Bundesliga:Die Relegation ist ein Fallschirm für privilegierte Klubs

Bundesliga Promotion/Relegation Playoff Second Leg - Holstein Kiel vs VfL Wolfsburg

Setzte sich einst mit dem HSV in der Relegation durch - und nun auch mit Wolfsburg: Trainer Bruno Labbadia.

(Foto: REUTERS)

Der Modus bevorzugt die Bundesligisten noch stärker gegenüber Aufstiegsaspiranten. Ändern dürfte sich trotz aller Kritik wenig - denn auch die Zweitligisten profitieren entscheidend.

Kommentar von Johannes Aumüller

Natürlich sprach auch der Frust des Verlierers aus Kiels Mittelfeldspieler Dominic Peitz. Aber diese Perspektive entwertete nicht die prinzipielle Korrektheit seines Arguments, als er ein Plädoyer gegen das Relegationsmodell des deutschen Profifußballs hielt. Es könne nicht angehen, dass der Sechzehnte der Bundesliga noch einen Rettungsring bekomme, während es dem Dritten der zweiten Liga verwehrt würde, ein Fußballmärchen zu schreiben, klagte Peitz.

Seit 2009 gibt es im deutschen Profifußball (wieder) die Relegation. Bis dahin waren drei fixe Absteiger aus der Bundesliga vereinbart. Seitdem sind es nur noch zwei, und der Drittletzte des Oberhauses kann in zwei Zusatzspielen gegen den Zweitliga-Dritten den Klassenerhalt nachholen. Nahezu konsequent nutzten die betroffenen Klubs diese Möglichkeit. In acht von zehn Fällen setzte sich der Bundesligist durch, Nürnberg (2009) und Düsseldorf (2012) waren die bisher einzigen Ausnahmen.

Und wenn der Viertletzte in die Relegation müsste?

Die Diskussion über Sinn und Unsinn der Relegation ist nicht neu, aber es gibt in der Tat viele gute Gründe, die dagegen sprechen. Zuvorderst: Sie ist ein Fallschirm für Besitzstandswahrer und bevorzugt die privilegierten Klubs aus dem Oberhaus noch mehr gegenüber Aufstiegsaspiranten. Zumindest solange niemand auf die Idee kommt, dass es drei direkte Absteiger gibt und der Viertletzte in die Relegation muss, aber das werden die privilegierten Klubs schon zu verhindern wissen. Dabei wäre mehr Fluktuation für die Liga sicher nicht schädlich.

Wer eine Saison so vergeigt wie gerade der VfL Wolfsburg, und das schon das zweite Mal nacheinander, hat nun einmal den Abstieg verdient. Relegationsspiele lassen sich zwar bestens als dramaturgischer Schlusspunkt einer Saison vermarkten, der noch zusätzliche TV-Einnahmen generiert. Aber es wirkt auch nicht fair, das Ergebnis einer 34 Spieltage umfassenden Saison in zwei K.-o.-Partien zu ermitteln. Und nicht nur der aktuelle Frankfurter und künftige FC Bayern-Trainer Niko Kovac, selbst vor zwei Jahren - erfolgreicher - Relegationsteilnehmer, verweist auf den immensen Druck, der in dieser Situation entsteht.

Doch es ist auch bezeichnend, dass es vor zehn Jahren unter den Zweitligisten kaum Gegenstimmen gab und auch heute keine breite Phalanx für ein Ende der Relegation eintritt. Denn Relegationen gibt es nicht nur nach oben, sondern auch nach unten. Vor der Einführung des heutigen Modells 2008/09 stiegen jährlich vier Zweitligisten ab. Jetzt gibt es nur noch zwei garantierte Absteiger, der Drittletzte kann sich über die Relegation retten - damit sind die Zweitligisten die strukturellen Profiteure. Nicht auszuschließen, dass auch Kiel eines Tages die Existenz der Relegation begrüßen wird.

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