Bundesliga:Dortmund verliert Punkte und Spieler

Bayer Leverkusen - Borussia Dortmund

Hat sich schwer am Knie verletzt: Dortmunds Maximilian Philipp.

(Foto: dpa)

Von Ulrich Hartmann, Leverkusen

Zwei personelle Verluste bei nur einem gewonnenen Punkt haben den seit Wochen um bessere Laune kämpfenden Peter Bosz am Samstag nicht erfreut. Wenn der Trainer von Borussia Dortmund am kommenden Mittwoch im Champions-League-Spiel bei Real Madrid und am Samstag darauf gegen Werder Bremen weiter um seinen Job kämpft, wird er ziemlich sicher auf seinen Angreifer Maximilian Philipp und wahrscheinlich auch auf seinen Mittelfeldspieler Gonzalo Castro verzichten müssen. Beide haben sich im Gastspiel bei Bayer Leverkusen verletzt.

Ein aus dem Foul an Castro in der 41. Minute resultierender Leverkusener Platzverweis gegen Wendell sowie eine 49-minütige Überzahl haben die in nunmehr sieben Bundesliga-Spielen sieglosen Dortmunder beim 1:1 (0:1) nicht zu einem Sieg nutzen können.

Nur ein Placebo für den BVB

"Schlimm" fand Bosz "unsere beiden seriösen Verletzungen" und will im Training am Sonntag zunächst mal herausfinden, wer in Madrid überhaupt Tore schießen könnte. Für Bosz ist klar: "Wir brauchen einen Sieg für die Wende."

Am Samstag traf eine resignierte Reisegruppe aus Dortmund ein in einem Bus, wie sie etwa im Städtchen Lourdes, dem französischen Pilgerort der Hoffnungslosen, zu Hunderten vorfahren. Um 14.20 Uhr entstiegen die Dortmunder ihrem Bus, um im Stadion die Linderung ihrer Schmerzen zu erfahren. Es bedurfte dazu keines Heilwassers und keiner Marienerscheinung. Es hätte bloß eines Sieges gegen eine Fußballmannschaft namens Bayer bedurft.

Doch es gab am Ende gewissermaßen nur eine Schmerztablette, die sich womöglich noch als täuschendes Placebo entpuppt. Mangels nachhaltig wirksamer Medikation könnte beim BVB nach wie vor eine Operation notwendig werden, im Rahmen derer man dem Kader den Trainer entnimmt. Dass Bosz dieses Schicksal noch vor dem Mittwoch in Madrid oder dem Samstag gegen Bremen widerfährt, steht aber nicht zu erwarten. Der BVB-Manager Michael Zorc sagte nach dem Unentschieden am Samstag: "Wir haben keinen anderen Trainer kontaktiert, weil wir mit Peter Bosz den Turnaround schaffen wollen."

Von Heilung war aber auch diesmal wenig zu spüren. Im Gegenteil: Der als Ersatz für den gesperrten Pierre-Emerick Aubameyang aufgebotene BVB-Mittelstürmer Philipp verdrehte sich nach drei Minuten in einem harmlos aussehenden Zweikampf mit dem Leverkusener Jonathan Tah das Knie. Der Dortmunder musste vom Platz getragen werden. Nach der Abschwellung am Sonntag oder am Montag droht eine dramatische Diagnose.

Wendell sieht Rot nach Videobeweis

Den Schock von Philipps Verletzung mussten die gebeutelten Dortmunder zusätzlich verdauen. Man spürte das daran, dass sie in der ersten Halbzeit keine echte Torchance herausspielten. Relevantester Dortmunder war der Torwart Bürki, der einen Fernschuss von Julian Brandt erhechtete, einem Konter von Kevin Volland zuvorkam und einen Kopfball von Kai Havertz mit hypnotischem Blick an die Torlatte lenkte.

Nach einer halben Stunde fiel trotzdem das 1:0 für Leverkusen. Ein Kopfball von Neven Subotic an der Mittellinie geriet zum Bumerang, so dass Havertz seinen Kollegen Volland Richtung Tor schicken konnte. Dieser brauchte den heraus eilenden Bürki bloß noch zu umrunden, um ins leere Tor einzuschieben. Die Führung hätte zur Pause höher ausfallen können. Stattdessen ereignete sich auf der anderen Seite des Spielfelds eine unschöne Aktion, die die Partie drehte. Leverkusens Wendell trat Castro aus vollem Lauf und mit gestrecktem Bein aufs Sprunggelenk und wurde des Feldes verwiesen. Schiedsrichter Robert Hartmann zunächst Gelb gezückt, sich dann aber die TV-Bilder angesehen und zu einer härteren Strafe durchgerungen. Der verletzte Castro (Verdacht auf Bänderriss) musste durch Shinji Kagawa ersetzt werden.

Jarmolenko stürzt zu theatralisch

Mit einem Mann mehr und einem Treffer weniger taten die Dortmunder immerhin nach der Pause, was zu tun war. Sie frequentierten vermehrt den Strafraum und erbaten in der 52. Minute einen Elfmeter, als Leverkusens Panagiotis Retsos Hand an Jarmolenko legte. Doch der Ukrainer stürzte zu theatralisch und hielt sich unnötigerweise auch noch die Hände vors Gesicht. Einen Strafstoß gab es dafür zu Recht nicht.

Die Leverkusener verteidigten äußerst passiv in einer 5-3-1-Formation und gestatteten dem BVB viele Räume. In der 74. Minute rächte sich dies, als Schürrle von links ins Zentrum passte und dort Jarmolenko zum Ausgleich einschießen sah. Das Unentschieden ging in Ordnung. Den auch noch möglich erscheinenden Sieg versäumten die Dortmunder. So warten sie weiter auf ihren Befreiungsschlag. In Madrid geht es am Mittwoch nur noch um den dritten Platz in der Champions-League-Gruppe, gegen Bremen am Samstag hingegen sehr konkret um den Job von Peter Bosz.

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