Bundesliga: Elf des Spieltages:Forrest Gump aus Berlin

Der Berliner Raffael besiegt mit einem unendlichen Geradeauslauf Meister Dortmund, Bayern-Angreifer Gomez erzielt vier Tore - aber muss erkennen, dass diese Ausbeute für Europas Spitze nicht reicht. Und Stuttgarts Kuzmanovic zeigt einem Düsenjet, was Geschwindigkeit ist.

Die Elf des Spieltags

1 / 11

Bundesliga: Elf des Spieltages:Franck Ribéry

Bayern Munich's Ribery celebrates goal during German Bundesliga soccer match against Freiburg in Munich

Quelle: REUTERS

Raffael besiegt mit einem unendlichen Geradeauslauf Meister Dortmund, Bayern-Angreifer Mario Gomez erzielt vier Tore - und muss dennoch erkennen, dass diese Ausbeute für Europas Spitze nicht reicht. Und Stuttgarts Kuzmanovic zeigt einem Düsenjet, was Geschwindigkeit ist.

Franck Ribéry

Nein, Freiburger wollte man an diesem Tag nicht sein, was sehr viel mit Franck Ribéry zu tun hatte. Was der Franzose beim 7:0 gegen die Breisgauer zusammendribbelte, wie er sauste, flitzte und Pirouetten drehte, das war genug für ein respektables Schleudertrauma. Zwei Treffer erzielte Ribéry an diesem Tag, indem er die Verteidiger des SC kunstvoll narrte, zwei weitere bereitete er vor. Die fröhliche Bayern-Gala wäre wohl nur halb so fröhlich ausgefallen, wenn Ribéry nicht in solcher Geberlaune gewesen wäre. Immerhin befreite Bayerns Trainer Jupp Heynckes die armen Freiburger in der 72. Minute von ihrem Chefquäler - Ribéry verließ unter tosendem Applaus vorzeitig das Feld.

Texte: Johannes Aumüller, Jonas Beckenkamp, Sebastian Gierke

2 / 11

Bundesliga: Elf des Spieltages:Oliver Baumann

FC Bayern Muenchen v SC Freiburg  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Stellvertretend für das Freiburger Leid sei an dieser Stelle an SC-Keeper Oliver Baumann erinnert. Der U21-Nationaltorwart kassierte in München bekanntlich sieben Treffer und verbrachte damit wahrlich einen Nachmittag zum Vergessen. Besonders schlimm muss dem 21-Jährigen vorgekommen sein, dass er an keinem der Gegentore auch nur irgendetwas hätte ausrichten können. Mal zischte der Ball rechts an ihm vorbei, mal links, mal kullerte ein mit der Hacke gestreicheltes Schüsschen (Ribéry!) über die Linie, mal wurde Gomez' Knie angeschossen - und schließlich stand auch noch Nils Petersen so frei vor ihm, wie sonst nur eine Leuchtboje im Wattenmeer. Und - ja, so komisch es klingt - es hätte noch viel böser werden können, wenn Baumann in der Schlussphase nicht noch dreimal glänzend gegen allzu verschwenderische Bayern pariert hätte.

3 / 11

Bundesliga: Elf des Spieltages:Karl-Heinz Rummenigge

Rummenigge, CEO of Bayern Munich, club's CFO Hopfner and President Hoeness celebrate goal during German Bundesliga soccer match against Freiburg in Munich

Quelle: REUTERS

Der Mann, den sie wegen seiner ernsten Miene einst "Killerkalle" nannten, ist nicht unbedingt ein landesweit bekannter Witzbold. Und doch war Karl-Heinz Rummenigge an diesem Wochenende in bester Scherzlaune. "Die Dortmunder Niederlage ist etwas überraschend. Aber bei Hertha standen ja auch drei Bayern-Spieler in der Startelf. Das ist auch ein bisschen eine Erklärung", witzelte Bayerns Vorstandsvorsitzender nach dem 2:1-Sieg der Berliner, an dem die ehemaligen Münchner Andreas Ottl, Thomas Kraft und Christian Lell mitgewirkt hatten. Und mit Blick aufs eigene Team und den vierfachen Torschützen Mario Gomez? Der kann laut Rummenigge "noch besser". Das meinte er dann tatsächlich wieder halbernst. 

4 / 11

Bundesliga: Elf des Spieltages:Mario Gomez

FC Bayern Muenchen v SC Freiburg  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Cristiano Ronaldo, Stürmer bei Real Madrid, Oberkörper-Model im Nebenjob, schoss in den vergangenen fünf Partien (saisonübergreifend) 14 Tore. Ziemlich beachtlich.

