4. Spieltag der Bundesliga:Drei Treffer für Gomez, sieben Tore in Hamburg

Bayerns Nationalstürmer trifft in Kaiserslautern wie er will, der 1. FC Köln gewinnt ein verrücktes Spiel beim Hamburger SV - und sorgt dort für eine Trainerdiskussion. Werder Bremen dreht die Partie in Hoffenheim, Nürnberg schlägt den FC Augsburg im kleinen Bayernderby. Und Freiburg? Kann auch ohne ein Tor von Papiss Demba Cissé siegen.

vom Samstag

Mario Gomez versuchte ja alles, um nicht der alleinige Held des Tages zu werden beim tiefenentspannten 3:0 der Bayern in Kaiserslautern - doch letztlich standen auf seinem Konto drei Tore. Angeschlagen war er in die Partie gegangen und dann das: Ein Elfmeter zur Führung, dann ein weiterer Strafstoß, bei dem er schon auf das Verwandeln im ersten Versuch verzichtete und schließlich noch ein dritter Treffer, den ihm Thomas Müller so punktgenau auf den Fuß servierte, dass Gomez einfach nicht mehr anders konnte, als zum dritten Mal zuzuschlagen.

1. FC Kaiserslautern - FC Bayern Muenchen

Drei Treffer auf dem Betzenberg: Mario Gomez.

(Foto: dapd)

Beinahe unangehem schien dem 26-Jährigen dieser erfolgreiche Tag, weshalb er nach seinem dritten Tor mit dem Finger auf den Vorbereiter deutete, um zu sagen: Seht her, ich habe dieses Spiel nicht alleine gewonnen. Und doch lag es vor allem an seiner Klasseleistung, dass die Bayern vorübergehend weit nach oben in der Tabelle kletterten.

"In Kaiserslautern ist es nicht einfach, 3:0 zu gewinnen", sagte Bayern-Trainer Jupp Heynckes nach dem Spiel: "Wir waren heute sehr homogen, haben sehr gut und ballsicher agiert, hatten eine wunderbare Raumaufteilung. Es war unser bestes Saisonspiel. Dennoch müssen wir in der Chancenverwertung noch effektiver werden. Ich habe immer gesagt, wir werden uns von Spiel zu Spiel steigern, und ich denke, wir können noch besser werden, weil die Mannschaft noch geschlossener auftreten wird."

Die Lauterer, im Vorjahr noch stolzer 2:0-Bezwinger der Bayern auf dem Betzenberg, wurden in einer ziemlich einseitigen Partie zum Spielball der Münchner und warten weiter auf den ersten Saisonsieg. Zu allem Überfluss sah Stürmer Ivo Ilicevic in der Schlussminute wegen eines groben Fouls an Anatoli Timoschtschuk die Rote Karte.

Beflügelt vom 5:0-Sommerfest gegen den HSV in der Vorwoche legten die Münchner vom Anpfiff weg ein bachtliches Tempo vor - den Pfälzern ging vor allem in der Anfangsphase vieles zu schnell auf dem Platz, den Ball sahen sie zumeist nur an sich vorbeirauschen. Bereits nach zehn Minuten hätte die Partie entschieden sein können, doch FCK-Torwart Kevin Trapp bewies, dass er ein vielversprechendes Talent ist und hielt sein Team mit mehreren vorzüglichen Abwehraktionen im Spiel.

Schon in der zweiten Minute rettete der 21-Jährige zweimal bravourös gegen Gomez. Nur 120 Sekunden später entschärfte Trapp mit einer Fußabwehr einen Kopfball von Daniel van Buyten. Auch Bastian Schweinsteiger (9.) fand mit einem Fernschuss seinen Meister in Trapp. Der hatte dann Glück, als Bayern-Kapitän Philipp Lahm frei vor ihm auftauchte, den Ball aus acht Metern jedoch am langen Pfosten vorbeischlenzte. War Bayerns Kapitän mit seinen Gedanken woanders? Etwa beim Bücher schreiben? Oder beim Diskurs über sogenannte Führungsspieler?

Auch in der Folge kontrollierten die Münchner das Geschehen ohne große Verausgabung, weitere Chancen konnte sich Jupp Heynckes' Mannschaft aber nicht erspielen. Der FCK mühte sich so weit er konnte, doch mehr als ein paar Grätschen und viel Gerenne hatten die Lauterer lange Zeit nicht zu bieten. Nationaltorhüter Manuel Neuer wurde nicht einmal ernsthaft geprüft und verlebte einen Nachmittag, an dem er in seinem Kasten auch in Phlipp Lahms Autiobiographie nach Rechtschreibfehlern hätte suchen können.

