Bundesliga:Dortmund demütigt hüftsteife Wolfsburger

Bundesliga: Pierre-Emerick Aubameyang: Erfolgreicher Saisonstart

Pierre-Emerick Aubameyang: Erfolgreicher Saisonstart

(Foto: AFP)

Von Javier Cáceres, Wolfsburg

Die Flure der Vorstandsetage des Volkswagen-Konzerns sind lang. Aber nicht sonderlich breit. Und so ist es fraglich, ob Thomas Steg, der frühere Sprecher der Bundesregierung, an diesem Mittwoch durchpassen und sein Büro erreichen wird. Steg, glühender Anhänger Borussia Dortmunds, ist seit 2012 "Generalbevollmächtigter für Außen- und Regierungsbeziehungen", also Cheflobbyist des VW-Konzerns, der wiederum die fußballspielende Filiale VfL Wolfsburg unterhält. Am Dienstag weilte der BVB in Wolfsburgs Arena, und was sich dort zutrug, war dazu angetan, Stegs Brust überdimensional schwellen zu lassen. Denn der BVB siegte 5:1.

Die Westfalen rissen das Spiel im Schnellverfahren an sich. Nach vier Minuten legte Innenverteidiger Marc Bartra den Mangel an Koordination der komplett neu formierten VfL-Abwehr bloß. Bartra spielte von der Mittellinie Mittelfeldspieler Raphaël Guerreiro an, der genau in den Raum zwischen Wolfsburgs Rechtsverteidiger Vieirinha und den neu hinzugeholten Innenverteidiger Jeffrey Bruma sprintete - und dann keine Mühe hatte, Torwart Koen Casteels mit einem Schuss ins kurze Eck zu überwinden.

Danach musste Dortmund den Schock wegstecken, den für die Spieleröffnung zuständigen Bartra ersetzen zu müssen. Der ehemalige Verteidiger des FC Barcelona hatte eine Muskelverletzung erlitten und wurde durch Matthias Ginter ersetzt. Doch nur vier Minuten danach baute der BVB die Führung aus: Pierre-Emerick Aubameyang legte den Ball am dramatisch hüftsteifen Innenverteidiger Philipp Wollscheid vorbei und lupfte ihn ins Netz.

Zu diesem Zeitpunkt wirkte der BVB vor allem wegen seiner Spielidee und Ballzirkulation derart überlegen, dass der Gedanke an die vergangenen 6:0-Siege bei Legia Warschau und gegen Darmstadt sich über die Wolfsburger Arena legte wie Tau. Doch der Stolz einiger Wolfsburger ließ noch so etwas wie ein offenes Spiel aufkommen.

Wolfsburg hat lange die besseren Chancen

Wolfsburgs Trainer Dieter Hecking hatte jedenfalls nicht ganz unrecht, als er später behauptete: "Man hat gesehen, dass wir Minimum vier Tore schießen müssen." Vor allem Geburtstagskind Julian Draxler, als früherer Schalker gegen Dortmund besonders motiviert, versuchte immer wieder, Impulse zu setzen. In der 23. Minute hatte er den Anschlusstreffer auf dem Fuß, doch sein Schuss strich knapp am Tor vorbei. Die nächste Chance bekam Mario Gomez in der 36. Minute, nach einem grandiosen Außenristpass von Draxler. Doch er schoss BVB-Torwart Bürki an, der danach noch einen direkten Freistoß von Ricardo Rodríguez brillant parierte. Auch Maximilian Arnold (44.) versuchte es aus der Distanz - vergeblich. Doch trotz des Wolfsburger Drucks war unübersehbar, dass beim VfL mehr Wille als Fußball zu sehen war. Das warf nach der Pause zwar Rendite ab. Aber nur für kurze Zeit. Hecking brachte Daniel Didavi und Paul Seguin ins Spiel, und Didavi führte sich mit einem Pass auf Draxler ein, der aus kurzer Distanz an Bürki scheiterte. Den Abpraller bekam Gomez vor den Fuß - doch er brachte den Ball aus ähnlicher Distanz wie bei seinem legendären Fehlschuss von der EM 2008 in Wien nicht an Bürki vorbei (53.). Danach machte es Didavi besser: Nach einer Hereingabe von Seguin erzielte er den Anschlusstreffer.

Und dann kam der grandiose, weil generöse Auftritt des Dortmunder Jokers Gonzalo Castro. Nach einem von Guerreiro eingeleiteten Konter legte er den Ball am Strafraum auf - den im Abseits befindlichen - Ousmane Dembélé ab, der keine Mühe hatte, freistehend zu vollenden (58.). Vier Minuten später überlief Castro nach einem öffnenden Pass von Mario Götze den zunehmend überfordert wirkenden Wollscheid und bediente Aubameyang, der mühelos sein viertes Saisontor erzielte. Als Łukasz Piszczek noch nach einer Ecke von Guerreiro per Kopf zum 5:1 kam (72.), war der VfL längst geschlagen - und sich wohl selbst gewahr, dass er gegenwärtig fußballerisch Welten vom BVB entfernt ist.

Zudem wird Wolfsburg erneut auf Didavi verzichten müssen; der Zugang wird in den kommenden Tagen wohl erneut am bereits oft maladen Knie operiert.

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