Mario Gomez, Stürmer bei Bayern München, Oberkörper-Model im Nebenjob, schoss in den vergangenen fünf Spielen lediglich acht Tore. Ziemlich ausbaufähig also, diese Bilanz.

Doch in der Bundesliga hat in den ersten fünf Spielen einer Saison schon seit 43 Jahren niemand mehr Treffer erzielt als Mario Gomez. Das gelang damals einem gewissen Peter Meyer, der in der Saison 1967/68 für Borussia Mönchengladbach zum gleichen Zeitpunkt sogar schon neunmal getroffen hatte.

Die Gomez-Quote können in der 48-jährigen Bundesliga-Historie nur zwei weitere Spieler vorweisen: Bayerns Gerd Müller in der Spielzeit 1968/69 und Kölns Dieter Müller in der Saison 1977/78. Übrigens: Gerd Müller hatte 1971/72 auf dem Weg zu seinem bis heute gültigen Saisonrekord von 40 Treffern nach fünf Spielen erst einen Treffer erzielt ...

5 / 11

Bundesliga: Elf des Spieltages:Peter Meyer

Peter Meyer Borussia Mönchengladbach

Quelle: Imago

Wo wir schon in den Tiefen der Bundesliga-Historie sind. Müller-Gerd und Müller-Dieter kennen natürlich alle, die sich heute für Fußball interessieren - aber diesen Gomez-Überbieter Peter Meyer kennen nicht einmal mehr alle, die sich in den späten Sechzigern für Fußball interessierten und bei erfolgreichen Gladbacher Angreifern eher an Laumen und Köppel denken. Denn dieser Peter Meyer hatte das Pech, nur in der ersten Hälfte der besagten Saison erfolgreich zu sein - und sich dann im Januar 1968 so schlimm am Schienbein zu verletzen, dass er seine Karriere bald beenden musste. Zwar bestritt er in dieser Zeit auch ein Länderspiel, doch auf das hätte er später wohl gerne verzichtet: Denn es war ausgerechnet jenes 0:0 gegen Albanien, wegen dem die deutsche Mannschaft die EM 1968 verpasste.

6 / 11

Bundesliga: Elf des Spieltages:Mario Mandzukic

VFL Wolfsburg - FC Schalke 04

Quelle: dapd

Vielleicht hätte Mario Mandzukic sich und seinen Wolfsburger Mannschaftskameraden einen Gefallen getan, wenn er seinen Kopf und seinen Fuß ein paar Zentimeter weiter links oder rechts gehalten und gegen Schalke nicht zwei Mal das Tor getroffen hätte? Denn nun drängt sich Felix Magath eine eindeutige Argumentationskette auf, die da lautet: Wenn ich einem Spieler eine Geldstrafe (Tschuldigung: ein Lehrgeld) verpasse, ist er so motiviert, dass er am nächsten Spieltag zwei Tore schießt. Ausprobieren müsste man an Magaths Stelle natürlich, ob sich mit einer Erhöhung der Summe (in Mandzukics Fall angeblich 10.000 Euro) auch eine Erhöhung der Motivation hinbekommen lässt.

7 / 11

Bundesliga: Elf des Spieltages:Ryan Babel

1. FSV Mainz 05 - TSG 1899 Hoffenheim

Quelle: dapd

Ja, Ryan Babel ist Stürmer. Tatsächlich. Dieser Fakt war ein wenig in Vergessenheit geraten. Denn der Niederländer hatte bis zur vergangenen Woche in 17 Bundesligaeinsätzen nur ein Tor erzielt. Doch schon am vergangenen Spieltag traf er und erklärte danach: "Last season I didn't had a Vorbereitung gemacht." Und: "This was a besserer Babel." Einen noch besseren Babel gab es dann an diesem Wochenende zu sehen: Der 24-Jährige war der überragende Spieler beim 4:0 der Hoffenheimer in Mainz - er schoss glatt zwei Tore. "Dabei war das noch gar nicht meine beste Leistung", erklärte Babel wieder in einem lustigen Mix aus Deutsch und Englisch. Niederländisch hat er in letzter Zeit dagegen weniger gesprochen, als er es gerne getan hätte. Glücklich wäre der 24-Jährige jedenfalls über einen Anruf von Nationaltrainer Bert van Marwijk. Auf die Kontaktaufnahme wartet Babel seit der WM im vergangenen Jahr vergebens. "Ich hoffe, dass der Coach das Spiel sehen wird."