Die Bayern-Führung vor der Pause war nur eine Frage der Zeit, sie fiel jedoch eher auf zufällige Weise. Rodnei spielte den Ball bei einer ungestümen Aktion im eigenen Strafraum mit der Hand, den fälligen Elfmeter verwandelte Gomez sicher, indem er FCK-Schlussmann Trapp verlud - noch. Der Torjäger hätte kurz nach Wiederbeginn auf 2:0 erhöhen können, scheiterte aber aus Nahdistanz diesmal am Lauterer Keeper.

Wenig später standen sich die Dauer-Duellanten dieses Tages erneut vom Punkt gegenüber, nachdem Thomas Müller im Strafraum von Rodnei zu Fall gebracht worden war. Zwar konnte Trapp den Elfmeter von Gomez diesmal parieren, gegen den Nachschuss des Nationalstürmers war er jedoch machtlos. Dass Kaiserslauterns Abwehrspieler nicht rechtzeitig in den Strafraum liefen, um Gomez bei seinem zweiten Versuch zu hintern, wirkte dabei schon beinahe unmotiviert.

Obwohl die Partie damit entschieden war, spielten die Gäste weiter konsequent nach vorn und wurden für ihr Engagement mit Gomez' drittem Tor belohnt, zu dem Müller die hervorragende Vorarbeit leistete. Der FCK hatte der Münchner Angriffswucht und Spielfreude nichts entgegenzusetzen und war mit dem 0:3 am Ende gut bedient.

"Wir waren chancenlos, das müssen wir anerkennen", sagte Kaiserslauterns Trainer Marko Kurz nach dem Spiel: "Das lag am Gegner, denn Bayern hat ein gutes Format gezeigt. Durch den Elfmeter sind wir in Rückstand geraten, und das schnelle 0:2 nach der Pause war die Entscheidung. Für uns heißt es jetzt: Mund abwischen und weiter." Wie schön, diese beliebte Phrase des Frustes mal wieder zu hören.

Spektakuläres Spiel in Hamburg

Der Hamburger SV ist nach einer spektakulären Heimpleite gegen den 1. FC Köln auf den letzten Tabellenplatz der Fußball-Bundesliga abgestürzt. Die Norddeutschen unterlagen dem zweiten Fehlstarter der Saison am Samstag daheim mit 3:4 (1:1) und gaben dabei in der dramatischen Schlussphase den ersehnten Sieg noch aus der Hand - dabei hätte alles auch ganz anders kommen können.

Hamburg SV - 1. FC Köln

Jubelnde Kölner, bedröppelte Hamburger: Der 1. FC Köln gewinnt eine verrückte Partie mit 3:4 beim Hamburger SV

(Foto: dpa)

Die Gastgeber waren per Foulelfmeter durch Mladen Petric (11. Minute) in Führung gegangen und hatten nach den Toren von Neuzugang Slobodan Rajkovic (59.) und Son Heung-Min (62.) schon auf den ersten Punkte-Dreier hoffen dürfen.

Doch die Domstädter, für die zunächst Adil Chihi (21.) und Milivoje Novakovic (49.) getroffen hatten, drehten dank Christian Clemens (84.) und Kevin McKenna (88.) am Ende noch die Partie.Erstmals seit viereinhalb Jahren steht der HSV damit am Tabellenende.

Trainer Michael Oenning ging in die fünfte Partie mit einer zum fünften Mal veränderten Aufstellung - ganz neu formierte er die Innenverteidigung mit Heiko Westermann und Rajkovic. Der 22-jährige Serbe war erst am Mittwoch verpflichtet worden und stand schon nach drei Trainingseinheiten in der Startelf.

Der beim 0:5 bei Bayern München wegen einer Grippe fehlende Petric zeigte sich als einzige Spitze von Beginn an engagiert und forderte die Bälle. Den umstrittenen Strafstoß, den Schiedsrichter Florian Meyer nach einem Foul von Pedro Geromel an Dennis Aogo pfiff, verwandelte der Kroate sicher. Damit erhöhte Petric seine Bilanz gegen Köln auf neun Treffer in den letzten sechs Partien.

Nach dem Kontertor des marokkanischen Nationalspielers Chihi, der auf dem rechten Flügel reichlich gute Szenen hatte, wirkte der HSV mehr und mehr verunsichert. Vereinzelt gab es Pfiffe unter den 51.289 Besuchern. Gäste-Coach Stale Solbakken hatte damit überrascht, dass er Nationalspieler Lukas Podolski trotz überstandener Grippe zunächst auf der Bank gelassen hatte.

Als er den abgesetzten Kapitän nach der Halbzeit für den Ex-HSVer Miso Brecko einwechselte, sprühte der Kölner vor Angriffslust und startete sofort einen Alleingang über die linke Hamburger Seite. Ohne Gegenwehr konnte er zielgenau auf Novakovic passen, der mühelos einschob. Torhüter Jaroslav Drobny machte keine gute Figur, als er auf der Linie kleben blieb.

