Bundesliga:Die FC Bayern All Stars

Der Münchner Rekordmeister geht gleich mit zwei Star-Besetzungen in die neue Saison.

Thomas Becker

Der Kader ist 30 Mann stark und hat den Namen All-Star-Team wahrlich verdient - wie fast jede Mannschaft beim FC Bayern. Es hat eine Weile gedauert, bis die Truppe beisammen war, aber nun steht das Team, auch ein erfahrener Trainer wurde bestallt. Die Gegner werden es schwer haben mit den Münchnern. Dabei wollen sie doch nur spielen. Und Gutes tun. Rummenigge, Matthäus, Brehme, Breitner, Labbadia, Witeczek, Nerlinger, Aumann, Pflügler, Herzog, Basler und viele andere sind seit 7.Juli das von Chef-Scout Wolfgang Dremmler gecoachte All-Star-Team des FCB, das künftig für caritative Zwicke die Kickstiefel schnürt - ein Spaß! Aber wer die rotweißen Ehrgeizlinge kennt, weiß, dass keine Gastgeschenke zu erwarten sind: Spiel 1 endete mit einem eher glatten 10:3 gegen die Auswahl eines schwäbischen Herrenausstatters, der dem Meister die schicken Klubanzüge bastelt.

Das andere All-Star-Team von der Säbener Straße ist nur 24 Mann stark - Nr. 25 hat sich nun doch für Real Madrid entschieden. Doch auch ohne Ruud van Nistelrooy sieht der neue Kader mehr als ordentlich aus. Allerdings: So ganz hat der FC Bayern die Ära Ballack noch nicht hinter sich gelassen. Gut, der Verabschiedung des Neu-Londoners in der Allianz Arena und später auf dem Münchner Rathausbalkon geriet nicht gerade übermäßig wehmütig, zumindest nicht von Bayern-Seite aus. Doch dass der einstige Leader wenige Tage vor Saisonbeginn noch als Mitglied des Teams 2006/2007 geführt wird, wundert dann doch. Glaubt man der Homepage des Vereins mischen künftig auch noch Ze Roberto, Jens Jeremies, Bixente Lizarazu und Paulo Guerrero mit. Tempi passati, die Neuen sind längst an Bord, haben im berüchtigten Trainingslager von Rottach-Egern schon ersten Bayern-Schweiß vergossen, den neuen Klubanzug im Schrank hängen und fahren derzeit gerade den frischen Dienstwagen des Sponsors ein.

Lange nicht mehr musste der Rekordmeister so viel hochkarätiges Personal ziehen lassen. Doch Bauchschmerzen bereitete das beim FC Bayern niemandem, nicht mal dem Trainer. Dass es ohne Ballack geht, hat er in der vergangenen Saison oft genug gesehen. Dass im zehn Mann starken Mittelfeld noch reichlich Potenzial steckt, ist unstrittig. Dort wird es wohl keinen wortstarken Anführer geben, sondern ein Kreativkonglomerat aus Karimi, Scholl, Santa Cruz und Schweinsteiger, von dem Magath eine deutliche Steigerung fordert. Hargreaves kommt gestärkt von der WM, und vielleicht sorgen ja Julio dos Santos oder der von Amateur-Coach Gerland hoch gelobte 19-jährige Stephan Fürstner für eine Überraschung.

Vorne dürfte das Duo Makaay/Podolski gesetzt sein, die Besetzung der Defensive ist dagegen offen. Der als Führungsspieler dem Konkurrenten HSV abgekaufte van Buyten wird Ismael verdrängen, der an den Folgen eines Tumors und Risses im linken Schienbein laboriert. Monatelang hatte er mit Schmerztabletten gespielt, was manch zurückhaltenden Auftritt im Bayern-Dress erklärt. Ob es überhaupt zu der von Magath avisierten Dreierkette kommt, ist fraglich. Der von Köln zurückkehrende Außenverteidiger Stefan Lell wird sich nach einer Schulterverletzung erst später an die Stammelf herankämpfen können. Gleiches gilt für die Langzeitverletzten Deisler und Görlitz.

Was dieses All-Star-Team erreichen soll? Hoeneß und Rummenigge haben zwar bereits Anzeichen von Demut signalisiert, aber alles andere als das nächste Double wäre wohl doch eine Enttäuschung für die Erfolgsverwöhnten. Magath leistet für die ersten Saisonwochen schon mal Abbitte: zu kurz sei die Eingewöhnungszeit für die WM-gestressten Nationalspieler, um gleich mit Zauberfußball durchstarten zu können. Der Spielplan meint es gut mit ihm: Nach dem Aufgalopp gegen Dortmund stehen mit Bochum, Nürnberg, Bielefeld, Aachen, Wolfsburg und Hertha eher schwächere Gegner zum Einrollen auf dem Programm, bevor es Ende Oktober in Bremen ernst wird.

Doch zunächst geht es übers Wochenende erst mal nach Japan: Trainingsspielchen gegen die Urawa Red Diamonds. Mit dabei: das andere All-Star-Team. Auch beim Abschiedsspiel für Giovane Elber am kommenden Freitag gegen 1860 München sind die Oldies als Vorgruppe dabei. Als ob die Bayern-Spiele nicht sowieso schon ständig ausverkauft wären!

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