Bundesliga:Diese Super-Super-Typen sagen Tschüss

Ein bärtiger Stürmer, eine Nähmaschine und ein Trainer mit ungeheurer Strahlkraft - wer die Bundesliga am 34. Spieltag alles verlässt.

Von Benedikt Warmbrunn, Sebastian Fischer und Christof Kneer

Pep Guardiola

1 / 7
(Foto: dpa)

Natürlich ist es eine unerträgliche Ungerechtigkeit, dass sich auch an diesem letzten Spieltag wieder alle vor allem für Pep Guardiola interessieren werden. Mit dem FC-Bayern-Heimspiel gegen Hannover verabschiedet sich der Trainer aus der Bundesliga, das steht seit Monaten fest - und dennoch bleiben auch beim Abschied noch genügend Aspekte, anhand derer diese drei Guardiola-Jahre in München bewertet werden können: Wie laut wird der Beifall und wie üppig wird der Blumenstrauß sein? Wie lange die Umarmung von Klubboss Karl-Heinz Rummenigge? Wird Guardiola einen besonders festlichen Anzug tragen? Vor allem aber: Wird er weinen?

2 / 7
(Foto: REUTERS)

Gegen Hannover enden drei aufregende Jahre, in denen Guardiola dreimal die Meisterschaft gewonnen und der Liga Fußball auf einem anderen Niveau gezeigt hat: "Eine tolle Zeit für mich, nie in meinem Leben werde ich das vergessen", hat er am Freitag gesagt. Aber auch in diesen drei Jahren bestand die Bundesliga nicht nur aus Guardiola. Sein Wechsel zu Manchester City überlagert andere große und kleinen Abschiede, die am Wochenende mit Blumenstrauß und Umarmung begangen werden: Daniel Didavi verlässt nach 19 Jahren den VfB Stuttgart und geht nach Wolfsburg. Mats Hummels kehrt nach acht Jahren Dortmund nach München zurück. Schalke trennt sich nach sechs Jahren von Manager Horst Heldt, für ihn kommt Christian Heidel, der sich nach 24 Jahren von Mainz 05 trennt. Sportchef Peter Knäbel muss beim HSV den Rucksack packen. Und über andere Abschiede wird bisher nur geraunt: Wird Kevin Kuranyi die Liga für immer verlassen? Wohin wechselt Ron-Robert Zieler, Torhüter von Absteiger Hannover? Und kehrt 96-Klubboss Martin Kind noch einmal zurück? Fragen, von denen einige auch bleiben, wenn Guardiola schon weg ist. (bwa)

Marco Sailer

3 / 7
(Foto: dpa)

Er wäscht ihn, kämmt ihn, cremt ihn ein, bügelt ihn, streichelt ihn. Marco Sailer pflegt seinen Bart, den schönsten aller Fußballerbärte - denn die Rotzbremsen und Möchtegern-Mafiosi-Stoppeln der Almeidas und Kuranyis dieser Fußballwelt sind nichts gegen Sailers 20 Zentimeter langes Kunstwerk aus Filz, das der Stürmer seit dem 1. November 2014 wachsen lässt. Damals fassten die Fußballer des SV Darmstadt 98 unter kalten Kabinenduschen den Plan, in die erste Liga aufzusteigen. Eineinhalb Jahre später wirbt Sailer, 30, mit seinem Bart für Tierschutz, aber während sich Darmstadt zum Erstligisten gewandelt hat, ist der Angreifer kein Erstligastürmer geworden: ein Tor in 13 Spielen. "Es reicht einfach nicht", sagt Trainer Dirk Schuster, schweren Herzens hat er dem Aufstiegshelden diese Botschaft überbracht, auch eine Petition der Fans wird nicht helfen: Sailer kämmt und streichelt bald wohl wieder irgendwo in Liga zwei. (fse)

Heribert Bruchhagen

4 / 7
(Foto: dpa)