P.S.: Auf Witze über Sprachverwirrung, Namenszusammenhänge und diesen ominösen Turmbau verzichten wir an dieser Stelle mit voller Absicht.

8 / 11

FSV Mainz 05 v 1899 Hoffenheim  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Eines der schönsten Fußballer-Bonmots kommt leider nicht ohne eine gewisse unflätige Ausdrucksweise aus. Trotzdem sei aus aktuellem Anlass an Andreas Brehmes legendären Anti-Aphorismus "Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß" erinnert. Ähnliches, oder zumindest sinngemäß Verwandtes, mag sich nämlich auch der Mainzer Verteidiger Nikolce Noveski gedacht haben, nachdem ihm gegen Hoffenheim ein Eigentor unterlaufen war. Wieder einmal Noveski also, jener bemitleidenswerteste aller Unglücksraben, der bereits einmal als doppelter Eigentorschütze in Erscheinung getreten ist. Das Hoffenheimer 4:0, welches der Mazedonier seinem eigenen Keeper ins Netz schoss, war Noveskis insgesamt fünfter Fauxpas dieser Art. Besser ist in der Pech-Statistik nur der frühere HSV-Flankenkönig Manfred Kaltz mit sechs Selbsttoren. Das Gute daran: Auch diesen Ruhm muss man sich erst einmal erarbeiten. 

9 / 11

Bundesliga: Elf des Spieltages:Geromel

1. FC Köln - 1. FC Nürnberg

Quelle: dpa

Kölns Abwehrchef Geromel spielte in den vergangenen Wochen eine entscheidende Rolle, weil er es ja war, der die Kapitänsbinde von Stadtheld Podolski erhielt. Auch gegen Nürnberg spielte der Portugiese eine entscheidende Rolle - allerdings eine unrühmliche, wegen der FC-Trainer Solbakken vielleicht über einen Bindenentzug nachdenken sollte. Erst fällte Geromel Nürnbergs Markus Feulner im Strafraum und verursachte damit den ersten Elfmeter; dann stellte er FCN-Stürmer Tomas Pekhart ein Bein, was nur wenige Minuten darauf einen erneuten Strafstoß zur Folge hatte. Geromel konnte es nicht glauben und fasste sich frustriert an den Kopf - da wusste er noch nicht, dass er noch vor dem Halbzeitpfiff eine weitere haarige Szene bestreiten musste: Wieder sah er sich Pekhart gegenüber, der bei einem harmlosen Zweikampf sein Bein zu hoch in Richtung Gesicht des Kölners hob und von Schiedsrichter Michael Weiner Gelb-Rot bekam. Drei entscheidende Foul-Momente binnen zwölf Minuten - keine schlechte Ausbeute. 

10 / 11

Bundesliga: Elf des Spieltages:Raffael

Raffael, Mats Hummels

Quelle: AP

Manchmal ist der gerade Weg nach vorne eben doch der erfolgversprechendste - zu dieser Erkenntnis müssten nach Raffaels Sololauf beim 1:0-Treffer der Hertha in Dortmund selbst Ballbesitz-Enthusiasten wie Louis van Gaal kommen. Warum auch zaudern und verzagen, wenn es doch so einfach ist: Der Berliner Brasilianer schnappte sich an der Mittellinie den Ball und lief einfach mal los. Und er lief und lief und lief, wie einstmals Forrest Gump. Eine Dortmunder Grätsche ins Leere - und ein paar Sprintschritte später sauste Raffael bereits in den Strafraum der Borussia und versuchte einen frechen Tunnel gegen BVB-Keeper Roman Weidenfeller. Der misslang zwar, doch im Nachschuss krönte der Berliner seinen famosen Geradeauslauf.

11 / 11

Bundesliga: Elf des Spieltages:Zdravko Kuzmanovic

VfB Stuttgart - Hannover 96

Quelle: dpa

Apropos geradeaus: Auch Stuttgarts Mittelfeldmann Zdravko Kuzmanovic glänzte an diesem Spieltag mit Zielstrebigkeit. Wie der Serbe den Ball zum 2:0 ins Tor von Hannover 96 hämmerte, konnte sich sehen lassen. Er schoss den Ball mit einer solchen Wucht, dass ein Düsenjet dagegen wohl wie ein havarierter Segelflieger ausgesehen hätte.

© sueddeutsche.de/moe
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: