Bundesliga:Dortmund zaubert einfach weiter

Lesezeit: 3 Min.

Mit viel Gefühl und noch mehr Selbstbewusstsein: Paco Alcacer trifft gegen Stuttgart per Heber. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Der BVB gewinnt gegen den VfB Stuttgart mit 4:0. Paco Alcácer erzielt ein Tor per Lupfer.
  • Dortmund plant, die Kaufoption für den vom FC Barcelona ausgeliehenen Mittelstürmer zu ziehen.
  • Das bestätigten beide Vereine am Samstag. Manager Zorc sagte, es spreche wenig dagegen.

Von Sebastian Fischer, Stuttgart

Manchmal klingt Jubel in einem Fußballstadion wie ein einziges großes Staunen. Man will ja nicht einfach nur schreien, wenn man etwas beobachtet, das nach Kunst aussieht. Nach 25 Minuten im Spiel von Borussia Dortmund beim VfB Stuttgart lief der Stürmer Paco Alcácer aufs Stuttgarter Tor zu, ihn trennten davon nur noch der Verteidiger Timo Baumgartl und der Torwart Ron-Robert Zieler. Was nun passieren würde, war eigentlich klar. Alcácer hatte zu diesem Zeitpunkt der jungen Saison in drei Spielen für den BVB bereits sechs Tore erzielt, er hatte mit jedem Schuss aufs Tor getroffen. Es ging nun vielmehr darum, wie er traf. Er sah, dass Zieler weit vor seinem Tor stand. Dann lupfte er.

Das Tor zum 3:0 beim Dortmunder 4:0-Sieg war eines, das für die Wucht dieses Nachmittags stand. Was passieren würde, wenn der Tabellenführer Dortmund auf den Tabellenletzten Stuttgart trifft, das war ja fast zu erwarten. Es ging darum, wie Dortmund gewinnen würde. Und der BVB zauberte, kurz und vollkommen ausreichend, scheinbar mit der Mühelosigkeit eines Fingerschnipsens.

FC Bayern
:"Da sag ich nix zu"

Nach dem 3:1 in Wolfsburg beschließen die Bayern-Spieler, zum Rundumschlag ihrer Bosse lieber zu schweigen. Nur einer hält sich nicht daran.

Von Carsten Scheele

Es galt am Samstag für Trainer Lucien Favre die Geschichte eines erstaunlichen Saisonstarts fortzuschreiben, Dortmund ist die einzige Mannschaft der Liga ohne Niederlage. Ihm stellten sich durchaus ein paar Probleme, Innenverteidiger Manuel Akanji ist an der Hüfte verletzt, und dessen Stellvertreter Ömer Toprak ist noch nicht fit. Er musste seine Viererkette umbauen, Lukasz Piszczek spielte auf der rechten Seite, Abdou Diallo und Dan-Axel Zagadou spielten innen. Und auf der Gegenseite wartete zwar die bis zu diesem Spieltag schwächste Bundesligamannschaft, doch Stuttgart hatte immerhin vor der Länderspielpause den Trainer gewechselt. Und der Neue, Markus Weinzierl, hatte eine offensivere Spielausrichtung angekündigt. Wer nun allerdings dachte, der BVB würde womöglich Probleme bekommen, sah sich schnell getäuscht. Die Zauberer spielen ja vorne.

Sancho und Reus machen beim BVB derzeit den Unterschied

Da ist zum Beispiel der Stürmer Jacob Bruun Larsen, 20, der bis zum vergangenen Sommer an Stuttgart ausgeliehen war. VfB-Sportdirektor Michael Reschke verriet in der Woche vor dem Spiel, dass er Dortmund zwölf Millionen Euro gezahlt hätte, um den Dänen zu behalten, wäre der BVB gesprächsbereit gewesen. Dortmund war aber nicht gesprächsbereit. Bruun Larsen führte den Ball in einem Dortmunder Konter mit viel Platz auf der linken Seite, es lief erst die dritte Minute. Er lief auf den Strafraum zu und wartete, bis Stuttgarts rechter Innenverteidiger Baumgartl den Fehler beging, ihn anzugreifen. Bruun Larsen spielte Marco Reus frei, der Ball gelangte zu Jadon Sancho, und der traf mit einem abgefälschten Schuss zur Führung. Suttgart konnte dem wenig entgegensetzen. In der 23. Minute spielte Reus einen Doppelpass mit Piszczek und traf erneut, das zweite Tor mit der zweiten Chance.

Reschke berichtete später von einem Gespräch mit Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc am Rande des Spiels. Zorc habe sinngemäß gesagt: Wenn wir einmal am Laufen sind, dann sind wir nicht zu stoppen. "Die erste Halbzeit war furios", sagte Zorc den Journalisten. Alleine Sancho und Reus kommen in dieser Saison auf 19 Torbeteiligungen bei insgesamt 27 Dortmunder Toren. Und dann ist da natürlich noch der 1,75 Meter große Mittelstürmer Alcácer, dem gerade alles zu gelingen scheint. In der Länderspielpause traf er in seinen ersten Einsätzen für Spanien seit 2016 auf Anhieb dreimal, dort fragen sie sich inzwischen, warum der FC Barcelona ihn eigentlich abgegeben hat. Auf Barcas Jahreshauptversammlung machte am Samstag bereits das Gerücht die Runde, der BVB habe die angeblich 23 Millionen Euro teure Kaufoption für Alcácer gezogen. "Wir haben die Klausel noch nicht gezogen", sagte Zorc, noch habe es diesbezüglich keine Gespräche mit den Spaniern gegeben. "Im Moment spricht wenig dagegen, um ehrlich zu sein", sagte er beim Fernsehsender Sky. Vielmehr scheint derzeit einiges dafür zu sprechen, Alcácer so lange wie möglich in Dortmund zu behalten.

Schon vor dem Anpfiff trug Alcácer ein Lächeln auf den Lippen, zum ersten Mal seit seinem Wechsel stand er in der Startelf. Beim 2:0 war der Spanier als Vorbereiter beteiligt, ohne am Ende in der Statistik aufzutauchen: Den Rückpass von Piszczek ließ er zu Reus durch seine Beine rollen. Und dann erzielte er das 3:0 zwei Minuten später selbst, mit seinem siebten Treffer im vierten Spiel. Lupfen, das muss man wissen, funktioniert nur gut gelaunt. Es war ein Traumtor, auch wenn er von einem rätselhaften Fehlpass des Stuttgarters Benjamin Pavard profitierte. Zur Halbzeit wechselte Favre Alcácer aus, eine Vorsichtsmaßnahme wegen leichter Probleme am Oberschenkel, am Mittwoch spielt Dortmund ja gegen Atlético Madrid in der Champions League.

Sie haben dann schon auch noch ein bisschen über die zweite Halbzeit gesprochen, in der nur noch ein Tor durch Maximilian Philipp gelang und in der den Stuttgartern mehr glückte, sie spielten nun mit einer Dreierkette und vergaben einige Chancen, Dortmund war nicht mehr dominant. "Man merkt schon, dass wir noch einiges zu tun haben", sagte Reus. Doch zu viel Selbstkritik wollte er auch nicht äußern. Er lächelte sehr breit, als er das Stadion verließ.

© SZ vom 21.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Bundesliga
:Die Leichtigkeit des Bremer Fußball-Lebens

Werder gewinnt dank zweier Tore von Maximilian Eggestein auf Schalke. Die Gelsenkirchener haben derzeit mit einer Spitzenmannschaft nicht viel gemein.

Von Philipp Selldorf

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: