Bundesliga: Eintracht Frankfurt:Christoph Daum kehrt in die Bundesliga zurück

Nächste Turbulenz am Trainermarkt: Eintracht Frankfurt trennt sich von Michael Skibbe und der frühere Meistertrainer Christoph Daum übernimmt die Mannschaft. Schon am Mittwoch leitet der 57-Jährige das Training.

Die Bundesliga will nicht zur Ruhe kommen. Und wenn das Publikum denkt, nun hat sie die unvorstellbarste Volte der Saison gerade erlebt, kommt mit Sicherheit am nächsten Morgen die nächste. Das Zentrum der neuesten Turbulenz befindet sich in Frankfurt: Die Eintracht hat am Dienstagvormittag Trainer Michael Skibbe entlassen und gleichzeitig seinen Nachfolger präsentiert: Christoph Daum.

Christoph Daum

Christoph Daum.

(Foto: AP)

"Wir haben uns zu diesem Schritt durchgerungen, weil es in der Rückrunde deutliche Leistungseinbuße gab. Es ist eine Entscheidung aus Verantwortung gegenüber dem Verein", begründete Eintracht-Vorstandsboss Heribert Bruchhagen den Trainerwechsel.

Bruchhagen hatte Skibbe am Dienstag vor dem Training persönlich informiert. "Es ist nie schön einen Trainer zu entlassen, den man selber geholt hat. Das ist auch ein Eingeständnis, das man hilflos ist gegen den Abwärtstrend. Ich trage mindestens genauso viel Verantwortung", sagte Bruchhagen.

Dabei hatte Skibbe erst am vergangenen Samstag die Negativentwicklung mit dem ersten Sieg im Jahr 2011 stoppen können. Das 2:1 gegen den FC St. Pauli schien dem 45-Jährigen seinen Arbeitsplatz vorerst zu retten. Nach Platz sieben an Weihnachten war Frankfurt völlig verkorkst aus der Winterpause zurückgekommen, hatte mehr als acht Partien lang kein Tor mehr geschossen und steckt nun mitten im Abstiegskampf. Dennoch war sich Skibbe stets sicher, dass er weiterarbeiten darf, wurde doch auch sein Vertrag erst kürzlich bis 2012 verlängert.

Gerüchte, wonach Skibbe eine Abfindung von zwei Millionen Euro erhalte, dementierte der 62-Jährige. Skibbe äußerte sich "natürlich enttäuscht". Er sei sicher, dass er den Klassenerhalt geschafft hätte. Der 45-Jährige äußerte aber auch Verständnis für die Entlassung. "Die Bilanz und Entwicklung der Rückrunde war sehr unglücklich. Wir haben es nicht geschafft, besseren und vor allem erfolgreichen Fußball zu spielen", erklärte Skibbe.

In der Woche vor dem Erfolg gegen St. Pauli hatte Vorstandsvorsitzender Heribert Bruchhagen erstmals öffentlich Trainer Skibbe unterstützt, doch schon kurz nach dem Spiel am Samstag kehrte er zur Kritik zurück: "Ich freue mich für uns alle, aber wir haben auch Glück gehabt. Vieles in unserem Spiel war auf Zufall angelegt", sagte er.

Die Entscheidung gegen Skibbe sei laut Bruchhagen am Sonntag gefallen. Danach habe er dann "ein sehr langes Gespräch" mit Daum geführt. Der hatte sich erst vor wenigen Wochen in einem Interview mit der Zeitung Die Welt für einen Bundesliga-Job beworben. "Ich hatte in den vergangenen Monaten einige Angebote aus dem Ausland. Doch ich habe sie in erster Linie abgesagt, weil ich zurück in die Bundesliga möchte. Auf ihr liegt mein Fokus." Schon am Mittwoch wird der 57-Jährige nun das erste Training in Frankfurt leiten.

Daum: "Ich bin kein Feuerwehrmann"

Daum war Ende der achtziger Jahre zu einem der erfolgreichsten Trainer der Bundesliga aufgestiegen, führte zunächst den 1. FC Köln zu zwei zweiten Plätzen und feierte 1992 seinen bislang einzigen deutschen Meistertitel mit dem VfB Stuttgart. Mit Bayer Leverkusen wurde er weitere dreimal Zweiter, die Meisterschaft holte er dann mit Austria Wien in Österreich und sowohl mit Beşiktaş als auch mit Fenerbahçe Istanbul in der Türkei.

Daums Karriere hatte aber auch seine unrühmlichen Aspekte. Als er mit Stuttgart nach dem Titel in der Champions League spielte, wechselte er gegen Leeds United einen damals nicht erlaubten vierten Ausländer ein und sorgte damit für das frühe Ausscheiden des Klubs. Als er Ende 2000 als Bundestrainer im Gespräch war, verwickelte er sich in eine bizarre Kokain-Affäre, an deren Ende eine selbst veranlasste Haarprobe seine Schuld bewies.

Lange Jahre war Daum danach in Deutschland nicht mehr als Trainer zu vermitteln, erst 2006 holte ihn der 1. FC Köln zurück. Seinen alten Verein führte Daum dann in die Bundesliga zurück, nutzte aber im Moment des Aufstiegs eine Sonderausstiegsklausel in seinem Vertrag, um ein höher dotierten Angebot von Fenerbahçe Istanbul anzunehmen.

"Ich will eine Aufbruchstimmung in Frankfurt erzeugen. Mein Wunsch ist es, dass der 1. FC Köln und die Eintracht drin bleiben", sagte Daum dem Kölner Express. "Frankfurt zu übernehmen ist für mich kein Rückschritt. Die Eintracht ist ein Traditionsverein mit Riesen-Potenzial. Ich bin kein Feuerwehrmann, ich bin ein Konzept-Trainer. An die Zweite Liga denke ich daher nicht", fügte er hinzu.

Der 57-Jährige soll nach Eintracht-Angaben vorerst bis zum Saisonende das Training leiten. "Beide Seiten haben das Ziel auch über den genannten Zeitraum zusammen zu arbeiten", erklärte die Eintracht auf ihrer Internetseite.

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