Schon fast abgeschrieben, bäumte sich der HSV gegen die drohende Niederlage auf und traf durch den stämmigen Rajkovic, der den Abraller von Son erwischte. Der Koreaner brachte die so schlecht gestarteten Norddeutschen dann mit seinem Treffer sogar wieder in Front. Per Skjelbred wollte nachlegen, traf aber wie Heiko Westermann nach neun Minuten nur die Latte.

Der eingewechselte Kölner Clemens glich dann gegen die schlecht sortierte HSV-Abwehr zum 3:3 nach einer Ecke aus. Drei Minuten vor Schluss bewies Solbakken wieder ein glückliches Händchen: in McKenna brachte er den Torschützen zum 4:3, bei dem Drobny wieder vor seinem Tor umherirrte und die Defensive versagte.

Werder Bremen gewinnt in Hoffenheim

1. FC Nuernberg v FC Augsburg  - Bundesliga

Siegtreffer nach Einwechslung: Alexander Esswein nach dem 1:0 für den 1. FC Nürnberg.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Werder Bremen meldet sich in der Spitzengruppe der Fußball-Bundesliga zurück. Die Norddeutschen gewannen am Samstag bei 1899 Hoffenheim glücklich, aber nicht unverdient mit 2:1 (1:1) und träumen nach dem dritten Sieg im vierten Spiel wieder von besseren Tagen. Vor 28.750 Zuschauern erzielte der eingewechselte Markus Rosenberg in der 83. Minute den entscheidenden Treffer. Roberto Firmino hatte Hoffenheim nach 37 Minuten in Führung geschossen, Marko Arnautovic für Bremen den schnellen Ausgleich erzielt (38.).

Die Hoffenheimer starteten überfallartig: Fast zehn Minuten dauerte es, ehe die Bremer erstmals die Mittellinie überschritten. Bis dahin hätte die TSG, die weiter auf sieben Stammkräfte verzichten muss, schon deutlich führen können. Noch keine Minute war gespielt, als Firmino frei das Tor knapp verfehlte. Der aufgerückte Edson Braafheid prüfte danach Nationaltorwart Tim Wiese (3.).

1899 blieb lange das bessere, agilere Team, das lange auf die verdiente Führung hinarbeitete. Sejad Salihovic spielte mustergültig Firmino frei, und der überwand Wiese mit einem Flachschuss. Doch die Freude währte nicht lange. Im Gegenzug nutzte Arnautovic ein Missverständnis zwischen Isaac Vorsah und Torhüter Tom Starke zum Ausgleich.

Auf verstärkte Offensive setzte Werder Bremen nach der Pause, doch die erste Chance besaßen die Hoffenheimer durch Chinedu Obasi (52.). Auf der Gegenseite wurde Philipp Bargfrede in letzter Sekunde abgeblockt (58.). Hoffenheim erkämpfte sich nach einer Stunde wieder die Überlegenheit im Mittelfeld. Doch der entscheidende Pass in den Strafraum wollte nicht gelingen. So scheiterte Salihovic mit einem Fernschuss, der knapp das Werder-Tor verfehlte (72.). Auch der bemühte Ryan Babel machte es nicht besser (79.).

Die kalte Dusche für die Kraichgauer kam in Gestalt des eingewechselten Rosenberg, der eine Hereingabe von Claudio Pizarro verwertete. Hoffenheim drängte noch auf den Ausgleich - aber vergeblich.

Mit seinem ersten Bundesligator hat Alexander Esswein dem 1. FC Nürnberg im Derby gegen den FC Augsburg den ersten Heimsieg der Saison beschert. Der 21-Jährige erzielte am Samstag nach seiner Einwechslung vor 43.071 Zuschauern in der 76. Spielminute nach einer sehenswerten Einzelaktion das 1:0 (0:0).

Es war zugleich der Höhepunkt in einem insgesamt schwachen ersten Bundesliga-Derby der beiden bayerischen Clubs. Mit sechs Punkten arbeitete sich Nürnberg ins Mittelfeld der Tabelle vor, während Aufsteiger Augsburg auch nach vier Partien weiter auf den ersten Sieg in der Fußball-Bundesliga warten muss.

Auch die Ein- und Verkäufe der vergangenen Tage haben den Absturz des VfL Wolfsburg vor 20.000 Zuschauern nicht stoppen können: Das verdiente 0:3 (0:2) beim Angstgegner SC Freiburg war bereits die dritte Niederlage in Serie. Die Tore von Oliver Barth (30. Minute), Erik Jendrisek (40.) und Cedrick Makiadi (59.) legten am Samstag nicht nur die erschreckende Leblosigkeit der aktuellen Wolfsburger Mannschaft bloß.

Sie verlängerten auch jene schwarze Serie, die den VfL in seiner Bundesliga-Geschichte noch nie hat im Badenova-Stadion gewinnen lassen. Für die Freiburger war es dagegen der langersehnte erste Pflichtspiel-Sieg unter ihrem neuen Trainer Marcus Sorg.

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