Was der Liga am meisten fehlen wird, ist dieses Wort: "Lizenzspieler-Etat". Keiner hat dieses Wort so zärtlich aussprechen können wie Heribert Bruchhagen, 67, scheidender Vorstandschef von Eintracht Frankfurt, der nach dieser Saison seine ewige Funktionärs-Karriere beendet. Bruchhagen, laut Selbstauskunft einst "ein mittelmäßiger Zweitligaspieler" und "ein grauenhafter Trainer", hat den deutschen Fußball über fast drei Jahrzehnte als Manager geprägt. Er war ein auf amüsante Weise selbstironischer Technokrat, der eine Formel erfunden hatte, mit der sich aus dem Lizenzspieler-Etat, den TV-Einnahmen, dem Fettgehalt der Stadionwurst sowie dem Einfallswinkel der Sonne der Tabellenplatz hundertprozentig errechnen ließ. Kritiker meinen, Bruchhagens allzu seriöse Vereinspolitik habe die Eintracht in ihren Ambitionen gebremst, aber diese Kritiker haben halt keine Ahnung vom Lizenzspieler-Etat. (nee)

Ralph Hasenhüttl

5 / 7
(Foto: dpa)

Die Fans des FC Ingolstadt waren sich nicht so recht einig: "Danke Ralph", stand auf einem Plakat, "Schleich dich einfach", auf einem anderen. Die Sache ist ja auch kompliziert: Ralph Hasenhüttl, 48, hat den FC Ingolstadt einerseits souverän in der Klasse gehalten, andererseits als Sprungbrett benutzt, um künftig RB Leipzig trainieren zu dürfen. Der Österreicher selbst wechselte deshalb nach seinem letzten Heimspiel rege zwischen Strahlen und Schluchzen - mit Affinität zu Letzterem, er weinte insgesamt drei Mal. Hasenhüttl hat der Liga das fieseste Pressing seit ihrer Gründung beschert, das künftig in Leipzig wohl noch etwas fieser aussehen wird. Hasenhüttl wird allerdings nicht der einzige Trainer bleiben, der in diesem Sommer wechselt. Vage Prognose: bitteres Schluchzen in Augsburg, triumphierendes Strahlen in Schalke, ratloses Stottern in Wolfsburg, betretenes Schweigen beim VfB Stuttgart. (fse)

Joel Matip

6 / 7
(Foto: Patrik Stollarz/AFP)

Es sei keine leichte Entscheidung gewesen, "aber eine richtige", hat Joel Matip nach seinem letzten Heimspiel für den FC Schalke 04 erklärt. Durchaus erstaunlich, dass der junge Abwehrspieler, 24, dies über seinen Wechsel zum FC Liverpool sagt, bevor er für diesen FC Liverpool den ersten Zweikampf gewonnen hat. Es war wohl auch das Jahresgehalt in Höhe von kolportierten sieben Millionen Euro, das Matip überzeugt hat. Und es wird wohl nicht die letzte schwere, aber richtige Entscheidung bleiben, die der Bundesliga fußballerische Qualität raubt: Matips Athletik im Kopfballspiel und seine dynamischen Vorstöße werden der Liga fehlen. Und die reichen englischen Erstligisten werden von diesem Sommer an durch einen neuen TV-Vertrag noch reicher, Mario Götze könnte der Nächste sein, der sich auf die Insel verabschiedet, und ein Fantastillionen-Angebot für Schalkes Leroy Sané wird täglich erwartet. (fse)

Ivica Olic

7 / 7
(Foto: Stuart Franklin/Getty Images)

Dass die Bundesliga den Abschied von Ivica Olic, 36, kaum verkraften wird, erklärt sich schon mit dem enormen Verlust an Spitznamen, die mit diesem Abschied einhergehen: Nähmaschine, Duracell-Hase, Dauerläufer, Kilometerfresser, Pferdelunge, Kampfschwein. Bei dem Kroaten war es ja immer so: Er läuft und läuft und läuft und läuft. Und so hat er sich noch jeden Ball an der Grundlinie erlaufen, war er allen davongerannt, war er noch immer an die richtige Stelle gespurtet, um seinen Fuß für ein Tor hinzuhalten. Nun hat er sich zum Ende seiner 19-jährigen Karriere mit Trainer Bruno Labbadia vom Hamburger SV überworfen, der die Spitznamen nicht bedachte und Olic als Flügelspieler gesehen hat. Beim HSV, sagt Olic, sei der Flügelspieler aber ein Verteidiger, und nach hinten rennen wollte er nicht. Wohin er läuft und läuft und läuft und läuft, entscheidet ein Duracell-Hase immer noch selbst. (bwa)

© Süddeutsche Zeitung vom 14.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: