars Unnerstall, den jungen Torwart. Die Schalker wussten jedoch auch, dass es ohne Unnerstall ein noch fürchterlicheres Erlebnis hätte werden können. Weil sich Schalke dem Revierrivalen in allen Belangen unterlegen präsentierte, tauchten die Dortmunder immer wieder frei vor Unnerstall auf. Der rettete famos - gegen Götze, gegen Lewandowski, gegen Barrios, war an beiden Gegentoren schuldlos. "Heute hatten wir es einfach nicht verdient zu gewinnen", fand Unnerstall nach dem Spiel noch eine freundliche Umschreibung für das Schalker Treiben. Der Klub indes weiß: Wenige Monate nach dem Weggang von Manuel Neuer und der Verletzung von Ralf Fährmann hat Schalke erneut einen hochtalentierten jungen Mann zwischen den Pfosten. Ein viel prominenterer Name, der noch im Herbst eilig verpflichtet wurde, fand auch gegen Dortmund nicht mal den Weg auf die Ersatzbank: Timo Hildebrand.
Bundesliga-Elf des Spieltags
Jan Schlaudraff
Thorsten Fink gratulierte anständig, das schon. "Das war einfach toll gemacht, ein wunderschönes Tor von Schlaudraff", sagte Hamburgs Trainer zum 1:1 für Hannover 96 durch diesen fulminanten 106-km/h-Volleyknaller. Doch gleich darauf machte er aus Schlaudraff einen Glücksmichl. "Lassen Sie ihn mal ganz alleine, nehmen Sie alle zehn Mann weg von uns, er soll das noch 100 Mal probieren, den Ball wieder volley so zu treffen, dann wird er ihn auch nicht treffen." Thorsten Fink ist ja nicht der Erste, der Schlaudraff für nicht ganz voll nimmt. Als der noch in Aachen war, überlupfte er einmal den Bremer Torwart Tim Wiese, der danach sagte: "Wenn das Tor Absicht war, dann war es Weltklasse!" Glücksmichl oder Weltklasse? Die Zeichen bei Jan Schlaudraff stehen auf Weltklasse. Zumindest hin und wieder. Es war sein erstes Bundesliga-Tor nach 1014 Minuten.
Bundesliga-Elf des Spieltags
Naldo
Doch Schlaudraff wurde an diesem Spieltag ohnehin übertroffen. Noch ein wenig schneller flog ein Schuss des Bremer Verteidigers Naldo durch die Luft. 108 Stundenkilometer! Stuttgarts Torwart dachte gerade darüber nach, die Hände eventuell hochreißen zu können, da rauschte die Kugel schon hinter ihm in den Winkel. Dabei hätten nicht viele daran geglaubt, Naldo werde überhaupt wieder Fußball spielen. Etwa ein Jahr versuchte der Brasilianer, sein Knie wieder in Ordnung zu bringen: Knochenödem, Knorpelschaden, das Karriereende war in Sicht. Nun funktionierte das Knie wieder, aber dann kam eine Bronchitis daher, die seinen Einsatz gegen den VfB in Frage stellte. Doch Naldo spielte. Er verteidigte gut und dann knallte er diesen Freistoß in die Maschen.
Bundesliga-Elf des Spieltags
Andreas Ivanschitz
41 Millionen Euro hatte der FC Bayern vor der Saison in seine Abwehr investiert. Ligaweit war man sich einig, dass der FC Bayern mit Manuel Neuer, Jérôme Boateng und Rafinha nun über eine gute Defensive verfügt. Dachten alle - vielleicht bis zum 2:3 der Bayern am Sonntag in Mainz. Da zeigte vor allem der Mainzer Andreas Ivanschitz, wie man eine teure Abwehr bezwingt. Zur Einordnung: Ivanschitz ist zum einen Österreicher, zum anderen ein zwar begabter, jedoch zumeist nicht außerirdisch aufspielender Bundesligaprofi. In der 10. Minute lief er allein auf Torwart Neuer zu, umkurvte ihn formschön, was allein schon bemerkenswert ist, weil sich das gewiss nicht jeder traut. Dann hielt Ivanschitz sogar inne, guckte Verteidiger Boateng aus und schob den Ball seelenruhig zum 1:0 ins lange Eck. Am Ende gewannen die Mainzer 3:2. Ziemlich cool, der Mann.
Bundesliga-Elf des Spieltags
Daniel Van Buyten
Wer über die teure Defensive der Bayern sinniert, muss bei der Offensive gleich weitermachen: Die ist gewiss noch kostspieliger. Beim 2:3 in Mainz gelang den Offensivkräften jedoch wie bereits bei der Niederlage gegen Dortmund nicht viel. Sinnbildlich dafür, dass für beide Münchner Tore in Mainz ein Abwehrspieler sorgen musste: Daniel Van Buyten. Gewiss, Van Buytens Offensivstärke ist bekannt: Vor allem bei Eckbällen rauscht er stets zum kurzen Pfosten; und wenn "DVB" heranrauscht, hält ihn so leicht niemand auf. Allerdings war Van Buyten, was seinen eigentlichen Job in der Abwehr anging, diesmal ein wenig stabilisierendes Element. Sein Kollege Holger Badstuber musste mehrfach retten, wenn Van Buyten mal wieder umherirrte. Was Trainer Jupp Heynckes wohl lieber gewesen wäre? Ein offensivstarker "DVB"? Oder ein defensivstarker "DVB"?
Bundesliga-Elf des Spieltags
Timothy Chandler
Aus der allsonntäglichen Fußball-Floskel-Runde, auch bekannt als "Doppelpass" auf Sport1, gelangen selten echte Erkenntnisse in die Welt. Manchmal gibt es aber tatsächlich nette Anekdoten: Als Gast war diesmal Nürnbergs Trainer Dieter Hecking geladen - und der erklärte, wie er seinem Spieler Timothy Chandler das Schießen beigebracht hatte. Chandler, so Hecking, dachte bis vor kurzem, er könne lediglich mit rechts aufs Tor schießen. "Wir haben ihm gesagt, dass er auch mit links schießen kann, immer und immer wieder", erklärte der Trainer. Gegen den 1. FC Kaiserslautern bog Chandler nach 13 Minuten in den Strafraum ein, von rechts, und schoss ein wunderbares Tor - mit links! Dem "Club" bescherte er damit den ersten Erfolg seit acht sieglosen Spielen. Mit links schießen ist offenbar gar nicht so schwer.
Bundesliga-Elf des Spieltags
Felix Bastians
Zum Abschluss dieser Elf des Spieltags ein Dementi in eigener Sache. Nachdem der SC Freiburg zum zweiten Mal in Folge in letzter Sekunde noch einen Ausgleichstreffer erzielt hatte (diesmal in Hoffenheim zum 1:1), sagte Linksverteidiger Felix Bastians: "Die Schlagzeilen waren schon geschrieben, dann haben wir zugeschlagen." Nun aber mal langsam! Sicher agieren manche Journalisten bisweilen etwas übereifrig, in der digitalen Welt muss schon ein ganz schneller sein, wer eine Meldung als Erster in den Orbit werfen will. Aber ein Spielergebnis zu melden, bevor das Spiel zu Ende ist? Das hat sich nach Wissen von sueddeutsche.de noch niemand getraut. Was im Übrigen weniger an den Last-Minute-Freiburgern liegt. Eher schon an Manchester United.